Meine Tochter ist gerade für 4 Monate in Frankreich. Es gab Ärger, als sie sich ein Schulbrot machen wollte. Später kam heraus, dass die Familie nur 100 Euro mtl. Von der Organisation erhält. Das wurde anscheinend nicht richtig vor der Aufnahme kommuniziert. Ich kann verstehen, dass das zu wenig ist, denn auf Google steht man braucht zwischen 150-300 Euro pro Person für Lebensmittel. Die Organisation meinte auch vor der Fahrt, man solle dem Kind 250 Euro Taschengeld geben (also das Kindergeld), was ich viel zu viel finde. Meine Tochter erhält 25 Euro mtl. hier in Deutschland. Ich finde es aufgrund der sich verschlechterten wirtschaftlichen Lage in Europa angemessen, wenn die Gastfamilien mehr Geld bekommen. Wer hat schon einfach 250 Euro pro Monat übrig? Ich werde nun das Geld aufstocken und 150 Euro mtl an die Familie überweisen, damit ihnen keine Nachteile entstehen. Es ist ohnehin sehr großzügig, dass sie überhaupt ein Kind aufnehmen und sich kümmern. Und ich habe ja auch einen Esser weniger. Nur finde ich, dass die Organisationen im Voraus auf die wirtschaftliche Lage hinweisen und einen Zuschuss aus dem Kindergeld empfehlen sollten.
Mein Freund hatte von yfu einen japanischen Austauschschüler. Dafür gab es kein Geld.
Ein Bett und 3 Mahlzeiten mussten gestellt werden. Aber natürlich hat der Japaner noch viel mehr bekommen.
Es kommt ja immer auf die eigene finanzielle Situation an. Hier war es der Familie anscheinend nicht kommuniziert worden, dass es nur einen kleinen Zuschuss gibt und es ist anscheinend schwierig für sie. Sie sagen, dass sie ca. 250 Euro ausgeben um den selben Standard zu bieten, den sie in ihrer Familie haben. Daher denke ich, dass das Geld der Organisationen an die sich veränderte wirtschaftliche Situation angepasst werden sollte oder den Eltern vorgeschlagen werden könnte, einen Teil des Kindergelds den Gasteltern zu geben. Es müsste auf jeden Fall thematisiert werden. Vielleicht lief das bei Ihrem Bekannten ja besser, mit der Aufklärung durch die Organisatin.
Hallo Anna,
toll, dass Du das machst!
Wir haben mehrere Schüler bei uns gehabt, allerdings vor dem Ukrainekrieg. Weder haben wir von der Orga noch von den Eltern etwas erhalten.
Ich würde jetzt keinen Schüler mehr aufnehmen, es ist viel zu teuer geworden. 250 Euro sind es mindestens, du nimmst ihn ja auch zu Aktivitäten mit.
Ich finde, die Orgas machen sich da einen schlanken Fuß. Die Gastfamilien kosten nichts oder wenig, die Schüler/ Entsendeeltern sind die zahlenden Kunden und es wird alles zu ihrer Zufriedenheit getan. Leider erhalten die aufnehmenden Familien viel zu wenig Wertschätzung. Und die positiven Effekte wiegen die ca. 3000 Euro, die man investiert, i.d.R. nicht auf.
Beispiel: nach 10 Monaten Aufnahme schenkt dir die Orga ein Holzbrett
LG
Hallo zusammen,
ich sehe das etwas anders. Ich würde mein Kind nicht in eine Gastfamilie geben, wenn ich wüsste, dass diese dafür bezahlt wird. Ich hätte Bedenken, dass die Aufnahme des Kindes dann nicht aus eigenem Antrieb erfolgt, sondern vor allem wegen des Geldes. Im schlimmsten Fall besteht sogar das Risiko, dass sich die Familie daran bereichert, ohne dass das Kind wirklich davon profitiert.
Die Ausgangslage sollte klar sein: Man nimmt ein Kind für eine bestimmte Zeit bei sich auf und das geschieht aus Überzeugung und aus persönlichem Engagement, nicht wegen finanzieller Leistungen.
Wenn sich dadurch weniger Familien bereit erklären, Jugendliche aufzunehmen, dann ist das aus meiner Sicht in Ordnung. Lieber weniger Gastfamilien, dafür solche, die es wirklich aus eigener Motivation tun.
Vielleicht ist das auch ein Teil der aktuellen Problematik rund um das „Geschäft Schulaustausch“…
Hallo, das waren früher auch meine Gedanken, inzwischen sehe ich das etwas anders.
ich denke man kann die Motivation nicht nur vom Geld abhängig machen. Es gibt sicherlich unter denen, die bezahlt werden, mehr, die es wegen des Geldes machen, als die, die nichts bekommen….logisch ![]()
Allerding zeigt das Forum hier, dass es auch Gastfamilien gibt, die die Kompensation dann anders regeln, durch exzessives Babysitting, Haushaltsdienste…
Da wir damals vom J 1 (unbezahlt) ins F 1 (bezahlt) wechseln mussten, war ich auch erst super skeptisch. Familie war aber top und wurde jetzt auch wieder besucht
Beim jetzigen Besuch erzählte Kind vom Wocheneinkauf, für den die Familie knapp 800$ zahlte. Die 250 Euro von Anna (ich glaube bei uns hat die Familie 400$/Monat bekommen) sind nichts zum wirklich bereichern, fraglich, ob überhaupt kostendeckend.
Und aus Sicht der Familie: wenn ich grds. bereit wäre ein Gastkind aufzunehmen und es gäbe die Option mit und ohne Geld …..meine Wahl wäre recht klar, weil es sonst überhaupt keinen Unterschied gibt.
Aber ich bin bei dir Domnick - es wird immer mehr zum “Geschäft”.
Hallo Karli
Grundsätzlich bin ich ja bei dir. Natürlich gibt es Familien, die ein Kind mit viel Herz aufnehmen würden, es sich aber finanziell nicht leisten können. In solchen Fällen wäre es schade, wenn diese Möglichkeit entfiele. Ich denke jedoch, dass dieser Anteil eher ein kleinerer Teil der gesamten Thematik ist.
Ich kann hier vor allem aus der Perspektive von Eltern sprechen, deren Kinder zu Gastfamilien geschickt werden, zu Familien, die dazu in der Lage sind und dies aus eigenem Antrieb tun und nicht aufgrund einer finanziellen Entschädigung. Für mich ist es wichtig zu wissen, dass die Motivation aus Überzeugung kommt.
Ich bin mir bewusst, dass ein Aufenthalt im Ausland nicht denselben Standard wie zu Hause bieten muss. Das ist je nach Land unterschiedlich und gehört zu einem Austausch dazu. Es geht nicht darum, dass das Kind unterhalten wird oder alles im Überfluss vorhanden ist, sondern darum, einen kulturellen Austausch zu erleben und Einblick in einen anderen Alltag zu erhalten. Natürlich darf dabei keine Mangelsituation entstehen.
Wichtig ist, dass die Gastfamilie den normalen Standard, den sie auch ohne Gastkind hat, weiterhin halten kann, auch wenn ein Gastkind da ist. Dann ist die Situation für beide Seiten passend und für alle Beteiligten auch beruhigender. So empfinde ich es zumindest.
Ebenso gehört dazu, dass die Jugendlichen selbst bereit sind, die Bedingungen vor Ort zu akzeptieren und sich auf die Situation einzulassen. Sie entscheiden sich aus eigenem Antrieb für einen solchen Austausch und tragen durch ihre Offenheit und Bereitschaft wesentlich dazu bei, dass das Zusammenleben für die Gastfamilie und für sie selbst gelingt.
Hallo zusammen,
wir waren zweimal Gastfamilie. Ja, es geht ins Geld, wenn für ein ganzes Jahr einer mehr da ist. Nicht nur das Essen, auch ewiges Duschen, zum Fenster raus heizen, Ausflüge etc. sind teuer. Wir haben es gerne gemacht, weil wir den Gedanken eines Austauschs gut finden und wir viele spannende, überraschende und manchmal auch verwirrende Erfahrungen sammeln konnten.
Unsere erste Austauschschülerin aus China war sehr fordernd. Erst Ende November ist herausgekommen, dass sie gedacht hat, dass wir einen Teil des Programmpreises erhalten und ihr dafür einen mehr oder weniger „shitty service“ bieten. Für sie war es komplett unverständlich, dass wir das unentgeltlich machen, ihrer Meinung nach würde so etwas in China keiner machen. (Für uns war eher unverständlich, wie man dieses kleine Detail bei der ganzen Vorbereitung und dem ganzen Papierkram übersehen kann.)
Unsere zweite Austauschschülerin wusste, dass wir sie unentgeltlich aufnehmen und hat uns - wahrscheinlich auch als teilweise Kompensation - viele Geschenke gemacht. Da tat sie mir ein bisschen leid, denn Geschenke braucht‘s echt nicht in Unmengen.
Ich kann mir schon vorstellen, dass Geldzahlungen den Anspruch an die Gastfamilie erhöhen - siehe unsere China-Erfahrung. Aber reich würde man damit nie werden, es wäre immer ein Zuschussgeschäft. Ich denke, dass ein Zuschuss zum Haushaltsgeld für einige Familien die Entscheidung, ein Gastkind aufzunehmen, leichter fallen würde. Schon sich als Familie zu öffnen fällt vielen schwer, die Finanzen sind dann das Totschlagargument gegen die Aufnahme.
Wenn es in Deutschland üblich wäre, den Gasteltern etwas zu zahlen, hätte ich mich gefreut. Beispielsweise haben wir die Gastkinder bei Eintritten nie zur Kasse gebeten. Wir gehen als Familie ins Konzert, in den Freizeitpark, in den Weihnachtszirkus, ich kaufe alle Karten zusammen, wir schleppen das Gastkind mit, da bittet man das Kind nicht um Kostenübernahme. Trotzdem kommt natürlich manchmal der Gedanke „eigentlich hätte das Gastkind seinen/ihren Anteil bezahlen müssen, aber egal“. Hätten wir Haushaltsgeld bekommen, hätte ich diesen Gedanken wohl nicht gehabt.
Unsere Tochter ist nun selbst im Austausch. Ich bin froh, dass ihre Gastfamilie ein bisschen Geld bekommt, denn sie haben es wahrscheinlich nicht so dicke. So ist mein schlechtes Gewissen nicht ganz so ausgeprägt und unsere Tochter hat hoffentlich weniger Druck, ständig versuchen zu müssen, auch ein paar Kosten zu übernehmen. Ich bin der Familie extrem dankbar, denn kein Haushaltskostenzuschuss kann ausgleichen, was sie an Zeit und Aufmerksamkeit in unsere Tochter stecken. Den Gedanken, einfach doch etwas bzw. etwas mehr an die Gasteltern zu bezahlen kann ich sehr gut nachvollziehen!
Ich kann deine Argumente gut nachvollziehen. Es ist verständlich, dass die Aufnahme eines Gastkindes sowohl finanziell als auch organisatorisch eine Belastung sein kann. Gleichzeitig sehe ich es aus der Perspektive der Eltern, die ihr eigenes Kind in die Obhut einer fremden Familie geben. Für uns ist es wichtig zu wissen, aus welchem Motiv heraus eine Gastfamilie ein Kind aufnimmt. Wenn der finanzielle Aspekt dabei im Vordergrund stehen würde, wäre das für mich und wahrscheinlich auch für viele andere Eltern ein Ausschlusskriterium. Die Entscheidung, sein Kind wegzuschicken, ist ohnehin schon groß und emotional. Deshalb möchte man sicher sein, dass der Wunsch zu beherbergen aus Überzeugung entsteht und nicht aus einem finanziellen Anreiz.
Dass solch wichtige Informationen wie die Tatsache, dass eine Gastfamilie kein Geld erhält, offenbar nicht klar kommuniziert wurden, finde ich schwierig. Genau solche Punkte gehören für mich zu einer guten Vorbereitung. Es müsste geklärt werden, ob hier die Verantwortung bei der Organisation oder bei der entsendenden Familie liegt. Gleichzeitig zeigt sich in solchen Situationen auch, wie unterschiedlich Werte und Vorstellungen in verschiedenen Kulturen sein können.
Beim Lesen bin ich an dem Ausdruck hängen geblieben, dass man ein Gastkind zu Aktivitäten mitschleppt. Für mich klingt das eher negativ und so, als wäre es eine Art Pflicht oder Belastung. Ich bin mir nicht sicher, ob es wirklich in diesem Sinne gemeint war oder ob ich es nur so interpretiere. Vermutlich steckt dahinter eher der Gedanke, dass man Gastkinder selbstverständlich in den Familienalltag einbezieht, denn schließlich habt ihr bereits zwei Austauschschülerinnen aufgenommen und damit gezeigt, dass ihr euch bewusst und aus Überzeugung darauf eingelassen habt.
Was ich sehr gut nachvollziehen kann, ist das schlechte Gewissen gegenüber der Gastfamilie, die kein Geld erhält und dennoch so viel mit dem Gastkind unternimmt. Gleichzeitig ist da oft nur die Vermutung, dass die Familie mehr unternimmt als sonst. Eigentlich wäre das gar nicht nötig, denn eine Gastfamilie ist keine Unterhaltungs oder Tourismusorganisation. Es geht in erster Linie darum, den normalen Alltag zu teilen.
Wir hatten dieses schlechte Gewissen ebenfalls. Deshalb gaben wir unserer Tochter zusätzliches Geld mit, damit sie Eintritte, Ausflüge oder auch einmal eine kleine Einladung der Gastfamilie selbst übernehmen kann. Doch genau das hat in Japan nicht funktioniert. Dort übernimmt ein Gast grundsätzlich keine Kosten, und schon gar nicht lädt ein Kind die Eltern oder die Gastfamilie ein. Das wäre ein absolutes No Go und würde die Gasteltern in ein schlechtes Licht stellen, weil es so wirken könnte, als würden sie ihre Rolle als Gastgeber nicht richtig erfüllen. Als wir merkten, dass unsere gut gemeinte Absicht kulturell nicht akzeptiert wird, haben wir es sein gelassen.
Die Gastfamilie unserer Tochter hatte bereits drei eigene Kinder, und mit unserer Tochter kam praktisch ein viertes hinzu. Uns war bewusst, dass dies eine zusätzliche Belastung sein kann, besonders weil die eigenen Kinder noch relativ jung waren und damit plötzlich eine fast erwachsene Person im Haushalt dazukam.
Bei unserem eigenen Besuch in Japan wurde uns die kulturelle Bedeutung noch deutlicher. Ein einziges Mal wollten wir beim Einkaufen für ein gemeinsames Barbecue die Kosten übernehmen. Das kam nicht gut an und führte zu einer intensiven, aber sehr wertvollen Diskussion. Wir haben damit unbewusst gegen einen kulturell tief verankerten Wert verstossen. Danach liessen wir es bleiben und akzeptierten die dort gelebte Form der Gastfreundschaft voll und ganz.
Diese Erfahrungen haben mir gezeigt, wie wichtig eine offene und klare Kommunikation ist. Heute verstehe ich beide Seiten besser. Für mich ist es entscheidend, dass die Motivation für die Aufnahme eines Gastkindes nicht finanziell sein darf. Gleichzeitig finde ich es richtig, während des Austauschjahres Wertschätzung zu zeigen, sei es durch kleine Gesten oder auch einmal finanziell. Dabei müssen jedoch unbedingt die kulturellen Unterschiede und die Gepflogenheiten im Gastland berücksichtigt werden. Es hilft, die jeweiligen Standpunkte anzusprechen und gemeinsam einen Weg zu finden.
Während des Austauschjahres haben wir der Familie zum Beispiel an Weihnachten Geschenke gemacht, die etwas umfangreicher ausgefallen sind. Das war für uns eine schöne Möglichkeit, Dankbarkeit auszudrücken. Nach unserem Besuch vor Ort haben wir jedoch gelernt, dass unser eigenes schlechtes Gewissen, das in unserer Kultur verankert ist, nur dann wirklich zur Ruhe kommt, wenn die Gastfamilie uns eines Tages besucht. Dann können wir Gastgeber sein, und dann gilt unsere Kultur. ![]()
ja, ich glaube auch, dass es sehr davon abhängt, in welchem Land man ist - und auch von den vorher hoffentlich kommunizierten Verabredungen.
Ohne Japan gut zu kennen - da hätte ich es mir genau so vorgestellt wie du es beschrieben hast.
Und toll, dass ihr so eine gute Auseinandersetzung damit gefunden habt.
In NZ und AUS ist es in der Regel meist klar, dass die Familien Geld bekommen.
In USA ist es eben gerade so ein Übergang zwischem alten Modell mit der Intention des kulturellen Austausches (wie es die Idee nach WWII war) und dem immer häufiger werdenden Modell, dass - vorwiegend vermögende Familien aus Südamerika und Asien ihre Kinder zum Englisch lernen dorthin schicken. Wie ich es mitbekommen haben ist der Aspekt des kulturellen Austausches da weit weniger ausgeprägt und im Vordergrund steht das “Fitmachen” für Studium/Beruf in der Heimat. Meist reicht das dortige Schulenglisch nicht aus.
In sofern ist der Homestay auch oft eher eine gute Unterkunftsoption für unter 18jährige, die aber weniger an einem Eintauchen in die Familie interessiert sind. Es scheint als habe sich daraus ein Geschäftsmodell entwickelt, was das Thema Aufnahme ohne Kompensation deutlich verkompliziert bzw. reduziert. Es wir nur zu wenig kommuniziert - “Lockmittel” ist und bleibt erstmal das günstige Classic-Programm….
Scheinbar gibt es aber dieses Jahr wenig Probleme, Gastfamilien zu finden und auch wenig Themen vor Ort. Oder es schreibt keiner mehr hier rein ![]()
Vor Corona war es möglich, zumindest bei einer deutschen großen Organisation, einen Haushaltszuschuss zu bekommen als Gastfamilie, wenn man offengelegt hat, dass nicht viel Geld zur Verfügung steht. Nach Corona wurde das gestrichen. Wir haben das vor Corona bei einem Gastkind erhalten. Es waren glaub ich 150.— Euro monatlich. Auch nicht viel. Aber immerhin hat es ein wenig geholfen.
Es macht auch einen Unterschied, ob man einen Jungen aus Südamerika oder ein Mädchen aus Asien aufnimmt. Ersterer isst aus unserer Erfahrung doppelt so viel ![]()
Ich bin ebenfalls froh, dass die Familien meiner Tochter kein Geld erhalten haben. So wusste ich, dass sie mein Kind aus Überzeugung und von Herzen aufgenommen haben, nicht des Geldes wegen. Genauso wie wir.
Hallo Karli
Ja, das empfinde ich genauso wie du. Der ursprüngliche Sinn dieser Austauschprogramme entstand nach dem Zweiten Weltkrieg. Man war überzeugt, dass ein weltweiter interkultureller Jugendaustausch zu mehr internationalem Verständnis beitragen und dadurch Frieden fördern würde. Dieser Wunsch war die treibende Kraft hinter der Idee.
Leider scheint dieser Grundgedanke heute immer mehr in den Hintergrund zu geraten. Stattdessen steht häufig der Wunsch im Vordergrund, eine Sprache zu lernen, Spass zu haben und ein möglichst „cooles Jahr“ zu erleben. Zumindest nehme ich das vermehrt so wahr. Viele betrachten den Austausch eher als Sprachaufenthalt. Auch wir haben im Vorfeld, als wir von dem Austausch unserer Tochter nach Japan erzählten, oft die Frage gehört, was denn Japanisch für die Zukunft bringen solle. Andere Sprachen seien doch viel wertvoller oder gewinnbringender.
Ich vermute deshalb, dass die Erwartungshaltung einiger Jugendlicher nicht der Realität oder dem ursprünglichen Gedanken eines kulturellen Austauschs entspricht. Das führt häufig zu Enttäuschungen.
Es ist spannend, was du über die Situation berichtest, insbesondere in den USA. Mir war bisher nicht klar, welche Gründe in anderen Ländern und Kulturen dafür ausschlaggebend sind. Eigentlich müsste ein klassischer Sprachaufenthalt günstiger sein, aber dafür kenne ich die Preise zu wenig.
Auch mir fällt auf, dass dieses Jahr weniger geschrieben wird. Ich hoffe natürlich, dass dies ein Zeichen dafür ist, dass es weniger Probleme gibt. Gleichzeitig wäre es schön, wenn hier nicht nur Schwierigkeiten, sondern auch positive und bereichernde Erfahrungen geteilt würden.
Okay ich sehe gerade dass wir hier etwas vom Thema abschweifen… ![]()
Wir waren letztes Jahr Gastfamilie. Ich hatte deshalb eine Erhöhung meiner Arbeitszeit um ein Jahr verschoben und für mich kam nur eine Orga mit fairer Aufwandsentschädigung in Frage. Danach habe ich intensiv suchen müssen, hatte aber Erfolg. Es war ein sehr gelungener Aufenthalt. Als meine Tochter im Ausland war, hat die Gastfamilie auch eine signifikante Gebühr erhalten. Im Gegenzug werden dann auch Standards wie eigenes Zimmer und WLAN formuliert, die aber nicht das Selbstverständliche übersteigen.
Hallo Domnick,
mit „Mitschleppen“ meine ich es natürlich in einer positiven Art: Wir fragen nicht groß vorher, ob das Gastkind Lust auf einen Ausflug mit dem Preis x hat, sondern machen den Ausflug einfach mit allen und zahlen dann natürlich auch für alle den Eintritt. Wer vorher den Gastkindern keine Wahl gelassen hat, kann hinterher schlecht Geld fordern - wir zumindest haben das nie gemacht.
Und ich denke, ich kann für ganz viele Gastfamilien sprechen: Man unternimmt deutlich mehr, wenn man einen Austauschschüler da hat. Gerade am Anfang, wenn sie noch keine Freunde gefunden haben. Man lässt die Kinder doch nicht daheim am Handy oder Tablet versauern, sondern möchte ihnen zeigen, dass Deutschland schön ist, man möchte dass die Kinder neue Erfahrungen machen, etwas ausprobieren was sie daheim vielleicht nie machen würden etc.
All das macht man, egal ob man dafür Geld bekommt oder nicht. Aber mit Haushaltskostenzuschuss fällt es einem ggf. leichter. Ich würde es nicht so am Geld festmachen, ob die Familie Lust auf den Austausch hat. Das ist Glückssache. Auch ohne Geld kann‘s schiefgehen.
Hallo SchwesterKrawalla,
was du ansprichst, ist absolut richtig und nachvollziehbar. Es gibt unterschiedliche Sichtweisen und Anforderungen, weshalb das Thema nicht so pauschal betrachtet werden kann. Ich bin grundsätzlich bei dir.
Ich habe mich durch die Beiträge hier durchgearbeitet und meine Gedanken neu strukturiert. Auch einzelne Organisationen gehen mit diesem Thema durchaus unterschiedlich um.
Ob Gastfamilien für Austauschschüler finanziell entschädigt werden sollten, wird sehr unterschiedlich gesehen. Ein paar Organisationen arbeiten bewusst ohne Bezahlung, damit die Motivation der Gastfamilie aus Interesse am kulturellen Austausch entsteht und nicht aus finanziellen Gründen. Viele Familien schätzen genau das, weil der Austauschschüler wie ein Familienmitglied aufgenommen wird und nicht wie ein zahlender Gast.
Vorteile einer finanziellen Entschädigung:
Gleichzeitig verursachen Austauschschüler natürlich Kosten, insbesondere für Verpflegung und alltägliche Ausgaben. Eine finanzielle Unterstützung könnte es mehr Familien ermöglichen, Gastfamilie zu werden, auch solchen, die es sich sonst schlicht nicht leisten könnten.
Risiken einer finanziellen Entschädigung:
Andererseits zeigen Erfahrungen aus anderen Ländern, insbesondere den USA, in denen Gastfamilien bezahlt werden, dass finanzielle Anreize falsche Motivation auslösen können. Dann geht es nicht mehr um das Miteinander, sondern darum, dass das Hosting finanziell „lohnt“. In solchen Systemen kommt es vor, dass Jugendliche schnell weitergegeben werden, wenn die Situation für die Familie nicht mehr passt. Das nährt die Befürchtung, dass die Qualität der Platzierungen sinkt, wenn Geld ein Antrieb wird und nicht die Bereitschaft, Verantwortung für einen jungen Menschen zu übernehmen.
Weitere Überlegungen:
Zudem müsste eine Organisation, die Gastfamilien bezahlt, ihre Programmgebühren erhöhen, was sich wiederum weniger Jugendliche leisten könnten. Am Ende stehen also zwei Sichtweisen gegenüber: Eine Bezahlung könnte mehr Familien öffnen, birgt aber das Risiko, dass Motivation und Qualität leiden. Keine Bezahlung bewahrt die Idee von Freiwilligkeit, schliesst aber Familien mit begrenztem Budget aus.
Möglicher Mittelweg:
Ein denkbarer Mittelweg wäre, keine „Bezahlung“, aber eine faire Kostenentschädigung für tatsächliche Ausgaben einzuführen. So könnte die Motivation ideell bleiben, während die finanzielle Belastung für die Gastfamilien abgefedert wird.
Hallo Domnick,
danke für die Zusammenfassung. Ich glaube auch, dass dort wo es eine Bezahlung gibt, immer genauso ist, wie du sagst: Kostenentschädigung.
Die Differenz der Programmgebühren waren bei uns 11.000 Euro. Davon hat die GF für das Schuljahr 4K bekommen (ca 400/Monat) und die Schule 7K. Das war transparent dargelegt.
Dafür musste Kind aber auch nichts sonst (außer Flüge beim Urlaub) zahlen. Der Kühlschrank war voll, Essen gehen wurde immer bezahlt. Ich kann mich nur wiederholen - ich vermute das es höchstens kostendeckend gewesen sein kann, da es in USA so teuer ist und man sowohl für Einkauf als auch für Essen gehen als Familie schnell bei mehreren Hundert Dollar ist. Wobei es immer zwei Gastkinder gibt/gab…… dann ist es ggf. schon wieder lohnender. ![]()
Wie aber auch hier im Forum oft gelesen: Bei GF ohne Kostenentschädigung gab es nicht nur intrinsische Motivation, sondern auch Fälle, in denen ein günstiger Babysitter oder eine Haushaltshilfe “gesucht” wurde.
So oder so, es bleibt ein Glückspiel, es ist aber gut, dass hier im Forum diskutiert wird und es verschiedene Perspektiven gibt.
Wie schon weiter oben irgendwo angemerkt gibt es Länder, in denen Gastfamilien per se Geld erhalten. Ich meine Kanada, Australien und Neuseeland gehören dazu. Ohne jetzt weiter die Diskussion zu befeuern, glaube ich nicht, dass es eine einfache Antwort auf die Frage gibt, ob Geld für die Familien förderlich oder hinderlich ist. Es gibt eben verschiedene Theorien und Erklärungsansätze und bestimmt genau so viele Wahrheiten, wie es individuelle Motive in den Gastfamilien gibt.
Ich kann rein finanziell nur für Australien sprechen. Zumindest die Rechnung der Schulbehörde an uns Eltern ist recht transparent. Wie viel von dem Betrag am Ende den Familien zugute kommt, weiß ich nicht. Ich würde aber fast vermuten, es ist alles. Es gibt noch eine kleine Placement Fee, die aber hier nicht aufgeführt ist:
Wir zahlen für ein ganzes Jahr (Anfang Juli 2025 bis Ende Juni 2026) genau 19.500 australische Dollar für “Homestay”. Das sind umgerechnet etwa 11.500 Euro. Keine Agentur hier involviert. Das ist 1:1 der Betrag, der nach Australien geht, ohne Zwischenhände.
Meine Tochter ist gerade in Kanada, ja, dort werden die Gastfamilien auch entschädigt für die Aufnahme des Kindes, ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung in welcher Höhe. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es sich lediglich um einen Zuschuss handelt…meine Tochter hat wirklich für sich selbst den Jackpot mit der Familie und es gab in den zweieinhalb Monaten noch keine Diskussion um Essen usw. Im Gegenteil, die Gastmama macht sich regelmäßig gemeinsam mit meiner Tochter die Overnight Oats zum Frühstück fertig und es wird immer, wenn gewollt das Lunch für den nächsten Tag vorbereitet. Und sind wir mal ganz ehrlich, auch wir würden uns über einen solchen Zuschuss freuen. Es wird geduscht, gewschen, der Strom genutzt…und ich freue mich sehr, dass es in der Familie auch frisches Obst und Gemüse/Salat gibt und mein Kind eben nicht nur Fastfood essen darf…
Ich selbst war auch sehr kritisch, was das Geld für Familien angeht, als wir uns im USA Programm befunden haben, da es eben seht viele negative Berichte über die Beweggründe der Familien gibt…da es in Kanada aber etwas anders läuft mit der Auswahl und man viel näher dran ist an der Homestay, gab es diesen Konflikt in mir dort nicht…
Ja, das ist sicherlich sehr unterschiedlich. Auch ich war anfangs überrascht, als wir erfuhren, dass die Gastfamilie nichts bekommt und dass auf Nachfrage bei der Organisation Gründe wie Motivation und ähnliche Aspekte genannt wurden.
Vielleicht sehe ich die Sache auch durch eine rosarote Brille, weil der Austausch unserer Tochter wirklich nahezu perfekt war. In einer Familie mit drei Kindern hatten wir nie das Gefühl, dass es anderes Essen oder eine andere Behandlung gab. Es wurde einfach mehr gekocht, aber ohne spezielle Anpassungen.
Und ja, ich bin ganz bei euch: Im Nachhinein hätte ich mir auch gewünscht, dass die Familie irgendwie entschädigt worden wäre, auch um unser schlechtes Gewissen ein wenig zu mildern. Aber das ist wohl eine Frage der Kultur, die nicht überall auf der Welt gleich gehandhabt wird.
Es ist übrigens auch schön, dass hier so respektvoll und auf gepflegtem Niveau diskutiert werden kann. ![]()
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In Neuseeland sind die Gastfamilien an die Schulen angebunden, die Bezahlung erfolgt über die Schulen. Der Betrag für die Gastfamilie war bei uns im Vorfeld in der Rechnung der Schule transparent ausgewiesen.
Für mich stehen Bezahlung der Gastfamilie und der kultureller Austausch und das persönliche Engagement der Gastfamilie keinesfalls im Widerspruch zueinander. Die Gastfamilie unseres Sohnes unternimmt sehr sehr viel mit ihm - gefühlt sind sie ständig unterwegs (Fokus Familie, Natur und Kultur).
Ein Aspekt für das Auslandjahr war neben anderer Kultur und Selbstständigkeit definitiv auch das “Englisch verbessern”. Inzwischen lernt er aber auch Maori (ohne dass wir im Vorfeld überhaupt darüber nachgedacht haben - das hat sich einfach so ergeben).
Dass das persönliche Engagement der Gastfamilien mit oder ohne Bezahlung mit hoher Wahrscheinlichkeit besser oder schlechter ist, denke ich nicht. Die im Eingangspost geschilderte Situation, dass es Ärger gab, weil sich die Schülerin ein Schulbrot machen wollte, finde ich ehrlich gesagt sehr befremdlich. Negative Beispiele (Stichwort Bereicherung) gibt es aber auch bei gut bezahlten Konzepten.
Die Anbindung und Auswahl der Gastfamilie an/durch die Schule und nicht an/durch irgendeine Organisation/Agentur finde ich da viel überzeugender bei der Konzeption.