Ob die LCs aus reiner Herzensgüte arbeiten, ist sicher die eine Frage und ein Bewertungsparameter, den wir vermutlich nicht nachprüfen können. ‚Unser‘ LC hat ganz offen zugegeben, dass er neben seinem Gehalt vor allem pro eingereistem Kind Punkte verdient (was bedeutet, dass er doppelt verdient, wenn ein Kind ‚freiwillig‘ oder erzwungen abreist und dann ein neues kommt), und dass er diese Punkte dann in Reisen umtauschen kann. Incentives sozusagen. Viele Punkte also durch viele Ein-/Abreisen von Kindern, weniger Punkte und weniger tolle Reisen, wenn Kinder nur einmal einreisen, da sie happy vor Ort verbleiben. Mag sein, dass das auch mal wieder der berühmte ‚Einzelfall‘ war. Aber Tim, was du einmal schauen könntest auf FB oder Insta - es geht ja nicht nur um den Verdienst des LC, sondern wie die LCs - ehrenamtlich oder nicht - um Gastfamilien buhlen im Internet und welche Art von Familien darauf anspringen. Viele LCs bieten den Gastfamilien 200 USD, 500 USD oder gar 1000 USD, wenn sie Austauschschüler aufnehmen, offen im Internet. Parallel wird den Familien durch die LCs vermittelt, dass sie sich jederzeit der Kinder entledigen können, wenn es nicht passt, und dass sie Alten-, Kranken-, Farm- oder Kinderhilfen kostenlos ins Haus bekommen. Bestimmt auch nur im ‚Einzelfall‘. Dass diese Methode, wie schon jemand sagte, insbesondere hilfsbedürftige, nicht geeignete und eben nicht ehrenamtlich, sondern rein geld-orientierte, finanzschwache Gastfamilien anzieht, kann man sich ausmalen. Und Überprüfungsstandards für Familien hin oder her - auch hier gibt es eine ungute Selbstkontrolle des Systems, da die LCs ja auch die Gastfamilien selbst überprüfen, die sie anwerben. Von daher, such doch einmal, ob deine Agentur auf diesem Wege wirbt - mir liegen Posts diverser US-Agenturen vor, die so vorgehen. Kann gut gehen, muss es aber nicht. Ob ein LC ehrenamtlich arbeitet oder nicht - seine Anzahl an Vermittlungen wird er trotzdem liefern müssen, sonst macht diese Zusammenarbeit ja keinen Sinn für die Agentur. Es klingt für mich ähnlich wie die Werbefloskel der Gemeinnützigkeit oder des ‚wir arbeiten mit derselben Agentur in den USA und haben daher auch viel mehr Einfluss auf das Geschehen vor Ort‘. Will auch wirklich niemandem die Hoffnung nehmen, aber Chapeau für dein noch immer vorhandenes Vertrauen in deine Agentur.
Sollte diese aber wirklich den Schritt gehen, weniger Kinder anzunehmen und damit auf einen Teil der Einnahmen zu verzichten, rein prophylaktisch und nicht erst durch Rückzahlung nach nicht erfolgter Vermittlung und Zerstörung vieler Familienträume, dann wäre das in der Tat ein großartiges Zeichen der Agentur, dem andere folgen sollten. Berichte gerne, wie sich das entwickelt.
An dieser Stelle möchte ich nochmals davor warnen, auch bei großer Not und Zeitdruck, noch eine Gastfamilie zu finden, zu genehmigen, dass eure Kinder für die Suche über Social Media freigegeben werden, oder gar selbst eure Kinder auf FB-Portalen oder ähnlichem ‚anzubieten‘. Man weiß wirklich nicht, wer sich dort in solchen Portalen vlt gezielt umschaut.