Wir haben uns super spontan diesen September als Gastfamilie bei Aubiko e.v beworben.
Da wir die Gastfamilie Suche Anzeige gesehen haben, haben wir uns auch auf kulturellen Austausch gefreut. Ich bin selber vor 16 Jahren auch bei einer deutschen Gastfamilie gelandet, hatte ich super Erfahrung gesammelt. Bis heute habe ich mit der Familie noch engen Kontakt und sie sind fast wie Familie für mich. Aus diesen Motiv habe ich und mein Mann die Entscheidung getroffen, dass wir einen Austauschschüler aus Taiwan aufzunehmen. Wir wollen dem Teenager helfen sowie damals meine Gastfamilie mit geholfen hat.
Der 17jährigen Austauschschüler sollte eigentlich zu einem anderer Familie gehen, aber die Familie hat ihn kurzfristig abgesagt. Darum hatte er keine willkommen Familie und Gastfamilie. Wir haben seinen Steckbrief erhalten, da steht: er ist unabhängig, unkompliziert, offen, kommunikativ und will deutsch lernen und später in Deutschland studieren. Erst nach 1 Monaten als wir direkt den Kontakt mit seinen Eltern aufgenommen haben, wussten wir, den Steckbrief den wir bekommen haben, ist alles Fake!!! Die Organisation hat alle Informationen geändert. Der originalen Steckbrief und sein Profi steht: der 17jährigen ist schüchtern, super unflexibel, unkommunikativ, sehr abhängig, müssen die Erwachsene immer ihn hinterherlaufen! Das Ziel von seinen Eltern ist es, dass der Teenager durch 1 Jahr Austauschprogramm seine Persönlichkeit ändert! Denn die Eltern haben in Taiwan das nicht geschafft haben! Natürlich solche echte Informationen hat die Organisation sofort gelöscht und uns einen perfekten Steckbrief gegeben! Wir als Gastfamilie wusste gar nicht und haben uns auf einen aktiven jungen Mann, der seinen Horizont erweitern will, gefreut.
Wir haben den Jungen kurz kennengelernt und fanden ihn aus den ersten Blicken auch sehr nett. Wir haben zuhause zwei kleine Kinder jeweils 4 und 2,5jahre alt, und haben ihm gefragt, ob er sich vorstellen kann, bei so einer Familie gemeinsam 1 Jahr zusammen zu verbringen? Er antwortete: er weiß nicht. Wir finden die Antwort ehrlich. In seinem Steckbrief steht: er hat noch 2 ältere Schwester.
Der Austauschschüler spricht Chinesisch, ich bin auch gebürtige Chinesin, mein Mann ist deutsche. Die Organisation meinte, unsere Familie ist super für einen Taiwanesischen Austauschschüler als Einstieg Familie. Wir haben noch zu unserem Austauschschüler gesagt, wir können alles kochen, was er in seinem Heimatland gerne isst. Er braucht nicht jeden Tag deutsche Brote zu essen. Es ist auch so! Seit er zu uns eingezogen ist, haben wir Essen an ihm angepasst.
Weil er schon 17 Jahre alt ist, gehen wir davon aus, dass er selbstständig ist, und weiß was er will und was er tut.
Wir haben an dem ersten Tag gesagt: bei uns ist rauchen Verboten, er darf bisschen Alkohol trinken, wenn seine eigene Eltern erlauben. Er soll sein eigenes Zimmer aufräumen. Beim Haushalt haben wir tatsächlich nicht so viel, außer müll wegbringen, nach dem Essen Tisch aufräumen. Für uns wichtig ist es, dass er auch Bindung zu unseren Kindern haben. Darum wollen wir, dass er zwischen 17:00-18:00/18:30 vor Abendessen mit unseren Jungs zusammen spielen, dadurch lernt er auch deutsch. Mein Mann und ich müssen von 17:09-18:00/18:30 Abendessen kochen, Haushalt machen, alles mögliche erledigen. Mehr Haushalt braucht der Austauschschüler gar nicht zu machen. Ich glaube, es ist keine strenge Regelungen für Teenager. Als Familienmitglied großer Bruder ist auch selbstverständlich, auf beide kleine kurz aufzupassen, wenn die Eltern kochen und Haushalt machen.
Die erste Woche funktioniert gut. Ab der zweiten Wochen fängt er an, nur in seinem Zimmer zu verstecken und kommt nur raus, wenn er Hunger hat. Austausch und Kommunikation gibt es gar nicht zwischen uns und ihm. Jedes Mal wenn wir ihm sehen, spielt er Handy oder Computer spiel. Wenn er im Wohnzimmer mit uns zusammen setzt, setzt er sich air pod an und spielt weiter Handy. Das finden wir gar nicht ok, wir haben mit ihm ein Gespräch geführt, und ihm erklärt, dass wir nicht Hotel mama oder Service Familie sind, wir sind eine Gastfamilie, wir machen das weil wir ihm helfen möchten und ihn als Familienmitglied sehen. Wir haben ihn auch gezeigt, dass wir kein Geld von der Organisation bekommt, es ist eine reine ehrenamtliche Tätigkeit. Wenn er nur handy und Computer spielt, dann macht es auch keinen Sinn Austauschjahr in Deutschland zu machen.
Nach dem Gespräch hat 1-2 Tage gut funktioniert, danach fängt es wieder von vorne an, dann haben wir die Organisation angerufen und um die Hilfe zu beten. Die Organisation hat mit ihm das Feedbackgespräch geführt und uns ein paar Tipps gegeben, bsp: ab 21:00 Uhr Handy abgeben, detaillierte Aufgaben teilen usw
Wir finden Handy abgeben nicht so gut, weil niemand so behandelt wird. Er soll selber bewusst sein, weniger Handy und Computer zu spielen. Ich habe den Austauschschüler gefragt, was er Sport oder Musik gerne macht. Er antwortete: Basketball. Dann habe ich für ihn beim Sportverein angemeldet. Der Verein ist direkt bei uns um die Ecke, zum Fuß 2 Minuten. Aber leider hat er nicht ein Mal Basketball gespielt. Danach wollte er Fußball spielen, habe ich auch eine Mail an Fußball Club geschrieben, der hat einmal gespielt. Danach nie wieder. Dann Tisch Tennis, ich habe alle Termine für ihn ausgesucht, und ihm auch gesagt er sollte hingehen, dort kann er Leute kennenlernen, es ist eine Gruppe Sport, man kann Teamwork sowas lernen. Er hat mit meinem mann und Nachbarskindern auch Tischtennis gespielt und hat ihm Spaß gemacht. Aber das gleich passiert, er sagte immer Jaja, ok, macht nichts! Ich muss immer hinterherlaufen! Wenn ich einmal seinen Termin vergesse, dann chillt er zuhause. Er macht was wir sagen, aber von alleine aus macht er gar nichts. Ich muss Vollzeit arbeiten und eigene zwei Kinder und Haushalt, und noch auf den Austauschbaby zu kümmern, ist es echt eine Menge Arbeit!
Wir haben uns dann entschieden, er soll sich selber um seinen Sport Termin kümmern. Natürlich seitdem passiert gar nichts.