Das mit der Auswahl der Homestay durch Schule, finde ich im Nachhinein auch als einen sehr, sehr wichtigen Punkt…und ich bin so froh, dass wir das in Kanada auch so erleben durften.
@Heathrow1 und @Toffifee , in Australien ebenfalls so. Die Gastfamilie wird durch die Schule bestimmt. Und auch bei uns wurden die Positionen für Gastfamilie, Versicherung und Schulgebühr getrennt und transparent aufgeführt. Daher konnte ich oben die Rechnung so genau aufstellen.
@BenBen: Lese ich das richtig, dass die 11.500 EUR nur der Betrag für Homestay (die Gastfamilie) ist. Das sind dann ja über 950 EUR im Monat. Da liegen wir in Neuseeland bei etwa 2/3 davon..
Absolut richtig. Nur für Homestay!
Lieber Domnick,
ich habe das vor dem Entsenden meines eigenen Kindes und unserer ersten Erfahrung als Gastfamilie auch noch anders gesehen.
Es geht mir auch nicht darum, dass ich alle Ausgaben erstattet haben oder gar etwas an den Kindern verdienen möchte. Ich bin also für den von Dir vorgeschlagenen Mittelweg.
Wir haben unsere vier Ganzjahresschüler sowie die weiteren vier, die für kürzere Aufenthalte bis zu einem Monat hier waren, alle aus eigenem Antrieb aufgenommen. Es macht uns Spaß, jungen Leuten unsere Kultur und unser Land zu zeigen, die sich dafür interessieren. Trotzdem hätte ich mir wenigstens ein Haushaltskostenzuschuss als Anerkennung gewünscht, gerade seitdem Lebensmittel und Energie so signifikant teurer geworden sind. Dafür müsste ich mich bei der Organisation alles finanziell offenlegen machen, wer will das schon?. Und, wie es jemand hier vorschlägt, die Organisation danach auszusuchen, wieviel sie mir als Unterstützung zahlt, kommt für mich nicht in Frage. Wie SchwesterKrawalla schreibt: ewiges Duschen, zum Fenster raus heizen, das haben wir alles schon gehabt, auch wenn die Organisation in der Woche davor in der Orientierungswoche erzählt hat, wie hoch deutsche Energiekosten sind.… Die Schüler werden gut vorbereitet und trotzdem werden die Informationen häufig nur als Empfehlungen aufgefasst. Es ist auch richtig, wie sie schreibt, die Finanzen sind das Totschlaginstrument gegen die Aufnahme. Unser Bekanntenkreis fragt sich stattdessen, warum wir uns so etwas antun. Wir werden wohl doch wieder aufnehmen. Ich habe das bisher kaum kommuniziert, da ich die Kommentare schon kenne.
Wenn Dir am Jahresende die Organisation ein Holzbrett als Dankeschön sendet, fühlt sich das an wie Hohn, sorry. Man übernimmt mit der Aufnahme eines fremden Kindes eine hohe Verantwortung.
Die Entsendefamilien haben die Erwartungen, dass die Kinder aus eigenem Antrieb aufgenommen werden. Aufnahmefamilien haben die Erwartung, dass ein Schüler kommt, der dies aus eigener Motivation tut, um eine andere Kultur kennenzulernen sowie gesund genug, um eine solche Stresssituation gut zu bewältigen. Der sich in die Familie integrieren möchte. Lass mir Dir bitte sagen, dass dies relativ häufig nicht der Fall ist. Kinder werden von Eltern gesendet, weil Eltern dies wünschen, es werden z.B. starke ADHS-Medikation oder gesundheitliche Probleme verschwiegen (damit das eigene Profil besser aussieht), gestörtes Essverhalten, nicht Deutsch gelernt, ein finanzielles Verhalten an den Tag gelegt, bei dem die eigenen Kinder nicht mithalten können, Familiengeburtstage ignoriert. Dies alles ist bei uns oder Bekannten bereits vorgekommen. Wie ich bereits sagte, sind dies für die Organisationen die zahlenden Kunden und fast jeder ist aus ihrer Sicht im Prinzip „austauschfähig“. Oder sie können es nicht herausfinden, weil die wahren Gründe verheimlicht wurden. Wenn es Probleme gibt, steht immer der Schüler im Vordergrund, er ist ja auch das schwächste Glied. Es ist für Gastfamilien genauso ein Glücksspiel, wer da kommt. Sehr viele Gastfamilien werfen hin, weil sie das nicht leisten können.
Für immer mehr Schüler steht nicht der Kulturaustausch im Vordergrund, sondern vielfach, das coolste Jahr zu haben, Reisen in Europa etc. Für die bist Du so eine Art „Hotel“, ein Leistungserbringer eben. Da bin ich bei Dir, Domnick, es wird mehr und mehr zum Geschäft, für die Schüler und die Entsendeeltern.
Hast Du schon einen Schüler aufgenommen? Auch damit kann man etwas zurückgeben dafür, dass andere Dein Kind aufgenommen haben. Schließlich ist es ein Austausch. Und der geht nicht nur in eine Richtung. Vielen habe ich schon diese Frage gestellt. Dann kommen in der Regel Antworten wie „es passt gerade nicht“, „bei uns geht es generell nicht“, „wir arbeiten beide ganztags“. Ich denke, wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.
Hallo liebe Krimskramsbiene,
ich erkenne mich, uns als Familie, in deinen Beschreibungen als Gastfamilie wieder. Wie schon mal erwähnt, wir hatten zwei sehr unterschiedlich motivierte Jahres-Gastschüler bei uns und finanziell sind wir meistens eher am krebsen. Aber…wenn ich zum Muttertag nach 7 Jahren immer noch eine Nachricht bekomme, wenn mir die wichtigsten Schritte im Leben des Gastkindes genauso mitgeteilt werden, als wäre ich seine Mutter, dann ist mir das mit dem Geld sowas von egal! Wir haben nie große Ausflüge gemacht, weil wir finanziell dazu einfach nicht in der Lage waren. Wir hatten dafür versucht, das Gastkind wie ein Eigenes zu behandeln und es soweit es geht in unser Familienleben zu integrieren. Wie wichtig wir dem nicht wirklich motivierten Gastkind geworden sind, haben wir erst gemerkt, als er mit uns seinen 18. Geburtstag in Japan feiern wollte. Zu wissen, dass wir zwei jungen Menschen zeigen konnten, dass es in dieser Welt um Herzlichkeit und Liebe geht und diese Bindung in ferne Länder zu haben, das macht mich einfach glücklich. Hat es die beiden beeinflusst? Bestimmt. Werden sie dies irgendwann anderen zurückgeben? Ich hoffe es. Wir wären nicht näher zusammengewachsen, hätten wir dauernd irgendwelche tollen Reisen und Ausflüge gemacht oder wären wir dauernd Essen gewesen. Es ging um das kleine, feine, das man mit keinem Geld kaufen kann. Wir haben so viel zurückbekommen, und bekommen immer noch so viel zurück. Das ist es mir wert und dafür gebe ich auch gerne mehr Geld aus um für fünf Personen zu kochen, solange es mich nicht in den Ruin treibt.
Und auch wir haben vor, nochmal ein Gastkind aufzunehmen. ![]()
Hallo krimskramsbiene
Danke, dass du deine Erfahrungen so offen geschildert hast. Man merkt, wie viel Engagement und Verantwortung ihr als Gastfamilie bereits übernommen habt und dass ihr die Austauschidee wirklich lebt. Dass ihr trotz schwieriger Situationen weiterhin bereit seid, Schüler aufzunehmen, verdient grossen Respekt.
Ich möchte einen Punkt klarstellen, damit wir nicht aneinander vorbeireden. Mir geht es nicht darum, dass Gastfamilien sämtliche Kosten tragen müssen. Es ist absolut nachvollziehbar, dass steigende Lebenshaltungskosten eine Entlastung notwendig machen können. Deshalb habe ich einen Mittelweg vorgeschlagen. Keine Bezahlung als Anreiz, aber die Möglichkeit einer fairen und unkomplizierten Beteiligung an tatsächlich entstehenden Mehrkosten. So bleibt die Motivation ideell und der Austauschcharakter erhalten, ohne dass Familien finanziell belastet werden oder Hosting zu einem finanziellen Modell wird.
Mir ist wichtig, dass die Aufnahme eines Gastschülers nicht zu einem finanziell motivierten Modell wird. Sobald Geld der Hauptgrund wird, verändert sich die Haltung gegenüber dem Schüler. Dann besteht die Gefahr, dass das Verhältnis eher funktional als familiär wird und dass der Austausch an Tiefe verliert. Genau das zeigt sich in Ländern, in denen Gastfamilien bezahlt werden, teilweise bereits heute.
Deine Beispiele mit verschwiegenen gesundheitlichen Themen, mangelnder Motivation der Schüler oder schlecht vermittelten Erwartungen machen für mich vor allem deutlich, dass die Organisationen in der Verantwortung stehen. Sie müssen sorgfältiger auswählen, klarer kommunizieren und beide Seiten besser begleiten. Gleichzeitig liegt Verantwortung auch bei den entsendenden Eltern. Sie sollten ehrlich informieren und sicherstellen, dass ihr Kind den Austausch wirklich möchte. Viele Schwierigkeiten entstehen nicht wegen fehlender Bezahlung, sondern weil Erwartungen oder Informationen im Vorfeld nicht offen kommuniziert wurden.
Zu deinem Punkt, dass Familien, die ein Kind entsenden, auch selbst aufnehmen sollten. Ich verstehe den Gedanken von Geben und Zurückgeben. Gleichzeitig gibt es Situationen, in denen es schlicht nicht möglich ist, sei es aus Platzgründen, aus beruflichen Gründen oder wegen der familiären Situation. Bei uns war es aus gesundheitlichen Gründen nicht möglich, ein Gastkind aufzunehmen. Das spielt jedoch letztendlich keine Rolle, denn Gründe können sehr unterschiedlich sein. Eine Familie, die nicht überzeugt davon ist, ein Gastkind aufzunehmen, sollte es auch nicht tun. Das muss immer aus eigener Überzeugung entstehen, nicht aus einem Gefühl von Verpflichtung. Unsere Tochter bringt sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten aktiv ein, sie unterstützt die Organisation als Volunteer, hilft bei Veranstaltungen und Lagern und trifft sich mit Austauschschülern hier vor Ort. Auch das ist eine Form des Zurückgebens.
Du hast geschrieben, dass du dir manchmal mehr Wertschätzung von Organisationen gewünscht hättest. Ich kann nachvollziehen, dass man sich gesehen fühlen möchte. Gleichzeitig glaube ich, dass der entscheidende Wert des Austauschs nicht darin liegt, eine Art Bestätigung oder Rückmeldung zu erhalten, sondern in dem, was beide Seiten aus der Begegnung mitnehmen. Bei der Gastfamilie unserer Tochter war genau das der Fall. Auf unsere Frage, warum sie ein Gastkind aufgenommen haben, meinten sie, dass es für sie spannend und wertvoll sei, etwas über eine andere Kultur zu lernen und ihren eigenen Kindern dadurch eine neue Perspektive zu eröffnen. Das hat uns sehr beeindruckt, weil es zeigt, dass der Austausch für beide Seiten ein Gewinn sein kann, ohne dass der Wunsch nach Anerkennung oder eine finanzielle Komponente im Vordergrund steht.
Ich glaube, am Ende wollen wir beide dasselbe. Austausch, der auf Interesse, Respekt und echter Bereitschaft basiert. Wertschätzung für Gastfamilien ist wichtig. Eine Beteiligung an Mehrkosten kann eine sinnvolle Entlastung sein. Aber die Motivation sollte nicht primär finanzieller Natur sein, weil sonst genau das verloren geht, was den Austausch so besonders macht.
Zunächst einmal: Ich finde es großartig, was Gasteltern wie Monika oder Krimskramsbiene leisten und finde speziell ihr beschriebenes Engagement sehr bewundernswert. Ich wünsche euch noch viele schöne Erlebnisse mit ebenso motivierten Gastschülern, die euch damit etwas zurückgeben!
Mit den sehr positiven Erfahrungen, die wir aktuell mit der “bezahlten” Gastfamilie in Neuseeland machen, finde ich es sehr schwierig einzuschätzen, wie hoch der Anteil der finanziellen Motivation ist oder bei wie vielen Familien die finanzielle Motivation überwiegt und zu funktionalen statt zu familiären Verhältnissen führt.
Ob funktional oder familiär - auch die Einstellung und die Erwartungshaltung von Austauschschülern und Entsendeeltern hat da genauso ein Gewicht. Hier sehe ich auch das Risiko einer falschen Erwartungshaltung, wobei dazu die meines Erachtens viel zu große Kostenintransparenz bei vielen Organisationen wesentlich beiträgt.
Wie ließe sich aber Domnicks Ausführung zu einer “fairen und unkomplizierten Beteiligung an den tatsächlich entstehenden Mehrkosten” praktikabel gestalten, um zum einen eine finanzielle Planbarkeit für den Austauschschüler zu haben und zum anderen auch unterschiedliche Lebensverhältnisse abzudecken?
Soll die Gastfamilie, die z.B. von sich aus schon regelmäßig Skifahren geht mehr Geld erhalten, als die Gastfamilie, die regelmäßig Angeln geht? Dasselbe z. B. mit Einkauf im Biomarkt oder im Discounter. Das sind jetzt sehr plakative Beispiele. In Neuseeland habe ich das Gefühl, dass die Kosten für den Homestay zumindest teilweise mit den Lebenshaltungskosten der jeweiligen Stadt zusammenhängen. Mehr Differenzierung ist meines Erachtens auch nicht wirklich praktikabel, wenn es nicht auf eine freiwillige Bezahlung herausläuft, wie im Fall des Eingangsposts.
Hallo Heathrow1
Vielen Dank für deine Rückmeldung. Es freut mich zu lesen, dass ihr in Neuseeland eine so positive Erfahrung mit einer bezahlten Gastfamilie macht. Das zeigt aus meiner Sicht sehr gut, dass die Qualität einer Gastfamilie nicht automatisch davon abhängt, ob sie finanziell entschädigt wird oder nicht. Es gibt positive wie negative Beispiele, sowohl bei bezahlten als auch bei nicht bezahlten Gastfamilien. Entscheidend ist die Haltung und Motivation der Familie.
Ich bin vollständig bei dir, wenn du sagst, dass Erwartungen und Einstellung der Austauschschüler und der entsendenden Eltern ebenfalls eine grosse Rolle spielen. Sehr vieles steht und fällt mit der Erwartungshaltung aller Beteiligten. Hier braucht es eine viel klarere und umfassendere Aufklärung, sowohl durch die Organisationen als auch durch die Eltern selbst. Unklare Erwartungen verursachen am Ende mehr Konflikte als jede finanzielle Frage.
Zu deiner Frage, wie eine faire und unkomplizierte Beteiligung an tatsächlich entstehenden Mehrkosten praktisch umgesetzt werden könnte. Ja, die Umsetzung ist deutlich komplexer als der Gedanke an sich. Das Thema Kosten ist alles andere als trivial, weil Lebensverhältnisse, Lebensstil und Kostenstrukturen von Familie zu Familie stark variieren. Deine Beispiele mit Skifahren, Angeln, Biomarkt oder Discounter zeigen das sehr gut.
Die Grundidee der meisten Austauschprogramme ist, dass Austauschschüler am normalen Familienalltag teilnehmen und die Gastfamilie kein zusätzliches Freizeitprogramm finanzieren muss. In der Realität unternehmen viele Gastfamilien dennoch automatisch mehr, einfach weil sie dem Schüler etwas zeigen möchten. Vermutlich deshalb übernehmen Organisationen solche Zusatzkosten nicht, da sie nicht zwingend erforderlich sind und freiwillig bleiben sollen.
Bei unserer Organisation ist es ähnlich geregelt. Die Gastfamilie stellt Kost und Logis zur Verfügung. Freizeitaktivitäten, Schulaktivitäten, Kleidung und materielle Dinge werden vom Austauschschüler selbst bezahlt. In der Theorie klingt das klar, in der Praxis ist es jedoch differenzierter zu betrachten, weil nicht alle Austauschschüler gleich viel Taschengeld zur Verfügung haben oder Eltern die gleiche finanzielle Möglichkeit haben. Da entstehen automatisch Fragen, wer wann was übernimmt.
Wenn es ein direkter Austausch wäre, bei dem das eigene Kind weggeht und ein anderes Kind kommt, könnten sich Kost und Logis theoretisch ausgleichen. In der Realität ist das aber nur bedingt vergleichbar, denn auch das eigene Kind hat im Ausland Taschengeld und laufende Kosten. Ohne gegenseitigen Austausch wird es noch komplexer.
Vielleicht wäre eine ortsübliche Pauschale eine Option. Oder eben keine Zahlung. Denn je länger man darüber nachdenkt, desto deutlicher wird, wie schwierig eine faire Lösung ist. Auch in diesem Punkt hat Heathrow recht. Man kann leicht darüber schreiben, aber die Umsetzung ist alles andere als einfach.