Wie oft Kontakt mit ATS

Hallo zusammen,
Ich suche Rat.
Meine Tochter 15J ist nun seit 2 Wochen in den US und ihr geht es soviel ich weiß gut. Die Gastfamilie ist reizend, die Schule (heute der 4 Tag) findet sie gut, sie hat auch ein paar Bekanntschaften gemacht und ist in den Pausen nicht alleine.
Aber nun zu meinem Problem: sie ist sehr kurz angebunden wenn wir mal „reden“ . Wir haben 2 mal telefoniert und ich habe alles gefragt was mir so einfiel. Ich schreibe sie zwischendurch immer an wenn ich an etwas denke oder auch schick ihr täglich was nettes oder wünsche ihr einen schönen Tag. Da wenig zurückkommt und ich oft nicht gelesen werde oder erst sehr spät, kann ich mir vorstellen dass ich sie nerve oder überfordere. Das will ich natürlich nicht. Aber auch nicht dass sie denkt ich hätte sie vergessen oder dass sie mir nicht fehlt…
So bitte, sagt mir wie ihr die Kommunikation handhabt. Oder Anregungen wie ich das am besten machen soll. Ich will einfach wissen wie es ihr geht und evtl negatives „heraushören“ auch wenn sie mir das nicht sagt.
Ich weiß…ich rede wirres Zeug. Sorry
Lieben Dank für jede Rückmeldung
Gruß
Christina

1 „Gefällt mir“

Liebe Christina

Du bist uns 1 Woche voraus. Meine Tochter (16) ist jetzt eine Woche in Japan. Die Schule fängt erst am 1. September an. Ich kann mich so gut in Dich hineinfühlen und wir machen genau dasselbe durch.

Wir bekommen oft auch nur Stichwortartige Meldungen zurück und oft denken wir, dass sie unsere Situation auch verstehen muss. Wir sind zu Hause und immer mal wieder können wir die Tränen nicht zurückhalten.
Gerade gestern hat sie mir zu verstehen gegeben, ich soll nicht so viel schreiben und Fragen stellen. Ich kenne ja unsere Abmachungen… :cry:

Unsere Orga hat immer wieder erwähnt, dass der Kontakt sehr eingeschränkt erfolgen soll. Eher weniger als wenig :slightly_smiling_face: .
Von der Orga in Japan kam sogar die Empfehlung, nur an Feiertagen und Geburtstag einen Kontakt herzustellen. Wir haben uns schon im Vorfeld mit unserer Tochter darüber unterhalten. Sie möchte die Empfehlungen der Orga ernst nehmen und keinen intensiven Kontakt pflegen. Wir haben uns mal auf einen Videocall alle 2 Monate geeinigt. Textnachrichten sind sporadisch okay, aber nicht zu viele hintereinander (max. 1 bis 2). Uns hat dieser Vorschlag ziemlich geschockt.
Wir gingen nur auf den Deal ein, wenn sie einen Insta-Kanal eröffnet und pflegt, wo sie ihr Austauschjahr dokumentiert. Sie hat so später auch etwas zur Erinnerung. Der grosse Vorteil ist aber, dass wir sehen, was sie so unternimmt und macht, ohne dass wir direkten Kontakt zu ihr haben. Das funktioniert ziemlich gut. Zusätzlich haben wir aber auch eine Schonfrist abgemacht, bis sie 1 Woche zur Schule gegangen ist. Hier dürfen wir uns noch öfter melden, bis wir halt wissen, dass alles klappt was klappen sollte.
Ich denke und hoffe dann sind wir etwas beruhigter und es geht etwas einfacher.
Die Insta-Stories und Bilder sind Gold wert. Wir sehen wirklich, wie glücklich sie ist.

Trotzdem denke ich, dass dieser Prozess an uns liegt und wohl noch ein paar Wochen dauern wird.

Bei einem Elternabend mit der Orga wurden wir auch informiert, was es für Gründe sind, die zu einem Abbruch führen. Die Statistiken (sofern korrekt) zeigen oft ein zu intensiver Kontakt mit den Austauschschülern. Starkes Heimweh oder man findet keine Freunde oder generellen Anschluss.
Natürlich möchte ich auch das nicht schönreden. Eine Austauschorganisation, auch wenn sie als Non-Profit Organisation agiert, weist ihre Erfolge durch eine hohe Quote an abgeschlossenen Austauschen aus.

Wir hatten auch das Glück, gleich mit mehreren Returnees zu sprechen. Sie haben mehrheitlich erzählt, dass ein Eintauchen in eine fremde Kultur erst möglich ist, wenn man die Heimat wirklich zu Hause lässt. Natürlich kommt das auch immer auf die Kids darauf an.

Vielleicht hilft das etwas. Aber ja, wie zuvor erwähnt, es jetzt erst eine Woche her und es kann sich noch vieles ändern. Jetzt ist alles neu und sehr aufregend. Mal sehen, wenn der Alltag einzieht und das Aufregende zur Normalität wird. Dann kommt der Kulturschock und die Motivation fängt an abzunehmen. Wenn sie merken, dass die Wiesen in Gastland nicht grüner sind wie zu Hause :slightly_smiling_face: . Aber genau dann fängt die Integration an und die vielen wirklich tollen Erfahrungen und Verbindungen.

Unsere Kids werden das schon schaffen. Nur schon der Entschluss so etwas wirklich zu machen, finde ich enorm mutig und zeigt auch, dass sie dafür bereit sind.

Lieber Gruss
Domnick

2 „Gefällt mir“

Lieber Domnick,
Vielen Dank fürcdie ausführliche Antwort.
Du hast recht. Ich muss loslassen und auf das vertrauen was wir bisher aufgeben haben. Ich werde nicht lügen, dass es mir sehr schwer fällt, aber ein bisschen erleichtert bin ich dass es nicht nur meine Tochter ist, die sich zurückzieht und nach vorne schaut. Leider möchte meine Tochter ihr Leben in der sozialen Medien nicht teilen, somit bekomme ich keinen Einblick.
Einen kleinen Kontakt habe ich mit der Gastfamilie die mir von sich aus ab und zu kleine Updates schickt. Die scheinen wirklich super nett zu sein und meine Tochter hatte wirklich großes Glück.
Die Tränen kommen trotzdem auch wenn , ich eigentlich froh sein muss dass sie ihren Traum durchgezogem und erfüllt hat, somit verstehe ich was du meinst.
Aber der Austausch mit anderen Eltern hilft mir sehr um die Dinge richtig einzuordnen.
Ich bin mir sicher dass unsere Tochter so viel aus diesem Abenteuer mitnehmen und es ein Meilenstein in der Entwicklung sein wird. Und irgendwie schaffen wir es auch obwohl ich noch nicht weiß wie genau.
Liebe Grüße
Christina

1 „Gefällt mir“

Hallo Christina

Ja, ich weiss auch nicht, wie ich das schaffen soll. Aber ich möchte auch nicht, dass unsere Tochter viel davon mitbekommt. Sie soll sich auf das Jahr konzentrieren und nicht ein schlechtes Gewissen unseretwegen haben.

Das mit der Gastfamilie Deiner Tochter ist doch super. Wenn Du ein gutes Gefühl hast, und sie sich von sich aus melden, heisst es doch nur, dass sie sich in Dich hineinfühlen können. Sie sind ja vermutlich auch Eltern und stellen sich die Situation auch vor, wenn Ihr Kind so etwas machen würde.
Wir haben auch Glück mit der Gastfamilie unserer Tochter. Sie sind jung und modern und haben 3 Kinder. Wir haben im Vorfeld viel besprochen und auch geredet. Unser Bauchgefühl ist hervorragend, auch wenn wir die japanische Zurückhaltung bis jetzt nicht so gut kennen und interpretieren können.

Die Tränen dürfen auch sein. Wir dürfen unsere Kinder vermissen, auch wenn wir so stolz auf Sie sind.

Ich persönlich mache mir jetzt mehr Sorgen bei der Rückkehr. Für uns ein Freudenfest, aber ist es das auch für unsere Kinder? Viele Rückkehrer berichten, dass das Heimkommen vielfach schwerer ist als das „Heimkommen“.

Aber das ist jetzt noch weit weg…

Lieber Gruss
Domnick

Hallo!
Ich war letztes Jahr in der USA und habe insgesamt nur 5 mal mit meinen Eltern telefoniert!
Es war für mich einfacher nicht zu viel mit ihnen zu reden! Ich hab sie zu Weihnachten und den Geburtstagen angerufen das war es dann auch schon! Sie haben meine Instagram Story gesehen und ab und zu habe ich ihnen geschrieben.
Für mich persönlich war es einfach zu anstrengend sie anzurufen! Ich bin meistens erst spät am Abend heim gekommen und somit war es schon mitten in der Nacht für meine Eltern! Also die einzige Möglichkeit zum telefonieren wäre am Wochenende gewesen. Da war ich aber meistens bei Freunden! Es hat sich einfach nie ergeben mit ihnen zu reden und es war auch besser so. Ich hatte nie Heimweh weil ich erst gar nicht an zuhause gedacht habe!
Sie wird schon Bescheid geben falls etwas falsch läuft aber solange sie dich nicht meldet ist das ein gutes Zeichen! Ihr gefällt es und sie hat Spaß!
Ihr werdet sie bald wieder sehen aber sie weiß nicht wann sie die Menschen in den USA wiedersieht!
Für meine Eltern war es auch schwer aber die Zeit vergeht so schnell ihr werdet bald wieder jeden Tag mit ihr reden!!

Ich hoffe sie hat ein schönes Jahr und genießt jede Sekunde denn es geht schneller vorbei als man denkt!
Liebe Grüße
Simona

1 „Gefällt mir“

Hallo liebe Simona,
es ist immer wieder schön auch das Ganze von der Seite der ATS zu sehen.
Es ist tatsächlich eure Zeit und alles ist bestimmt überwältigend im positiven oder auch manchmal im negativen Sinne.
Ich verstehe das so gut und möchte selbsverständlich nicht zusätzlich das Leben meiner Tochter belasten.
Es fällt mir halt unheimlich schwer kein Teil zu sein entweder direkt oder durch ihre Erzählungen. Alles fehlt mir . Auch ihre schlechte Laune :blush:
Sie ist nur sehr verschlossen und vieles frisst sie in sich hinein.
Nun ja, sie wird daraus wachsen. Es wird ihr gut tun. Es wird ihr Selbstbewusstein stärken und lernt sich dadurch besser kennen.
Trotz allem, wird sie immer mein kleines Mädchen sein und jeder neue Lebensabschnitt meiner Kinder ist ein Abschied der sich wirklich erstmal wie Trauer anfühlt und bewältigt werden muss.
Karussell der Gefühle aber natürlich stell ich Ihre Bedürfnisse an erster Stelle.
Ich freue mich dass du so ein tolles Erlebnis hattest und hoffe dasselbe für meine Tochter.
Liebe Grüße. Christina

3 „Gefällt mir“