Kontakt zu euren Kindern

Hallöööchen,
wie in meinem Beitrag vom 08.11.2011 versprochen, schreibe ich zu dem Thema nun weiter.
Ich denke, dass ein Besuch während des Austauschjahres keine Störung des Zusammenlebens in der Gastfamilie ist, wenn die Gastfamilie sehr offen und neugierig gegenüber dem bisherigen Leben des ATS ist. Ob man ein Besuch während des Jahres seinem Kind zumuten kann, können nur die Eltern einschätzen. Die Organisationen haben natürlich ihre Meinung dazu und raten ab. Aber wenn ich meinem 14jährigen Kind (so alt war meine Tochter bei der Abreise nach Arg) zutraue, dass es 1 Jahr 12.000 km von zu Hause bei einer Gastfamilie wohnt und sich einordnen kann, sollte man meinen, dass dieses Kind auch einen Besuch während des ATJ verkraftet. Die wichtigste Komponente, die ich dabei berücksichtigt habe, war natürlich, fühlt sich mein Kind in der Gastfamilie wohl. Angenommen, ich hätte gewußt, dass die Gastfamilie und meine Tochter Schwierigkeiten miteinander haben, wäre auch für mich kein Besuch in Arg in Betracht gekommen. Ich habe heute mal wieder die Blogeinträge meiner Tochtern durchstöbert und zu Weihnachten in der Gastfamilie folgenden Eintrag gefunden:

24ter und 25 Dezember 2010 – Weihnachten und Argentinien

Die Woche verstrich schnell bis zum Freitag den 24ten Dezember. Nachdem sich die ganze Familie vom Besuch erholt hatte, ging es schon wieder mit den argentinischen Planungen los, da zu Weihnachten Oma, Opa, Tante & Onkel & Cousine & Cousin und Onkel & Cousin kommen sollten. Somit waren wir wieder mal 13 Leute. Hier herrscht halt nie Ruhe im Haus! Hier ist es so, die Kinder kriegen eigentlich immer das was sie sich wünschen. Und es ist auch nicht unbedingt eine Überraschung, sondern eher eine Abmachen unter Eltern und Kindern, was sie bekommen. Da fehlt mir schon so ein bisschen die deutsche Tradition, dass man sich halt was wünscht, aber trotzdem überrascht wird. Somit wurde am Freitagmorgen das Weihnachtsgeschenk gekauft – das Wii Fit-Board. Mehr gab es dann auch nicht an Geschenken für Ivo und Martina. Man hat auch deutlich gesehen, dass Martina gerne noch andere Sachen bekommen hätte. Von mir hat sie ein paar Ohrringe bekommen, die ich mal gekauft hatte und im Endeffekt für sie passend fand. Für Gustavo gab es einen Mate-”Strohhalm”, Monica hat einen Notizhalter aus Patagonien bekommen und Ivo wusste ich nichts zu schenken, also gab es Schokolade. Aber nicht nur, dass die Kinder wissen was sie zu Weihnachten bekommen ist anders; Weihnachten in Argentinien ist wie eigentlich alles hier: eine PARTY.

Am 24ten, so gegen 22 Uhr und später trudelten alle Familienmitglieder ein und das Buffet wurde immer mehr von hausgemachten oder gekauften Speisen gefüllt. Dadurch das hier auch um 23 Uhr und später um die 20° oder so sind, isst man hier keine Asado zu Weihnachten wie man es annehmen könnte. Nein, hier isst man dann kalte Salate und Häppchen. Es war ein echtes durch und durch kaltes, großes Buffet. Als es dann auf Mitternacht zuging, wurden die Gläser mit Sekt und für die Kinder mit Cola gefüllt. Wie zu Neujahr folgte ein Countdown von diez a uno (von zehn zu eins). Danach wurde FELIZ NAVIDAD gejubelt und es gab für alle ein Küsschen. Pünktlich wurden auch Raketen gezündet und Feuerwerke erleuchteten den Himmel. Marti, Ivo, Cousin Franco und Cousine Mica haben schon vorher Raketen gezündet und somit standen wir nur draußen und haben den Himmel beobachtet. Danach wureden die Geschenke unter dem Baum gefunden, die dort “der Weihnachtsmann abgelegt hat”. Mein Gastfamilie hat mir ein Paar neue FlipFlops geschenkt, die ich echt toll finde. Die Wii wurde dann auch gleich mal ausprobiert und so gegen drei Uhr waren wieder alle weg und wir machten uns auf ins Bett.

Auch wenn es ein wunderschöner Abend war, ich hatte keinerlei Weihnachtsstimmung. Schnee, Kälte, Deko, Lebkuchen, Tee und das gemütliche, einfache Beisammensein hat mir echt gefehlt. Hier waren es halt 20° Wärme, nur einen kleiner Baum, M&M’s (und ähnliche), Cola, Fanta, Sprite und 13 Leute, die Weihnachten wir Neujahr feierten. Für mich war dies einfach “falsch”. Dennoch habe ich es genossen. Und eins ist klar, so schnell werde ich dieses Fest nicht vergessen. Besonders nicht nach der Überraschung die am nächsten Tag folgte.

Es war 10.45 Uhr in Argentinien. Martina und ich haben noch gemütlich geschlafen, immerhin waren wir nicht all zu früh im Bett gewesen, als auf einmal meine Gastmutter ins Zimmer stürzte und mich aus dem Bett schleifte, da ich meine “aus Deutschland angekommenen Pakete mit Unterschrift in Empfang nehmen musste.” Ach war das ein Chaos. Martina sollte auch noch aufstehen, wegen MEINEN Paketen…? Hmm… im Endeffekt war es doch ganz schön verwunderlich, noch vor 3 Minuten war ich nur müde und Martina sauer, dass sie geweckt wurde. Monica schleifte mich nun also hinunter und wusste auch nicht, wo sie hin wollte. Zur Küche? Nein. Zur Tür (da wo ich Pakete in Empfang nehmen würde)? Nein. Ins TV Zimmer? Volltreffer! Mit einem mal stand meine Mutter aus Deutschland vor mir und ich begriff gar nichts mehr! Es war mir einfach zu unglaublich und zu früh, um so was zu glauben. Nach Minuten der Unbegreiflichkeit, Tränen, Umarmungen, Küsschen und was weiß ich noch alles, war der erste “Schock” überwunden, die Freude wurde immer mehr und es war noch einmal Weihnachten. Der halbe Koffer war voller Geschenke. 4,5 Kg von Lebkuchen und Weihnachtsgebäck, deutsche Süßigkeiten, Geschenke – von Rugbyball geformten Teppich, über Nameskalender, bis zur Spiegelreflexkamera war alles dabei. Es war eine tolle Sache, die lachenden Gesichter meiner Gastfamilie zusehen und einfach zu sehen, wie meine verrückte Mutter die 12.000km nach Argentinien gekommen ist, um mich zu sehen. Ach wie doll ich dich lieb habe, Mama♥! Danach gab es auch bald Mittagessen. Bedeutet: Die Reste von der Feier. Und es waren auch genug! Der Tag war auch schon schnell vorbei und ging mit einem langen Gespräch im Bett neben meiner Mutter zu Ende.

Die darauf folgenden Tage wurden von mir und meiner Mutter mit shoppen, Taxifahren, Eisessen, McDonalds Besuchen und viel reden und genießen verbracht. Ich fand es toll zu sehen, mit wie viel Elan du doch mit mir shoppen gehen kannst, Mama!!! Es war echt schön und ich habe auch gemerkt wie dolle mir Personen fehlen und mir echt am Herzen liegen. Vielen Dank für eure Karten, Geschenke und Grüße. Ich vermisse euch alle sehr dolle! :’)

31ter und 1ter Januer 2010 und 2011 – Silvester/Neujahr/Flughafen

Nach den Weihnachtsfesttagen verflog die Zeit auch im Nu und bald war auch schon der letzte Abend mit meiner Mutter da. Es war Silvester und wir haben am Ende auch entschieden, zusammen hier im Haus zu essen. Wir hatten einen schönen gedeckten Tisch, viel zu Essen und wir hatten alle etwas Neues an, oder zumindest die Hälfte. Hier ist es eine kleine Tradition das Neue Jahr mit etwas Neuem am Leib an zu fangen. Somit hatte ich auch noch einen Grund an dem Tag noch mal am Morgen shoppen zu gehen. Nun gut, wir fingen recht früh zu Essen an und als wir fertig waren, war es noch 1 Stunde bis zum Anstoßen.Somit fing es dann also wieder mit Raketen und anderem Ballerzeugs an. Meine Mutter und ich haben uns damit aber wieder im Hintergrund gehalten und zugeschaut. Wir lagen dann auch draußem am Pool und haben in den Nachthimmel hinaufgeschaut und die verschiedenen Feuerwerke bewundert. Ein Silvester, wo wir mal nicht in das Neue Jahr geschlafen haben! Der Abend verlief reibungsfrei und gute Laune war auch den ganzen Abend da! Nach einigen Raketen, Countdown in Spanisch, Anstoßen und Gejubele zum neuen Jahr, sind meine Mutter und ich auch bald ins Bett gegangen und haben wieder einmal bis zum Schlafen geredet.

Am nächsten Morgen mussten wir schon früher aufstehen. Wir wollten noch einmal den Pool benutzen, da wir wegen Regen und kühleren Temperaturen in den vorherigen Tagen die Zeit für andere Sachen genutzt haben. Somit sind wir morgens um 11 Uhr noch in den Pool gesprungen, bevor wir uns auf dem Weg zum Flughafen machten. Am Flughafen angekommen, habe ich mich erstmal daran erinnert, dass ich auch dort angekommen bin und in der großen Ankunftshalle mit den anderen ATS auf dem Bus zum Hotel gewartet habe. Ich wurde dann auch von einem tollen Gefühl durchströmt, als ich meiner Mutter beim Einchecken helfen konnte und alles regeln konnte. Jetzt weiß ich auch schon, wie es funktioniert und werde keine Problem haben, wenn ich im Juli zurück komme. Aber bis dahin habe ich noch einiges zu erleben. Unter Tränen wurde dann Abschied genommen und gewunken. Als meine Mutter verschwunden war, sind wir schon wieder aus dem Flughafengebäude raus und nach Hause gefahren. Viel mehr haben wir nicht gemacht, außer das wir zu meiner Tante gefahren sind.

Ich fand, dass das letzte Jahr ein wundervolles Ende hatte und das Neue Jahr einen schönen Anfang. Auch wenn ich hier eine wunderbare Familie habe, freue ich mich, dass nun die Hälfte vom Austauschprogramm vorbei ist und ich bald wieder bei euch in Deutschland bin! Ich vermisse euch alle sehr und wünsche euch

Frohes Neujahr und lasst dieses Jahr, wie das andere werden… nur noch viel besser!

Franzi :heart:

Ich denke, jeder der diesen originalen Blogeintrag meiner Tochter gelesen hat, stimmt mir bestimmt zu, dass ich das Leben in der Gastfamilie mit Sicherheit durch meinen Besuch nicht gestört habe. Zu Weihnachten war meine Tochter übrigens schon fast 5,5 Monate in Argentinien und die Austauschschüler, die sich nur für ein halbes Austauschjahr entschieden hatten, waren bereits wieder in Deutschland.

So, nun zu meinen zweiten Besuch in Argentinien, der beinahe ins Wasser gefallen wäre. Ich hatte schon beschlossen, nach dem langen Krankenhausaufenthalt nicht nach Arg zu reisen, denn bei meiner Entlassung aus der Klinik konnte ich kaum 500m gehen, dann war ich fertig. Dies habe ich dann auch meiner Tochter und der Gastfamilie mitgeteilt. Als Reaktion kaum jedoch, ich solle die Reise nach hinten verschieben und wenn ich mich so fühle, dass ich die 26-stündige Reise durchhalten kann, solle ich kurzfristig buchen und ich könnte mich doch wunderschön dort erholen. Auf die geplante Rundreise muss allerdings dann verzichtet werden und sollte doch noch ein Arzt notwendig sein, gibt es den ja in der Familie. Man erwartete mich einfach. Ich war also in der Zwickmühle, was tun. Ich habe täglich meine Spaziergänge gemacht und habe auch bald kleine Radtouren durchgeführt, so dass ich sehr schnell wieder auf die Beine kam und tatsächlich kurzfristig den Flug nach Arg gebucht habe. 26 h Reise sollten nicht das Hindernis sein. Nein, es kam ja viel dicker. Hatte ja über die Anreise schon mal berichtet und es ist hier nach zu lesen: http://www.schueleraustausch.de/forum/showthread.php?p=23940#post23940

Nach der Chaosanreise wurde ich schon wie ein Familienmitglied auf dem Flughafen empfangen. Es fiel von uns allen eine gewaltige Last ab, ich war nun endlich da und keiner brauchte sich mehr Sorgen machen. Vor mir lagen noch 16 Tage Urlaub, die ich einfach nur in der Gastfamilie genossen habe. Ich habe darauf bestanden, dass der Alltag in der Familie weiter fortgeführt wurde, d.h. die Kinder gingen täglich zur Schule, Gustavo fuhr zur Arbeit in die Klinik und Monica arbeitete weiterhin in ihrer Kanzlei. In der ersten Woche habe ich meine Erholung auf dem Grundstück der Gasteltern gesucht und bin täglich noch im Barrio (Privatwohnbezirk) unterwegs gewesen. Nach 1 Woche habe ich mich dann so gefühlt, dass ich täglich mit Monica in die City gefahren bin und von dort aus, selbstständige Unternehmungen gemacht habe. Ich habe die 1,3 Mio Metropole Cordoba erkundet und war auch in Stadtvierteln, die mir die Gastfamilie mit Sicherheit nicht gezeigt hätte. War täglich mehrere Stunden unterwegs, 18.00 Uhr bin ich dann immer mit dem Taxi zur Gastfamilie gefahren, um mit ihnen gemeinsam die Abende zu verbringen, die einfach nur schön waren. Ich hatte zu keiner Zeit das Gefühl in der Familie zu stören. Als meine Tochter noch kurz vor meiner Abreise den Wunsch äußerte, sich mal nach Contactlinsen umzuschauen, wurde die gesamte Familie mobil, einschl. der Großmutter. Dank der Großmutter hatten wir innerhalb von 24 h einen Termin beim Optiker, so dass ich selbst mit zur Beratung gehen konnte. Martina (Gastschwester) und Franzi sind innerhalb dieses Jahres nicht nur Freunde geworden, sie sehen sich als Schwestern an und das ist bis heute so geblieben. Um ihre Verbundenheit zu unterstreichen, haben sich beide Mädels ein Bauchnabelpiercing stechen lassen. Ich bin davon eigentlich nicht so begeistert gewesen, weil ich nicht wußte, unter welchen Bedingungen dies in Arg gemacht wird. Der Gastvater teilte mit mir die Bedenken und hat sich gegen ein Piercingstudio ausgesprochen und für „seine“ Mädels einen Termin bei einer Chirurgin in seiner Klinik gemacht. Ich habe auch bei meinen Besuch mitbekommen, dass der Gastbruder ein besonders gutes Verhältnis zu den beiden Mädels aufgebaut hat. Ivo hat bis zur Aufnahme meiner Tochter in der Familie mit seiner Schwester in einem Zimmer geschlafen. Er hat das Bett dann für Franzi geräumt und ist in sein eigenes Zimmer gezogen. Aber nur am Tag über, wenn es abends ins Bett ging, packte Ivo nun jeden Abend seine Matraze und hat sein Nachtlager zwischen den Mädchen aufgeschlagen. Die Mädchen haben dies voll akzeptiert. Natürlich ist mir der Umgang der Gastfamilie mit dem Hausmädchen nicht verborgen geblieben. Auch dieser Umgang ist ein sehr herzlicher. Das Hausmädchen stammt aus Peru und arbeitet seit 8 Jahren bei dieser Familie. Besonders schön finde ich, dass die Familie das Hausmädchen trotz Baby (gerade 4 Wochen alt) weiterhin behält. Ich habe mich riesig gefreut, als ich am vergangenen Sonntag Mariza mit Baby beim Skypen auf der Geburtstagfeier der Gastmutter gesehen habe und das als Gast.
Es war einfach für beide Seiten schön, dass ich die Gastfamilie und die gesamte Verwandtschaft kennenlernen durfte. 3 Tage vor meiner Abreise aus Arg hatte ich Geburtstag und ich habe die Familie zum Essen eingeladen und anschließend haben wir noch einen gemeinsamen Ausflug gemacht. Ich bin dann am 29.06. allein wieder nach Deutschland geflogen. Meine Tochter hatte noch 5 Tage, die ich ihr aber allein mit der Gastfamilie lassen wollte. Es war ja ihr Jahr und sie sollte sich allein von der Familie verabschieden können, da hatte ich nichts dabei zu suchen. In Deutschland angekommen, wußte ich, in wenigen Tagen habe ich mein Kind zurück und noch ein paar Tage später kommt meine Gasttochter Martina für 4 Wochen nach Deutschland.

Ich kann jeden nur empfehlen, wenn ihr eine ehrliche Einladung von den Gasteltern eurer Kinder bekommt, nutzt sie, auch wenn es nur ein paar Tage sind, ihr lernt die Gastfamilie aus einem ganz anderen Blickwinkel kennen. Ich habe nicht eine einzige Entscheidung bereut und weiß, Franzi und ich dürfen jederzeit wieder kommen, aber genau so würde ich mich freuen, wenn eines Tages wieder Besuch aus Arg vom Flughafen abgeholt werden muss.

Gruß graefinlwl

PS: Meine Tochter bewirbt sich zurzeit um einen Platz an einem UWC, um das IB im Ausland zu machen. Die Chance genommen zu werden ist gering, sollte es doch klappen, werde ich Monica und Gustavo fragen, ob sie Ivo für ein Jahr nach Deutschland schicken möchten, natürlich nur, wenn Ivo Lust dazu hat.

Gestern abend habe ich mit unserer Tochter geskypt. Das erstemal wieder seit ca. 3 Wochen. War richtig schön weil sie auch mal Zeit hatte. Wegen einer Erkältung war sie nicht in der Schule und ihre Freunde waren auch nicht parat zum chatten.
Dann ergab es sich das ihre Gastmutter noch dazu kam. Herrlich. Es war so toll zu sehen und zu hören wie wohl sich unsere Tochter fühlt. Die Gastmutter war nur am lachen und ganz aufgeregt mit mir zu sprechen. Leider muß ich meine Kamera ausstellen weil unsere Internetleitung sonst zusammenbricht.
Bei uns hat es sich jetzt so eingependelt das wir etwas weniger Kontakt per Skype haben, aber dann wirklich intensiv. Ist für unsere Tochter besser und für uns auch.
Susanne