Ich war gestern an der Siegessäule und habe mir den Auftritt angesehen. Vieles hat mich fasziniert: Einmal die Besucher, die zum überwiegenden Teil junge Leute waren, die friedliche Stimmung trotz der erdrückenden Enge und die Geduld, mit der große Umwege und auch die fast 20-minütige Verspätung in Kauf genommen wurden.
Obamas Auftritt empfand ich persönlich großartig. Klar war der Auftritt perfekt inszeniert, wäre auch unprofessionell, wenn es anders wäre. Gleich am Anfang hat Obama Emotionen bei den Zuschauern/Zuhörern ausgelöst mit seinem charmanten Lächeln, seinen zahlreichen “thank you” Ausrufen und den Dank an die Berliner.
Die Struktur der Rede war gut - von den Anfängen der amerikanisch-deutsch-europäischen Beziehung mit der Luftbrücke, den Rückblick auf seine eigene Vergangenheit bis hin zu den Themen wie Terrorismus, Umwelt, Frieden, Mauern zwischen Muslimen, Christen etc. einreißen (erinnerte mich an "“Mister Gorbatschow, tear down this wall!” von Reagan bei seiner Berliner Rede).
Er sprach klar, gut verständlich, mit Charisma. Und das finde ich gut. Das fehlt fast allen unseren deutschen Politikern, die mit Ihren öffentlichen Reden kaum Emotionen erzeugen. Deshalb, auch wenn möglicherweise viele den Auftritt als inszeniert betrachten, hebt sich meiner Meinung nach seine Art wohltuend von dem, was wir von unseren Politikern geboten bekommen, ab.
In einigen Momenten wirkte seine Ansprache so engagiert, dass es ein fast predigthafter Charakter war.
Klar hat er keine konkreten Rezepte geboten und wenn er nur ein Viertel von dem als möglicher Präsident umsetzen kann, ist er ein Überflieger. Aber er hat das angesprochen, was die Menschen weltweit bewegt. Und ein gutes Gefühl hat das allemal hinterlassen.
Und er steht für einen Generations- und Zeitgeistwechsel, der meines Erachtens mit Clinton nicht gekommen wäre.
Ich war froh, dies erleben zu können!
War noch jemand live dabei? Wie habt Ihr es empfunden?