Update
„Zweiter Monat“
Ich habe mir, als Geburtstagsgeschenk, einen Videocall mit meiner Tochter gewünscht. Das konnte sie ja nicht ausschlagen.
So nach 2 Monaten sieht doch alles wieder ein wenig anders aus als im 1. Monat. Zumindest dachte ich mir das so. Als ich meine Tochter dann auf dem Bildschirm sah, bestätigte sich das auch optisch. Auf meine Frage, ob sie etwas zugenommen hat, war sie nicht so begeistert. Sie hat ganze 4 Kilo zugenommen. Also unter Mangelernährung wird sie nicht leiden …
Sie erklärt sich das so, dass sie, seit sie in Japan ist, eine Mahlzeit am Tag mehr isst als zu Hause. Daheim ass sie kaum ein Frühstück. In Japan jeden Tag und das fällt auch nicht zu wenig aus und ist durchaus auch herzhaft. Suppe, Gemüse, Eier und Reis sind oft am Frühstückstisch vertreten.
Ich halte jedoch all die japanischen Süssigkeiten für die Ursache, wenn ich ihre Insta-Bilder so anschaue.
Es geht ihr ausgezeichnet. Sie sieht unheimlich glücklich und zufrieden aus. Sie hat tolle Freundinnen gefunden und hat keine Probleme mit der Integration. Eine Freundin hat es ihr besonders angetan und sie unternehmen viel zusammen in der Schule und auch in der Freizeit, wenn es sich einrichten lässt. Das ist für uns besonders wertvoll zu sehen und beruhigt erneut sehr.
Auch vor 2 Wochen, als ihre Klasse eine Prüfungswoche absolvierte (in Japan finden die Prüfungen immer in solchen Wochen statt, wo alles Wissen abgefragt wird) und sie da nicht mitmachen durfte oder musste, hatte sie die Chance, mit einer Klasse über ihrem Jahrgang, in ein 5-tägiges Lager mitzugehen. Obwohl sie dort kaum jemand kannte, hatte sie sofort Freunde gefunden und tolle Tage an verschiedenen Orten in Japan verbracht.
Sie beunruhigt die Tatsache etwas, dass sie bis jetzt, keinerlei Probleme hat und gar kein Heimweh empfindet. Sie hat sich deswegen auch an die LC gewendet und sie gefragt, ob das normal sei. Sie sehnt sich fast nach grösseren Herausforderungen, da für sie das ATJ auch in dieser Hinsicht wachsen und weiterentwickeln soll. Ich musste etwas schmunzeln, denn da kommen noch weitere 9 Monate, die sicher noch die eine oder andere Herausforderung mit sich bringen.
Auf unsere Frage, ob sie überhaupt vor etwas Respekt oder Angst hat, hat sie die Rückkehr erwähnt. Sie hat jetzt schon davor Angst. Es geht ihr viel zu schnell und möchte nicht schon in 9 Monaten nach Hause.
Am allermeisten liebt sie aber, dass die Familie sie so liebevoll aufgenommen und integriert haben und dass sie jedes Wochenende etwas mit der Familie unternehmen und essen gehen. Dies oft auch mit Freunden, Eltern, Geschwistern und Nachbarn. Das sei jedes Mal immer sehr lustig und unterhaltsam.
Mal schauen, wie es nach dem Monat 3 und 4 aussieht. Da stehen dann auch die Festtage vor der Tür. Das wird sicher wieder eine andere Situation sein.
Für uns hilft das alles nicht und wir vermissen sie unglaublich. Ich gehe noch jede Woche in ihr leeres Zimmer. Sie ist nicht zugegen, aber das Zimmer riecht immer noch nach ihr.
Doch hat es auch etwas - wir machen uns aktuell keine Sorgen oder „gaaanz wenig“.
Lieber Gruss
Domnick