Gastfamilie nach drei Monaten

[QUOTE=graefinlwl;26601]“Diese Worte unterschreibe ich gleich mal. Man hätte mich niemals so lange vertröstet und ich wäre längst in die USA gereist, um mir selbst von den Zuständen ein Bild zu machen. Wenn mir jetzt jemand sagt, dass die Reise ein Geldproblem sein kann, kontere ich, es geht um das Wohl meines Kindes und dafür würde ich mir auch Geld leihen.”

BaB und graefinlwl
Zur Richtigstellung: Also abgewartet habe ich nicht, aber nicht alle Schritte (und Reaktionen, die es sehr schnell gab) hier gepostet!

Außerdem: Mein Sohn hätte jederzeit die Möglichkeit gehabt zurückzukommen, das wollte er auf keinen Fall.
Hinterherfahren? Mit welchemZiel? “Siehst Du, hier kommt Mama, Du schaffst es nicht alleine!?”
Das würde ihm alles kaputt machen, denn etwas hat er tatsächlich gelernt (und ich auch): Er kann eine Menge alleine meistern!
Selbstständig musste er schon immer sein - aber im Moment wird er erwachsen, auch wenn er das Jahr mit anderen Erwartungen begonnen hat.

Aber sind es nicht vor allem auch die Eltern, die unter den enttäuschten Erwartungen leiden? Schuld sind u.a. die Hochglanzbroschüren und die Werbesprüche der Orgas, hier werden Erwartungen hochgeschraubt, um Kunden zu werben und Profit zu machen.
Damit entschuldige ich ganz sicher nicht die Orgas! Denn zu Versprechungen und einem Vertrag gehört auch, dass sie eingehalten werden.
(Nebenbei: Schaut mal in Eure Verträge, da steht von den Versprechungen sowieso nicht mehr viel drin. Wichtiger sind die Bestimmungen des State Departments, die müssen beachtet werden).

Aber ich gebe Antimaterie in bezug auf Privatschulen recht. Auch wir hatten noch im Juli die Option für eine Privatschule hinterhergeschickt, es hatte trotzdem nicht geklappt, aber natürlich haben wir auch jetzt in Dallas nach Privatschulen gefragt. Es war bisher nicht möglich zum Halbjahr einen Platz zu bekommen. Natürlich gibt es auch konfessionelle Minischulen, aber ist es das, was wir uns unter High School Leben vorstellen?
Natürlich mache ich mir Sorgen um den Schulbesuch meines Sohnes und werde nicht zögern zum wiederholten Male einzugreifen - wenn es notwendig wird.
Im Moment muss ich akzeptieren, dass er diese Herausforderung auf sich nehmen will und es spannend findet, bei Betreten der Schule einen Metalldetektor zu passieren!
Die Blickwinkel sind verschiedene.

Meine Auseinandersetzung mit der Orga ist noch lange nicht beendet, aber meinen Sohn werde ich da heraushalten.

Grüße
marieluise

Die christlichen Privatschulen sind nicht schlecht! Sie sind zwar kleiner, bieten aber eine Menge!

Viele Grüsse

Kirsten

@Kirsten

Hast du damit schon Erfahrungen?
Sicher ist an Privatschulen die Betreuung sehr individuell und eben auch oft seeeehr “christlich?”. Und da dehnt sich der Begriff. Es gibt so viele Religionen in den USA und alles ist viel “freier” als bei uns. Es sind auch in erster Linie diese gläubigen Familien, die Schüler aufnehmen. Ohne sie wäre der Austausch sicher noch schwieriger.
Wenn die Schüler aber in so einer Schule, wo oft gebetet und Religionsunterricht ganz groß geschrieben wird, den ganzen Tag verbringen und Zuhause auch sehr religiös gelebt wird, dann überfordert das manche.
Es ist sicher mein ganz persönlicher Eindruck, den ich bei unserem speziellen Angebot gewonnen (befürchtet) habe. Es ist immer individuell zu sehen.
Und in puncto Sportangebote waren es für Franzi Null Punkte. Sie mag Ballsport nun mal überhaupt nicht! Es lag vielleicht auch daran, dass an diese Privatschule mehr Jungen als Mädchen gingen.

Also doch ein Pokerspiel…
Wie man bei marieluise sieht, kann es eine Highschool auch in sich haben.
Ich werde mal meine Tochter fragen, wie es an ihrer Schule so mit der Kontrolle der Schüler aussieht. Immerhin kann so wenigstens keiner während dem Unterricht einen Amoklauf starten…

@marieluise :slight_smile:

Du bist tapfer und ich weiß, du machst alles für deinen Sohn. Ich hätte es nicht besser hingekriegt. Er weiß das auch. Die “Kinder” spüren es, wie die Eltern mitleiden und wollen (und sollen auch) erst mal allein klar kommen. Und bisher hat er es sehr gut gemeistert. Sei stolz auf ihn! Wenn er irgendetwas gar nicht schafft, dann weiß er, dass ihr sofort reagiert. Und von den vielen Aktivitäten im “Hintergrund” könnt ihr ihm dann später noch genug erzählen.

LG Antimaterie

@ Antimaterie,

also in Kanada war mein Kind nicht auf einer Privatschule, trotzdem sind die Kosten etwas höher, weil wie gesagt die Schule und auch die Gasteltern eine Aufwandsentschädigung bekommen. Es handelt sich aber nicht um Privatschulen. Der Vorteil ist, man kann sich Schulen nach den Neigungen/Schwerpunkt und dem Sportangebot aussuchen.
Privatschule wäre für mein Kind eigentlich auch nie eine Option gewesen, ich kenne allerdings auch jemand, der auf einer kleinen Christlichen Privatschule ist - nur 130 Schüler von der Grundschule bis zum Abschlussjahrgang. Das ist sicherlich auch nicht eine Option für jemanden der ein ‘High School’ Jahr machen möchte.

@ Marieluise,

du schreibst von 0,07% Amerikanern an der High School deines Sohnes. Welcher Nationalität sind denn die anderen? Handelt es sich um eine Schule aus sozialem Brennpunkt? Gibt es nicht eine andere High School in der Nähe, auf die er wechseln könnte. Sicherlich auch nicht optimal, aber er hat ja immer noch fast 6 Monate vor sich, oder?
Wollte nur noch mal betonen, Respekt an dich und deinen Sohn - die Erfahrung, die ihr daraus mitnehmt, wird vor allem deinen Sohn stärken und prägen!

Habt ihr eigentlich mal daran gedacht, diese ganze Situation Publik zu machen? Wobei, das für die bereits angemeldeten ATS für 2012/13 sicherlich schon zu spät ist! Aber eigentlich sollte die Organisation damit nicht durchkommen! :mad:

Lieben Gruß
Nadine

@ marie-luise.

Meinen vollen Respekt habt ihr ebenfalls. Ich habe die ganze Geschichte unserer Tochter zum lesen empfohlen. Hoffe sie macht es auch. Sie soll sehen das es nicht überall so gut geht wie bei ihr und vielen anderen ATS.
Ich weiß nicht was ich in deiner Situation gemacht hätte. Es ist leicht gesagt zu sagen dann fliege ich rüber und gucke wie die Situation vor Ort ist. Dein Sohn jedenfalls lernt jetzt mehr vom Leben als viele andere in ihrem ganzen Leben. Er könnte wahrscheinlich auch gut drauf verzichten, aber irgendwann wird er hoffentlich auch die guten Seiten von so einem extremen Jahr sehen und er kann auf jeden Fall stolz auf sich sein das er das durchgezogen hat. Und du kannst auch als Mutter stolz auf dich sein und auch auf deinen Sohn. Meine volle Hochachtung.
Aus der Angelegenheit mit der Orga würde ich das Kind auch raushalten. Es ist schon genug mit das sich dein Sohn in den USA beschäftigen und klarkommen muß. Ich drücke auch ganz fest die Daumen, wofür auch immer. Gebrauchen könnt ihr es auf jeden Fall.
Susanne

Als threadstarterin möchte ich zumindest hier abschließende Worte finden, nicht im Sinne der Organisation, aber auch nicht gegen sie. Das wäre irgendwie unfair weil zu kurz gedacht…

Rückblickend bin ich mir sehr sicher, das Herbst-Tief meines Sohnes war vielen Umständen geschuldet und sicherlich auch vorhersehbar. Es manifestierte sich dann in unausgesprochenem Heimweh, dem vielleicht mit fehlender Emotionalität der Gastfamilie begegnet wurde. Wahrscheinlich haben sie es aber auch nicht gewusst, nur seine ERschöpfung gesehen und ihn einfach lange schlafen lassen… ERschöpft war er sehr, ein langer heißer Sommer, ziemliche Sprachschwierigkeiten (sicherlich auch in der Schule), harte körperliche Arbeit (über die ich mich übrigens nie beschweren würde, ich find´ das klasse und er fand es auch nicht schlecht) und eben die Umstellung. Umgezogen waren wir aus Deutschlands größter Stadt in eine wesentlich kleinere und dann er nochmals auf die Farm in nowhere.

Er hat sich selber nach einiger Zeit aus diesem Gefühlssumpf gezogen, war dann ab Ende des Jahres sehr zufrieden mit sich und seiner Leistung. Und hat zur Krönung dieses Glücks eine (sehr hübsche und offenbar auch sehr nette) Freundin erobert.
(Himmelhilf, das wird hoffentlich kein Grund für einen neuen thread über Liebeskummer und “meinKindwillsofortwiederzurücknachNebraska”:rolleyes::confused::rolleyes:). Die Familie liebt er immer noch nicht wirklich, aber er achtet und respektiert sie für ihre Lebenshaltung und auch Lebensleistung - das ist mehr, als mancher Erwachsene zu fühlen und verstehen ist und darauf bin ich wirklich richtig stolz!
Seine Gasteltern mögen meinen Sohn auf ihre nüchterne Art sehr, in einem Brief über ihn und das Mädel an seiner Seite (es klingt wirklich so, als sprächen sie über eine Schwiegertocher, sogar der “Segen” des Jugendpastors wurde erwähnt :rolleyes:) haben sie ihn in seiner spezifischen Art sehr genau erkannt, als Kind mit besonderen Gaben. Mit einer besonderen Empathie auch besondere Menschen an sich zu binden, sich anpassen zu können ohne sich selber zu verleugnen, etc. Mehr kann man von fremden Menschen nicht verlangen, oder?

Nun, wie gesagt, im Rückblick verläuft dieses Auslandsjahr auf emotionaler Ebene eigentlich dem im AUYSA-Vorbereitungstreffen skizziertem Verlauf. Das “Hoch”, das “Tief”, das Glück des “Alltäglichen” und das “Hoch”.
Sein “Hoch” beinhaltet übigens auch eine gewisse Kontaktlosigkeit zu uns den Eltern :rolleyes:. Ich gönne ihm das, finde es aber auch, gelinde gesagt, etwas ungezogen. Mal sehen, wie wir das lösen werden.

Seine Zeit läuft schon im Mai ab: Graduation, dann die seiner Freundin, Führerschein in Empfang nehmen und dann der Flug an die Westküste zum “Vater-Sohn-Urlaub”.

Ich wünsche euch entspannte letzte Wochenbis zur Rückkehr eurer Kinder. Sicherlich treffen wir uns hier zu neuem Austausch. Über die Rückkehr- und Daheimanpassungsschwierigkeiten… bei uns sind sie sicherlich vorhersehbar…

Liebe Grüße von BaB.

Hallo Bab,
für mich hört sich das geradezu nach einem Traumaustauschjahr an!
Gastfamilie, Schule, Graduation, Führerschein, Freundin, Urlaub am Ende,

gibt es das wirklich??? Kaum zu glauben.

Mein Sohn wird mit nichts außer Enttäuschungen und Misserfolgen zurückkommen, vielleicht schon in den nächsten Tagen,
ich weiß momentan noch nicht wie ich ihn (und mich) wieder aufbauen kann,
eigentlich wollte er in diesem Jahr auch durch viele neue Erfahrungen Kraft und Motivation für den Endspurt zum Abitur hier tanken.
Ich sehe momentan auch hier seinen Abschluss gefährdet.

marieluise

Hallo Marieluise,

als “Traumaustauschjahr” würde er es sicherlich nicht bezeichnen wollen, er hatte gedacht, in eine Familie zu kommen, die ihn auf Händen durchs Jahr tragen würde… aber ich denke mal, für ihn wird es rückblickend kein schlechtes Jahr sein, auch wenn es zwischendurch so aussah.

Ich möchte mal noch gar nicht urteilen, das hebe mir für das kommende Jahr auf, wenn wir alle diese Zeit “aufgearbeitet” haben.

Du hast doch wohl auch sehr wenig KOntakt zu deinem Sohn gehabt, jedenfalls schließe ich das aus Deinen Berichten, die ich sehr aufmerksam und nachdenklich verfolgt habe. Bist Du Dir trotzdem so sicher, dass alles nur schlecht war und vor allem auch werden wird?
Die Zeit zum Abitur ist ja noch zwei Jahre lang und auch in dieser entwickeln sich die Kinder, außerdem arbeiten die Erfahrungen des Austauschjahrs unter Garantie in ihnen. Da können wir als Mütter/ als Eltern doch auch durch unsere Reflektion mithelfen, lenken… Und weil wir erwachsen sind, müssen wir uns aufbauen und motivieren!
Ich schreibe das jetzt nicht in der Manier derer, bei denen alles prima ist (mein Problemkind habe ich hier zu Hause :mad:), ich erwarte “lots of trouble in paradise” wenn der Sohn wiederkommt, sondern als Aufmunterung, meinetwegen auch als Denkanstoß für Dich (und mich sowieso :D).

Eben immer das Beste daraus machen, so schwer das auch ist.

Liebe und vor allem mitfühlende Grüße von BaB.

marieluise,

nein, dein Sohn wird es hier wieder rumreißen. Egal was jetzt noch kommt. Ich glaube er hat sich mit dem anderen ATS sehr gut verstanden und deshalb ist er jetzt so frustriert. Was soll er dort noch…

Schade, dass die Leute dort so wenig Einfühlungsvermögen haben. Natürlich ist sein gesamtes Schicksal maßgebend für sein derzeitiges Tief. Muss der andere ATS wirklich nach Hause? Kann dein Sohn dann nicht zu diesem Betreuer ziehen, der ihn am Ende des Jahres aufnehmen will?
Ja, es ist wirklich fast zu viel verlangt, sich jetzt für ein paar Wochen noch zu motivieren. Auch euer Urlaub wird ihn in dieser Situation vielleicht nicht begeistern, wenn er sowieso Frust auf die USA hat. Irgendwohin muss man seine Wut ja lenken, aber gleich die ganze USA verteufeln? Versuch es ihm noch mal klar zu machen, es sind immer die Menschen, nicht das Land ansich. Mit dir zusammen hätte er vielleicht ein schönes Ende und könnte irgendwann alles besser verarbeiten.

BaB,
danke für die guten Wünsche. Du siehst, dein Sohn hat es insgesamt doch ganz gut getroffen. Meine Tochter war eine Sophomore und konnte kein Diploma machen, die Fahrschule wurde ihr nicht erlaubt und nun hoffe ich, dass wenigstens in der zweiten Familie bis zum Ende Frieden herrscht…

LG Antimaterie

antimaterie,
nein, zu diesem Betreuer kann er nicht ziehen, er wohnt zu weit weg von der Schule, nicht mehr in Dallas.
Der Urlaub sollte sozusagen das I-Tüpfelchen, ein toller Abschluss nach einem tollen Jahr (hahaha), sein.
Ich selber habe eigentlich gar keine Lust mehr dazu, schon gar nicht bei dem Gedanken mit einem frustierten und enttäuschten Sohn durch Amerika zu ziehen, der eigentlich die Schn… voll von dem Land hat,
möglicherweise löst sich sowieso alles von selber auf, wenn er der nächste ist, der nach Hause fliegt…
Gestern war die Stimmung jedenfalls komplett unten, mal sehen, was heute abend ist.
Von AYUSA habe ich noch nichts gehört, wollte vorhin eigentlich eine Klärung des Zustandes fordern, habe es aber doch sein lassen, weil ich momentan das Gefühl habe, wenn ich mich an die von hier aus wende, kann alles nur noch schlimmer werden.

Gut, er hatte ein wunderbares Austauschjahr, gerade eben kam ein langer Brief. Er bereut nichts, aus allen Schwieirgkeiten, die aufkamen, hätte er für sich viel gelernt und könnte aus allem positive Schlüsse ziehen. Zu Beginn hätte er sich ein “wunderbares Austauschjahr” aber anders vorgestellt, eher so im Stile der Highschoolfilme…

Wir als Eltern sind recht naiv an diesen Austausch herangegangen, haben uns nicht nach diversen Anbietern umgeschaut, sondern sind der Empfehlung einer Bekannten gefolgt. Erwartet haben wir eigentlich auch nicht besonders viel, im Zweifel einfach viel Englischunterricht für das sprachlich eher unbedarfte Kind und die KOsten für den Austausch haben wir mit zwölfjähriger Englischnachhilfe gegengerechnet :rolleyes:. Unser Sohn wusste dies immer und hat sicherlich auch deshalb uns gegenüber nie viel von seinen Träumen erzählt. Vielleicht waren die aber auch nie so präsent und bestimmend?
New York war ein überwältigender Eindruck, Nebraska dann erstmal ernüchternd.
Ein Wunder ist das ja nun nicht, das war ihm auch sehr schnell klar.
Gerne hätte er mit Belousa eine Reise in die vermeintlichen Glitzerstaaten unternommen, das haben wir unterbunden - nicht, weil es finanziell nicht möglich gewesen wäre, sondern, und so haben wir ihm gegenüber auch freundlich aber bestimmt argumentiert, so ein Ausflug sei eben nicht im Englischnachhilfebudget vorgesehen… der Austausch sei von unserer Seite aus ein Lebensgeschenk an seine sprachlichen skills. Und seine Reise nach San Francisco am Ende seines Aufenthalts mit einer kleinen Rundreise hat sich wirklich zufällig ergeben, weil mein Mann eben zufällig zur gleichen Zeit dort ist und ein paar Urlaubstage dranhängen kann. Es ist auch eine gute Gelegenheit für allererste Vater-Sohn-Ferien.

Erst in den diversen Foren habe ich von den unglaublichen und sicherlich auch übermäßigen Erwartungen anderer Eltern gelesen und mich oft auch darüber gewundert. Natürlich können diese dann nicht die Erwartungshaltung ihrer Kinder gescheit beeinflussen… und dann ist es auch schwer, mit Enttäuschungen umzugehen.

Ich rede jetzt nicht von Dir, Marieluise, aber ich hatte es ja auch schonmal gewagt zu schreiben… in diesem Falle hätten wir Eltern tatsächlich aktiv und schnell reagiert, das Maß dessen, was Dein Sohn erlebt hat, überstieg schnell auch normale Erwartungshaltungen.
Aber das sind dann sehr persönliche Entscheidungen.

Ich wünsche euch beiden sehr, dass ihr diese Zeit in der Aufarbeitung trotzdem positiv belegen könnt, nicht schönreden, aber es auch nicht zulassen, dass sie als das Erleben von Ohnmacht oder Versagen in euch gärt. Dann wäre es wirklich ein vertanes Jahr.

Liebe Grüße von BaB.

Dieses Jahr zu halbwegs erfolgreich zu leben, ist für die Jugendlichen eine große Herausforderung und erfordert allen Mut. Wenn aber am Verlauf des Jahres auch noch das Gelingen(passt das Datum und der Abflugort noch?) einer gebuchten Ferienreise am Ende mit den Eltern hängt, dann bürdet das den ATS zusätzlich eine Verantwortung auf, die duchaus drückend wirken kann. Da wird etwas vermischt, was zum Wohle aller besser getrennt bliebe.

Nach 10 Jahren Lektüre diverser Austauschforen habe ich noch keinen Beitrag gelesen, in dem ein ATS sich sehr positiv über so eine Reise geäußert hat. Allerdings viele, die es eben erduldet haben, bzw. total genervt waren. Viele jedoch haben es genossen, ihren Eltern ihr Austauschland in einem späteren Jahr zu zeigen. Ich weiß, das ist auch ein finanzielles Problem.

Ich selbst hätte es bestimmt entsetzlich gefunden, wenn meine Eltern gekommen wären. Ich war viel zu traurig, dass ich heim musste und viel zu gespannt auf zuhause. Die damals von AFS veranstaltete End of Stay Reise war uns allen schon viel zu lang. Und viele Jahre später ging es meinen Kindern genauso.
Rana

Hallo Rana,
damit du beim nächsten mal schreiben kannst, es gibt nur einen Beitrag von dem du weißt, dass sich eine ATS sehr über das Kommen ihrer Mutter gefreut hat, teile ich dir dies hier mit. Ich war zweimal im ATJ meine Tochter besuchen, einmal zu Weihnachten als reine Überraschung und auch nur 1 Woche. Meine Tochter hat sich riesig gefreut, weil sie bis zu meinem Erscheinen nicht das Gefühl von Weihnachten in Argentinien hatte (war für meine Tochter eben eine neue und wertvolle Erfahrung).
Es wurde von meiner Tochter und der Gastfamilie der Wunsch geäußert, dass ich zum Ende des ATJ noch einmal kommen sollte, aber bitte etwas länger. Ich versprach es für den Monat Mai. Ein paar Wochen später erkrankte ich ernsthaft und mußte für viele, viele Wochen ins Krankenhaus. Ich teilte meiner Tochter in Argentinien mit, dass ich voraussichtlich nicht kommen kann. Darauf hin habe ich immer wieder gehört: egal wie, aber wenn du kommen kannst, bitte komm nach Argentinien, wir verschieben die Aktion eben nur ein paar Wochen. Als ich um den 10. Mai aus dem Krankenhaus entlassen wurde, war ich weiter hin unsicher, ob ich reisen kann, aber nach wie vor stand die Bitte meiner Tochter da, dass ich nach Arg kommen soll. Ich habe noch gut 14 Tage gezögert, bis ich einen Flug gebucht habe. Am 06. Juni bin ich dann nach Arg geflogen und meine Tochter war überglücklich mich mit Verzögerung durch den chilenischen Vulkanausbruch nach 6 Tagen am Flughafen in Cordoba zu empfangen. Sie wollte, dass ich weiß wo und wie sie gelebt hat. Ich habe neben ihrer Gastfamilie, noch Omas, Opas, u.s.w. kennengelernt. Ebenso hat sie mich in ihre Schule mitgenommen und ihrer Direktorin vorgestellt. Ihre vielen Freundinnen wollten mich kennenlernen. Meine Tochter hat mir die Orte gezeigt, wo sie ihre Freizeit verbracht hat und vieles mehr. Klar hätten sie das auch alles ein Jahr später mit mir machen können, aber ihr war es wichtig, dass ich dies so schnell wie möglich kennen lernte. Ihre Erzählungen über das ATJ sind für mich mit vielen Orten und Personen verbunden, die mir nicht unbekannt sind und ich viele Dinge, die so anders als in Deutschland sind, nachvollziehen kann, weil ich es selbst gesehen habe. Ein Jahr nach dem Austausch hätte meine Tochter vielleicht auch schon selbst eine andere Sichtweise gehabt, da sie dann ja auch nur Besuch ist. Trotz alle dem geht es für sie in wenigen Wochen wieder zurück zur besten Gastfamilie der Welt und zu ihren Freunden.
Rana, du kannst mir glauben, meine Tochter hat mich nicht nur „eben erduldet“, nein für sie war mein 2. Besuch im ATJ ein ehrliches Dankeschön aus tiefsten Herzen für ein wundervolles Austauschjahr.

LG graefinlwl

Prinzipiell gebe ich Dir Recht, Rana. Prinzipiell bin ich auch dagegen. Aber auch prinzipiell dagegen, alles „über einen Kamm zu scheren“.
Und ich habe ich ein zweites Beispiel eines gelungenen Elternbesuchs im Hinterkopf, Freunde, die ihren Sohn für eine Woche in Kanada besucht haben, alle zusammen auf Einladung der Gastfamilie.
Es gibt das also auch, Eltern und Kinder mit unverkrampftem Verhältnis…

Diese Idee war erstmal nicht unsere, sondern die unseres Sohnes. Vater und Sohn treffen sich auf neutralem Boden mehrere Staaten weiter westwärts, sind an nichts gebunden außer an den Rückflugtermin. Zwar in der selben Maschine aber (erstmal) in verschiedenen „classes“.

Ich komme bewusst nicht mit, bin nicht so ein Freigeist wie Vater und Sohn es sind und mit mir wäre es weniger locker. Ich schau mir das aus der Ferne an, lasse mir berichten, wie es so läuft und freue mich auf das Wiedersehen in Deutschland.

Schau mer mal…

@Rana

Mir ist nicht klar, warum Du meinst, dass mit einer „gebuchten“ (wieso gebucht?) Ferienreise mit den Eltern, den Schülern die Verantwortung aufgebürdet wird?
Es ist doch wohl andersherum, die Eltern richten sich nach den Schülern, bzw. nach der Unfähigkeit der Orgas für einen geregelten Ablauf zu sorgen.

Im übrigen geht es bei uns absolut nicht um irgendeine Ferienreise, sondern um die Möglichkeit, das ATjahr überhaupt abzuschließen, und zwar mit und nicht vor dem Schuljahrsende.
Und wenn ein versprochener und erwünschter Aufenthalt zu Beginn des ATjahres (nämlich N.Y.) schon ins Wasser gefallen ist, und wenn eine versprochene Reise am Ende des Jahres mit den Gasteltern ebenfalls ins Wasser fällt, dann wäre man vielleicht doch sehr enttäuscht, wenn - nach allen anderen weiteren Enttäuschungen während des auf 8 1/2 Monate zusammengeschrumpften „Jahres“ - nun auch noch die Abschlussreise ins Wasser fällt, die die Möglichkeit gibt, noch andere Orte von dem Land zu sehen.
Kannst Du Dir vorstellen, dass ein Schüler es sich wünscht noch ein bisschen umherzureisen? Vielleicht hat er noch ein paar „Traumziele“ in Amerika, die er gerne selber sehen würde, statt nur den Klassenkameraden zuzuhören, für die Fernreisen schon lange eine Selbstverständlichkeit sind!?
Es kann auch recht frustierend sein, wenn man schon wieder zu Hause ist, während die Freunde hier noch Schule haben, weil das Schuljahr hier noch nicht so früh zu Ende ist, und wenn sie dann endlich Ferien haben, verreisen sie erst einmal mit ihren Eltern, und man kommt zwar gerade aus Amerika zurück, aber keiner ist da, den es interessiert.
Zu Hause ist man noch lange genug, und nicht jeder hat die Möglichkeit, eben mal ein oder zwei Jahre später nach Amerika zu reisen und den Eltern „das Land zu zeigen“, schön wär’s.
Da hilft es auch nicht, wenn man mit 18 volljährig ist und theoretisch alleine reisen könnte, da war doch noch was: nämlich Abitur - und auch dann kann es noch sehr lange dauern, bis man genug Geld verdient hat, um wieder nach Amerika reisen zu können.
Viele Grüße, marieluise

@marieluise
Sind das denn wirklich alles die Wünsche und Befürchtungen deines Sohnes? Oder sind es die Wünsche und Befürchtungen, die du für deinen Sohn hast?
Könnte ja sein, dass er alles viel gelassener sieht. Er ist jung und das Leben mit all seinen Möglichkeiten liegt noch vor ihm.
Rana

@marieluise. Danke für den Beitrag. Ich kann nicht ganz verstehen, warum die Kinder die Eltern als " Last " sehen, wenn sie in die USA kommen. Ich kann natürlich nur für uns sprechen. Wir werden unseren Sohn auch abholen und mit ihm und seiner Schwester eine Reise durch die USA machen. Mein Sohn freut sich schon richtig !! Und er würde es uns 100 % sagen, wenn es nicht so wäre. Er möchte uns so gerne zeigen, wo er 9 Monate gelebt hat, die Schule usw. Und da er 9 Monate in einer Kleinstadt in Oklahoma gewohnt hat und nichts anderes gesehen hat, ist er froh dort mal rauszukommen und das weite Land kennenzulernen. Ich denke so eine Möglichkeit werden wir als Familie nie wieder haben. Von daher kann ich den Beitrag von dir @ Rana nicht ganz nachvollziehen ???

Hallo Gaby,
hast Du meinen Beitrag irgendwie falsch verstanden?
Ich sehe eigentlich eher, dass wir mit unserer Ansicht, was das Abholen am Ende des ATJ betrifft, übereinstimmen.
marieluise

@Rana,
dieses ATJ war etwas, auf das mein Sohn lange gewartet hat, und an das er mit Freude, viel Motivation und Offenheit herangegangen ist.
Und er hat sich wahrlich durch genug Schwierigkeiten durchgekämpft mit der Überzeugung, er hält durch und das hat er ja auch getan, und wird es noch bis zum Ende, sofern man ihn lässt.
Aber Du kannst mir glauben, dass ich meinen Sohn gut genug kenne, um zu merken, wann die Luft raus ist und er beginnt gegen die Enttäuschungen anzukämpfen, und das ist ganz sicherlich nicht von mir beeinflusst, dazu haben wir viel zu wenig Kontakt. Ich wurde immer nur dann hinzugerufen, wenn die Schwierigkeiten zu überwältigend wurden, weil die ganze Organisation versagt hat und er ganz schlicht zum Spielball wurde, und das hatte dann auch nichts mit cultural exchange zu tun.
marieluise

Es fehlt etwas hier in D! Eine Organisation, wie CSFES, die den Organisationen auf die Finger guckt oder eingreift, wenn es angebracht ist!

Viele Grüsse

Kirsten