Unsere Bella ist nun seit 5 Wochen wieder zu Hause.
Sie hat sich sehr verändert. Und heute denke ich, wenn wir vor Wochen und Monaten genau gewußt hätten wie es in ihrer “Familie” lief, hätten wir sie sicher viel eher nach Hause geholt.
Das sind so die Momente wo ich heute denke, okay, sie ist erst 15 und konnte manche Dinge noch nicht so klar sehen wie wir das als Erwachsene tun.
Es fing eigentlich mit dem Gastfamilienwechsel im November an. Ihre erste “Familie” war zwar sehr bemüht, konnte sie aber nicht als Kind sondern nur als Gast akzeptieren. Im Nachhinein wäre sie aber trotz allem dort wohl besser aufgehoben gewesen. Es war ein älteres, schwules Männerpaar mit zwei kleinen Jungs. Eigentlich sehr freundlich und bemüht, ich denke es fehlte die Erfahrung, wie man mit Teenagern umgeht. Mit den kleinen Jungs klappte und Erziehung klappte es wohl auch nicht so recht. Die durften wirklich alles…
Dann wurde sie von der Koordinatorenfamilie aus der Familie genommen und erst mal dort untergebracht. Bella gefiel es dort überhaupt nicht, alles dreckig (sagt sie) und außerdem wären es “kontrollfreaks”. Ich kann das nicht beurteilen, immerhin waren sie sehr bemüht um unsere Tochter.
Sie haben ihr allerdings die Pistole auf die Brust gesetzt, entweder sie kann bei Mitschülern unterkommen oder sie bleibt in der Koordinatorenfamilie.
Sie hat dann also gesucht und die Familie eines Mitschülers hat sich von diesem dann breitklopfen lassen. Sie wollte auch keinen Fall bei den Koordinatoren bleiben. Mit dem Wissen von heute wäre die Familie überhaupt nicht geeignet gewesen einen Gastschüler aufzunehmen. Nach außen allesschön, aber intern keine Familie sondern eine Wohngemeinschaft.
Annabell hatte Unterkunft und Verpflegung, jemanden zum Reden oder um gemeinsam etwas zu unternehmen, den gab es nicht. Ihr Gastbruder, den sie sehr mochte konnte ihr diese Symphatie aber nicht entgegenbringen. Trotz Auto und Führerschein fanden gemeinsame Aktivitäten wie zB. schoppen gehen, Kino oder Ähnliches eigentlich nie statt. Sie hat dort nur abgehangen.
Ach ja, Sonntags ging man gemeinsam in die Kirche…
Jetzt ist sie wieder da und hat sich ssehr verändert. Sie ist unglaublich träge geworden. Am liebsten schläft sie, sie ist ständig müde und lustlos.
ich finde es schrecklich, sie so zu sehen. Wo ist bloß unser aktives und fittes Mädchen geblieben? Sie träumt nur so in den Tag…
Sie hat einen guten Freund, der sich sehr um sie bemüht.
Aber sie wirkt als ob noch ein Teil von ihr in Amland geblieben ist. Sie trauert dem hinterher, obwohl es so furchtbar war. Der Kontakt dorthin ist quasi abgerissen, wenn Sie nicht ab und an anrufen würde käme von der Seite wohl gar keine Reaktion.
Sie hat aufgrund der Panik beim Abflug einige Dinge vergessen. Zum Beispiel auch ihre Digital Kamera. Bislang hat es noch keiner geschafft, ihr diese zu schicken. Soagar einen Brief mit dem Geld fürs Porto haben wir hingeschickt…
Naja, wie auch immer.
Ich glaube das ich sie mit dem Wissen von heute nicht noch einmal schicken würde.
Ihre Freunde haben durchweg gute Erfahrungen gemacht. Das ist noch viel Schlimmer - denn sie fragt sich nun, warum das bei ihr nicht so war…
Wir zu Hause haben nun viel mit ihr unternommen und geredet. Jetzt nötigen wir sie zum frühen aufstehen (9 Uhr) und wieder regelmäßigem Sport und dem Lernen für die Schule. Ich hoffe sehr, das sie bald wieder ganz hier ankommt…
Danke fürs “zuhören”
Mary