Genau wie Kaddel sagt. Es gibt Ausnahmen, aber beim J-1 USA Public High School Programm ist in der Regel Mitte September die letztmögliche Einreise für Austauschschüler seitens U.S. Regierung.
Rückgerechnet bedeutet das für das deutsche Reiserecht / Gastschulrecht, dass ihr 14 Tage vorher, also spätestens zum 1.9. von der dt. Agentur die finale Familie, Schule etc genannt bekommen haben müsst, sonst steht euch das Sonderkündigungsrecht nach § 651u BGB zu, und die Agenturen müssten den gesamten Reisepreis zurückzahlen.
Müssten. Konjunktiv. Denn natürlich versuchen einige Agenturen, diesen einzigen Schutzparagraphen im dt. Reiserecht, den es überhaupt für Austauschschüler gibt, zu umgehen. Und zwar zB so:
a) Platzierung mit gerade noch 14 Tagen Vorlauf in einer Welcome Family - das Reiserecht spricht nicht explizit davon, dass es eine finale Familie sein soll, doch lest nach, die Rechtsauslegung sagt, dass eine Welcome Family NICHT ausreichend ist, um diesen Paragraphen auszuhebeln.
b) Wenn eure Buchung vorsieht, dass ihr den Flug selbst bucht, Achtung - dann kann es sein, dass die Agentur sagt, lag doch an euch, ihr hättet ja einen Flug mit 14 Tagen Vorlauf buchen können und es ist euer Problem, wenn ihr früher bucht, um zB den Schulstart noch mitzunehmen.
c) Platzierung in einer angeblich finalen Familie, die sich dann doch als Welcome Family herausstellt. Oder die Familie findet einen Weg, auch wenn sie als finale Familie vermittelt wird, das Ganze in Kürze zu beenden und das Kind ‚loszuwerden‘. Anruf beim LC genügt.
d) Platzierung bei einem lokalen Koordinator oder Agenturmitarbeiter, was als langfristige Regelung gemäß DOS-Regeln nicht gestattet ist, mit dem Versprechen des Wechsels nach wenigen Tagen.
e) Auch bei einer vermeintlich klaren Rechtslage ist oft ein anwaltliches Durchsetzen erforderlich oder es wird versucht, das Ganze über Gutscheine o.ä. abzuwickeln. Emails daher nur mit Lese- und Zustellbestätigung und alles sauber dokumentieren, so viel wie möglich schriftlich und nicht telefonisch abhandeln!
Das ist nur das Rechtliche, es gab da sehr viele verschiedene Konstrukte im letzten Schuljahr. Sehr viele Kinder springen aber natürlich auf den abfahrenden Zug und nehmen die extrem späte Platzierung an, weil sonst das Jahr verloren ist. Sowie euer Kind einreist, ist es sehr schwierig, den Reisepreis voll oder anteilig zurückzuerhalten.
Aber - auch eine Platzierung in einer Welcome Family kann gutgehen. Es ist einfach Glück, eine Lotterie. In unserem eigenen Fall war es so, sehr späte Platzierung fernab jeglichen Wunschstaats oder sonstigen ‚matches‘ in Bezug auf Stadt/Land/Wünsche, und nur in einer Welcome Family. Auch wir waren naiv und dachten, die Agenturen hätten ja sicher ein System, wie das mit Welcome und finalen Familien laufen würde, also es gäbe dann sicher bereits eine finale Familie, die vielleicht noch nicht soweit wäre. Au contraire. Doch die Welcome Family ist dann so liebenswert, pragmatisch und authentisch auf uns zugegangen, als spräche man hier zu Hause mit netten Schuleltern. Man sprach gleich von Anmeldungen im Sportteam und Klamotten, die sie bereitstellen würden, die Bilder waren schön und alles wirkte echt. Vor Ort erst erzählte die Familie unserem Kind, dass der lokale Koordinator, der sich noch als ganz übel herausstellen sollte, bei ihnen nur angefragt hatte, unser Kind für ganz wenige Tage aufzunehmen. Danach ??? Wir in Deutschland haben das natürlich nicht so gehört, dann hätten wir unser Kind sicher nicht fahren lassen! Zum Glück fand diese nette amerikanische Familie das selbst total unmöglich von diesem LC und hatte schon vor Anreise für sich beschlossen, unser Kind mindestens einen Monat zu nehmen, und dann haben sie es sogar ‚ganz behalten‘. Sie hatten unser Kind auf dem normalen Portal der amerikanischen Agentur gesehen, bei der sie seit Jahren gelistet sind, weil sie bereits mehrere Gastkinder hatten, es passten Sportarten, Interessen für sie und es tat ihnen leid, dass noch so viele Kinder ohne Platzierung waren. Also in diesem Fall doch die vielbesungenen spontanen Amerikaner. ABER das war Riesenglück.
Was die Agentur anging, war die ‚Leistung‘: mehr als ein Jahr nach Buchung, angelockt durch Staatenwahloptionen und anderen ‚perfect match‘ Versprechungen, gab es eine extrem späte Platzierung in eine Welcome Family irgendwo im nirgendwo, die sich unseres Kindes hätte nach 3-4 Tagen entledigen können! Und WÄRE es schiefgelaufen, wäre unserem Kind genau das passiert wie so vielen anderen auch - es gab dort weit und breit keine alternative Familie. Die Idee, in eine nicht gut klingende Platzierung zu gehen und von dort aus zu wechseln, ist zum Scheitern vorverurteilt und die Wechseloption mE eines der größten Lügenmärchen, das die Agenturen verbreiten.
Trotzdem - wer jetzt wartet, sollte nicht jetzt von sich aus stornieren mit den inzwischen hohen Stornogebühren. Man kann nur abwarten, das Wort Bauchgefühl wurde zu Recht oft erwähnt, und man sollte mehrere Strategien fahren - für den Fall der späten Ausreise, eine Vorbereitung des Kindes für den Fall des Abbruchs, für den Fall des Stornos nach 651u BGB, für eine möglichst unbeschwerte Wartezeit und für den Plan B, sollte es nicht klappen. Die Idee, zB für das zweite Schulhalbjahr eine andere Destination oder Agentur ins Auge zu fassen, finde ich sehr gut, einfach mal die Fühler ausstrecken. Pläne machen kann heilsam sein für alle.
Denn wie gesagt, diese massiven Probleme gibt es nicht bei jedem Land, ich möchte in keinem Fall von einem Auslandsjahr abraten - aber vom J-1 Programm, egal bei welcher deutschen oder amerikanischen Agentur.
Wer jetzt als Interessent mit Agenturen Kontakt aufnimmt und nach J-1 Problemen fragt und noch immer die unfassbare Antwort bekommt, bei dieser Agentur wäre es nicht so, und sowieso alles Einzelfälle und es läge dann wohl am Kind - bitte bucht dort nicht! Bei so einer Agentur würde ich niemals niemals ein anderes Programm buchen und den Mitarbeitern das auch spiegeln, zur Not per Email an die Geschäftsleitung. Vielleicht tut sich ja so doch langfristig mal etwas in der Form der angeblich sachlich-neutralen Beratung durch die Agenturen.