Innerdeutsche Beziehungen 1969 - 1989

Die Klasse meiner Tochter hat gestern plötzlich den Auftrag bekommen, eine Hausarbeit in Geschichte über folgendes Thema zu schreiben:
„Innerdeutsche Beziehungen 1969 - 1989“
Welche Stichpunkte fallen euch spontan für die einzelnen Jahre ein, die unbedingt in der Hausarbeit ausgearbeitet werden müssen?

1969
Willy Brandt (SPD) wird Bundeskanzler (bis 1974)
Gustav Heinemann (SPD) wird Bundespräsident (bis 1974)
Die Wirtschaft ist saniert, doch es herrschen unruhige Zeiten: 1968 wurde der Prager Frühling niedergeschlagen, nun eskaliert der Krieg in Vietnam. Die SPD ist bemüht, sich von der unpopulären APO zu distanzieren. Die Zeichen stehen auf Wechsel: SPD und FDP werben für Reformen. Die SPD ist seit 1966 an der Regierung beteiligt, die CDU kann sie nicht mehr als regierungsunfähig hinstellen. Kanzler Kurt Georg Kiesinger (CDU) steht im Mittelpunkt der CDU-Kampagne. Die SPD wirbt mit den Erfolgen von Außenminister Willy Brandt. Erstmals lassen sich CDU, SPD und FDP von Werbeagenturen unterstützen. Die CDU wird stärkste Partei, doch erstmals bilden SPD und FDP ein Bündnis. Willy Brandt wird erster SPD-Bundeskanzler, Walter Scheel (FPD) Außenminister.

1970

1971

1972
Die Ostpolitik der sozial-liberalen Regierung sorgt für Streit. Gegner werfen Willy Brandt den Ausverkauf deutscher Interessen vor. Die CDU versucht im April 1972 vergeblich, Brandt zu stürzen und mittels eines konstruktiven Misstrauensvotums Rainer Barzel zum Kanzler zu wählen. Brandt stellt später die Vertrauensfrage mit dem Ziel, sie zu verlieren: Bei einer Neuwahl sollen die Wähler die Ostpolitik bestätigen. Die FDP bekennt sich zur Koalition mit der SPD. Die Union setzt auf das Thema Wirtschaft und versucht, den Rücktritt von SPD-Finanzminister Schiller zu nutzen. Schriftsteller und Künstler werben für die SPD und den charismatischen Kanzler: “Willy wählen!” Die Wähler sind polarisiert, über 90 Prozent gehen zur Wahl. Die SPD wird erstmals stärkste Partei.

1973

1974
Helmut Schmidt (SPD) wird Bundeskanzler (bis 1982)
Walter Scheel (FDP) wird Bundespräsident (bis 1979)

1975

1976
Die Weltwirtschaftskrise nach dem Ölschock 1973 wirkt nach: Arbeitslosigkeit und geringeres Wachstum sorgen für erste Schwierigkeiten, Sozialleistungen zu finanzieren. Die innere Sicherheit ist wegen des Links-Terrorismus ein weiteres Thema. Für die SPD tritt Kanzer Helmut Schmidt an, der 1974 den über die Guillaume-Affäre gestürzten Willy Brandt abgelöst hat. Die SPD setzt auf Schmidt als Wirtschaftsexperte und „Macher“. Die CDU polarisiert mit dem Slogan „Freiheit statt Sozialismus“, Kanzlerkandidat Helmut Kohl verspricht soziale Sicherheit. Die Spitzenkandidaten treffen vor der Wahl zu einer Diskussion im Fernsehen aufeinander. Die FDP wirbt mit dem neuen Vorsitzenden Hans-Dietrich Genscher. Die CDU wird wieder stärkste Partei, die Koalition behält jedoch die Mehrheit.

1977

1978

1979
Karl Carstens (CDU) wird Bundespräsident (bis 1984)

1980
Frieden und innere Sicherheit sind die Themen des Wahlkampfs. Sowjetische Truppen sind 1979 in Afghanistan einmarschiert, im Inland herrscht Sorge über den Terrorismus. Kanzlerkandidat der Union ist erstmals ein CSU-Politiker: Franz Josef Strauß, seit 1978 bayerischer Ministerpräsident. Der Wahlkampf dreht sich um ihn und den amtierenden Kanzler, Helmut Schmidt (SPD). Strauß hat aus seiner Zeit als Minister Erfolge vorzuweisen, aber auch eine Reihe von Skandalen ausgelöst und polarisiert die Öffentlichkeit. Schmidt hatte sich im dem Kampf gegen den Terrorismus profiliert. Die Grünen treten erstmals bundesweit an, scheitern aber an der Fünf-Prozent-Hürde. CDU/CSU verlieren Stimmen. Die FDP gewinnt hinzu, die sozial-liberale Koalition stellt erneut die Regierung.

1981

1982
Helmut Kohl (CDU) wird Bundeskanzler (bis 1998)

1983
Die Regierung Schmidt stürzt nach einer schweren Krise 1982 durch ein konstruktives Misstrauensvotum: Der Koalitionspartner FDP wechselt die Seiten und wählt gemeinsam mit der CDU Helmut Kohl zum Bundeskanzler. Durch eine erneute Vertrauensabstimmung, die Kohl verabredungsgemäß verliert, führt die Regierung Neuwahlen herbei. Die Wähler sollen die neue Regierung bestätigen. Der Wahlkampf ist emotionalisiert, die wichtigsten Themen sind das Wettrüsten (“NATO-Doppelbeschluss”) und die Wirtschaftskrise. Die Arbeitslosenzahl übersteigt erstmals zwei Millionen. Die SPD tritt mit Hans-Jochen Vogel an der Spitze an. Die Grünen ziehen zum ersten Mal in den Bundestag ein. Die FDP verliert Stimmen. Die Union gewinnt deutlich und erzielt das zweitbeste Ergebnis seit 1957.

1984
Richard v. Weizsäcker (CDU) wird Bundespräsident (bis 1994)

1985

1986

1987
Die Regierungskoalition aus CDU/CSU und FDP kann Erfolge vorweisen: Der Haushalt ist konsolidiert, die Wirtschaft wächst. Doch Kanzler Helmut Kohl (CDU) schneidet in Umfragen deutlich schlechter ab als Herausforderer Johannes Rau. Die SPD stellt den populären Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen in den Mittelpunkt. Die CDU setzt auf einen Team-Wahlkampf mit ihren Sympathieträgern Rita Süssmuth und Norbert Blüm. Neben der hohen Arbeitslosigkeit ist nach dem GAU in Tschernobyl und der Verseuchung des Rheins durch einen Brand in der Sandoz-Chemiefabrik Umweltpolitik ein zentrales Thema. Die Grünen gewinnen deutlich, auch die FDP legt zu. Trotz Verlusten der Union kann die Koalition unter Kanzler Helmut Kohl weiterregieren.

1988

1989
09. November Mauerfall

Viele Grüsse

Kirsten

1983
1983 wandte sich die wirtschaftlich marode DDR mit der Bitte um Gewährung eines Milliardenkredits an die Bundesrepublik Deutschland, die seit 1982 unter der Kanzlerschaft der CDU und Helmut Kohls stand. Auch unter der SPD- Führung und Helmut Schmidt flossen schon seit Jahren Gelder in die DDR, jedoch stets unter der Voraussetzung, dass die SED-Führung Zugeständnisse in Sachen Menschenrechte machte. Da die DDR aber zuletzt nicht die gewünschten Reiseerleichterungen für DDR- Bürger gewährte, scheiterten die Darlehens- Verhandlungen zwischen der DDR und der damaligen SPD- Regierung unter Schmidt. Nicht so unter Helmut Kohl.

Als am 29. Juni 1983 feststand, dass die Bundesregierung eine Bürgschaft für einen Kredit in Höhe von einer Milliarde Mark an die DDR übernimmt, folgte eine Darlehensgewährung an die DDR durch ein Konsortium westdeutscher Banken, geführt durch die Bayerische Landesbank. Und ausgerechnet Franz Josef Strauß führte die Verhandlungen - meist hinter verschlossenen Türen und unter 4 Augen - mit dem DDR- Devisenbeschaffer Alexander Schalck-Golodkowski. Legendär sind die Worte von Franz Josef Strauss beim Treffen mit dem DDR-Staatschef Erich Honecker im Jagdhaus „Hubertusstock“ :

“Einen Handstand machen wir aber nicht”.

Edmund Stoiber, damals Leiter der Staatskanzlei, meinte zu diesem Geschäft:

„Wer Franz Josef Strauß kennt, weiß, dass er, wenn er etwas macht, es nie ohne Grund macht. Und einer der Gründe war, dass Franz Josef Strauß in Sachen Außenpolitik ein gewichtiges Wörtchen mitreden wollte.”

(Quelle: www.bavarianspaces.de)

Bernd

Weiteres Thema:

Ständige Vertretung der Bundesrepublik bei der DDR

Bernd

Auch der Reiseverkehr spielte eine wichtige Rolle in den Beziehungen beider Staaten.

http://www.hausarbeiten.de/faecher/vorschau/105351.html

Bernd

1974
Rücktritt von Willy Brandt als Bundeskanzler im Zusammenhang mit der Guillaume-Affäre

Bernd

Bernd, du bist echt super mit deinen Ergänzungen. Mache ruhig weiter so ;). Danke!

Mir fällt grade noch die Barschel Affäre ein. Wann war sie noch? 1982? Irgendwie so in dem Dreh

Viele Grüsse

Kirsten

Das sehe ich erst jetzt: das wichtigste Jahr in den innerdeutschen Beziehungen ist nicht Thema der Hausarbeit! Warum das Jahr 1990, das Jahr der Wiedervereinigung, nicht Gegenstand der Arbeit ist, wird uns wohl nur der Lehrer erklären können.

Bernd

Ja, ich weiss und die Schüler wissen es auch. Das hat sie bewusst so entschieden. Die Wiedervereinigung soll nicht mit rein!

Ich habe grade geguckt: Die Barschel Affäre war 1987 :frowning: Barschel-Affäre – Wikipedia
Passt aber immerhin in die Hausarbeit ;).

Viele Grüsse

Kirsten

Die Barschel-Affäre war 1987 hat aber nach jetzigen Kenntnisstand nichts mit den innerdeutschen Beziehungen zu tun.

Bernd

Wenn die Wiedervereinigung nicht ein eigenes Thema ist/wird, halte ich es für einen Fehler (oder um es positiv auszudrücken: für sehr unglücklich).

Bernd

Was nennt man innerdeutsche Beziehungen? Nur das, was zwischen BRD-DDR war oder auch was nur in der BRD passiert ist?
Wir haben auf jeden Fall noch ein Heft und 2 Bücher vom BPB bestellt. Die sind dort ja super günstig!

Viele Grüsse

Kirsten

Wikipedia-Eintrag

Bernd

Jede politische Handlung der Bundesregierung stand unter dem Primat des Vorwortes des Grundgesetzes (alte Fassung), wonach (sinngemäß) alles zu tun ist, die Wiedervereinigung beider deutscher Staaten in Frieden und Freiheit zu vollenden, ergo alles innerhalb der innerdeutschen Beziehungen zu tun, um diesem Ziel näherzukommen. Das Grundgesetz (und auch die Niedersächsische Verfassung) war nur vorläufig gültig bis zum Tag der Wiedervereinigung. (Mal für Schleswig-Holstein prüfen?!)
Es gab seinerzeit sogar ein Ministerium für innerdeutsche Beziehungen, ich kenne auch noch sehr gut die Ständige Vertetung der Bundesrepublik Deutschland (keine Botschaft!) in Berlin-Ost.
Durch die mit der DDR-Regierung verhandelten Reiseerleicherungen war es uns möglich, regelmäßig Besuche unserer Partnerkirchengemeinde in der Nähe von Dresden zu machen und wahrhaft innerdeutsche Beziehungen auf sehr konkreter menschlicher Ebene zu pflegen. Unseren “Zwangsumtausch” -eine Deviseneinnahmequelle der DDR - mussten wir durch Käufe von Büchern, Schallplatten, etc. ausgeben.

My 50 cent,

RREbi

Haha, an die Schallplatten, Büchern und Spielen kann ich mich auch noch erinnern ;). Wir haben auch noch was hier. Mit unseren ältesten Kindern waren wir auch dort und haben Freunde besucht, die ich durch die Besuche mit meinen Eltern kannte.

Die Hausarbeit soll übrigens mindestens 5, höchstens 10, Seiten haben und Mitte Mai fertig sein.

Viele Grüsse

Kirsten

Wobei erwähnt werden muß, daß dieser Zwangsumtausch (ohne Anführungszeichen) pro Tag DM 25 betrug und im Verhältnis 1:1 umgetauscht wurde ( 1 DM-West = 1 Mark Ost). In West-Deutschland war der Kurs 1:4 ( 1 DM-West = 4 Mark Ost). Die Mitnahme von Mark Ost war verboten und hat in den meisten Fällen keinen Sinn gemacht, da man Mühe hatte, daß in der DDR offiziell umgetauschte Geld auszugeben; je nach dem wie lange man in der DDR blieb (meist handelte es sich dabei um Familienbesuche) kamen schnell einige hundert Mark Ost zusammen. Und außer Büchern und Schallplatten, die preislich äußerst günstig waren, gab es nicht viel zu kaufen. Ich habe heute noch einen 100 Mark Schein Ost, den ich in einem meiner vielen Bücher als Lesezeichen benutze.

Bernd

Dieser Link könnte auch noch von Interesse sein:

http://www.ddr-museum-dresden.de/cod/php/drucken.php?usr=&pw=&lang=deu&pdf=1&lo=0&thm=besinfo&thmsub=historik&formid=1&fkt=8&lo=0

Bernd

Den kleinen Blauen mit Kalle Marx habe ich auch noch…

RREbi

Hallo Kirsten

Was für mich aus der Fragestellung nicht ganz klar ist: Sind die innerdeutschen Beziehungen in der BRD (Westdeutschland) gemeint, oder sind die Beziehungen zwischen BRD und DDR gemeint?

Zur BRD 1977 fällt mir noch der Deutsche Herbst ein, der doch auch relativ signifikant war.

Gruss
Michael

Ja, das ist mir auch nicht richtig klar :(. Muss ich nachher nochmal Sabrina genau nachfragen :). Melde mich dann wieder!

Viele Grüsse

Kirsten

Unter innerdeutschen Beziehungen verstand man das Verhältnis beider deutschen Staaten zueinander (siehe meinen Link weiter oben).

Bernd