Hallo, ich bin neu im Forum, lese allerdings schon ein paar Tage mit.
Leider kann ich auch Einiges dazu beitragen, was ich gern vorher gewusst hätte. Ich teile die Erkenntnisse gern in der Hoffnung, dass es anderen hilft.
- größtes Learning: unbedingt vorher eine Rechtsschutzversicherung abschließen!!
Und sonst?
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mein Eindruck ist, dass die deutschen Agenturen ggü. den amerikanischen Agenturen so gut wie keine „Verhandlungsmacht“ haben und können daher auch nur entsprechend wenig erreichen. Der Markt ist extrem diversifiziert und Deutschland ist sicherlich noch immer ein wichtiger „Kundenstamm“, aber die asiatischen und auch Südamerikanischen Länder schicken inzwischen extrem viele Schüler. In der Regel sind diese auch bereit zu zahlen und gehen über die F 1-Schiene, so dass sich die Situation bei den Gastfamilien im J 1, die kein Geld bekommen, weiterhin verschärft. Das spiegelt all das wieder, was ihr erzählt.
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zu keiner Zeit wurde uns gegenüber im Prozess die Option thematisiert, dass es nicht klappen könnte. Also stellt die richtigen Fragen!!! Diese ergeben sich aus den beiden Threads hier. („Noch keine Gastfamilie“ und diesem)
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wir sind aufgrund der dann urplötzlich unsicheren Situation mit der Gastfamilie und dem Nervenkrieg bzgl. „klappt es oder nicht“ nach reiflicher Überlegung (und Diskussionen mit Kind, ob nicht ein Work&Travel nach dem Abi besser wäre → Kind wollte es nicht, weil größter Traum High School Jahr in USA) und Mithilfe von familiärem Crowdfunding spät ins F 1 gewechselt. Wir haben hiermit zunächst sehr gehadert, weil wir vermeintlich gleiche Leistung zum doppelten Preis bekommen und uns auch - durch die fehlende Kommunikation, dass die Ausreise auch nicht klappen kann, sehr unter Druck gesetzt gefühlt haben.
Schlussendlich bewerte ich das vor dem Hintergrund was ich hier alles gelesen habe als „wer weiß wofür es gut war“. Hätte ich das alles im Vorfeld gewusst und gelesen, hätten wir uns entweder komplett dagegen entschieden, oder gleich die Select Variante gewählt. Ja, es ist ein großer Kostenfaktor und das kann sich nicht jeder leisten, aber wenn es geht, würde ich das Seelenheil über das Geld stellen.
Ich denke auch das andere Programm ist kein Garant dafür, dass alles toll läuft, aber es hatte ein paar Vorteile:
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man sucht aus, wohin es geht (auch wenn so spät leider nur noch „Restplatzbörse“ war - dies wäre sicher besser, wenn man von Anfang an plant).
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dass die Gastfamilie Geld erhält ist nicht zwingend ein Nachteil. Wir fanden das erst befremdlich und ungut, weil wir wollten, dass unser Kind aus rein intrinsischen Motiven aufgenommen wird. Aber Fakt ist: die Familie wird dadurch nicht reich. Vielleicht ist es ein bißchen mehr als kostendeckend. (in unserem Fall ist es ein Zubrot für die Privatschule der eigenen Kinder, auch wieder irgendwie legitim)
Die Familien hosten meist häufiger oder dauerhaft. Auch das fanden wir erst nicht toll, denn schließlich will jeder ATS etwas ganz besonderes sein auch für die Familie - im besten Fall mit lebenslanger Freundschaft etc…
Das eine schließt das andere aber nicht aus und wir haben die Erfahrung gemacht, dass eine „routinierte“ Familie genau weiß was auf sie zukommt, gegenseitige Erwartungshaltungen weitgehend klar sind bzw. klar gemacht werden. Die Chemie kann trotzdem nicht stimmen, also keine Garantie, aber vielleicht trotzdem ein bißchen weniger „black box“. Zudem ist man auch durch die Bezahlung nicht ganz so arg in einer Bittstellerrolle, wie sie hier tlw. geschildert wurde, und muss nicht alles akzeptieren.
Ich möchte hier absolut keine Werbung machen für die teuren Programme, ich habe aber in unserem ganzen - teilweise psychisch sehr belastenden - Prozess und auch durch die Beiträge in dem Forum den Eindruck gewonnen, dass das Classic ein noch wahnsinnigeres Glücksspiel ist. Und das Gastfamilienproblem wird sich weiter verschärfen, eben auch durch ATS aus anderen Ländern, die zahlungskräftig sind.
Und mal ganz ehrlich: was würdet ihr machen, wenn ihr bereit wärt einen ATS aufzunehmen? Einen Teenager kostenfrei hosten oder ggf. doch eine Aufwandsentschädigung mitnehmen, die zumindest die Verpflegung halbwegs abdecken kann. Amerika ist so unglaublich teuer, dass es fast kein Wunder ist, dass Familien sich etwas erhoffen oder ihnen da auch vielleicht sogar Gegenleistung versprochen wird (Babysitting, Haushaltshilfe…). Stichwort gegenseitige Erwartungen.
Fazit: ich glaube noch immer daran, dass es auf ganz normalem Wege super gut gehen kann und auch in vielen Fällen tut. Mit dem Wissen von heute würde ich persönlich es nicht mehr wirklich unterstützen und ganz verstärkt auf ein work & travel oder FSJ nach dem Abi hinwirken oder von Anfang an die vermeintlich sicherere Variante (im Sinne von ‚klappt garantiert‘) wählen - ggf. auch auf andere Länder hinwirken - und dafür länger sparen. Aber auch das ist nicht garantiert toll. (so ist z.B. bei uns die Familie großartig, die Schule aber nicht…)
Hoffe die Erkenntnisse können dazu beitragen die richtigen Fragen im Anmeldeprozess zu stellen.
Allen alles Gute!
Karli