Ich finde dieses Thema sehr wichtig. Daher schubse ich es wieder hoch.
Dank Euch für die vielen wertvollen Informationen. Mich würde interessieren, ob die Qualität der Gastfamilien mit den in der Regel leider deutlich teureren Select-Programmen besser ist und das Enttäuschungsrisiko geringer ausfällt. „Do It“ scheint bei Select-Programmen bspw. mit der US-Organisation „Exchange Mate“ zusammenzuarbeiten und den Kindern wird hierbei u.a. ein Einzelzimmer versprochen. Hat jemand von Euch Erfahrungen hierzu?
Oder Erfahrungen zu Do It allgemein?
Hallo Paul, es freut mich, dass unsere Erfahrungswerte hilfreich sind, auch wenn wir nicht viel Positives berichten über das System USA J-1 High School Jahr. Daher zunächst meine Frage an dich – was meinst du mit ‚Select‘? Das ist ein Werbebegriff, den manche deutsche Austauschagenturen für die Buchung eines USA J-1 Public High School Programms (Classic Program) mit einem stark werblich genutzten ‚Add-on‘ wie Staatenwahl verwenden. Andere nutzen den Begriff ‚Select‘ für ein USA High School Jahr mit dem F-1 Visum, das dann meist ein Privatschul-Programm ist und damit um ein Vielfaches teurer.
Ist mit ‚Select‘ ein F-1 Visum / Privatschulprogramm gemeint, so könnte ich mir vorstellen, dass die Wahrscheinlichkeit einer wirklich prekären Platzierung (an der Armuts- oder Verwahrlosungsgrenze, unterstes Bildungslevel, Messihaus, nichts zu essen, komplett unhygienische Umgebung, Hundekot im Haus etc.) geringer ist als im J-1 Programm. Das mag daran liegen, dass diese Familien selbst eher im Privatschul-Umfeld leben, ggf in einem wohlsituierteren Distrikt wohnen etc. Dass mit dem F-1 Programm deswegen alles super laufen muss, ist natürlich ebenfalls nicht garantiert.
Zum Thema ‚Select‘ im Rahmen des USA High School J-1 Public School Programms, also zB ein Programm an der Öffentlichen Schule mit Staatenwahl lies gerne die über 400 Einträge im parallelen Chat ‚Noch immer keine Platzierung…‘ einmal an. Die kurze Antwort, ich persönlich halte diese Select-Form für einen Werbewitz, ein Lockvogelangebot, um Kunden zur Buchung zu bewegen, doch weder für eine Garantie noch eine Aussicht auf eine gute oder bessere Platzierung, wenn es um die Gastfamilie geht. Wir haben selbst in den AGBs hinterlegte Garantien platzen sehen und im Umkreis meines Kindes haben genau NULL Kinder einen ihrer gewünschten Staaten bekommen. Ich halte es mittlerweile sogar für schädigend in Bezug auf eine adäquate Platzierung, da meistens erst ein paar Wochen vor Deadline der Suchkreis auf andere Regionen erweitert wird, und dann viele ‚gute‘ Plätze schon weg sind. Offenbar sind nicht alle Amerikaner so spontan, wie die Agenturen immer erwähnen, wenn sie Tage vor letztmöglicher Ausreise nach mehr als einem Jahr immer noch keine Platzierung bieten können.
Zu deiner Frage bzgl. der Buchung bei einer spezifischen deutschen Agentur: Fakt ist – es gibt überhaupt keine Qualitätsgarantie, EGAL bei welcher deutschen Austauschorganisation man bucht. Wer das behauptet, ist m.E. ein Agenturmitarbeiter auf Werbefeldzug oder hat nostalgische eigene Erinnerungen an eine gute Abwicklung mit ‚seiner Agentur‘, die meist 30 Jahre zurückliegen - oder hat selbst oder im Bekanntenkreis von einer glücklichen Erfahrung zu berichten, die sich wiederholen kann, aber nicht muss. Heute, 2024, geht es nicht darum, dass ab und zu mal was schiefgeht, es geht darum, dass nicht nur nach unserem Gefühl, sondern auch nach Aussage der amerikanischen Schutzorganisation CSFES in über 50% bis zu 70% der Fälle ‚etwas‘ schief geht. Was dieses ‚etwas‘ alles sein kann, haben wir ausführlich beschrieben.
Ich glaube, das können wir Betroffenen scheinbar trotz unserer vielen Erfahrungen hier im Forum mit über einem Dutzend deutscher und ähnlich vielen dahinterstehenden amerikanischen Partneragenturen trotzdem nicht gut genug herüberbringen: Es ist nahezu ‚wurscht‘, bei welcher deutschen Agentur ihr bucht. Es wird auf Messen und in Gesprächen um jeden Kunden wie auf dem Hamburger Fischmarkt gebuhlt und jede Agentur stellt etwas anderes als USP heraus – wir sind klein, groß, gemeinnützig, kommerziell, haben viele Länder, wenige Länder, langjährige Erfahrung oder sind neu und fresh, im Verbund oder allein agierend, oder tragen ein aufgeklebtes Qualitätslabel, und selbstverständlich gibt es gerade bei uns, und wenn ihr ganz schnell bucht, Probleme stets nur im Bereich von Einzelfällen.
Es gibt KEINE deutsche Agentur, die sicherstellen kann, dass Ähnliches, was vielen unserer Kindern passiert ist in unterschiedlichster Ausprägung, nicht auch eurem Kind im J-1 Programm passiert. Der Grund? Die deutschen Agenturen sind NICHT die Entscheidungsträger für irgendetwas, was in den USA geschieht – auch nicht diejenigen, die Partneragenturen gleichen Namens in den USA haben oder von deutscher Seite aus Garantien für irgendwas aussprechen. Die Entscheidungshoheit, die Macht über das J-1 Visum und damit den Verbleib eures Kindes in den USA, das Finden einer geeigneten Gastfamilie und das Bemühen um eine andere Platzierung, wenn etwas schief geht, liegt bei den amerikanischen Agenturen, und auch hier agieren viele ähnlich, nur in unterschiedlichen Ausprägungen. Es liegt viel an den lokalen Koordinatoren, die ihr nie im Vorfeld kennenlernen werdet - wenn ihr Glück habt, wisst ihr kurz vorher überhaupt, in welchen Staat es geht. Es gibt vielleicht positive und negative Ausreißer unter den Agenturen, doch es gibt keine USA-Agentur, bei der ihr euch sicher sein könnt, dass euer Kind mit dem J-1 Classic Program ein den Akquisebildern und lustigen Returnee-Social Media Posts auch nur annähernd entsprechendes Jahr erleben wird. Wir sprechen nicht von einer Erwartungshaltung auf eine Poolvilla am Ocean Drive! Doch dürften wir einige der Bilder und Erfahrungen unserer Kinder auf den Websites unserer jeweiligen Agentur posten, wäre das bisweilen sicher ein echter Hingucker, der das Bild vom ‚Jahr deines Lebens‘ ggf. etwas korrigieren könnte.
Mehr als Infos hin und her leiten, und das auf unterschiedlich charmante Weise im Dialog mit euch Eltern, können und werden die deutschen Agenturen nicht. Ihr und euer Kind seid einer amerikanischen Agentur ausgeliefert, von der ihr meist bis auf ein Logo im Bewerbungsprozess nichts gehört oder gesehen habt. Auch die zum Teil sehr krassen Regeln der amerikanischen Agenturen erfahren eure Kinder meist erst bei Einreise – da kann dann auch drinstehen, dass es euch untersagt ist als leibliche Eltern, bei Problemen vor Ort in Eigenregie nach einer alternativen Gastfamilie zu suchen, das rechtfertigt dann zB den Rauswurf eures Kindes. Klingt nach einem unwahrscheinlichen Szenario? Leider nicht. Viele Dinge werden erst nach Buchung oder erst im Problemfall in den USA bekannt. Man kann sagen, dass in der Tonalität oder Bereitschaft, eine Lösung zu finden, die Agenturen etwas unterschiedlich agieren, das ist sicher auch vom Mitarbeitenden und der Geschäftsleitung der Agentur abhängig. Ich würde mich aber schwertun, dies zu gewichten oder trotz meiner vielen Gespräche und Erfahrungen der vergangenen Monate jetzt worst / best case Agenturen in DE oder den USA benennen zu können.
Leider bleibt es bei meinem Rat, dass mit dem Wissen von heute ich unser eigenes Kind niemals mehr dieser Gefahr aussetzen würde. Mit Glück wird euer Kind Glück haben. Möchtet ihr euer Kind einer Lotterie aussetzen?
Mein persönliches ernüchterndes Fazit: Meiner Meinung nach sollten die auf dem J-1 Visum in den USA basierenden High School Public Programme für Minderjährige aus Jugendschutzgründen verboten werden, solange das deutsche Reiserecht nicht um eine deutlich verschärfte Mithaftung, Informationspflicht und damit erhöhte Fürsorgepflicht der deutschen Agenturen für die jeweilige konkrete Vermittlung ergänzt wird. Es gibt viele Ideen, eine davon wäre, über den schwammigen ‚durchschnittlichen amerikanischen Standard‘ der Anforderungen an eine Gastfamilie einen deutschen oder europäischen ‚Mindeststandard‘ zu setzen, für dessen Einhaltung auch die deutsche Agentur zu haften hat. Anders herum könnte man auch im Sinne des Jugendschutzes die Agenturen verpflichten, das Werbebild entsprechend der Realität anzupassen, also die in Teilen sehr übertrieben positive Darstellung, u.a. in sozialen Medien, herunterzufahren, da auf diese Art der Akquise viele Jugendliche sehr anspringen. Der einzige Schutzparagraph im Gastschulrecht / Reiserecht, der 651u BGB schützt niemanden vor Ort. Ich würde für diese Novellierung sogar ein Einschalten des EuGH wünschen, da es nicht nur uns deutschen, sondern vielen Familien aus anderen Nationen im Schuljahr 2023/24 ähnlich erging und ergeht.
In diesem Sinne die Hoffnung, dass ihr euch sehr sehr gut informiert und auch alle anderen Möglichkeiten und Länder auslotet, um eurem Kind den Traum vom Auslandsjahr mit der größtmöglichen Sicherheit zu ermöglichen (wofür ich nach wie vor die Fahne hochhalte!), grüßt
Euer USAFragen
Lieber Paul
Ich kann zu Do It nichts beitragen, was ich dir aber raten kann, nimm bitte alles, was du hier im Forum an kritischen Beiträgen unter diesem Thema und zB. bei „noch immer keine Gastfamilie…“ liest ernst.
USA Fragen hat es perfekt auf den Punkt gebracht und spricht mir wirklich aus der Seele!!
Viele Grüße
Dank Euch für das ausführliche Feedback. Uns wurde ein „F1 student visa“ angeboten mit Auswahlmöglichkeit einer spezifischen (öffentlichen und nicht privaten) Schule. Habe allerdings keine Informationen darüber gefunden, ob da die Probleme analog zu den J-1-Programmen sind…
Lieber Paul,
USA Fragen hat das wirklich gut erklärt was unter Umständen auf euch zu kommen kann. Das Austauschjahr ist nach wie vor eine Tolle Sache aber tatsächlich in den USA eine Glückspiel was die Qualität der ,geprüften“ Gastfamilien betrifft. Auch wir haben die Erfahrung gemacht das unsere Tochter vor Ort nur sehr eingeschränkt auf die Unterstützung der USA Orga vertrauen konnte.
Sie musste Wechseln und eigentlich sehr viel selbst organisieren. Wir haben uns schon gefragt für was genau unsere ORGA das ganze Geld bekommen hat.
Eurer Kind sollte auf jedenfall eine starke Persönlichkeit haben und keine Angst haben Dinge vor Ort selbst in die Hand zu nehmen und bei Problemen den Mut haben für sich selbst einzustehen. Als Eltern hat man fast keinen Einfluss in den USA. Das ist zumindest unsere Erfahrung.
Ich könnte mir aber durchaus vorstellen das die Qualität im F1 Programm etwas besser ist, da die GF hier monatlich Geld bekommen.
Ich wünsche euch das ihr die richtige Destination und Orga findet.
Nach unseren Erfahrungen wäre mein Credo:
Je weniger Hochglanzmarketing mit markigen Sprüchen, desto vertrauenswürdiger die Agentur.
Beste Grüße
Dana
Hallo Paul,
was du beschreibst, ist vermutlich ein Schuldistriktprogramm, das oft auch Select genannt wird – also quasi Variante 3, mit einem F1-Visum an eine vorausgewählte Public School. Der Vorteil ist, wie du schreibst, dass ihr damit die konkrete Schule und Region verlässlicher auswählen könnt. Das F-1 Visum wird durch die Schule / Institution selbst ausgestellt. Grundsätzlich muss dafür die gastgebende Schule in den USA vom ‚United States Citizenship and Immigration Service‘ (USCIS) für die Teilnahme am so genannten ‚Exchange Visitor Program‘ (SEVP) autorisiert sein. In der Regel ist das eher bei Privatschulen so, aber diese SEVP-Autorisierung können wohl auch Public Schools machen. Dafür erhebt diese Public High School dann eine Schulgebühr, die so genannte Tuition Fee für Austauschschüler. Damit verdienen Public Schools in attraktiven Regionen oder mit tollem Sportprogramm etc. ein gutes Zubrot. Für euch dürfte der Preis das Doppelte vom klassischen Public School Programm mit Staatenwahl betragen (die bekanntlich sowieso nur selten klappt) – dafür fallen einige Probleme wie das bange Warten auf den Staat weg. Aber nur, WENN diese Schulgarantie nicht durch AGB-Schlupflöcher ausgehebelt werden kann. Das unbedingt prüfen. Ich kenne zur Erfolgsquote für diese Programm keine Zahlen für die USA.
Vorausgesetzt, das klappt – dann erkauft ihr euch jedoch damit lediglich eine Schulgarantie. Die Schulen waren in den mir bekannten Fällen selten das Problem! Über die Gastfamilie sagt dieses Programm nichts aus. Vielleicht kann man aus dem Einzugsbereich der Schule etwas über die wirtschaftlichen Verhältnisse in der Region schließen, aber eine Public School bleibt es ja trotzdem mit ‚nicht nur wirtschaftlich sehr oder extrem privilegierten Schülern‘. Und Wohlstand ist leider auch gar keine Garantie für eine liebevolle Gastfamilie - viele andere Dinge würden für ein perfect match, wie es immer beworben wird, ebenfalls notwendig sein. Wie soeben eine Freundin sagte – nur, weil jemand monetär besser aufgestellt ist, heißt das doch nicht, dass man menschlich/charakterlich ebenfalls besser aufgestellt und als Gastfamilie geeignet ist. Eben diese Kontrollen versagen u.E. im gesamten System. Wenn es nicht ausreichend wirklich geeignete Familien gibt (in jeder Hinsicht), werden auch weniger oder gar nicht geeignete Familien dazu genommen durch lokale Koordinatoren, Hauptsache, das Kind reist ein. Und ja, es gibt auch gute J-1 Geschichten, bei denen die Familie nicht wohlhabend war, aber alles für die eigenen Kinder und ATS getan hat! Das alles wäre Aufgabe der Agenturen, nicht geeignete Gastfamilien im Sinne des Schutzes der Kinder nicht anzubieten, doch damit würde man auf einen Teil des Umsatzes verzichten. Vielleicht recherchiert ihr hier noch etwas durch sehr investigative Nachfragen bei der Agentur, woher die Familien kommen - sind es Schulfamilien, wann erfährt man das, bekommt man in diesem Sonderprogramm evtl sogar mehrere Vorschläge?
Ich persönlich bin ehrlich, ich würde es nicht machen. Aber ich stimme zu, dass durch die konkrete Auswahl der Region eurem Kind zumindest vermutlich erspart bliebe, irgendwo im Nirgendwo zu landen.
Ich wünsche euch viel Glück bei der Entscheidung!
Ich kann -leider- alles bestätigen, was die anderen geschrieben haben.
Mir wurde neulich auf einer anderen Plattform unterstellt, ich könne ja aber nicht alle deutschen Orgas über einen Kamm scheren.
Naja….wir sind mittlerweile eine schon große Anzahl an betroffenen Eltern und wenn ich mich recht erinnere, hat sich bis auf eine Orga, keine so richtig eingesetzt, als Probleme aufgetreten sind.
Davon mal ab, möchte ich jedem mit auf den Weg geben: warum machen wir das hier? Warum geben wir Tipps, wie man sich verhalten soll, warum veröffentlichen wir Notfallnummern und Kontaktdaten von Anwälten in den USA? Sicherlich nicht, weil wir irgendetwas davon haben oder jemandem eins auswischen wollen.
Um ehrlich zu sein, wünschen wir uns wahrscheinlich insgeheim, jemand hätte uns damals so eindringlich vorgewarnt und wir hätten drauf gehört.
Hallo zusammen,
Mir läuft es kalt den Rücken runter mit dem was ich so lese.
Um ganz ehrlich zu sein, wenn ich all dies im Voraus gewusst hätte, würde ich den Wunsch meiner Tochter in die USA zu gehen nicht erfüllen. Aber wie schade wäre es gewesen, denn sie hätte ein wahnsinnig tolles und prägendes Erlebnis versäumt.
Somit, denke ich manchmal, dass es oft besser ist, sich in einer Sache positiv einzulassen und bei Bedarf handeln und das Best daraus machen.
Ist zwar eine philosophische Diskussion und eine Einstellungssache , aber alles war wir wollen, ist auf der anderen Seite der Angst.
Dieser Gedanke hat mein Leben bereichert und ich möchte mir nicht ausmalen wie es gewesen wäre, wenn mich die möglichen Gefahren daran gehindert hätten es zu versuchen.
Aber wie oft, es gibt kein richtig oder falsch. Nur wie sich eine Sache für jeden anfühlt.
Ganz liebe Grüße an alle
Christina
Hallo Christina, ich freue mich von Herzen, dass deine Tochter eine gute Zeit verlebt hat oder noch verlebt.
Ich stimme dir zu, natürlich gibt es auch diese tollen Geschichten jenseits der Angst - nämlich bei etwa einem Drittel bis der Hälfte der Kinder mit dem J-1 Classic High School Programm in den USA. Und jeder darf sich glücklich schätzen, wenn das eigene Kind eine solche positive Erfahrung machen durfte.
Niemand von uns kritisiert die grundsätzlich bereichernde Erfahrung mit allen Aufs und Abs eines Auslandsjahres. Aber warum muss es bei diesen Risiken trotzdem USA mit diesem J-1 Modell sein? Weil es günstig ist und USA immer noch cool klingt? Es gibt Alternativen! Andere Modelle, andere Länder.
Wir kritisieren hier auf allen Streams ausschließlich das Modell ‚USA Classic / Public High School Jahr mit dem J-1 Visum mit / ohne Staatenwahl‘. Und das in Verbindung mit der völlig fehlgeleiteten Werbe- und Akquisewelle sowie den angeblich neutralen Info- und Beratungsplattformen, von denen die allermeisten eben nicht neutral beraten, sondern auch einfach nur Marketingplattformen sind, denn sonst würde man irgendwo einmal irgendeinen Warnhinweis lesen. Tut man aber nicht. Das J-1 Visum ist übrigens bereits genauso in Verruf geraten bei volljährigen Reisenden in Verbindung mit anderen Programmen, zB Summer Work, wer da mal nachlesen möchte - hashtag human trafficking, Ausbeutung junger Menschen als kostenlose Arbeitskräfte, unter anderem in Jobs, in denen ihr eure Kinder nicht sehen wollt.
In diesem J-1 Programm ist es eben - dabei bleibe ich - gerade KEINE Frage der Einstellung oder philosophischen Betrachtungsweise. Angstfrei und mit dem Wunsch ausgestattet, bei Bedarf mal in die Hände zu spucken und alles zu regeln, was dort in den USA schiefgeht, gibt es hier einfach nicht als Lösungsstrategie. Denn a) gibt es in diesem Programm überproportional viel ‚Bedarf‘ zum Handeln, also Notsituationen. Aber b) gibt es in diesem System den von dir genannten Spielraum, bei Bedarf eine Lösung erwirken zu können, sei es mit aller Diplomatie oder auch juristisch, de facto nicht. Hier kontrollieren sich amerikanische Agenturen selbst und haben die Hoheit über die Visa und das Bleiberecht eurer Kinder. Beim F-1 Visum liegt diese Hoheit meines Wissens nach bei der Schule oder Institution - in anderen Ländern bei der Regierung, wo sie mE auch hingehören sollte. Hier beim J-1 Programm nehmen zum Teil minimal geschulte lokale Koordinatoren, die auf Provisionsbasis an jedem eingereisten Kind verdienen (nicht einem bleibenden) die Rolle eines Regierungsmitarbeiters ein. Und die Beweislast für alles was passiert, liegt bei den Kindern. Wer also als Eltern oder Kind dieser Strategie des ‚bei Bedarf Handelns‘ verfolgt, sieht das Kind schneller aus dem Programm geworfen, als man meinen möchte - das nennt sich dann zB unerlaubtes ‚parental involvement‘, was einige amerikanische Agenturen per se verbieten. Liest man vorher davon in den AGBs der dt. Agentur? Vermutlich nicht. Würde einem das Thema zudem zum Zeitpunkt der Buchung überhaupt etwas sagen? Vermutlich auch nicht.
Was also wäre dein Vorschlag, wie man bei Bedarf in diesem Programm handeln kann? Was würdest du dir vorstellen, Telefonate, rechtliche Schritte (und welche?), Emails? Ich frage das nicht zynisch gemeint, sondern aus echtem Interesse. Und wie weit ginge dein ‚das Beste draus machen‘? Was müsste ein Kind aushalten oder akzeptieren müssen deiner Meinung nach? Welche Ansprüche an Hygiene, kriminellen Background aller Familienmitglieder, Umgang miteinander, den Ort, das Umfeld, Waffen und große Mengen Alkohol, geforderter Arbeitseinsatz der Kinder’ etc etc würdest du als ‚Minimalanforderungen‘ beschreiben? Hundekot ist doof und verschimmelte Kühlschränke auch? Was, wenn das aber der amerikanische Standard der Region ist, in die dein Kind kommt - soll es das Beste draus machen und drüber steigen? Und wie würdest du dir vorstellen, dass deine deutsche Agentur dann eine Lösung findet? Weil sie es versprochen hatte?
Viel Glück weiterhin an alle - und die, die noch suchen - hört nicht am ersten Büdchen auf der Messe auf, euch kritisch zu informieren!
Hi,
Ich stimme dir absolut zu, darum sagte ich zu Beginn, wenn ich über all diese Themen aufmerksam gewesen wäre, hätte ich es nicht gewagt meine Tochter in die USA zu schicken.
Leider wäre bei ihr auch kein anderes Land von Interesse. USA behält immer noch den Glamour obwohl es nicht mehr gerechtfertigt ist.
Ich habe keine bessere Ideen zu deinen Fragen. Es ist wohl die absolute Katastrophe, wenn man in keiner guten GF kommt.
LG. Christina
Hallo zusammen,
nach euren Beiträgen habe ich mir auch nochmal die Frage gestellt, ob ich es nochmal „erlauben“ würde.
Ich denke schon, da es in Summe alles gut war. Ich denke aber, dass ich mit dem Wissen von heute noch „engagierter“ versuche würde, auf einen Aufenthalt nach dem Abi oder während eines Studiums oder einer Ausbildung hinzuwirken…
Am meisten schüttel ich aktuell eigentlich über mich selbst des Kopf, denn eigentlich informiere ich mich ganz gern auch schon bei kleineren (Kauf-)Entscheidungen, die nicht das Leben meines Kindes betreffen. Wie ich mich hier habe blenden lassen und nicht gesehen habe, was für ein krasser Wirtschaftszweig das ist, treibt mir die Schamesröte ins Gesicht. Irgendwie hat „Austausch“ (wobei es gar keiner ist) nur positive und selbstlose Konnotationen. Hinzu kommen Hochglanz-Broschüren…
Aber alleine der Perspektivwechsel hätte vielleicht schon geholfen, wie viele Familien im eigenen Umfeld (inkl, wir selbst) wären bereit, einen fremden Teenager für ein Jahr unentgeltlich mit allen Konsequenzen aufzunehmen. Ich kenne welche, aber es sind zugegeben seeehr wenige, die mehr als 2-3 Monate machen würden. Dass es in den USA prozentual so viel mehr gibt, die das unentgeltlich ohne konkrete Erwartungen (was haben wir hier im Forum nicht inzwischen schon alles gelesen…) machen, ist vermutlich nicht realistisch.
Und auch der Aspekt, dass D nicht das einzige Land ist, aus dem Kinder Familien suchen, sondern dass der Markt durch zahlungskräftige Kunden aus Südamerika und Asien regelrecht geflutet wird, was die Situation verschräft… das hab ich ausgeblendet und hab mir ehrlich gesagt wenig Gedanken gemacht. Crazy…
Und ich glaube, dass das nicht nur in den USA inzwischen so ist. Es werden hier vielfach andere Länder als ‚besser geeignet‘ angeführt. Aber auch hier gibt es Licht und Schatten. Aus dem nahen Umfeld haben wir aktuell aus Kanada mitbekommen, dass ein Kind es super getroffen hatte mit einer tollen Familie, das andere hat nur sehr rantionierte Mahlzeiten bekommen (der Kühlschrank war unterteilt, einmal für die Gastmutter, einmal für die drei Gastkinder) und die ATS waren nur sich selbst überlassen.
Es gibt überall einen Querschnitt der Gesellschaft und die Motive sind so vielfältig wie die Familien. Irgendwie bin ich immer von Interesse an anderen Kulturen ausgegangen. Mag es sicherlich auch geben, ist aber eben auch nur eine von vielen Motivation.
Und für viele Schulen - egal ob USA, Kanada, AUS oder NZ - ist das, wie USAFragen schon schrieb, inzwischen auch einfach eine lukrative Geldquelle. (weiterhin denke ich, das sollten wir hier auch zur Schulfinanzierung in Betracht ziehen
Was sicher in anderen Ländern und auch im F1 Programm im USA besser ist ist, dass man durch wesentlich höhere Kosten auch ein „besserer“ Kunde ist, weniger Abhängigkeit vom Goodwill ist und ein gewisses Druckmittel auf die Organisationen hätte. Da zählt nämlich schon, dass jemand nicht nur einreist, sondern idealerweise auch bleibt…
Mein Fazit: hätte ich das alles hier vor der Buchung gelesen, hätte ich stärker auf „nach dem Abi“ hingewirkt. Erfolgreich wäre ich wahrscheinlich nicht gewesen, dafür war das schon seit zu vielen Jahren Wunsch des Kindes…
Zumindest aber wäre ich das ganze Thema ganz anders angegangen in Programmauswahl, in Kommunikation mit der Agentur, im Vertragscheck, in Fallback-Optionen, in Kontakten etc…
Und wahrscheinlich hätte ich auch nochmal mit dem Kind (vorsichtig ohne Angst-machen) Erwartungsmanagement betrieben und positive mentale Stärkung gefördert (wie auch immer).
Denn das ist tatsächlich mit das Einzige, wo die Agenturen sehr klar sind und recht haben: die Kids müssen echt mental richtig stabil sein. Auch wenn toi toi toi nichts vorfällt - es fordert auch so Einiges ab…
VG, Karli
P.S.
Ich möchte hiermit nicht die Verantwortung kleinreden, die die Agenturen haben. Da bin ich zu 100% bei euch und da gehört sie hin!!!
Ich ärgere mich aber trotzdem auch ein bißchen über mich selbst, dass ich dem Ganzen ein Stück weit auf den Leim gegangen bin.
Hi Karli,
Ich kann das sehr gut verstehen. Aber Verdrängung ist irgendwie menschlich. Durch diese ganzen Erfahrungserlebnisse ist mir nämlich eine Situation eingefallen, die ich total verdrängt hatte. Und zwar hatte ich 2017 ,meine heute erwachsene Jungs, für einen 2wöchigen Sprachkurs geschickt. Vor ein paar Tagen ist mir plötzlich eingefallen, wie schlecht es meine Kinder mit der Gastfamilie getroffen hatten. Vom Essen bis hin zum Verhalten. Aber ok, es waren 2 Wochen und ich habe im Nachhinein nur Schadensbegrenzung betrieben, nach dem Motto, auch eine weniger gute Erfahrung hst Vorteile.
Das alles hatte ich total verdrängt, als ich 2022 die USA Reise meiner Tochter plante .
Liebe Grüße
Christina
Würdet ihr einen Aufenthalt nach dem Abi eher empfehlen?
Mein Sohn möchte unbedingt nach Kanada. Leider gestaltet es sich wegen einer OP recht schwierig, so dass er erst Ende Januar los könnte und dann schon wieder im April nach Hause müsste wegen der P10 Prüfung (wie es bei uns heißt).
Nach den Schilderungen wäre es aber vielleicht gar nicht so verkehrt, wenn er so kurz fährt oder sogar gar nicht?
Ich würde mich über Erfahrungsberichte und Tipps echt freuen. Man will ja nur was Gutes für sein Kind. Aber solche Erlebnisse können schon traumatisieren. Und welcher Jugendliche mitten in der Pubertät ist schon stabil?
Also ich freue mich über Anmerkungen.
Hallo und guten Morgen,
Ja, ich würde dir/euch dazu raten, Auslandsaufenthalte erst nach dem Abi zu planen.
Wenn man dann z.B. Work&Travel plant, sind die „Kinder“ unabhängig von Organisationen und Gasteltern, sie sind -wahrscheinlich- volljährig. Die Summen, die man für temporäre High-school-Aufenthalte bezahlt sind halt auch sehr üppig, wenn man diese Summe als Unterstützung bei anderen Modellen vorsieht, „hat man mehr von seinem Geld“.
In eurem Fall: ich persönlich würde auch denken, dass dieser kurze Aufenthalt vor den Prüfungen stressig wird. Auch wenn es drüben keine Probleme geben würde.
Wünsche euch viel Erfolg bei eurer Entscheidung
PS: in Kanada gibt es übrigens sehr großen Bedarf an jungen Erwachsenen für work&travel.
Danke, das ist auf jeden Fall ein guter Gedanke, dass man mit dem Geld danach viel mehr erreichen kann… Die Prüfung ist eigentlich vollkommen egal, er will ja eh Abi machen und in Berlin gibt es diese Prüfung schon gar nicht mehr.
Aber er hat ein Zahnspange, die etwas komplizierter ist. Wie ist das denn mit solchen Sachen. Gibt es Kieferorthopäden wie bei uns?
Dein Kind war in den USA, oder?
Hallo SuperMama, das Problem Zahnspange hatten wir auch beim Thema High School Jahr USA. Diese musste entfernt sein, obwohl die Behandlung noch nicht ganz beendet war. Es hieß, dass dies keine Versicherung übernimmt. Wir haben dann quasi illegal eine herausnehmbare eingeschmuggelt und da davon prompt etwas abgebrochen ist, gibt es vermutlich jetzt noch eine Nachbehandlung. Auf die zahnspange sind die Akquise Damen in zwei Gesprächen mit verschiedenen Agenturen direkt aufgesprungen. Ich vermute dass es keinen Unterschied macht ob USA oder Kanada. Je nach kfo Befund wäre es für mich kein show Stopper, aber ggf das Zünglein an der Waage, ein work und travel bei Volljährigkeit als Alternative zu sehen. Ich stimme Sunny zu. Ich würde mit dem Wissen von heute, bzw für unser zweites Kind, genau so etwas andenken wie sie schreibt.
Hallo Chris,
leider ist es grundsätzlich nicht immer die Schuld der GF…auch jetzt, nach unseren Erfahrungen, gebe ich nicht der GF die Schuld an dem von unserer Tochter Erlebten…sondern hier hat doch in erster Linie die Orga versagt. Diese wollte um jeden Preis unsere Tochter platzieren, damit sie den Programmpreis einstreichen können… das Wohl unserer Tochter oder auch der eigentliche Lehrauftrag den dieses Schulvisum J-1 beinhaltet wurde dabei nicht beachtet. Die Familie machte kein Geheimnis aus ihrer Art zu Leben und das ist auch ihr gutes Recht. Sie hätte halt nur nicht als GF akzeptiert werden dürfen…das hätte uns eine Menge schlafloser Nächte, eine fast depressive Tochter nach Bekanntgabe der Platzierung und viele unmögliche Telefonate und Emails unserer Orga erspart. Auch der Start in den USA war sehr schwer für sie (nicht wegen dem von der Orga immer wieder genanntem Kulturschock! sondern den vorhandenen Umständen in der GF) und die Orga hat mit wenig Verständnis reagiert.
Wir alle hier wünschen uns nur, dass man beim Auftreten von Problemen einen kompetenten Partner an der Seite hat, der einem auch wirklich hilft und im Sinne des Kindes agiert. Auch ist es doch erschreckend, das man keinerlei rechtliche Handhabe dagegen hat und diesem Gelddrucksystem hilflos ausgeliefert ist.
Für meine Tochter ist es auch noch ein sehr schönes, erfolgreiches Jahr mit vielen tollen Erlebnissen und tollen Menschen geworden…das war aber nicht die Leistung der Orga !!! sondern die meiner Tochter und den vielen tollen Menschen vor Ort.
LG und ein schönes Wochenende
Hallo ihr Lieben,
nachdem ich hier heute den halben Tag gelesen habe und völlig entsetzt über eure Erfahrungen bin, hab ich mich nun angemeldet.
Ich kann wenig beitragen. Unser Sohn wird zwar Anfang Juli ausreisen aber er wird nach Südafrika reisen.
Wenn ich euch lese, dann bin ich sehr froh, dass wir uns gegen die USA (das war der ursprüngliche Plan) entschieden haben. Diese „Austauschindustrie“ schreckt mich wirklich krass ab.
Auch die späten Platzierungen. Eigentlich hätte ich vermutet, dass das gerade in einem Land in dem so viele Schüler jedes Jahr untergebracht sind eigentlich besser laufen müsste.
Puhhhhh, das sind wirklich Abgründe.
Ich kann bisher nur positives berichten und wenn die Angaben zu unserer Gastfamilie und der Schule stimmen, dann wird unser Sohn dort sehr glücklich sein.
Ich drücke euch allen die Daumen, dass eure Kinder da gut rauskommen und vielleicht doch noch schöne Erfahrungen sammeln können.
Hier eine Anfrage an alle Betroffene, die Probleme vor, während oder nach dem J-1 USA Classic / Public High School Programm hatten oder aktuell haben. Eine US- Anwaltskanzlei hat Interesse bekundet, eine Sammelklage im Interesse aller Geschädigten Austauschschüler*innen anzustreben. Es entstehen keine Kosten für euch. Bei Interesse könnt ihr mir eine PN senden und eure Geschichte in Stichpunkten zusammen fassen. Eure Daten werden anonymisiert weiter geleitet, es werden jedoch neben der Schilderung der Probleme im Zusammenhang mit der Buchung, den Agenturen oder vor Ort, die Namen der Agentur in Deutschland sowie die der amerikanischen Partner Agentur benötigt. Weitere Details gerne per direktem Austausch.