In den Skype Gesprächen mit unserer Tochter haben wir es schon länger geahnt. Jetzt hat sie es sogar in ihrem Blog gepostet.
[COLOR=“Blue”]"Um ehrlich zu sein, will ich schon iergendwo wieder nach Deutschland zurück.
Nicht dass es hier nicht toll wäre, aber (abgesehen davon dass ich nen ganzen Haufen Menschen vermisse):
ich muss für jede Kleinigkeiten jemanden anflehen mich zu fahren (was niemals passiert).
ich will nicht so involved werden. Besonders nicht mit Freunden, weil ich die sonst zu sehr vermissen würde. Aber das vermisse ich!
Ich vermisse intelligente Gespräche und Diskussionen
-Das ganze Kirchengelabere (Du bist doch vom SAAATAAAAAHN besessen!) ist irgendwann dann auch genug (nicht um iergendjemanden anzugreifen oder so, aber hergottnochmal, ich kann ja hier garkeine Argumente aussprechen die die Bibel in kleinster Weise hinterfragen, ohne einen Seistilldummekätzerin-Blick zu bekommen. =()
Ich vermisse die ganze frische Luft und Spazierengehen
Ich vermisse es, ein Bad zu nehmen
deutsches Essen ist einfach besser."[/COLOR]
Ich mache mir schon Gedanken, wenn ich das so lese. Auch aus den Gesprächen entnehme ich, das sie einsam ist. Sie wohnt recht ländlich und ist, natürlich auch durch den Winter in Michigan, sehr auf das Haus fixiert. Die Fammilie unternimmt wenig und so ist sie sehr angebunden. Schoppen gehen oder ähnliches geht eben nur schwierig.
Jetzt will auch noch ihr ein Jahr älterer Gastbruder im Spring Break mit Freunden nach Florida fliegen. Sie ist dann mit den Gasteltern alleine.
Die große Schwester ist oft über Nacht nicht da und auch sehr unzuverlässig. (Vom Satan besessen…)
Was kann ich ihr Schreiben um ihr Mut zu machen?
Ich glaube, das sie sich den Austausch ganz anders vorgestellt hat.
Die erste Familie, ein schwules Männerpaar mit zwei kleinen Kindern hat sie ja bereits im November verlassen müssen. Auch, weil die Beiden sie nicht in die Familie integrieren wollten und konnten.
So schade, ich hätte ihr mehr positive Erfahrungen gewünscht…
Hallo Mary,
ich kann dich gut verstehen.
Auch meine Tochter hat nicht nur schöne Zeiten in den USA und freut sich sehr auf Deutschland. Manchmal ruft sie an und ist ganz locker, weil grade alles gut läuft, und mal ruft sie an und ich höre schon am “Hallo Mama”, dass es ihr grade nicht so gut geht. Das verfolgt mich dann die ganze Woche.
Ich denke, dass die Kids mit viel zu großen Erwartungen ins ATJ gegangen sind. Das wurde halt auch durch solche Slogans wie “Das beste Jahr deines Lebens” gefördert. Und nun merken sie, dass es halt doch nur Alltag ist. Und dann noch ein Alltag, der ihnen viel weniger Freiheiten lässt als in Deutschland.
Und wir machen uns manchmal auch zu viele Gedanken. Solange meine Tochter die Freundschaften eher locker gelassen hat, habe ich mir Sorgen gemacht, dass sie einsam ist. Jetzt hat sie Freundschaften (eine vor allem) sehr vertieft, und nun mache ich mir Sorgen, dass sie beim Abschied leiden wird. Ich wollte, dass sie eine tolle Gastfamilie hat. Aber bitte nicht so toll, dass sie sich da wohler fühlt als bei uns. Also egal wie´s ist, Eltern finden immer was, um sich Gedanken zu machen. Und auch wenn das sicher viele behaupten würden, ich glaube nicht, dass ich da ein Einzelfall bin.
Vielleicht gehört gerade dieses “Woanders ist es gar nicht so viel besser als zu Hause” zu den Dingen, die Austausschüler so viel erwachsener wiederkehren lassen. Und das jetzt auf der Zielgeraden nicht aufgeben.
Du wirst sehen, dass sie mit ein wenig Abstand wahrscheinlich sogar behaupten wird (und davon überzeugt sein wird), dass es eines der besten Jahre ihres Lebens war.
Versuch, ihre Vorfreude auf irgendwas zu wecken, vielleicht ist ja noch ein Ausflug oder ein anderes Event geplant, Prom und Graduation usw. Das hat bei uns geholfen.
Und nimm es dir nicht so zu Herzen, die Kinder stecken das viel besser weg als wir.
Ich wünsch euch alles Gute.
Liebe Grüße
Ilona
Es ist nur so seltsam wenn man so weit weg ist und die Lage so wenig einschätzen kann. Aber es ist wohl wie Du schreibst. Sie wird wachsen daran, erlebt zu haben das es zu Hause eigentlich doch am Schönsten ist. Weil sie doch ganz schön “deutsch” geprägt ist und Jugendliche (sie ist auch erst 15!) hier deutlich mehr Rechte haben.
Naja, nach den Osterferien fährt sie mit einer anderen Highschool für eine Woche nach Washington mit großem Besichtigungsprogramm. Wie gut, das dieses Highlight noch kommt. Und die Graduation und überhaupt wird es draußen langsam besser…
Und ich freu’ mich wirklich darauf, sie wieder hier zu haben!
Hallo Mary,
ich kann dich auch gut verstehen, gebe aber Ilona mit ihren Worten vollkommen Recht. Deine Tochter wird mit diesen neuen Herausforderungen wachsen und gestärkt und voller Selbtbewußtsein heim kehren, auch wenn sie momentan nicht die Glücklichste ist.
Ich glaube das Problem ist auch, dass wir durch Filme und Medien oft so eine falsche Vorstellung von dem Teenager- Leben in den USA haben und die Kinder voller Erwartungen auf ihre große Reise gehen und dann mehr Enttäuschungen erleben, als sie eingerechnet haben. Aber alles was sie erleben wird für die Zukunft einen Sinn haben, da bin ich mir ganz sicher. Das einizge Problem ist, wie du ihr aufmunternde Worte sagen kannst, denn unsere “Weisheiten” sind für eine 15 jährige schwer nachzuvollziehen und nicht wirklich aufmunternd. Vielleicht lenkst du sie beim nächsten Telefonat ein wenig ab, indem du ihr Vorfreude auf die Ausflüge machst und ihr erzählst, dass es in Deutschland zur Zeit von der Wetterlage sehr anstrengend ist, weil immer noch kalt und keine Sicht auf Frühling oder so…
Das ist echt schwer! Aber gib ihr nicht das Gefühl, dass du dich auch sorgst, sonst wird sie noch trauriger. Versuche, sie in ihren Problemen ernst zu nehmen, aber nicht zu sehr darauf eingehen. Viel Glück dir und deiner Familie, LG
ich habe selbst lange Zeit im Ausland gelebt (Spanien und Frankreich) und muss sagen, dass diese “Stimmungsschwankungen” normal sind. An einem Tag läuft es super, am anderen kann man gar nicht erwarten, wieder in der gewohnten Umgebung zu sein. Wichtig ist nur, dass man nach Vorne schaut und nicht anfängt, überall die Dinge zu suchen, die Zuhause besser sind. Im Ausland ist es eben anders.
Jessie wohnt in einem 300 Seelen-Dorf und wenn sie irgendetwas einkaufen will, was es an der Tankstelle nicht gibt (fast alles) dann muss sie die Gastschwester, die seit 2 Monaten einen Führerschein hat, bitten, mit ihr in den nächst größeren Ort zu fahren oder aber bis zum Wochenende warten, bis die gesamte Familie fährt.
Ich hätte mir auch gewünscht, dass meine Tochter in einen etwas größeren Ort kommt, aber da kann man nichts dran ändern.
Ich denke aber, dass sie viel von ihrem ATJ mit nach Hause nehmen wird. Sie ist nicht mehr so schüchtern, sie kann Dinge sehr gut alleine regeln (sie hat die Familie gewechselt) und auch wenn es mal Probleme gibt (die “alte” Gastmutter hatte eine böse Email an Jessies LC, Regional Direktor und CIEE geschickt, weil eine Arztrechnung bei ihr ankam, die bezahlt werden musste), muss man mittlerweile nicht mehr agieren, das läuft alles wie von selbst.
Das jetzt, wo es so langsam auf das Ende des ATJ zugeht, das Heimweh wieder größer wird, ist m.E. nach normal. Sie sollen sich ja auch freuen, wieder nach Hause zu kommen, denn sonst wären wir doch alle entäuscht oder?
Ich wünsche allen, die noch in den USA sind eine schöne “Restzeit” und allen Eltern gute Nerven, denn es hat sich herausgestellt, dass man sich oft mehr Sorgen macht als nötig.
Sie ist in der 12 und als Senior eingestuft. Sie hatte Glück überhaupt den Austausch machenzu können da sie Ende Juli erst 15 geworden ist. Sie kommt also nach Hause und ist immer noch 15.
Sie hat in Deutschland insgesamt 2 Schuljahre übersprungen, ist also kein Hexenwerk.
@alle
natürlich versuchen wir ihr Mut zu machen. Wenn sie das jetzt abbrechen würde, würde sie sich selber wohl am Meisten darüber ärgern. Bestimmt nicht sofort, aber etwas später dann doch.
Im Gespräch und in Mails gehe ich nicht darauf ein - aber Sorgen mache ich mir natürlich schon.
Ist auch gemein, alle Reden vom “besten Jahr des Lebens” oder so; und dann ist alles so ganz anders. Ihr Lehrer, der auch für den Austausch an unserem Gymnasium zuständig ist, hatte von vornherein davor gewarnt. Aber keiner hat ihn so richtig ernst genommen…
als ich deinen 1. Beitrag gelesen habe, ist mir folgender Satz aufgefallen:
“ich will nicht so involved werden. Besonders nicht mit Freunden, weil ich die sonst zu sehr vermissen würde. Aber das vermisse ich!”
Für mich klingt das so, als ob deine Tochter versucht, Freundschaften nicht so eng werden zu lassen, damit der Abschied nicht so schwer fällt. Das würde ja bedeuten, dass deine Tochter eigentlich niemanden hat, mit dem sie außerhalb der Familie mal so richtig quatschen kann, mit dem sie gerne und viel Zeit verbringt, der sie immer mal wieder besucht. Ist das so?
Viele Grüße, Ute
P.S. Ihr habt einen Lehrer, der für den Austausch an eurem Gymnasium zuständig ist? Wo gibt es denn so etwas Fortschrittliches?
DAs ist echt schade, dass es bei euch nicht so gut läuft. Für meinen Sohn ist es nach seiner Meinung, das beste Jahr seines Lebens. ( bis jetzt )
Wenn deine Tochter Senior ist, dann sind ihre Schulfreunde doch meist schon 16 und älter. Einige haben doch sicher ein Auto und holen sie auch mal ab?
Bei Max ist das so, sein Gastbruder hat ja auch seine Freunde und möchte auch mal was alleine machen, dann holt ihn eben ein anderer ab und sie fahren in die Stadt zum shoppen oder besuchen andere Freunde, Er ist eigentlich immer unterwegs.
Vielleicht ist es tatsächlich auch Staatenabhängig. Max ist in Vermont und ich habe das Gefühl, dass es dort nich ganz so streng ist.
Oder er hat eben richtig Glück gehabt.
Für deine Tochter, Mary wünsche ich eine tolle Restzeit. Ich hoffe sie kann noch ein bißchen Spaß haben und sie überwindet das Heimweh.
Ja, du hast wohl recht.
Eine richtige beste Freundin hat sie nicht. Sie hat wohl eher dan Hang zu “ungewöhnlichen” Kontakten. Ihre erste Freundin dort, die sie auch mal abgeholt hat, war ein bekennent lesbisches Mädchen. Zwischen den Zeilen habe ich es dann so verstanden, das die mehr als nur eine Freundin gesucht hat. Der Kontakt ist dann abgekühlt. Dann hatte sie noch einen schwulen Freund, aber auch diese Beziehung ist eingefroren. Vielleicht ist der doch nicht ganz so schwul? Ich weiß auch nicht genau. Darüber möchte sie nicht erzählen.
Sie hat sich schon verändert. Zu Hause trug sie die Haare ganz kurz. Sah taff aus und so war sie auch. Jetzt hat sie die Haare wachsen lassen weil: Nur lesbische Mädchen tragen kurze Haare! Finde ich eine blöde Argumentation denn sie sah mit kurzen Haaren definitiv flotter aus. Nicht das das wichtig wäre, aber es ist so ein Zeichen für ihren Gemütszustand, finde ich.
Ihr Gastbruder (ein Jahr älter, eine Klasse unter ihr!) macht dann auch gerne mal Unternehmungen ohne sie, sie ist dann alleine zu Hause. (Silvester z.B.)
Naja, werde ihr mal schreiben, sie soll sich dringend um die Mädels in ihrer Klasse bemühen!
@ Kirsten
Sie ist tatsächlich mit 15 senior. Schulisch ist das okay, nur leider sind die anderen alle im Schnitt drei Jahre älter. Das macht es nicht einfacher…
Alkohol, Sex und diese Dinge sind doch schon deutlich präsenter, wie es mir scheint…
@Ute
Ach ja, wir haben einen sehr erfahrenen Lehrer, Herrn Schild, der sich auch selber in den USA gut auskennt. Er ist Ansprechpartner für Schüleraustausch und hatte die USA nicht unbedingt empfohlen. Eben wegen der Probleme mit Kirche, Alkohol und den doch viel strengeren Regeln.
Gusckst du hier: http://kreisgymnasium-halle.de/cms/frog/?kgh-international/auslandsaufenthalte.html
Ende August gibt es dazu auch immer einen Elternabend!
treibt deine Tochter Sport? Mein Sohn hat seine Freunde/Bekannte hauptsächlich über seinen Sport gefunden. Die treffen sich immer mal wieder oder laden sich gegenseitig ein. Außerdem ist an allen Schultagen jeden Nachmittag Training, sodass er immer beschäftigt und unter Leuten ist. Und zu den Wettkämpfen fahren die Schulbusse. Wenn deine Tochter an Sport interessiert ist, wäre das noch eine Möglichkeit Gleichgesinnte zu treffen.
Übrigens, vielen Dank für den Link. Die Info gucke ich mir mal näher an. Finde ich toll, dass ihr für Schüleraustausch einen kompetenten Ansprechpartner in der Schule habt!
Ich drücke deiner Tochter die Daumen, dass sie die restlichen drei Monate noch genießen kann.
Ich bin momentan in der 10 Klasse und bin 15. Ich hab eine Klasse übersprungen. Ist es wahrscheinlicher das ich Junior werde oder Sophomore? Oder viell sogar Senior??(Ich bin dann in der 11 in den USA)
Ich wünsche deiner Tochter viel Glück das sie dass alles hinbekommt. Außerdem frage ich mich was diese Ablehnung Atheisten gegenüber immer soll. Von wegen fortgeschrittene Industrienation. Typisch prüde und bis zum letzten gläubige Amerikaner.:mad:
Ich denke auch als aufgeklärter und toleranter Eurpäer/Deutscher muss man halt akzeptieren, dass in weiten Teilen der USA Religiösität und entsprechende Werte recht hoch gehalten werden. Das ist Teil derer Kultur und Lebensstil (Auch wenn er in Filmen und TV-Serien selten thematisiert wird)
Am besten kommt man glaub ich durch, wenn man dem Motto der US-Streitkräfte folgt: “Don’t ask - don’t tell”.
Wie es mit der Einstufung an deiner konktreten Highschool ausschaut wird dir erst dort dein Guidance Counselor sagen können. Vom Alter her magst du dann vielleicht Sophomore sein, vom Jahrgang Junior, aber als ATS hat man ja meistens nen gewissen Bonus und es kann sein, dass du als Senior eingestuft wirst. Aber wie Kirsten schon oft erwähnt hat - die meisten ATS bekommen nur ein “Alibi-Diploma”, das man sich an die Wand hängen und sich drüber erfreuen kann, das aber sonst keinen wirklichen Wert hat. (Und auch generell ist das Highschool-Diploma nicht sehr viel Wert, v.a. wenn man dann später das Abitur in der Tasche hat ^^)
wie Kirsten schon schrieb hängt die Einstufung von der Schulleitung ab.
DIese Schule hatte schon mal Austauschschüler und dabei die Erfahrung gemacht das die Einstufing als Senior sinnvoll ist.
Daher geht das dann auch mit 15. Und Graduation und dem ganzen Zauber.
Der Abschluß ist unwichtig - aber das drumherum bestimmt toll!
Keine Ahnung.
Is doch auch egal. Das drumherum ist doch das, was interessant ist.
Aber ich werde sie mal fragen.
LG Mary
PS: Aber sie hatte in diesem Jahr, außer Ap Calculus nur “Spaßfächer” , und muß man für ein Diplom nicht auch bestimmte Fächer und einen entsprechenden Notendurchschnitt haben?
Da sie im Mucical und in enem Schauspielstück mitgewirkt hat blieb nicht viel Zeit (und Lust) die sehr schreibintensiven Hausaufgaben, die für eine sehr gute Note wichtig sind, immer komplett zu erledigen. Denn für die Schule zu hause ist sie beurlaubt, was solls also?
Der Stress fängt dann sicher zu Hause an, da muß sie nachholen…
(Aber wenn sie die 12 wiederholen muß ist es doch auch egal, das Alter paßt doch!)
Danke für die Antworten. Ja mir ging es auch mehr um das drumherum. Immerhin ist die Graduation das Highlight für die Amerikaner. Ja Fe203, das muss wohl so sein. Ein Freund von mir ist gerade in den USA und hat seine atheistischen Überzeugungen ,kundgetan" und jetzt bekommt er die Quittung indem alle versuchen ihn zu bekehren.D Aber selbst das Fake-Diploma wäre schon eine schöne Erinnerung. Naja warten wirs ab. Vielen Dank nochmal an euch.