Freude, Stolz & Sorgen

Hallo zusammen.
Unsere Tochter (16) geht Mitte August 23 für 11 Monate nach Japan. Dies war schon immer ihr „Sehnsuchtsland“ obwohl wir noch nie direkten Kontakt mit dem Land oder der Kultur hatten. Als das Thema „Schüleraustausch“ das erste Mal in der Familie von meiner Tochter angesprochen wurde, haben wir unsere Tochter immer unterstützt. Natürlich gab es Diskussionen bezüglich der Dauer. Meine Frau konnte sich 6 Monate gut vorstellen. Meine Tochter und ich waren aber für das ganze Jahr. Der Vater und die Tochter :slight_smile: haben sich schlussendlich durchgesetzt. Die Anmeldung war schnell erledigt und die Verträge waren unterschrieben. Es gab so vieles, was zu erledigen war und es war eine sehr spannende Zeit. Wir sind so stolz auf unsere Tochter, dass sie das wirklich durchziehen will. Ich in Ihrem Alter hätte den Mut nicht gehabt. Gleichzeitig freuen wir uns auch extrem, ihr ein solches Austauschjahr zu ermöglichen. Wir finden das nicht als selbstverständlich und auch meine Tochter zeigt uns das immer wieder. So weit, so gut.

Jetzt geht es noch knapp 50 Tage, bis sie wegfliegt. Ich merke immer, wie mehr mich das beschäftigt und teilweise auch belastet. Ich werde von Tag zu Tag immer emotionaler und kann teilweise, wenn ich alleine bin, meine stillen Tränen nicht zurückhalten. Oft kann ich auch nicht beurteilen, ob es Freudentränen sind oder mich jetzt schon Verlustängste heimsuchen. Ich muss aber auch gestehen, dass ich seit der Geburt meiner Tochter (Einzelkind) ich sehr „nahe am Wasser gebaut bin“. Das kannte ich vorher nicht. Ich dachte, es sind einfach Sorgen über das Ungewisse. Seit gut 2 Wochen haben wir auch die Platzierung und die Gastfamilie erhalten. Es sieht alles super aus und wir hatten auch schon mit der Gastfamilie kontakt. Wir könnten uns keine netteren und liebevollere Menschen vorstellen. Eigentlich alles Dinge, welche beruhigen sollten.
Doch trotzdem fühle ich mich in einem Wechselbad der Gefühle. Der Tag vom Abflug möchte ich in Gedanken ganz weit von mir wegschieben. Ich habe grosse Angst davor. Für meine Tochter wünsche ich mir, sie könnte sich schon morgen auf das grosse Abenteuer einlassen.
Wie geht es anderen Eltern oder Betroffenen so? Wie geht ihr mit der Situation um? Ich ertappe mich teilweise schon, dass ich daran denke, weshalb wir dem Ganzen zugestimmt haben - natürlich stehen wir unserer Tochter nicht im Wege und freuen uns riesig für Sie. Ich weiss nur noch nicht, wie ich in den nächsten Tagen mit meinen Gefühlen umgehen soll und wohin das führt.

Liebe Grüsse aus der Schweiz

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Hallo Domnick,
leider wird das Forum hier nur noch ganz wenig genutzt. Das finde ich schade, hat aber vermutlich mit veränderten Kommunikationsgewohnheiten zu tun. Ich hätte ein solches Austauschmittel ganz gut gebrauchen können, als unser Sohn im Austausch war (er ist vor drei Wochen zurück gekommen).
Nun zu deinem Beitrag. Erstmal ist es wirklich toll, wie mutig die Jugendlichen sind wenn sie in dieses Abenteuer starten und sich soviel zutrauen. Mich als Mutter hat das sehr stolz gemacht, aber natürlich war auch klar, dass ein solches Experiment auch eine gewisse Desillusion mit sich bringen wird. Gerade wenn das „Kind“ so auf ein bestimmtes Land fokussiert ist. Und das ist ja auch irgendwie gut so, denn nichts und nirgendwo auf der Welt ist immer traumhaft schön. Was ich dir raten möchte: bei allem Schmerz, den der Gedanke an den Abschied dir gerade bereitet, sei darauf gefasst, dass der Moment des Fortgehens auch für euch als Eltern höchstwahrscheinlich „nur“ der Beginn eines emotional und vielleicht auch physisch harten Jahres werden könnte. Vor allem wenn der Zeitunterschied groß ist. Ich schlafe seit drei Wochen erst wieder tief durch und merke wie das Jahr mich ermüdet hat. Und das hatte ich ich beim Abschied nicht erwartet. Nach drei Wochen erwies sich die perfekte Gastfamilie als Desaster und es begann eine nervenaufreibende Zeit, von der ich gedacht hätte, dass wir hier zwar traurig aber Recht entspannt schon mal üben würden wie es ist, wenn die Kinder flügge werden. Es war ein wildes wildes Jahr im Wilden Westen für unseren Sohn und seelisch auch für uns. Er hat viel erlebt, was wir vielleicht nicht gewollt hätten und er hat uns wohl noch lange nicht alles erzählt. Er bereut es nicht und wir bisher auch nicht, aber was ich eigentlich sagen möchte: spart euch eure Kraft auf. Auch wenn das Kind sehr weit weg ist werdet ihr über WhatsApp und Co vermutlich viel näher dran sein als vielleicht manchmal gut ist. Versucht euch zu entspannen und sprecht vielleicht auch ein paar Pläne ab für den Fall, dass etwas nicht so laufen wird wie erhofft. Das soll absolut keine Schwarzmalerei sein, es ist meine ganz frische und persönliche Erfahrung mit dem Austauschjahr unseres Sohnes, an das ich ziemlich unvorbereitet herangegangen bin. In den letzten Monaten habe ich hier sehr viel gelesen und sehr viel wiedererkannt, was uns passiert ist. Alles Gute für euch und eure Tochter. Das Jahr vergeht schneller als gedacht und ihr habt sie wieder.

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Hallo Niki

Vielen Dank für deine tolle und nette Antwort.
Oje, ich hoffe das mit deinem Sohn und der Gastfamilie konnte einigermassen zufriedenstellend gelöst werden.
Ja, ich habe auch schon einiges hier gelesen und habe festgestellt, dass hier die Aktivität abgenommen hat. Ich wollte es aber trotzdem versuchen.
Ich kann dich gut verstehen bezüglich der Desillusion, gerade, wenn es sich um die Traumdestination handelt. Auch bin ich der gleichen Meinung, dass dies dazugehört und gerade diese Erfahrung wertvoll sein kann oder wird. Es ist halt ein tiefes Eintauchen in eine fremde Kultur und dem Alltag vor Ort. Dies kann keine Reise bieten, bei dem man fast ausschliesslich die Rolle als Besucher einnimmt.

Deine Ausführungen bezüglich des Jahrs als daheimgebliebene Eltern stelle ich mir genauso vor. Natürlich wird es wohl schwieriger werden als in meinen Vorstellungen. Wir haben uns als Paar genau aus diesem Grund dafür entschieden, kein Austausch-Kind bei uns aufzunehmen. So interessant dies auch wäre und der Platz vorhanden ist. Wir wollten aber genau wissen, wie wir als Paar wieder den „anderen“ Alltag ohne Kinder meistern oder wieder erlernen müssen. Die letzten 16 Jahren hat unsere Tochter einen grossen Teil des Alltags „bestimmt“. Es kommt jetzt wieder die Zeit, wo wir als Paar den „neuen, alten Weg“ beschreiten möchten. Okay der „Cut“ ist etwas härter, da sie am anderen Ende der Welt ist und wir sie nicht einfach auf ein Essen oder Besuch einladen können, als wenn sie nur ausgezogen wäre :slight_smile:

Ich habe schon öfter gelesen und auch durch Gespräche mit Eltern erfahren, dass die Kinder nach der Rückkehr wohl nicht alles erzählen. Einerseits kann ich das verstehen, andererseits aber auch die Neugier und Gewissheit der Eltern, dass es Ihnen gut ergangen ist.
Ich persönlich mache mir ohnehin viele Gedanken über die Rückkehr. Ich bin mir sicher, dass nicht das gleiche Kind zurückkehrt, welches wir vor einem Jahr verabschiedet haben. Einerseits finde ich das gut und andererseits ist mir nicht ganz wohl dabei.

Ich danke dir für deine Worte, Gedanke und Erfahrungen. Ich werde einiges mitnehmen und nutzen.

Lieber Gruss
Domnick

Hallo Domnick,
Meine Tochter ist auch gerade zurück gekehrt. Und auch ich habe sie von Anfang an unterstützt, das Jahr zu machen und mich mit ihr darauf gefreut. Selbst beim Abschied am Flughafen waren wir damals voller Adrenalin und Vorfreude auf das Abenteuer, dass wir nicht mal Tränen vergossen haben, auch wenn wir ein sehr enges Mutter-Tochter-Verhältnis haben.
Meine Tochter hatte Glück mit ihrem Umfeld in Amerika und hat sich voll und ganz darauf eingelassen von Anfang an. Das hatte aber zur Folge, dass sie sehr eingebunden war und kaum Zeit hatte und wir durch den Zeitunterschied unter der Woche nicht telefonieren konnten. Die Zeiträume wurden immer länger, auf Nachrichten hat sie selten oder nur zeitverzögert geantwortet. Es war ein bisschen wie ein Cut von heute auf morgen. Die ersten 3 Monate hatte ich damit sehr zu kämpfen bis hin zu einer depressiven Verstimmung. Doch dann wurde es besser. Ich hab mir immer wieder gesagt, ihr geht es gut, die Familie ist nett, sie hat Freunde und ist in der Schule sportlich eingebunden, ihr Alltag ist vollgepackt und genau das wollten wir so! Sie hatte kein Heimweh, keinen einzigen Tag. Das tat schon weh. Aber es hat letztlich etwas mit mir selbst zu tun. Die innerliche Verbindung ist trotzdem nie abgebrochen. Ich hab sie immer gespürt und mich in sie hinein fühlen können und als wir sie abgeholt haben, ihr Umfeld kennenlernen durften, haben wir das auch besser verstanden. Auf unserer gemeinsamen Rundreise war dann direkt alles wie immer, als hätte es das Jahr nicht gegeben. Und die körperliche Nähe, in den Arm genommen zu werden, auf der Couch zu kuscheln, einfach Kind zu sein (obwohl ja schon groß) hat ihr dann doch gefehlt, denn das wird grad kräftig nachgeholt. :blush:
Also ja! Es wird herausfordernd! Und es wird eine Zeit brauchen. Aber ihr schafft das! Und als Paar könnt ihr all die Dinge machen, die ihr zurück gestellt habt in den letzten Jahren. Seid kreativ und offen! Auch das ist eine Chance! Alles Gute für Euch. Claudia

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Hallo Domnick,
Danke für deine schöne Antwort. Vielleicht noch einen kleinen Nachtrag: für uns kann ich sagen (und dich vielleicht auch ein bisschen beruhigen), dass wir in dem Jahr als Familie sogar enger zusammen gewachsen sind und sich absolut nichts Einschneidendes verändert hat in unserer Beziehung oder gar Fremdheit eingeschlichen. Im Gegenteil. Sogar dem Verhältnis zwischen Bruder und Schwester scheint es gut getan zu haben, die ältere Schwester hat ihrem Bruder immer mal Tipps geben können in schwierigen Situationen und der konnte diese plötzlich schätzen (im Gegensatz zu vorher :wink:). Wir alle sind uns innerlich viel näher gekommen als zuvor, vor allem mein Sohn und ich. Auch wenn es für mich besonders anstrengend war, dass ich brenzlige Phasen quasi „erriechen“ konnte (das muss ein Elterninstinkt sein) und in diesen Zeiten immer besonders nervös gewesen bin, habe ich nie so ehrlich und irgendwie „tief“ mit meinem Sohn kommuniziert wie in diesem Jahr. Das war wunderschön und wird mich sicher auch durch vielleicht mal weniger gute Zeiten zwischen uns in der Zukunft tragen. Wenn ihr bisher eine gute Beziehung zu eurer Tochter habt, dann wird das Jahr daran nichts verändern.

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Hallo Domnick,

ich kann zwar nicht aus Eltern-Perspektive berichten, aber aus einigen Jahren im Ehrenamt. Gibt es über eure Austauschorganisation vielleicht die Möglichkeit, sich mit anderen Eltern auszutauschen? Wir haben hier bei uns Stammtische, zu denen die Eltern auch immer eingeladen sind. Wir bieten auch oft zu den Vorbereitungsseminaren noch Elterninfo-Blöcke an, sodass sie sich dort auch kennenlernen, und vor allem sehen, dass es anderen genauso geht und sie die gleichen Fragen haben.

Meine Eltern waren während ich weg war auch ein paar Mal bei sowas (bei uns gab es dann extra noch einen Elternabend während des Austauschjahres).

Kommt immer auf die Organisation an, ob und wie viel sowas angeboten wird, aber vielleicht kannst du da ja einfach mal anrufen und fragen.

Meine Eltern haben das Jahr „Freizeit“ jedenfalls glaube ich sehr genossen. Da wir auf dem Land gelebt haben mussten sie mich immer viel durch die Gegend fahren, das fiel dann plötzlich weg. Als ich weg war gabs auch noch keine Smartphones, telefonieren war teuer und dementsprechend selten, und Internet gabs nur auf einem PC für die ganze Familie, sodass der Kontakt eh weniger war. Ich habe damals gebloggt, das war effizienter um die großen Sachen allen zu erzählen. Das war glaube ich für beide Seiten ganz gut - wenn man immer jedes Wehwehchen mitbekommt steigert man sich da evtl. nur tiefer rein als nötig. Die Auflösung der Situation bekommt man nämlich nicht unbedingt mit, der Alltag kommt dann oft dazwischen. Aber heute ist es eben anders mit der ständigen Möglichkeit der Kommunikation, da muss man also auch ein wenig miteinander absprechen, wie viel man braucht und möchte, und aufpassen, wenn es zu viel oder zu wenig wird.
Eine Bekannte von mir hatte zum Beispiel den Deal mit ihren Eltern, dass sie auch wenn sie keine Zeit für große Gespräche und Nachrichten hat, wenigstens ein Mal pro Woche einen Emoji schickt um zu zeigen, dass es ihr gut geht.

Ich selbst hatte übrigens nie Probleme mit Heimweh oder so, bevor ich weg war. Seitdem kann ich aber nicht mal mehr anderen Menschen dabei zugucken, wie sie sich verabschieden :smiley: Ich heule an Flughäfen sofort mit wenn ich sowas sehe. Also, es ist ganz normal, dass der Gedanke an das, was kommt jetzt ne ganze Menge mit dir macht.

Liebe Grüße

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Hallo Dominik,

mir geht es gerade ähnlich wie Dir. Dabei bin ich schon „erfahrene“ Mutter - drei von meinen fünf Kindern haben bereits einen Austausch hinter sich. Vor über 10 Jahren ging unsere Älteste für 12 Monate nach Brasilien, die mittlere Tochter ging „nur“ 4 Monate nach Italien und unseren jüngsten Sohn haben wir im vergangenen Jahr nach seinem Austauschjahr in Kanada abgeholt.
Nun geht in 6 Tagen die Reise für unser „Nesthäkchen“ los - und zwar 18 Monate nach Neuseeland, weil sie dort ihren Schulabschluss machen will. Mich bewegen die Gedanken an die lange Zeit, die sie fort sein wird, außerdem die Tatsache, dass Neuseeland einfach irre weit weg ist (weiter entfernt von Deutschland geht es glaube ich gar nicht mehr…) und dass sie doch immer „unsere Kleine“ war.

Ich hoffe sehr, dass sie einfach alles toll finden wird, und keine Probleme auftauchen werden, weiß aber aus der Erfahrung, dass es zu Krisen kommen kann. Und dann ist Neuseeland einfach nochmal weiter als Brasilien oder Kanada (von Italien gar nicht zu reden).

Und ich weiß genau, dass ich meine Gefühle ihr gegenüber gut verstecken muss - sie ist sehr empathisch und wenn meine Tochter merkt, dass es mir schwer fällt, sie loszulassen, wird es für sie ein ungutes Gefühl sein…

Fühl dich verstanden, ich denke da müssen wir für unsere Kinder durch…

Liebe Grüße

Regina

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Hallo zusammen :slight_smile:

Regina64,Niki,Caroo und CKK ihr ahnt ja nicht wie gut das tut eure Gedanken und Erlebnisse zu erfahren. Schön, dass ihr das teilt.
Ja, an so einen Elternabend unter „Gleichgesinnten“ habe ich auch schon gedacht. Das wäre je nachdem hilfreich oder zumindest für einen gegenseitigen Erfahrungsaustausch und Unterstützung. Bei unserer Organisation haben wir bis jetzt noch keine Information über einen solchen Anlass erhalten. Da aber alle Austauschschüler, welche nach Japan fliegen, den gleichen Flug haben, erhoffe ich mir den einen oder anderen Kontakt mit den anwesenden Eltern - Mal schauen.

Unsere Tochter möchte auch gern einen Blog oder andere Medien dafür nutzen. Wir finden das insofern gut, dass wir auf einem zusätzlichen Weg informiert und auf dem Laufenden gehalten werden. So können wir uns auch mit etwas weniger persönlichen Kontakt informieren - falls das nicht so optimal bezüglich Heimweh sein sollte.

Dass die Familie etwas näher zusammenwächst, oder die gegenseitige Wertschätzung zunimmt, habe ich schon öfter gelesen. Dies wäre natürlich schön, aber wichtiger ist, dass alles gut geht und sie mit den Erfahrungen zurückkehrt, welche sie sich erhofft hat. Hoffentlich natürlich noch viele zusätzliche dazu :slight_smile:

Unsere Tochter hat einen sehr starken Willen und wenn sie sich Ziele gesteckt hat, dann will sie diese auch unbedingt erreichen. Von dem her müssen wir unsere Gefühle am Flughafen nicht zu sehr kontrollieren. Sie wird es trotzdem durchziehen.
Aber das ist dann eine andere Geschichte.

Gerade gestern haben wir die Fluginformationen erhalten. Dies sind immer wieder Situationen, welche uns zeigen, wie schnell jetzt alles geht. Oft denke ich aber auch, dass es jetzt auch Zeit wird und sie das Abenteuer starten kann. In den letzten Monaten dreht sich alles nur noch um dieses Thema, dass wir froh sind, wenn es dann so weit ist und vorbei ist. Andere, ungewohnte Momente kommen dann von allein…

Liebe Grüsse
Domnick

Hallo Dominik

Meine Tochter geht nächstes Jahr nach Schweden.
Ich habe mich auch schon viel mit dem Abschied und dem Jahr danach beschäftigt. Im Moment kann ich es noch ziemlich „sachlich“ angehen, bin auch sehr gespannt wie dann der Tag des Abschieds und die ersten Wochen werden, für beide Seiten.

Mit welcher Organisation geht sie? Wir haben prolinguis.

Alles Gute Euch

Grüsse aus LU

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Hallo Liebe Sina

Unsere Tochter geht mit ASF Schweiz nach Japan. Durch einen grossen Infoabend im Gymnasium letzten Herbst wurden viele Austauschorganisationen vorgestellt. Dadurch konnten wir uns schon ein gutes Bild der verschiedenen Möglichkeiten machen. Da unsere Tochter aber keine Gastfamilienwechsel machen wollte, kamen für die Destination Japan nicht mehr viele Optionen infrage. Bis jetzt sind wir mit ASF sehr zufrieden und hoffen, dass es auch so bleibt.

Prolinguis kannte ich bis jetzt nicht. Sind das reine Sprachaufenthalte oder bieten diese auch einen Schüleraustausch mit einem Aufenthalt in einer Gastfamilie an?

Lieber Gruss
Domnick

Hallo Domnick
Ich habe ziemlich lange online gesucht nach einer Vermittlung für Schweden, ich musste vor allem auf den Preis schauen. Lange dachte ich wir könnten uns das nicht leisten.
Am Schluss blieben iST Sprachreisen aus Deutschland und prolinguis in St. Gallen. Wir hatten ein online Gespräch mit iST und ein persönliches Gespräch mit prolinguis. Wir haben uns dann für prolinguis entschieden, obwohl ein wenig teurer aber dachte es ist einfacher so. Als wir uns dann angemeldet haben kam die Nachricht, „übrigens unsere Partnerorganisation ist iST Sprachreisen“, musste schmunzeltn.
Sie bieten auch die Klassischen Sprachaufenthalte für Jungentliche oder Erwachsene an. Und eben die High School Aufenthalte. Auf der Webseite ist Schweden nicht mal erwähnt aber sie haben alle Skandinavischen Länder ausser Island.
Da alles erst in einem Jahr ist hatten wir noch keine Info Anlass und noch keine Platzierrung, es bleibt spannend. Meine Tochter ist ganz normal in der Sek. und macht nach dem Jahr in Schweden eine Lehre.

Liebe Grüsse

Sina

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Hallo Sina

Das liest sich doch hervorragend. Ich halte die verschiedenen Möglichkeiten für interessant, dass man, wenn man möchte, die Stadt oder Region im Wunschland mitbestimmen kann.
Wir konnten das nicht und wurden einer Region und Schule zugeteilt. Dies war aber auch irgendwie spannend. Meine Tochter hätte sich natürlich auch gewünscht, sie wäre in einer Grossstadt wie Tokyo oder so. Andererseits finde ich den Kulturaustausch so echter und vielseitiger. Am allerwichtigsten finde ich den Besuch einer normalen öffentlichen Schule vor Ort (nicht eine internationale Sprachschule) und den Aufenthalt in einer Gastfamilie.

Ein Auslandsjahr vor der Lehre finde ich ideal. Sie nehmen so viel an Erfahrung mit und entwickeln sich weiter in diesem Jahr.

Unsere Kinder sind so mutig und ich bin so stolz auf sie. Ich hätte das mit 16 Jahren zwar auch gewollt, hätte aber nie den Mut dafür aufbringen können.

Wenn Deine Tochter geht, kommt meine schon wieder heim. Lustig jetzt sehe ich es auch mal mit anderen Augen wie schnell das Jahr auch vorbeigehen kann :slight_smile:

Lieber Gruss
Domnick

Schau mal beim Mana Verlag in die Bücher zum Auslandsaufenthalt, auch ein bisschen an die Eltern adressiert. Ja, das stimmt alles. Und es dauert leider lange, bis sie schätzen können, was ihr für ein Opfer, nicht nur finanziell, sondern in der Familie, bringt, dass ihr einfach weiter auseinander seid. Aber das Kind bleibt schon das gleiche! Bloß reifer, reflektierter, toleranter, empathischer. Das ist doch unglaublich schön?

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Hallo Verena

Danke für den Tipp. Ich werde da mal hinein stöbern.
Du hast natürlich absolut recht. Es kommt einfach ein reiferer Mensch zurück. Mit all den Erfahrungen und Erlebnissen, welche für die Zukunft Früchte tragen. Ja, das ist unglaublich schön.

Eigentlich machen wir das ja nicht deshalb, dass sie es irgendwann schätzen, sondern einfach, um etwas sehr Wertvolles auf den weiteren Weg mitzugeben.

Jetzt geht es noch 2 Wochen und sie startet in das Abenteuer. Ich freue mich so sehr für sie, aber der Abschied wird mir extrem schwerfallen…

Lieber Gruss
Domnick

So, jetzt ist es geschehen. Meine Tochter ist auf einem fremden Kontinent bei einer „fremden“ Familie.
Das hört sich jetzt alles etwas negativ an, aber es geht mir halt gerade so. Die Traurigkeit und andere schwierige Gefühle haben uns fest im Griff.
Das ganze Projekt hat sich vor der Abreise noch richtig toll angefühlt - jetzt leider nicht mehr.
Ich habe es gewusst, dass es nicht leicht wird, aber jetzt fühlt es sich viel schwerer an, als ich mir das vorgestellt habe.

Eigentlich ist aber alles gut. Die Reise verlief bestens und es hat alles geklappt. Sie wurde in Tokio von der Orga abgeholt und in einem Orientierungscamp während 2 Tage auf die speziellen Bräuche und Sitten von Japan vorbereitet. Seit gestern ist sie auch sicher bei der Gastfamilie angekommen und sie scheint super glücklich zu sein.

Für mich ist mit der Abreise aber alles abgefallen. Der Druck, das ganze Organisieren, Besorgungen, Dokumente etc. Jetzt ist einfach alles weg und viel zu ruhig zu Hause. Erst jetzt wird mir klar, wie lang sie weg ist. Klar wusste ich das vorher, aber es fühlt sich aktuell viel schlimmer an.

Nun, da müssen wir jetzt durch. Andere Eltern haben dies ja auch geschafft und das Jahr ist ja so schnell vorbei (haben alle gesagt). Ich hoffe, dies wird sich in den nächsten Tagen und Wochen ändern und ich kann wieder erholsam schlafen und meine Gedanken drehen sich nicht nur darum, dass sie eine lange Zeit nicht mehr durch die Haustüre kommt oder in ihrem Zimmer ist.

Aber wichtig ist der 2. Abschnitt. Ihr geht es gut und sie ist absolut glücklich…

Lieber Gruss
Domnick

Hallo Domnick,
schön wieder von euch zu hören! Und schön, dass alles so gut beginnt, wie es ja eigentlich zu erwarten war. Genießt das Gefühl, dass es für euch aktuell nichts zu tun gibt (das ist ja nicht bei allen Eltern so) und dass eure Tochter sicher und in gute Hände angekommen ist. Das ist doch das Schönste und mehr kann man sich auch nicht wünschen.

Was mir sehr geholfen und Spaß gemacht hat war, das Leben der Stadt in der mein Sohn im ATJ war per lokale Nachrichten und Instagram-Auftritt zu verfolgen. So konnte ich mir ein bisschen ein Bild von seinem neuen Leben dort machen und habe selbst viel gelernt zum Beispiel über das mindset der Leute dort, wenn sie bestimmte politische oder andere Ereignisse kommentiert haben. Und so war ich selbst ein bisschen in Texas ohne meinen Sohn mit meiner Neugier stören zu müssen und hab mich ihm trotzdem nahe gefühlt (ich wusste immer eher als er, an welcher Schule gerade wieder Lockdown wegen School Shootings war, irre, dass man sich sogar an so etwas gewöhnen kann, aber das ist hoffentlich kein Phänomen, auf das man in Japan oft treffen wird). Im Kopf war ich tatsächlich auch 10 Monate am Rio Grande und habe sogar Lust bekommen, selbst mal in die USA zu reisen (was ich vorher gar nicht hatte).

Ich wünsche euch weiter eine gute Zeit zwischen den Welten, gute Nerven, gute Nachtruhe und viel Spaß,
Niki

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Hallo Niki

Spannend…das habe ich auch schon versucht. Da wir ja schon länger wussten, wohin es geht, haben wir die ganze Insta-Welt bereits erforscht :slight_smile:
Das mit den Zeitungen in Japan ist so eine Sache. Ich verstehe kein Japanisch und die Schriftzeichen schon gar nicht ;-). Japanische Tageszeitungen gibt es wohl auf Englisch, aber eher allgemeiner Art und nicht regional auf die Präfektur in welcher meine Tochter sich befindet. Aber ich finde dazu sicher noch etwas im Netz…

Heute habe ich ein etwas ausführliches Update von Ihr bekommen. Es tat gut, zu erfahren, wie die ersten Tage bei der Familie verlaufen sind. Sie sind die Unterlagen, welche die Orga vor Ort mitgegeben haben, durchgegangen. Diese sind idealerweise in Japanisch und Englisch zugleich verfasst, sodass sich ein gutes Gespräch entwickelt hat. Es geht in den Unterlagen über Fragen des Zusammenlebens in der Familie. Wäsche waschen, Bad-Regeln, Telefonregeln, etc.
Wir finden das eine gute Sache und hilft enorm. Sie sind auch zusammen einkaufen gegangen, weil das Gepäcklimit nie ausgereicht hat, um alles Nötige mitzunehmen :slight_smile:

Nach all dem sind wir etwas beruhigt und hoffen, dass jetzt der Schulstart auch ähnlich gut organisiert und positiv verläuft.

Wenn ich zurückdenke, dass meine Tochter fast keinen Platz bekommen hat, da sie auf der Warteliste war (die Orga hatte nur Kapazitäten für ca. 7 Kinder in Japan) und dann trotzdem noch nachrutschen konnte, sind wir bis anhin sehr froh über den bisherigen Verlauf.

Hoffe, das bleibt so.

Liebe Grüsse
Domnick

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Lieber Domnick,
Meine Tochter ist nun 2 Wochen weg und ich spüre imnernoch eine unendliche Traurigkeit und es gehen mir tausend Gedanken durch den Kopf.
Ich bin sehr dankbar, dass sie wirklich sehr zufrieden mit der Gastfamilie und ihrer Schule ist, aber trotzdem ist mein Herz schwer. Sie möchte auch nicht viel kommunizieren und ich muss das respektieren. Ein bisschen verletzt fühle ich mich trotzdem.
Aber natürlich bleibt meine Fassade unverändert und ich gebe ihr was immer sie braucht ohne zu meckern.
Ich wusste wirklich nicht wie schwierig es für mich sein würde. Ich hoffe ich lerne damit besser umzugehen.
Liebe Grüße
Christina

Hallo Ihr Lieben,

wie sehr ich Euch „beneide“.
Wie gern wäre ich in Eurer Situation.

Meine Tochter wartet nun seit 14 Monaten auf ihre Platzierung.
Nichts tut sich. Gar nichts.
In einer Woche fliegt die 6.te und somit letzte Gruppe in die USA.
Und meine Tochter? Wird sie in diesem Flieger sitzen? Oder wird sie die deutsche Schulbank drücken, denn die Ferien, die keine waren, neigen sich dem Ende entgegen.
Wir sind unendlich traurig und fertig mit den Nerven.

Seid froh, dass es euren Kindern augenscheinlich gut geht, denn wie sagt man so schön … :
„No news are good news“. :blush:

Alles Liebe,
Astrid

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Hallo liebe Astrid,
Es tut mir sehr leid, ihr macht sowas nervtötendes mit.
In der Whattapp Gruppe meiner Tochter waren vor 2 Wochen noch ziemlich viele Schüler ohne Platzierung. Ich weiß nicht bei welcher Organisation ihr seid aber bei unserer gibt es die Möglichkeit,dass alle Schüler ohne Gastfamilien zu einem Internat kommen. Vielleicht kannst du das bei euch ansprechen? Oh man, dein Mädchen ist bestimmt mega traurig.
Ich hoffe es klappt im letzten Moment.
Und wir Eltern sind hier um unsere Kinder den Rücken zu stärken, egal was kommt.
Fühl dich gedrückt
Liebe Grüße. Christina

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