USA High School Jahr/ was ich gerne vor der Buchung gewusst hätte

Hallo zusammen,

Wenn du ein Elternteil bist und auf der Suche nach -unabhängigen- Informationen, abseits der Hochglanzprospekte der Organisationen, bist du hier schon etwas besser aufgehoben.

Ich würde euch gerne ein wenig besser vorbereiten, auf die unangenehmen Dinge in den USA, die kommen können und die natürlich keine Organisation anspricht.

Dies sind alles Dinge, die entweder ganz aktuell passiert sind oder vor kurzer Zeit und die nicht eine bestimmte Organisation betreffen, sondern durch die Bank alle, wobei nicht jeder Punkt auf jede Organisation zutrifft.

Also, los gehts:

-bei „Fehlverhalten“ entwenden einige Organisationen und auch Gasteltern das Handy-weigert das Kind sich, wird mit Rauswurf und Rückflug am nächsten Tag gedroht und Rücknahme des Visums. Wir reden nicht über ein paar Stunden, sondern eine Woche bis komplette Entwendung bis zum Programmende.(mindestens eine US-Agentur hat dies auch so in ihren Regeln)

-bei „Problemen“ unterbinden einige Orgas dass die Teenager mit anderen reden dürfen. Nicht mit Lehrern, nicht mit anderen Schülern, machen sie es doch, kann dies als Regelverstoß geahndet werden, der sofortige Rauswurf droht. Es wird Ihnen jede Möglichkeit genommen, ihr Herz auszuschütten.

-sehr viele US Familien haben eine, sagen wir, seltsame Art von Bedürfnis, auf welche Art und wie oft ein europäischer Jugendlicher sich dankbar zeigen muss. Und zwar immer und immer wieder. Fast eine devote und unterwürfige Haltung wird erwartet

-die hygienischen Anforderungen und Erwartungen an ein Gastfamilienhaus entsprechen nicht immer denen, wie in Deutschland. Wenn ihr also bei einem Placement aufgrund der Fotos Bauchschmerzen habt: lehnt es unbedingt ab!

-europäische Teenager werden dort sehr häufig als Kinder behandelt und angesehen. Ihre Meinung und Ansicht interessiert niemanden, sie wirken durch ihr Selbstbewusstsein oft undankbar auf einige Gastfamilien und respektlos. Und zwar einfach nur, weil sie normale Teenager sind.

-das Kind hat angegeben Vegetarier oder Veganer zu sein? Ein Placement muss das nicht berücksichtigen und muss sich auch nicht erklären, warum der Schüler dann trotzdem ausgewählt wurde.

-gesundheitliche Einschränkungen finden nicht immer Berücksichtigung in den Häusern, z.B. bei pneumologischen Einschränkungen in Bezug auf Nikotin und oder Allergien auf Tierhaare.

-es gibt keinen Standard, wie ein Haus aussehen muss, wie eine Familie finanziell aufgestellt sein muss, insofern ist es auch schwer, ggf finanzielle Ansprüche später durchzusetzen

-unsere Kinder werden ggf. direkt mit Homophobie, Rassismus und Sexismus innerhalb der Familie konfrontiert und das nicht aus Opfersicht

-Vorhandensein von: psychischem Druck, absolutes Kontaktverbot zu Freunden und Eltern, Unterstellung von LC und Gastfamilien an die Austauschschüler, dass sie lügen würden und manipulativ seien

-die eigentlichen Ansprechpartner für unsere Kinder vor Oft, sind oft befreundet mit den Gastfamilien und stehen häufig dadurch natürlich nicht neutral im Geschehen.

-selbst bei massiven Problemen ist es in vielen Organisationen nicht möglich, die Familie zu wechseln, obwohl dies vorher häufig komplett anders dargestellt wird (und ich rede nicht davon, dass jemand nicht in eine Sportgruppe aufgenommen wurde)

-äußert die Gastfamilie, dass sie den Schüler nicht mehr wollen, kann es schnell gehen: innerhalb von häufig nur 30 min und ohne Vorwarnung müssen unsere Kinder all ihre Sachen packen, können sich von niemandem verabschieden und kommen häufig zu den Local Koordinatoren(obwohl das wohl laut Außenministerium in den USA gar nicht erlaubt ist.) Dort kann es sein, dass durch die dann hergestellte Distanz die Kinder mehrere Tage bis Wochen nicht die Schule besuchen können. Ein Rauswurf der Schule droht.

Lasst eure Kinder nie Dokumente unterschreiben, die sie nicht vollumfänglich verstehen(wird gerne versucht, gilt dann als Schuldeingeständnis und wird somit als Regelverstoß gewertet, kann den Rauswurf zur Folge haben)

Das sind nicht nur die Erfahrungen von mir selbst. Mehrere Eltern haben erschüttert nach ihren Erlebnissen bestätigt, dass sie zu naiv an das Projekt „Auslandsjahr“ heran gegangen sind, mich eingeschlossen, und wir bereuen, uns nicht besser informiert zu haben.

Dies soll ein kleiner Warnschuss sein…die meisten werden sich denken, dass es Einzelfälle sind. Zum einen stimmt das so nicht, auch wenn natürlich viele Schüler trotzdem ein phantastisches Jahr verbringen.

-ein letzter Rat: falls ihr sie noch nicht habt, legt euch eine Rechtschutzversicherung zu, sicher ist sicher

Ich wünsche allen Familien nur das Beste, passt auf euch und eure Kinder auf. :heart:

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Der Beitrag ist schon etwas älter, aber leider immer noch aktuell

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Dieser hier ist schon wesentlich aktueller…Same Story

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http://www.csfes.org/a-california-nightmare-ef-education-first.html

Triggerwarnung!

Dieser Fall ähnelt dem meiner eigenen Tochter extrem.

Es sind keine Einzelfälle, aber die Organisationen decken sich alle gegenseitig.

Das Kindeswohl ist das letzte, was in diesen Strukturen Beachtung findet!

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Liebe Sunny, danke für das Teilen deiner Erfahrungen und für das Öffnen dieses wichtigen Chatstreams. Leider muss ich negative Erfahrungen mit dem Modell ‚USA High School / Public School‘ bestätigen, wobei unser Kind am Ende noch Glück gehabt hat, in eine liebenswerte und nicht in prekären Verhältnissen lebende Familie gekommen zu sein. Dennoch ist es mir ein Herzensanliegen, Betroffene und potenzielle Kunden – Kinder wie Eltern – aufzuklären, nachdem wir über das letzte Jahr hinweg aus allen Wolken gefallen sind, was zum Teil in der Vorbereitung und in den USA passiert.

Ich spreche von Glück am Ende, da unser Kind trotz früher Buchung und Gas geben beim Ausfüllen und Beibringen von gefühlt 1 Mio Unterlagen eine extrem späte Platzierung erhalten hat, zudem außerhalb der Staatenwahl und auch nur in einer Welcome Family. Diese wurde sogar nur gebeten, unser Kind für wenige Tage aufzunehmen, ohne das Wissen, was für unser Kind danach kommen würde. Wir wurden darüber vor Abreise nicht informiert. Die Familie hat dieser Praxis zum Glück selbst einen Riegel vorgeschoben und unser Kind direkt für einige Wochen angenommen. Und nach einigen Tagen haben sich alle so gut verstanden, dass die Familie unser Kind ungeplant ganz aufgenommen hat. Das ist ein Riesenglücksfall, aber meiner Meinung nach nicht das Ergebnis einer monatelangen, professionellen Vermittlung seitens der deutschen oder amerikanischen Agentur.

Zu erwähnen ist auch unser Eindruck, dass die Wahl des USA Public School Modells möglicherweise nicht nur etwas mit der Schule an sich zu tun hat, sondern auch mit einer höheren Wahrscheinlichkeit einer Platzierung in einer nicht adäquaten Gastfamiliensituation. Das kann an der Wohnumgebung / dem District der Public Schools liegen, oder daran, dass wohlsituierte amerikanische Familien, deren eigene Kinder auf einer Private School sind oder waren, auch nur Kinder aufnehmen, die eine Private School wählen. Mit nicht-adäquat meine ich wirklich sozial und wohnlich desolate Zustände – nicht der Wunsch nach Surfen und Beachvilla, wie manche Agenturen dann zynisch den verzweifelten Eltern unterstellen wollen.

Sehr späte Platzierungen mit weniger als vier Wochen und extrem späte mit wenigen Tagen Vorlauf sind keine Ausnahme, sie sind üblich und bisweilen die Regel. Dies wird in Akquise-Gesprächen in der Regel verschwiegen oder ihr werdet möglicherweise bei konkreten Nachfragen sogar angeschwindelt - oder man weiß es nicht besser, was genauso inkompetent oder schlimm wäre. In unserem Fall hieß es, dies würde so gut wie nie passieren, in den allermeisten Fällen würden alle Kinder bis Mitte August ausreisen, an Softlanding-Programmen in den USA teilnehmen können und die Familie in Deutschland könne dann sicher zB noch einen eigenen Urlaub wahrnehmen – besonders, wenn wir jetzt mal ganz schnell, also frühzeitig, den Vertrag unterzeichnen. Vergesst all diese Phrasen – was zählt, sind alleine die AGBs! Fakt ist, Platzierungen mit zum Teil weniger als 24 Stunden Vorlauf sind möglich – auf dem Flug unseres Kindes waren gleich mehrere Kinder, die mit weniger als drei Tagen Vorlauf erfahren haben, wohin und zu wem die Reise geht. Mehrere Kinder in unserem Umfeld – auch das solltet ihr wissen – haben am Ende gar keine oder eine durch Eltern in letzter Sekunde selbst gefundene Platzierung erhalten, die dann trotzdem über die Agentur abgewickelt werden muss wegen des J1-Visums, das an die Agentur gebunden ist. Auch dies wird von den meisten deutschen Agenturen als Fall eingestuft, der so gut wie nie passiert. Was das mit den Kindern und Eltern macht, könnt ihr euch vielleicht vorstellen. Wir glauben rückblickend, dass die Platzierungen unter anderem auch gewollt so spät kommuniziert werden, damit Eltern und Kinder gar keine Chance mehr zur Ablehnung offensichtlich desolater Platzierungen oder kritischem Hinterfragen haben - denn ab Mitte September ist keine Ausreise mit dem J1-Visum mehr möglich.

Vergesst vor allem die überall beworbene Option Staatenwahl, zumindest für das USA Public High School Modell – ein reiner Werbegag, der besonders gerne auf den ‚Auf in die Welt‘ und anderen Messen, in Werbebroschüren und im Internet sowie vor allem auch im Akquisegespräch als Zugpferd genutzt wird. Auf den Softlanding Tagen unseres Kindes kam heraus, dass keines der Kinder dort vor Ort seinen Wunschstaat erhalten hatte – nicht repräsentativ, aber doch ein Indikator, wie das gesamte Bild aussehen mag. Ebenso hören wir dies aus dem Erfahrungskreis. Im Akquisegespräch wird zwar auch hier auf die AGBs und eine nicht-garantierte Platzierung im Wunschstaat verwiesen - aber zwischen einer Nicht-Garantie und einer offenbar über 90%-Unwahrscheinlichkeit der erfolgreichen Vermittlung in einen Wunschstaat liegen Welten! Genau genommen liegt eine Lüge dazwischen. Ein Grund für eine Staatenwahl kann übrigens auch eher ein Grund gegen einige US-Staaten sein – warum ihr diese angepriesene Möglichkeit also wahrnehmen wollt, ist eure Sache und die eures Kindes! Wir wollten keine Platzierung in den tendentiell waffenaffineren Staaten oder im Bible Belt, weil wir der Ansicht sind, dass es interkulturelle Herausforderungen geben könnte, die ein Minderjähriger nicht ein Jahr lang alleine stemmen sollte, das Ganze ist schon aufregend genug.

Eigentlich möchte die Agentur ab Buchung nicht mehr belästigt werden von euch. Ihr werdet möglicherweise sogar ermahnt oder belehrt, dass ihr eurem Kind interkulturelle Aufgeschlossenheit zu vermitteln habt und dem Kind doch bitte so eine Idee wie Staatenwahl oder ein sauberes Nicht-Messihaus ausreden sollt. Wer aber das zum Teil völlig falsche Bild von einem High School Jahr in unseren und den Köpfen unserer Kinder produziert hat – und manchen von euch damit zur Buchung bei eben dieser Agentur bewogen hat – ist plötzlich gar kein Thema mehr für die Agentur. Dasselbe bezieht sich auf die sehr hohe Wahrscheinlichkeit einer Platzierung im wahren ‚Niemandsland‘, in Orten mit wenigen hundert Einwohnern, zum Teil gar ohne eigene High School, ohne Infrastruktur, ohne Sportteam. Das Wording der Agenturen lautet hier gerne ‚Platzierung erfolgt aus Sicherheitsgründen außerhalb von Ballungsräumen‘. Statt sich für die beworbene, aber nicht erfolgte Leistung wie Staatenwahl zu entschuldigen, erhaltet ihr viele Newsletter mit belehrenden Inhalten über die Unwichtigkeit einer Staatenwahl und den notwendigen interkulturellen Kompetenzerwerb, mangelnde Offenheit und quasi die eigene fragwürdige Eltern-Einstellung, zu der Nicht-Performance der Agentur noch Fragen zu haben.

Ihr werdet zudem erfahren, dass der Ton der Agenturen schnell rauer wird. Euch gegenüber, wenn die Platzierung spät, gar nicht oder außerhalb der Staatenwahl erfolgt. Eurem Kind gegenüber (und euch natürlich auch), wenn es vor Ort Probleme gibt, und ihr wagt, dies zu bemängeln oder auch nur anzusprechen. Nochmals - insgesamt gelten ab Buchung für euch nur noch die AGBs, auf die auch nur noch verwiesen wird. Und es gibt viele Infos, die ihr erst nach Buchung oder sogar kurz vor der Reise erfahrt. Es gibt Staaten, die zusätzliche Impfungen erfordern – da ihr ggf bis einen Tag vor Abflug gar nicht wisst, wo es hingeht, erhält euer Kind diese welche Impfung auch immer vor Ort. Kann man gut finden, muss man aber nicht. Plötzlich gibt es aber vor allem gar keine zertifizierten und vor allem auch gesichert kontrollierten und geahndeten Standards mehr, nach denen Familien überprüft werden und auf die ihr euch berufen könntet, wenn etwas nach europäischem Dafürhalten unzumutbar ist. Möchte euer Kind die Familie wechseln, selbst aus absolut berechtigten Gründen, ist dies mit sehr großen Schwierigkeiten verbunden und in den ersten vier Wochen so gut wie unmöglich!

‚Kinder-Tinder‘! Ihr glaubt, die Agentur würde eine passende und über Monate hinweg geprüfte Familie für euer Kind suchen, basierend auf den im Akquisegespräch blumig und liebevoll abgefragten Hobbies, Interessen und Lebensstil eures Kindes? Natürlich eine durchgecheckte Familie mit einem angemessenen Wohnstandard, kein Messi-Haus, ausreichende finanzielle Möglichkeiten euer Kind zu versorgen, keine familiär zerbrochene oder psychologisch belastete oder gar vorbestrafte Familie? Weswegen es alles so lange dauert mit der Vermittlung? Das Gegenteil ist der Fall, denn die Auswahl erfolgt andersherum. Euer Kind wird über verschiedene Wege potentiellen Familien präsentiert, die euer Kind auswählen - nicht ihr erhaltet einige Vorschläge, aus denen ihr wählen könntet! Am Ende, wenn ihr social media zugestimmt habt. öffnen die Local Coordinator alle Schleusen und Facebook Portale, um auf Biegen und Brechen jedes Kind zu vermitteln, denn für jedes eingetroffene Kind fließt Geld - nicht für jedes bleibende Kind, das ist ein großer Unterschied! Ihr selbst erhaltet eine Familie vorgesetzt und habt fast kein Mitspracherecht – außer in wenigen Fällen wie zB einer Platzierung bei Alleinerziehenden ohne Kinder. Ihr habt nur die erst seit wenigen Jahren eigenführte Rechtsnorm BGB 651u – das Recht zur kostenlosen Stornierung bei einer späten Platzierung mit weniger als 14 Tagen Bekanntgabe von Staat, Familie und Schule vor der geplanten Abreise. Aber euer Kind möchte ja unbedingt reisen und bereitet sich ggf seit zwei Jahren auf diese Zeit vor – also werdet ihr vermutlich der Reise trotzdem zustimmen, es trotz aller Bedenken bei Ansicht der Bilder der Platzierung ‚mal zu versuchen‘. Wenn euer Bauchgefühl nein sagt – bleibt stark, sagt nein, es wird nicht die letzte Möglichkeit für euer Kind sein ins Ausland zu reisen, auch wenn das schmerzhaft ist.

Es kann passieren, dass ein Mitglied der Gastfamilie vorbestraft ist, in Haft war, Waffen offen herumliegen, es dreckig ist, eurem Kind keine sozialen Kontakte erlaubt werden, es nicht genug zu essen gibt, euer Kind devot den ganzen Haushalt führen und mehrere Kleinkinder versorgen muss – neben oder statt Schule. Einigen Gastfamilien wird vermittelt, mit dem Gastkind käme eben auch der Babysitter oder die Putzfrau ins Haus, zudem erhalten sie entgegen unseres Glaubens oft Geld für die Aufnahme eines Gastkindes, zum Teil offen auf Facebook beworben - sodass man den Familien nicht immer den Hauptvorwurf machen sollte. Es werden völlig unterschiedliche Erwartungshaltungen geschürt - allem voran in der Anwerbephase der Kunden!

Ausdrücklich gesagt - das muss alles nicht passieren und uns ist dieser zweite Horror vor Ort erspart geblieben. Nur - WENN es passiert, seid ihr und euer Kind vermutlich größtenteils auf euch gestellt, viele werden keine Hilfe der Agentur, keine Hilfe der Local Coordinator erhalten. Sobald euer Kind US Boden betritt, haben die Agenturen ihr Soll erfüllt und die Provision fließt rechtmäßig. Reist euer Kind ab, werdet ihr kaum eine Möglichkeit haben, Geld zurückzuerhalten. Und darum geht es euch vermutlich auch gar nicht, denn ihr wünscht euch einfach ein schönes Jahr für euer Kind. Doch ob euer Kind bleibt und in welcher Situation, ist den Agenturen oft leider egal, wie es scheint. Berichten Kinder offen über Missstände, werden sie von den Agenturen aufgefordert, dies umgehend zu unterlassen bis hin zur Wegnahme der Kommunikationsmittel. Sprecht im Vorfeld mit eurem Kind, dass diese Möglichkeiten der Repressalien bestehen können, schreibt alle Notfallnummern auf einen Zettel, den das Kind bei sich hat und euch so ggf von einem geschützten Ort aus anrufen kann. Auch ich wurde bereits gebeten, solche Dinge nicht zu schreiben – es würde Kinder ängstigen. Was wohl eher ängstigt, sind die Verhältnisse vor Ort, denen die Kinder zum Teil schutzlos und ohne Unterstützung seitens der Agenturen ausgeliefert sind.

Mein Vorwurf geht in erster Linie NICHT an die amerikanischen Familien, sondern an ein System, dass solche falschen Bilder ganz bewusst schürt, und vor allem ein System, dass solche Horror-Platzierungen duldet und möglich macht. Wir können das nicht alles lösen, schon gar nicht auf USA-Seite. Meine Kritik richtet sich daher vor allem gegen die deutschen Agenturen, die auf Messen, in Broschüren, auf Websites, in High-Smile-Videos uns und unseren Kindern ein Bild vom Modell USA High School Public (mit Staatenwahl) zeichnen, das in der Vorbereitung und vor Ort oftmals völlig an der Realität vorbeischrammt – und sich im Krisenfall ohne mit der Wimper zu zucken aus allem heraushalten.

Deutsche Agenturen sind euer zumindest Mit-Vertragspartner, Grund für euer Buchung, Ansprechpartner. Gerade in diesem Jahr, in dem es offenbar durch Corona nochmals weniger Familien gibt als in den Vorjahren, versagen m.E. viele in Ihrer Fürsorge- und Aufklärungspflicht und buchen weiter wie zuvor. Lest also die seitenlangen AGBs aufmerksam VOR Buchung und blendet alle Versprechungen einmal aus, denn nur die ABGs werden zählen. All das, was dort als Möglichkeit aufgeführt ist, hat eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit einzutreten. Gebt nichts drauf, wenn eure Akquise-Dame euer Kind geübt und umsorgend zwanzig Minuten lang von der Heimwehkurve erzählt, und eure kritischen Fragen zu anderen Themen abwiegeln will. Fragt nach, bohrt nach, seid kritisch! Es ist schwer möglich, ein Kind, das die USA als Traumdestination vor sich sieht und so brainwashed wird, zu einer anderen Destination zu bewegen. Ihr als Eltern seid gefragt, mit dem (ggf hier in diesem Portal neu erworbenen) Kenntnisstand zu entscheiden, ob ihr ein solches mögliches Szenario oder Risiko im Vorfeld oder vor Ort zumutbar findet.

Hätten wir all das gewusst – wir hätten unserem Kind verboten, das High School Jahr in den USA mit einem Public School Modell zu verbringen und hätten uns für ein Internat, eine andere Destination oder eine andere Agentur entschieden. Dass es uns vor Ort jetzt so gut trifft, mag manches wettmachen, aber nicht alles – so zB nicht den desaströsen Juli und August des immer verzweifelteren Wartens und Gefühls, nicht gewollt zu sein – Warten für unser Kind, für uns als Familie und auch für das jüngere Geschwisterkind.

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Habt ihr Ähnliches erlebt? Kennt ihr jemanden der Ähnliches erlebt hat?

Schreibt gerne hier eure Erfahrungen und vernetzt euch mit uns.

Zeigt den Eltern, die sich jetzt mit ihren Kindern orientieren, dass dies alles keine Einzelfälle sind und das Risiko sehr hoch ist, dass man von den angesprochenen Sachlagen betroffen sein wird.

Meldet euch anonym hier an und erzählt eure Geschichte! Es ist wichtig nicht zu schweigen!

Oder ihr teilt diese Beiträge, schreibt es in die sozialen Medien, erzählt es euren Familien, Freunden und Bekannten……es braucht einfach mehr Aufmerksamkeit in Bezug auf diese skandalösen Strukturen zum Schutz unserer Kinder!

Danke :green_heart:

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Wir hatten ja auch schon berichtet…sehr ähmliche Erfahrungen wie geschildert in der Zeit vor der Abreise, dann ein Happy End…dennoch bleibt ein trauriger Nachklang, wenn ich an den psychischen Stress unseres Sohnes und den von uns zurückdenke., bevor es auf den letzten Drücker los ging. Ein wichtiges Thema, das viel zu sehr verschwiegen wird. Danke den Initiatorinnen🙂

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Auch ich hatte hier schon an anderer Stelle geschrieben, weil wir sehr lange auf die Platzierung warten mussten. Wir hatten auch das Programm USA Classic mit J1-Visum plus Staatenwahl (5 Wunschstaaten).

Der Zeitpunkt der Platzierung ist völlig unklar und hat nichts mit dem Zeitpunkt der Bewerbung bzw. des Vertragsabschlusses zu tun. Auch bekommt man von der deutschen Orga immer das Gleiche zu hören: Wir sind dran. Wir müssen auf die Informationen vom US Partner warten. Es kommen jeden Tag neue Gastfamilien rein …

An der Schule meines Sohnes waren es mind. 3 Jungen, die in den USA-Austausch gehen wollten, alle bei anderen Organisationen. Einer wurde im Juli platziert, einer in der letzten Augustwoche und mein Sohn am letzten Tag.

In der Regel muss die Platzierung bis zum 31.8. (US Zeit) fixiert sein. Die Ausreise kann dann bis Mitte September erfolgen.

Es gibt sogar Fälle, wo die Platzierung ganz platzt und das Kind hier bleiben muss. Andere Kinder landen bei temporären Gastfamilien (welcome family) und es besteht das Risiko, dass sie nach kurzer Zeit zurück müssen.

Ich habe den Verdacht, dass im Falle einer Welcome Family gehofft wird, dass Gastfamilie und Gastschüler sich so gut verstehen, dass es was längeres wird (ähnlich einer Probezeit). Oder aber der Gastschüler sollte sich im Gastland schnellstmöglich selbst um eine passende Gastfamilie kümmern, z.B. über die Schule (Clubs).

—-

Letztendlich hatten auch wir ein Happy End. :tada:
Bei uns standen zum letztmöglichen Vermittlungstag (31.8.) die Gastfamilie und Schule in den USA fest. Aber aus Gründen haben wir die Details erst am 8.9. erhalten.
In unserem Fall war die Gastfamilie ein gutes Match und ein dauerhaftes Placement. Und was mich überrascht hat, war es sogar in einem der Wunschstaaten.

In meiner ersten Arbeitswoche nach dem Urlaub hieß es dann schnell Flug buchen (lassen), Wäsche nochmal durchwaschen, Koffer packen, Gastgeschenke kaufen usw. So hatte ich mir das nicht vorgestellt.

Gruppenflug/ Fluggemeinschaft und Soft Landing Camp sind ausgefallen, weil es schon so spät war. Mein Sohn ist direkt zur Gastfamilie geflogen, allein. Für ihn war es okay.
Außerdem hatte am Zielort die Schule längst angefangen.

:information_source: Meine Tipps:

  • Überlegt euch, ob ein Flug mit Umsteigen und Einreise allein in Frage kommt, wenn es notwendig wäre.
  • Versucht, keinen Familienurlaub für die heiße Ausreisephase (Mitte Juli bis Mitte September) zu planen. Macht das vorher im Jahr. Und sammelt Ideen, wie ihr die langen Tage des Wartens gestalten könnt (z.B. Ausflüge).
  • Es gibt ein paar wenige Orgas, die eine Platzierungsgarantie aussprechen. Lasst euch erklären, was das bedeutet (z.B. anderes Land oder Internat).
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Hallo, ich bin neu im Forum, lese allerdings schon ein paar Tage mit.

Leider kann ich auch Einiges dazu beitragen, was ich gern vorher gewusst hätte. Ich teile die Erkenntnisse gern in der Hoffnung, dass es anderen hilft.

  • größtes Learning: unbedingt vorher eine Rechtsschutzversicherung abschließen!!

Und sonst?

  • mein Eindruck ist, dass die deutschen Agenturen ggü. den amerikanischen Agenturen so gut wie keine „Verhandlungsmacht“ haben und können daher auch nur entsprechend wenig erreichen. Der Markt ist extrem diversifiziert und Deutschland ist sicherlich noch immer ein wichtiger „Kundenstamm“, aber die asiatischen und auch Südamerikanischen Länder schicken inzwischen extrem viele Schüler. In der Regel sind diese auch bereit zu zahlen und gehen über die F 1-Schiene, so dass sich die Situation bei den Gastfamilien im J 1, die kein Geld bekommen, weiterhin verschärft. Das spiegelt all das wieder, was ihr erzählt.

  • zu keiner Zeit wurde uns gegenüber im Prozess die Option thematisiert, dass es nicht klappen könnte. Also stellt die richtigen Fragen!!! Diese ergeben sich aus den beiden Threads hier. („Noch keine Gastfamilie“ und diesem)

  • wir sind aufgrund der dann urplötzlich unsicheren Situation mit der Gastfamilie und dem Nervenkrieg bzgl. „klappt es oder nicht“ nach reiflicher Überlegung (und Diskussionen mit Kind, ob nicht ein Work&Travel nach dem Abi besser wäre → Kind wollte es nicht, weil größter Traum High School Jahr in USA) und Mithilfe von familiärem Crowdfunding spät ins F 1 gewechselt. Wir haben hiermit zunächst sehr gehadert, weil wir vermeintlich gleiche Leistung zum doppelten Preis bekommen und uns auch - durch die fehlende Kommunikation, dass die Ausreise auch nicht klappen kann, sehr unter Druck gesetzt gefühlt haben.

Schlussendlich bewerte ich das vor dem Hintergrund was ich hier alles gelesen habe als „wer weiß wofür es gut war“. Hätte ich das alles im Vorfeld gewusst und gelesen, hätten wir uns entweder komplett dagegen entschieden, oder gleich die Select Variante gewählt. Ja, es ist ein großer Kostenfaktor und das kann sich nicht jeder leisten, aber wenn es geht, würde ich das Seelenheil über das Geld stellen.

Ich denke auch das andere Programm ist kein Garant dafür, dass alles toll läuft, aber es hatte ein paar Vorteile:

  • man sucht aus, wohin es geht (auch wenn so spät leider nur noch „Restplatzbörse“ war - dies wäre sicher besser, wenn man von Anfang an plant).

  • dass die Gastfamilie Geld erhält ist nicht zwingend ein Nachteil. Wir fanden das erst befremdlich und ungut, weil wir wollten, dass unser Kind aus rein intrinsischen Motiven aufgenommen wird. Aber Fakt ist: die Familie wird dadurch nicht reich. Vielleicht ist es ein bißchen mehr als kostendeckend. (in unserem Fall ist es ein Zubrot für die Privatschule der eigenen Kinder, auch wieder irgendwie legitim)

Die Familien hosten meist häufiger oder dauerhaft. Auch das fanden wir erst nicht toll, denn schließlich will jeder ATS etwas ganz besonderes sein auch für die Familie - im besten Fall mit lebenslanger Freundschaft etc…
Das eine schließt das andere aber nicht aus und wir haben die Erfahrung gemacht, dass eine „routinierte“ Familie genau weiß was auf sie zukommt, gegenseitige Erwartungshaltungen weitgehend klar sind bzw. klar gemacht werden. Die Chemie kann trotzdem nicht stimmen, also keine Garantie, aber vielleicht trotzdem ein bißchen weniger „black box“. Zudem ist man auch durch die Bezahlung nicht ganz so arg in einer Bittstellerrolle, wie sie hier tlw. geschildert wurde, und muss nicht alles akzeptieren.

Ich möchte hier absolut keine Werbung machen für die teuren Programme, ich habe aber in unserem ganzen - teilweise psychisch sehr belastenden - Prozess und auch durch die Beiträge in dem Forum den Eindruck gewonnen, dass das Classic ein noch wahnsinnigeres Glücksspiel ist. Und das Gastfamilienproblem wird sich weiter verschärfen, eben auch durch ATS aus anderen Ländern, die zahlungskräftig sind.
Und mal ganz ehrlich: was würdet ihr machen, wenn ihr bereit wärt einen ATS aufzunehmen? Einen Teenager kostenfrei hosten oder ggf. doch eine Aufwandsentschädigung mitnehmen, die zumindest die Verpflegung halbwegs abdecken kann. Amerika ist so unglaublich teuer, dass es fast kein Wunder ist, dass Familien sich etwas erhoffen oder ihnen da auch vielleicht sogar Gegenleistung versprochen wird (Babysitting, Haushaltshilfe…). Stichwort gegenseitige Erwartungen.

Fazit: ich glaube noch immer daran, dass es auf ganz normalem Wege super gut gehen kann und auch in vielen Fällen tut. Mit dem Wissen von heute würde ich persönlich es nicht mehr wirklich unterstützen und ganz verstärkt auf ein work & travel oder FSJ nach dem Abi hinwirken oder von Anfang an die vermeintlich sicherere Variante (im Sinne von ‚klappt garantiert‘) wählen - ggf. auch auf andere Länder hinwirken - und dafür länger sparen. Aber auch das ist nicht garantiert toll. (so ist z.B. bei uns die Familie großartig, die Schule aber nicht…)

Hoffe die Erkenntnisse können dazu beitragen die richtigen Fragen im Anmeldeprozess zu stellen.
Allen alles Gute!

Karli

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Hallo Karli,

Deinen Beitrag habe ich mit Interesse gelesen.
Deine Argumente gegen F1 hatte ich für mich nahezu exakt gleich im Kopf. Deine Erkenntnisse im Nachhinein insbesondere hinsichtlich der Gastfamilie eröffnen mir eine andere Sicht.

Mein Kind ist kein Fan von Schule (in Deutschland). Er hat auch noch keinen Berufswunsch. Seinen Wunschsport Basketball gibt es vermutlich an jeder Highschool. Daher hätten wir gar nicht gewusst, wie wir eine Schule hätten auswählen sollen, außer über die Lokation.

Und du hattest auch geschrieben, dass bei euch die Schule nicht so gut sei, aber dafür die Gastfamilie großartig. Da das F1-Programm für den akademischen Austausch steht, ist das ja gerade wieder schwierig. Aber eine passende Gastfamilie ist aus meiner Sicht das Wichtigste für unsere minderjährigen Teenager.

Mich würde auch interessieren, wie es im F1-Programm läuft, wenn eine Gastfamilie nicht passt. Dann ist man doch vom Goodwill der Schule abhängig, oder? Ist das besser als vom Goodwill einer J1-US-Organisation?
Ich vermute, ein Schulwechsel ist da gar nicht vorgesehen und für das eine Schuljahr vielleicht auch nicht notwendig.

Hallo zusammen,

ich glaube es gibt auch beim F 1 verschiedene Ansätze, die sich meinem Empfinden nach vor allem im preislichen niederschlagen. Es gibt sicher das Top-Internat in Boston für 50K, wo dann auch die Ausbildung in Vorbereitung auf Harvard im Vordergrund steht :wink: .
Es gibt aber auch (und ich glaube das ist die Masse) ganz reguläre Public Schools, die sich durch die Schulgebühren der ATS in Ausstattung etc. mitfinanzieren (-> wäre vielleicht auch für hier mal ein Konzept ;-))

Es sind auch vielfach sowohl J 1 als auch F 1 auf den Schulen. F 1 heißt nicht gleich Privatschule.
Daher meinte ich auch, dass wir gehadert haben, da wir vermeintlich Gleiches zum doppelten Preis bekommen haben…
Im F1 stellt die Schule oder der Schuldistrikt die Bescheinigung aus, so dass man in der Theorie nicht zwingend an eine Schule gebunden wäre. Wenn es allerdings in der Praxis kein Ballungsraum ist und der Distrikt genau eine Schule umfasst, ist ein Wechsel vermutlich nicht möglich. Und selbst wenn es im Umkreis mehrere Schulen gibt, so haben die meist auch ein erschöpftes Limit an ATS, so dass nicht einfach gewechselt werden kann…

Aber vielleicht habe ich mich auch nicht so gut ausgedrückt. Ein Wechsel steht nicht an. Kind ist an sich mit Fächern und Lehrern an der Public School sehr zufrieden. Da die 11 eh wiederholt wird, ist das akademische Level hier aber auch zweitrangig.
Was Kind als nicht so toll empfindet, ist, dass es offenbar nicht so leicht ist wie gedacht Anschluss zu finden. Die Schule bildet (wie sage ich das jetzt, dass es nicht total doof klingt?) die ganze gesellschaftliche Bandbreite und die Diversität eines Einwanderungslandes wie es die USA nun mal sind, in vollem Umfang ab. Kind kennt das eigentlich auch von hiesiger Schule und ist normalerweise auch super offen. Zudem haben wir im Vorfeld oft drüber gesprochen, dass alles möglich ist…

Daher klingt das von Kind jetzt vielleicht zunächst etwas ‚abgehoben‘ - ich bitte euch aber, das korrekt einzuordnen:
Egal ob Prospekt oder Insta - die Bilder einer ‚typischen‘ amerikanischen High School aus dem Katalog, sind einfach oft anders…(und dann kommen noch Leute aus der Orientation dazu, bei denen es vermeintlich wie im Film ist… da ist das Gras dann schnell woanders immer grüner in der Social Media Bubble - auch wenn’s nicht immer stimmt, wenn man dahinter schaut…).

Ich sehe das mit der Schule persönlich gar nicht negativ. Die Erfahrung zu machen, dass es so viel Vielfalt gibt, man u.U. auch sehr privilegiert aufwächst und auch ein vermeintliches Traum-Land (Stichwort „das Gras…“) sehr viele gesellschaftliche und politische Herausforderungen hat, sind unglaublich prägend und (lebens-)wichtig.
Es ist halt nur mit 15/16 nicht das, was erwartet oder initial gesucht wird und was im Fokus des „tollsten Jahres im Leben“ (ich kann es kaum noch hören oder lesen…ich hoffe danach kommt noch was ;-).) steht. Das kann ich grds. auch verstehen.
Da Kind aber überwiegend happy ist - auch wegen der GF - ist alles gut! Das Schuljahr läuft ja noch nicht lange und es ist auch wichtig, dass man sich bemühen muss, Leute erstmal richtig kennen lernt und letztlich (hoffentlich) die Erfahrung macht, sich einfinden zu können. Auch eine wichtige Erfahrung…

Karli

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Hallo Karli,

Das ging mir ganz genauso. Wir hatten uns auch aus diesem Grund gegen das F1-Programm entschieden. Und wenn ich es richtig verstehe, habt ihr euch genötigt gefühlt, weil euch eine Platzierung im J1 nicht zugesichert werden konnte. Ich bin der Überzeugung, dass das J1-Programm völlig überbucht ist. Es werden mehr Visa ausgegeben, als Gastfamilien zur Verfügung stehen.

Wir hatten uns auch nicht wirklich über den Preisunterschied informiert, da wir ein stückweit naiv geglaubt haben, dass der Mehrpreis für uns keinen Mehrwert bringt. Daher fand ich deine Argumente und Erkenntnisse hinsichtlich F1 interessant.

Das hatte ich tatsächlich nicht so verstanden.
Aber auch diese Erkenntnis ist ein Lerneffekt für das restliche Leben.

Aber Ja, das war für uns auch ein Grund für eine Public School. Das Kind darf ruhig sehen, dass es in den USA nicht immer so ist wie es in TV, Social Media & Co. oft aussieht.
So ähnlich hast du ja auch argumentiert. Auch unschöne Erfahrungen prägen, sie dürfen nur nicht gesundheitsgefährdend sein (egal ob psychisch oder physisch).

Die Orientation hatten wir nicht, hat wohl auch Vorteile. :wink:

:rofl: das hoffe ich doch auch

:+1: Sehr gut. Der Rest wird sich finden. Irgendwie sind sie ja doch noch in der Eingewöhnung…

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Das sehe ich genauso. Eine gewisse Ernüchterung und Erdung sind sicher langfristig sehr wertvolle Erfahrungen aus dem ATJ und können auch das eigene, doch ganz gute und sichere Leben in Deutschland in ein anderes Licht und vieles gerade rücken. Das Grüne -Gras-Posten in Social Media nimmt erfahrungsgemäß im Laufe des Jahres auch ab. Ich fände es eigentlich gut, wenn die Organisationen die Kinder ermutigen würden, nicht nur die persönlichen glamourösen Momente zu dokumentieren, sondern mehr von dem zu zeigen, was sie sehen, wenn sie sich umschauen in dem Land, wo sie gerade sind.

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Für alle Eltern, die leider meistens hier landen, wenn es Probleme gibt: scheut euch nicht, mir/uns hier eine PN zu schicken, oder auf einen der vielen Beiträge zu antworten.

Unter dem feinen Deckmantel des kulturellen Austausches blitzt immer wieder der Begriff „Human Trafficking“ hervor, den diese ganze Branche nicht so recht abschütteln kann.

In Anbetracht der Tatsache, dass im Jahr 2016 über 60 Millionen Euro nur mit deutschen Schülern verdient wurde, vielleicht ein durchaus passender Begriff.

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Hallo Sunny und alle zusammen, heute möchte ich euch von meinem USA High School Recherche-Marathon berichten, denn auch darüber hätte ich gerne im Vorfeld mehr gewusst. Und nachdem mich ein Freund ungläubig fragte, ob angesichts der zahlreichen Probleme von Gastschülern im USA High School Public J1 Programm (mit/ohne Staatenwahl) es sein könne, dass wir uns im Vorfeld einfach allesamt nicht ausreichend informiert hätten, bin ich dieser Frage mit latentem Schuldgefühl nochmals nachgegangen. Ist das so einfach? Wir sind alle einfach selbst Schuld, da wir alle nicht gut genug recherchiert haben? So sind wir als Familie vorgegangen:

Schritt 1 - Messen / Infoveranstaltungen / neutrale Ratgeber:
Hinter den zahlreichen Messen zum Thema Schüleraustausch stecken zum Teil gemeinnützige Stiftungen, die per se natürlich Gutes tun – es geht hierbei auch nicht nur um die von uns kritisierten USA High School Public J1-Programme, sondern um die ganze Welt – vom High School Jahr über Work & Travel, Au Pair Jahre etc Geht also mal dorthin, informiert euch, die Welt ist groß und bunt und ihr findet hier in jedem Fall eine Orientierung, wer solche Programme wohin und für welches Alter anbietet. Ebenso verhält es sich mit der Plattform weltweiser, die sehr viele Tipps und grundsätzliche Infos sowie eine umfassende Übersicht über agierende Anbieter zusammenstellt. Wer also das Feld zum allerersten Mal betritt, bekommt hier einen Einblick.

Nichtsdestotrotz handelt es sich hierbei in meinen Augen nicht nur um sachliche Informationen neutraler Plattformen, wie wir persönlich als Eltern angesichts des gemeinnützigen Trägers dieser Messen erwartet hätten. Hier herrscht vordringlich ein ganz klares Akquiseinteresse der Aussteller. Auch das ist legitim. Was jedoch das Modell ‚USA High School Public Programm‘ angeht, bleibe ich kritisch. Eine bereits hier im Forum geteilte Aussage einer amerikanischen Anwältin lautete, dass in diesem Jahr rund 50% der Schüler in den USA mit dem J1-Visum-Programm und ihren Platzierungen teilweise gravierende Probleme haben. Dies in Verbindung mit der Tatsache, dass die USA weiterhin das beliebteste Land für Auslandsjahre sind, müsste meiner Meinung nach bereits hier zu deutlich mehr Transparenz seitens solcher Plattformen, Träger und Messen führen – sowohl digital als auch im Printbereich und vor allem im persönlichen Gespräch an den Ständen bzw. auf konkrete Nachfrage hin.

In unserem Fall tummelten sich auf einer dieser Messen die Anbieter dicht an dicht, die Repräsentanten vorwiegend jung und smart, selbst gerade aus dem Jahr ihres Lebens zurückgekehrt, oder aber mit der Gemeinnützigkeit ihrer Agentur werbend. Von negativen Erfahrungen keine Spur, auch nicht auf Nachfrage hin. Liebe Agenturen, ich würde euch genau deswegen weiterempfehlen, hättet ihr uns zu irgendeinem Zeitpunkt VOR Buchung transparent berichtet, was in den USA neben den vielen schönen Bildern noch so passieren kann. Chance vertan!

Daneben gibt es auf den Messen häufig auch einen Stand, an dem ganze Agenturführer und -handbücher verkauft werden. Dort werden im Gespräch sogar gleich alle der dort genannten Agenturen unbedingt weiterempfohlen. Spart euch den Kauf, ihr findet hier nichts, was ihr nicht auch im Web findet.

Schritt 2 – Ein Dutzend Werbebroschüren später / Internetrecherche
Mit zwei vollen Tüten voller Broschüren und einem Dutzend Visitenkarten gehen wir etwas schlauer, aber umso irritierter vom Feld. Nur, dass es USA sein soll, das ist dem Kind klar, denn da, so das Kind, waren die Berichte der netten Mitarbeiter vor Ort einfach am coolsten. Also studieren wir wochenlang die USA-Angebote verschiedener Anbieter. Offline, online, Staatenwahl, keine Staatenwahl, Public, Private, Internat. Nochmal zurück, USA, Kanada, England oder doch Neuseeland. Preise bis zum sechsstelligen Bereich, auch das schreckt einige Bekannte in unserem Umfeld nicht ab. Uns schon. Das einzige, das sich unterhalb unserer Schallmauer von 20k im englischsprachigen Raum zu finden scheint, ist das USA Public High School Programm mit dem J1-Visum. Im Gegensatz zu anderen Ländern oder den deutlich teureren High School Select / Private F1-Programmen kann man dabei den Staat, die Region oder Stadt nicht auswählen. Wir ganz persönlich möchten aber nicht, dass unser Kind in die besonders waffenaffinen Staaten kommt und auch nicht in den Bible Belt. Es gibt fast Streit, aber dann der Lichtblick, es gibt DIE Lösung in Form der Staatenwahl! So finden wir am Ende eine unserer Meinung nach bezahlbare Variante mit Flexibilität, aber im geschützten regionalen Raum. Wir suchen am Ende zwei Anbieter aus, die uns von den angebotenen Staatenpaketen her sehr zusagen und vereinbaren Termine zu Beratungsgesprächen. Eine Warnung zum Thema ‚durchschnittlicher amerikanischer Standard einer Gastfamilie‘ oder ‚Unwahrscheinlichkeit einer Platzierung im Wunschstaat‘, ‚Gefahr gar keiner Platzierung‘? Fehlanzeige in allen unseren Recherchen!

Schritt 3 – Social Media
Während wir auf die Beratungsgespräche warten, sucht das Kind fleißig in seinen eigenen Quellen, also nur digital, im Internet, YouTube, Blogs, Insta, TikTok – und findet gleich so viele hübsche und eloquente Jugendliche, die das Traumjahr ihres Lebens verbracht haben, dass erneut meine Warnlampen angehen. Der eine oder andere schildert zwar, dass auch mal was schief ging, jedoch direkt gefolgt von einem überschwänglichen Dank und Lob an die Agentur, die sofort generalstabsmäßig und mit diversen Kollegen vor Ort in den USA für eine Lösung, ein Gespräch, eine Umplatzierung etc. gesorgt hat. Und gleich alle Influencer haben am Ende ganz viel dabei gelernt, besonders aus den schlechten Erfahrungen, die aber doch im geschützten Raum und rein kindeswohlorientiert gelöst wurden.

Was glaubt ihr, wie groß der Einfluss eines skeptischen Elternteils zum Thema whitewashing auf Social Media auf den eigenen reisebegeisterten Jugendlichen ist? Eben. Ich halte durchaus nicht alle Bilder und Berichte für fake, ganz und gar nicht – aber es wird eben nur die eine Seite der Medaille präsentiert. Das Kind hält mich für einen Quotennörgler und empfiehlt mir, dann eben mal old school ein paar Testberichte zu lesen.

Schritt 4 – neutrale Beratungsplattformen
Ich google mich auf der Suche nach etwas, das dieses mir etwas ‚zu saubere Bild vom High School Jahr‘ auf Messen, in Broschüren und Social Media in ein neutraleres Licht setzen wird, durch ein Dutzend allgemeiner Schüleraustausch- / High School Jahr- / Austauschjahr-Informationsseiten. Und ich werde fündig, es gibt alle möglichen Seiten, die in etwa heißen sprachreisen ratgeber de / austauschjahr de / auslandsaufenthalt org / erfahrungsberichte highschool de / schueleraustausch info / schueleraustausch net / ausgetauscht de und noch einige weitere. Auch hier will ich gar nicht sagen, dass es sich dabei um per se unseriöse Seiten handelt, denn auch hier geht es in der Regel um die ganze Welt und alle möglichen Programmvarianten. Lediglich beim Blick auf das eine oder andere Impressum bin ich verwundert, da hat sich jemand offenbar sehr findig diverse Domains gesichert. Unabhängigkeit sieht doch eigentlich anders aus, vielmehr scheint es sich hier um Portale von zusammengeschlossenen Agenturen oder sogar von einzelnen Anbietern zu handeln. Aber auch das ist an sich legitim, denke ich. Ich suche gezielt auf all diesen Seiten nur noch nach USA mit dem Public High School Programm. Alles supi, wie es scheint.

Was mich stört, wenn ich rückblickend die Namen dieser ganzen Ratgeber- und Infoseiten nochmals lese? Alle diese Seiten vermitteln den Eindruck neutraler unabhängiger Beratung und transparenter Aufklärung. Jedoch findet man hier de facto keine Neutralität, denn diese würde eben Licht und Schatten des Ganzen aufzeigen. Das Kritischste, das ich während meiner Recherche finde? Sinngemäß - in Gastfamilien kann es auch mal zu Spannungen kommen. Hier hilft der regionale Koordinator, der zur Not auch eine andere Gastfamilie vermittelt. Und natürlich nicht zu vergessen: Die meisten Austauschschüler erleben dies als spannende Erfahrung, weniger als Problem.

Schritt 5 - Testberichte / Verbraucherschutz
Nachdem ich weiß, dass alle diese Seiten in irgendeiner Form doch unter der Schirmherrschaft von Agenturen stehen, will ich es also nochmal ganz neutral wissen. Und werde schon wieder fündig.

2022 zB bringt das disq (Dt. Institut für Servicequalität) eine ‚Servicestudie Schüleraustausch-Organisationen‘ heraus. Das unter dem Testlabel „1. Platz Testsieger Schüleraustauschorganisationen“ platzierte Wort „Service“ ist dabei allerdings nicht ganz unerheblich. Denn getestet wurde hier der Service deutscher Agenturen anhand von Parametern wie „Website als Informationsquelle“, „Schnelligkeit bei der E-Mail-Bearbeitung“ oder „freundliches und kompetentes Auftreten“. Negativ bewertet wird z.B. eine „unpersönliche Formulierung“ in den E-Mails. n-tv lässt unter eigenem Link diesen Service-Kontext der Studie in seiner Headline sogar ganz weg und titelt unter der Rubrik ‚Ratgeber‘ gar „Die besten Schüleraustausch-Organisationen“. Das Wesentliche, nämlich die Qualität der Platzierungen, der Wahrheitsgehalt hinter den getätigten ‚kompetenten Aussagen‘, die Kompetenz der de facto die Schnüre ziehenden Partner-US-Agenturen, die Abbruchquote, die Beschwerdequote oder auch die Anzahl der laufenden Gerichtsverfahren – also der Erfolg, das qualitative Ergebnis dieses Services – wird nicht durchleuchtet. Dieser Eindruck wird jedoch erweckt, wenn man als Laie diese Studie, die Testsiegerlogos oder den entsprechenden Bericht in den Medien anschaut.

Noch ein Beispiel? Beschrieb Stiftung Warentest im Jahr 2005 in einem der wenigen transparenten Tests zum Thema, inklusive agenturübergreifend negativer Erfahrungsberichte zu High School USA Aufenthalten, ein sehr ernüchterndes Bild (Erfahrungsberichte: Oft Probleme mit den Gasteltern | Stiftung Warentest), das m.E. dem heutigen exakt entspricht, so findet man heutzutage dort kein Update, sondern eher Artikel, die Allgemeines zusammenstellen und sich eher wie die allgemeinen Infoseiten der Veranstalter liest. Von negativen Erfahrungen oder gar einer Verschärfung der Situation nach der Corona-Zeit kaum ein Wort. Auch diesen Testbericht braucht ihr meiner Meinung nach nicht kaufen.

Und auch auf diversen Seiten der Verbraucherschutzzentralen finde ich nichts, ich gerate dort aber umgehend in den Sog diverser Versicherungen, die sich hier … beratend anbieten. Auch, wenn man danach gar nicht gegoogelt hat. Woran das liegt? Ich weiß es nicht, finde aber einen Beitrag aus dem Jahr 2008 der Website ‚Nachdenkseiten‘ durchaus erhellend, auch wenn es hier eher um den Bereich klassischer Sprachreisen geht - Titel ‚Wie man mit deutschem Verbraucherschutz PR betreiben kann‘.

Dann gibt es noch den DFH – den Dt. Fachverband Highschool e.V. , auch hier ist ein Blick ins Impressum interessant. Im DFH verpflichten sich die teilnehmenden Mitglieder (scheinbar etwas mehr als 10 innerhalb einer Agenturlandschaft von ca. 100 Austauschorganisationen und Agenturen in Deutschland) zur Einhaltung strenger Qualitätsrichtlinien und unterziehen sich einer eigenen regelmäßigen Qualitätskontrolle. Auch hier glaube ich, dass es sich grundsätzlich um einen seriösen Verein handelt und es ist selbstverständlich legitim, wenn sich Reiseagenturen zusammenschließen in einem Dachverband. Man erwartet hier jedoch ebenfalls unabhängige Beratung und der Begriff ‚Deutscher Fachverband‘ assoziiert erst einmal eine Größe und Bedeutung eines Dehoga oder DRV (Dt. Reiseverband). Unter den FAQs wird aber mein obiger Kritikpunkt zu Testsiegeln / Testlogos und der Servicestudie des disq geäußert, vlt war man dort auch einfach nicht unter den Gewinnern, was ich nicht recherchiere. Ansonsten aber auch hier – lediglich positive Blogbeiträge glücklicher Returnees, alles akquisetauglich.

Doch hier gibt es doch noch etwas Neues - eine Teilnehmer- und Elternbefragung zum Zwecke der Qualitätssicherung, und das Ganze wird sogar von ‚professionellen Statistikexperten‘ ausgewertet. Wow, bei unprofessionellen Statistikexperten hätte ich mir jetzt auch Sorgen gemacht. Das Ganze läuft dann offenbar so, wenn ich es richtig verstehe, korrigiert mich bitte ansonsten gerne, dass die Agenturen selbst jeweils 150 zu Befragende auswählen, die soeben ausgereist sind. Also schon einmal keine gar nicht Abgereisten, die sicher auch gerne etwas dazu sagen würden? Wie repräsentativ das Ganze ist, weiß ich nicht, ob es die Abbrecher, Herausgeworfenen, Umplatzierten und Unglücklichen (wie natürlich auch Glücklichen!) im Rahmen der Befragten erfasst, aber immerhin, macht Eindruck und so eine Auswertung würde ich auch mal gerne lesen. Solch eine professionelle, versteht sich. Dann aber scheint es so, dass die Ergebnisse gar nicht den Eltern und Teilnehmern zur Verfügung gestellt werden, sondern lediglich dem Beirat des DFH, der sich bei Problemen eine Stellungnahme der jeweiligen Agentur einholt? Und das Gesamtresultat wird dann im Rahmen der Mitgliederversammlung vorgestellt und kommentiert. Davon, dass den Teilnehmern die kompletten Ergebnisse transparent präsentiert würden, steht dort mE leider nichts.

Die große Plattform weltweiser finde ich persönlich wie geschildert zum Einstieg gar nicht schlecht, gibt es dort doch einen wirklich umfassenden Überblick über die unterschiedlichsten Programme weltweit. Was mir jedoch auch hier fehlt in dem YouTube Video, dass am Ende auftaucht? Ich höre nur Sport, Musik, Segeln, Kayak, Outdoor, soziale Kompetenzen. Das stimmt alles. Aber auch dieses Video des smarten Mitarbeiters vermittelt den Eindruck einer Garantie, dass ein Jahr so laufen WIRD, und insbesondere Minderjährige, wir reden von 15-/16jg sind für so etwas empfänglich. Wie wäre es mit etwas mehr lowlights-dropping? ZB ‚extreme Kälte im Winter, nächster Ort 10 Meilen entfernt, Schusswaffen im Umfeld, 9 Personen auf 100 qm, Rauswurf wegen einer Note F im Zeugnis‘, ‚Unterschreiben einer Abmahnung unter Druck mit nachfolgendem Visumentzug durch den Local Coordinator‘? Macht keiner. Natürlich nicht. Das wäre auch alles kein Problem – würde man sich eben nicht in eben diesem Video mehrfach ‚Unabhängiger Bildungsberatungsdienst‘ nennen.

Schritt 6 - Direkte Bewertungen
Einige Überlegungen, warum wir in einer Welt, wo auch im Touristikbereich alles und jedes schmerzfrei negativ bewertet wird, was auch nur den geringsten Anlass zur Unzufriedenheit bietet, trotzdem so wenige direkte Bewertungen Betroffener finden? Auch diese entsprechen nur meiner ganz persönlichen Empfindung, ihr könnt das ganz anders wahrnehmen, ich freue mich über jedes Feedback.

Lest gerne einmal näher nach, wie einige große Bewertungsportale arbeiten, denn einige erlauben ihren Profilinhabern, nur die gewünschten Bewertungen anzuzeigen. Wenn ihr also 500 positive Kommentare auf einer solchen Plattform findet, zumeist nur mit wenigen Sätzen beschrieben, dagegen auf anderen Plattformen zwei bis drei dezidierte negative Berichte - seid wachsam!

Jugendliche und auch Eltern tun sich sehr schwer damit, offen zuzugeben, dass das vermeintliche Traumjahr, teuer bezahlt noch dazu, ein Flop bis traumatisierend war. Auch unser Kind möchte nicht, dass ich an der Schule auf einem Elternabend zum Thema etwas dazu sage. Und im worst case - welcher Jugendliche postet gerne eine schreiende Gastfamilie, die Abmahnung wegen ‚respektlosen‘ Verhaltens oder den Hundekot im Messihaus als Jahr seines Lebens?

Hinzu kommt die eingangs erwähnte Ungläubigkeit bei Nichtbetroffenen, die solche Zustände für Ausnahmen oder für Erzählungen von vor 20 Jahren halten – oder eben für lasche Recherche der Eltern vor Buchung.

Transparenz unter Austauschschülern vor Ort? Einige Anbieter öffnen zwar Chats unter den Jugendlichen, in denen – was legitim ist – ein Mitarbeiter der Agentur mitliest. Was nicht legitim ist – jegliche negative Bewertung oder Hilferuf wird von diversen Agenturen in diesen Chaträumen gelöscht. Was bleibt, sind positive Notes und Frust oder Scham bei denjenigen, die sich getraut haben, auch ein anderes Bild aufzuzeigen oder Probleme zu benennen. Das machen nicht alle Agenturen so, aber einige.

Was noch? Ein High School Jahr ist ein ‚One-hit-wonder‘. Niemand erlebt so ein Jahr zweimal, spätestens wenn das Geschwisterkind durch ist, verblasst zudem der Wunsch dahingehend, andere darüber informieren zu wollen. Es gab in Deutschland über Jahre einen Verein, der sich dem Thema sehr intensiv gewidmet hat, es gab durchaus auch ab und an PR dazu, aber der Übermacht der Agenturen mit positiven Bildchen ist kaum zu begegnen.

Die meisten Eltern möchten gerade bei traumatischen Erfahrungen ihrer Kinder diese nicht erneut belasten. Geld einzuklagen, sobald ein Kind vor Ort war, gestaltet sich ebenfalls schwierig, ist dies durch, ist man als Elternteil erschöpft und warnt höchstens in seinem direkten Umfeld. Oder man unterschreibt vielleicht einen Vergleich, der mit einem Äußerungsverbot einhergeht.

Sobald jemand doch etwas Negatives postet oder auch nur fragt, scheint ein investigativer Stab aus Agenturmitgliedern berufen, sich direkt einzuschalten. Da fragt jemand auf einem Portal nach Erfahrungen mit einer bestimmten Agentur, jemand antwortet negativ, und schwupps kommt die Antwort, dies sei gar nicht die richtige Plattform für eine solche Frage, gefolgt von einem Sammelsurium an Links, darunter einige der oben genannten Portale und Websites.

Jugendliche Influencer. Wie schon geschildert, ist die Macht von Social Media nicht zu unterschätzen. Wem followed man lieber, den skeptischen Eltern oder dem schicken Returnee mit sonnigen Schlagworten? Zudem tue ich mich als Elternteil sehr schwer, unter glückliche Teenie-Posts, die vorwiegend von Agenturen eingesetzt werden, einen entsprechenden negativen Kommentar zu schreiben, denn ich glaube schon, dass viele Kinder auch ein tolles Jahr erleben - es fehlt eben nur die andere Seite in der Darstellung.

Furchtbare Bilder desolater Platzierungen – ein Bild sagt mehr als 1000 Worte – wären natürlich ein schockierendes Lowlight, aber niemand möchte sich in Gefahr einer Verletzung der Persönlichkeitsrechte der betroffenen Familien begeben, zudem wird - wie auf unserem anderen Chatstream geschildert - Kindern bisweilen untersagt, sich überhaupt über ihre Gastfamilie zu äußern, bis hin zum Handyentzug. Einige Kinder müssen eine solche Klausel unterschreiben oder dürfen sich nur in Gegenwart der Gasteltern mit ihren eigenen Eltern auf Englisch unterhalten. Wer zudem mal mitlesen möchte, wie einige Gasteltern sich über Gastschüler verschiedener Nationen unterhalten, mag sich auf der entsprechenden FB-Gruppe einloggen. Nicht immer nett.

Schritt 7 – das ‚Beratungsgespräch‘ der Agenturen
Nach allem oben genannten Herumrecherchieren kommt es zum finalen Showdown – dem Beratungsgespräch. Dies wird nur mit einer USA-Akquisedame geführt, die auch gar nicht gerne vergleichsweise etwas zu anderen Ländern sagen kann und möchte. Dabei wäre gerade das so wichtig, insbesondere da es um das Thema Staatenwahl geht, was für uns der Kompromiss ist, unserem Kind die USA trotz einiger verbliebener Zweifel dennoch zu erlauben und in Kanada eben ganz anders funktioniert.

Zu diesem Beratungsgespräch und den weiteren Dialogen im Bereich der Geschäftsanbahnung habe ich mich bereits ausführlich in unserem Chatstream ‚Noch immer keine Platzierung‘ geäußert. Meiner Meinung nach handelt es sich auch hierbei weniger um ein Beratungs- denn Promotion- / Akquisegespräch mit vielen Halbwahrheiten, Abwiegelungen, unwahr dargestellten Wahrscheinlichkeiten von nicht erfolgreicher Staatenwahl etc. Es bleibt dabei - das einzige, was für euch zählt, sind die AGBs!

Mein persönliches Fazit?
Rückblickend kann ich sagen, wir als Eltern haben auf unzähligen Wegen recherchiert. Aber nur, wenn man gezielt anders sucht: ‚Alptraum High School Jahr‘ / ‚negative Erfahrungen‘ usw, kommen solche Fälle wie viele von uns hier im Forum vor oder mit dem USA High School Public / J1-Programm erlebt haben, ans Licht.

Eine transparente und wirklich ehrliche Beratung in diesem hochsensiblen Bereich, in dem es nicht um eine Partywoche in Lloret de Mar, sondern um ein ganzes Jahr geht, das Jugendliche / Minderjährige weit weg von zu Hause verbringen? Ich habe diese nicht gefunden. Bisweilen frage ich mich, ab wann die akzeptable Schönfärberei in der Akquisephase die Grenze zur unlauteren Geschäftsanbahnung überschreitet. Gibt es hinter dem legitimen Versuch der Kundenanwerbung nicht auch eine Fürsorge-, Auskunfts- und Informationspflicht der Agenturen, spätestens bei konkreten Nachfragen? Es wäre schön, wenn sich Medien oder Verbraucherschutzzentralen einmal etwas kritischer oder investigativer mit dem Thema beschäftigen würden.

Es grüßt mit unverändert vielen Fragen euer USAFragen.

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Vielen Dank für dieses ausführliche Statement, es spricht mir aus der Seele!

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Das war echt ein Marathon :smiley: :muscle:, danke dafür - ich kann Deine Erfahrungen bis dahin nur bestätigen.

Wir haben tatsächlich nicht so viel recherchiert im Vorfeld, weil es in unserem näheren privaten Umfeld bei mehreren Familien sehr gute Erfahrungen gab. Und die Suche im Netz und der kontakt mit den Agenturen hat uns auch nur Positives gezeigt - was auf uns und vor allem unser Kind zukommen kann, war uns nicht klar und wurde auch nicht kommuniziert.

Ich kann heute noch kein endgültiges Fazit ziehen, mit meinem Wissen von heute würde ich mein Kind bitten, den Wunsch auf einen Auslandsaufenthalt auf die Zeit nach dem Abitur zu verschieben. Vielleicht ändert sich meine Meinung nach diesem Austauschjahr und den Erfahrungen, die mein Kind gemacht hat und noch machen wird. Wer weiß, schön wärs…

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Kassensturz SRF

Auch wenn hier hauptsächlich EF im Fokus steht und das in der Schweiz, ein sehr aufschlussreicher Bericht u.a. über (mangelhafte) Kontrollen und Verschwiegenheitsklauseln bei Vergleichen, die erklären warum man so wenig negativ liest bzw. solches nur schwer findet.

Es scheint sich wie ein roter Faden unabhängig von Organisation oder Destination und Ursprungsland durchzuziehen. Von Sprachreise bis Schüleraustausch über 1 Jahr.

Wie naiv war es den vollmundigen Versprechen von sorgfältiger Prüfung der Gastfamilie und örtlichen Begebenheiten als auch Unterstützung zu jederzeit zu glauben…

Die Qualität zeigt sich immer erst beim Umgang mit Schwierigkeiten. Nur kritisch wenn man dazu u.a. wegen besagter Klauseln kaum etwas findet im das realistisch abwägen zu können

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Wow…wirklich toll geschrieben und alles dargestellt, wie auch wir es erlebt haben. Danke für Deine ausführliche Zusammenfassung. Auch ich bin nach wie vor über meine Naivität erschrocken, mit welcher ich den Ausführungen Glauben geschenkt habe. Es ist wie in einer kleinen Bubble…„die kümmern sich schon um Dein Kind bei Problemen und sagen ja auch, dass sie sofort ansprechbar sind.“ Ich bin gar nicht auf die Idee gekommen, dass genau das ein Problem werden könnte. Auch bin ich regelrecht über die Art und Weise im Umgang mit Problemen schockiert.

Das Wichtigste in der Beratung und auch der Vorbereitung war immer die perfekt passende Gastfamilie. Aber bei näherer Recherche, klappt gerade das oft nicht. Ist aber ja eigentlich auch klar…auf dem Papier sieht oft alles ganz toll und passend aus…jedoch kann es dann persönlich vor Ort einfach sympathiemäßig nicht passen, oder Umstände haben sich in der langen Vorbereitung einfach geändert. Hier wünsche ich mir eine schnelle und lösungsorientierte Politik im Sinne der Austauschschüler, denn die sind das kleinste und schwächste Rad in der Rechnung. :grimacing:

Die Vorbereitung im Vorfeld muss die negativen Möglichkeiten (keine oder sehr späte Platzierung, fehlende Sympathie oder Gemeinsamkeiten, chaotische und einsame Unterbringung bis hin zu fehlendem Verständnis für die minderjährigen Teenager in einem fremden Land) mit einbinden, auch auf die Gefahr hinaus, dass einige Vertragsabschlüsse dann nicht stattfinden.

Bei unserer Recherche im Vorfeld war gerade die Entscheidung, welche Orga, dass größte Problem, da sich auf den Messen, in den persönlichen Gesprächen und im Internet alle gut präsentierten und auch verkauften. Wir haben das Bauchgefühl entscheiden lassen… :face_with_peeking_eye:. In keinem Fall darf dies aber auf dem Rücken der Kids ausgetragen werden, so unter dem Motto „…aber Du hast es überlebt und Du bist jetzt viel stärker!“ Hääää wie bitte? Aushalten, hinnehmen, ertragen oder verdrängen ist ja wohl die falsche Einstellung in diesem Experiment.

Das richtige Fazit können wir dann natürlich erst am Ende des Austauschjahres geben, aber was ich schon jetzt sagen kann ist, das es auch viele engagierte Mitarbeiter gibt und oft die Hilfsbereitschaft der Bewohner (sei es aus der Schule, Mitschüler, Nachbarn usw.) vor Ort überwältigend ist.

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