Verlängerung

Ihr Lieben,
ich falle gleich mit der Tür ins Haus: unser Sohn möchte seinen Aufenthalt in Australien verlängern. Ursprünglich war er für ein knappes halbes Jahr gebucht, jetzt gefällt es ihm so gut, dass er sich nicht vorstellen kann, im Dezember zurück zu kommen. :frowning:
Wir arbeiten an einem Kompromiss - also nicht nochmal ein halbes Jahr, sondern nur noch bis April 2013, so lange ginge der nächste Term.
Meine Sorge ist eigentlich eher die Schule hier und wie EURE Erfahrungen mit Euren Kindern nach der Rückreise waren. Haben sie sich auch nach einem längeren Aufenthalt schnell wieder im Schulalltag zurechgefunden und vor allem: wie stark sind die Lücken. Nach seiner Rückkehr wird er hier in seine alte Klasse, dann die 10. gehen. Wie hoch ist der tatsächliche Aufwand für das Nacharbeiten von versäumtem Schulstoff?

Ansonsten “leide” ich doch sehr darunter, dass sich unser Sohn so selten meldet. Aber einige von Euch kennen das ja …

Liebe Grüße erstmal,
Jeannette

Hallo Jannette,
leider schreibst Du nicht, aus welchem Bundesland Du kommst.
In Berlin und Brandenburg z.B. müssen die Schüler am Ende der 10. Kl. die MSA-Prüfungen ablegen, das wäre nicht mehr möglich, wenn Dein Sohn erst zum Ende der 10. zurückkommt.
Abgesehen von den Prüfungen hätte ich ansonsten keine Bedenken, das Wiedereinleben in die deutsche Schule verlief für meinen Sohn unproblematisch. Er besucht auch wieder seine alte Schule, so dass er ja wusste, was ihn erwartet. Allerdings hat er die 11. Klasse wiederholt, da er bereits am Ende der 12. Abitur macht.
Das wäre dann der nächste Punkt: Macht dein Sohn nach 12 oder 13 Jahren Abi? Bei 13 Jahren hätte er ja noch die Orientierungsphase und damit genug Zeit sich hier wieder reinzufinden.
marieluise

Hallo Janette,

bei uns hat mein Sohn die 10. Klasse hier (Bayern, G8) vollkommen ausgelassen und nach dem Jahr in seiner alten Jahregansstufe in der 11. Klasse weitergemacht. Es hat gut geklappt und die Noten sind in etwa die gleichen wie vorher. Die kritischen Fächer sind, meiner Meinung nach, die Naturwissenschaften, weil da der Stoff doch sehr aufeinander aufbaut. Man kann ja auch das ein oder andere Fach in der Oberstufe abwählen, wie zum Beispiel Latein bei uns. Wenn dein Sohn aber noch in die 10. Klasse geht, wie sieht es dann mit dem Zeugniss aus? Muss er für den Rest der 10. Klasse die Prüfungen mitschreiben? Das stelle ich mir schon heftig vor, weil er ja dann wirklich viel nachlernen muss. Wenn er die 10. Klase ganz aussetzt, kann er doch auf so manches auch verzichten, was er danach nicht mehr hat oder braucht. Wie hätte er es gemacht, wenn er nach einem halben Jahr zurückgekommen wäre? Ich denke, dass ein ganzes Jahr für die Schule einfacher ist, so komisch das jetzt klingt.

Viele Grüße

Petra

Hallo Jeannette,

meine Tochter war während der lernintensiven 9. Klasse in Argentinien. Sie ist zu Beginn der Sommerferien nach der 8. Klasse gegangen. In Arg hatte da bereits das 2. Halbjahr der 9. Klasse angefangen. Eine Woche nach der Ankunft ist sie gleich in das 2. Hj. der 9. Klasse in Arg eingestiegen. Schulisch hatte sie wenig Probleme, die größten Probleme war die Sprache. Dann hat sie noch das 1. Hj. der 10. Klasse im ATJ absolviert und als sie nach Deutschland zurück gekommen ist, ist sie wieder in ihre alte Klasse gegangen, nun wieder ganz offiziell 10. Klasse. Vor ihrer Rückkehr hat sie ihre Heimatschule angemailt und darum gebeten, dass man ihr für Mathematik, Biologie, Physik, Chemie und Geschichte das Lehrbuch der 9. Klasse über die Sommerferien zum Nachlernen zur Verfügung stellt. Eine Mitschülerin hat ihr noch ihre Aufzeichnngen von der 9. Klasse in diesen Fächern überlassen. Ca. 14 Tage hat meine Tochter in den Sommerferien täglich ca. 8 Stunden intensiv gearbeitet, vorallem hat sie sich eigene Aufzeichnungen gemacht. Bis auf Biologie und Geschichte hatte sie bis zum Beginn des neuen Schuljahres alles aufgeholt. Für Biologie hat sie allerdings dann bis Weihnachten gebraucht, sicherlich wollte sie da auch dem sehr hohen Anspruch ihrer neuen Lehrerin gerecht werden. Im Januar werden an ihrer Schule in den 10. Klassen die Probeprüfungen geschrieben und diese haben gezeigt, dass alle sie alles allein mit Bravour nachgeholt hat. Einen Nachhilfelehrer hat sie nicht gebraucht. Ihren alten Leistungsdurchschnitt war sie bereits im Halbjahr sehr nah und am Ende der 10. Klasse hat sie ihn auch wieder erreicht.

Gruß graefinlwl

Liebe Marie Luise, herzlichen Dank für Deine Antwort. Unser Sohn besucht ein Gymnasium in Baden-Württemberg und macht nach 12 Jahren Abitur. Er ist Ende der 9. Klasse nach Australien gegangen und sollte eigentlich Weihnachten wieder hier sein.
Wenn er im April zurückkommt, geht er in seine alte Klasse - bekommt aber aller Wahrscheinlichkeit kein Zeugnis für die 10. Klasse (das Auslandsjahr wird anerkannt) und darf dann nach den Sommerferien in die Kursstufe. Das Latinum fehlt ihm dann, es wird nur einen Vermerk im Abizeugnis geben: Latein nach … 4 Jahren mit der Note (3) abgewählt.
Meine Sorge ist aber, ob ihm nicht zuviel fehlt … und ob sein Start in der Kursstufe dann schwieriger ist, als bei den Kindern, die keine ATJ gemacht haben.

Liebe Grüße
Jeannette

Liebe Petra,
ich stimme Dir völlig zu, dass ein ganzes Jahr hier einfacher für ihn wäre (er hätte dann sowieso kein Latein mehr, kein NWT und wahrscheinlich auch kein Bio). Aber der Rektor meint, dass er, wenn er wieder da ist, also nach den Osterferien, Arbeiten, Tests mitschreiben muss, aber am Ende wohl kein Zeugnis ausgestellt wird, weil die Noten für eine Vergabe einer Endnote nicht ausreichen würden.
Nachlernen muss er sicher einiges: im Moment hat er in Australien ja nur 6 Fächer (Mathe, Englisch, Marine Studies, Recreation, PE und IT - also nicht wirklich das, was er in Deutschland leisten muss). Da fehlt natürlich einiges.
Wieviel musstet Ihr nacharbeiten? Wie hoch war der Zeitaufwand und habt Ihr Euch Hilfe geholt?

Liebes Grüßle,
Jeannette

Liebe granfinlwl,
das was Du über deine Tochter schreibt, klingt natürlich ideal. Sie hat von selbst gelernt und sich darum gekümmert und dann mit Bravour ihr Prüfungen geschrieben. Bei uns gibt es gar keine Prüfungen in der 10. Klasse, man kommt dann gleich in die Kursstufe - (vorausgesetzt man wird versetzt).
Ich glaube, dass mein Sohn sich nicht so hartnäckig dahinter klemmen wird und nur das nötigeste nachholen wird. Latein wird ein großes Problem, aber wie schon geschrieben, hier bekommt er auf jeden Fall die Note von der 9. Klasse.
Wenn er an Weihnachten wieder hier ist, geht er in seine alte Klasse und müsste das gleiche Pensum leisten, wie die anderen. Aber: er würde auch nicht soviel verpassen … nach Ostern siehts da ganz anders aus.
Ich bin hin-und hergerissen.

Wie war das denn bei Euch mit Englisch? Hatte Deine Tochter in Argentinien Englischunterricht?

Liebe Grüße,
Jeannette

Hallo Jeanette,

der Arbeitsaufwand war bei meinem Sohn relativ gering (wie immer), aber Latein hat er abgewählt und noch bevor er ins Ausland gegegen ist eine Latinumsprüfung abgelegt und gerade so bestanden. Mathe, Chemie und Physik hatte er inden USA auch belegt aber naja. Bio hat er abgewählt. Ich hatte ihm Bücher mit den Stoff der 10. Klasse (Stark Verlag) mitgegeben, aber die kamen genauso wieder zurück. Allerdings sind die Naturwissenschaften auch seinen Stärke. Das was er in Mathe nicht konnte habe ich ihm erklärt. Englisch war nach dem Jahr sowieso kein Problem, Deutsch noch nie sein bestes Fach und ist auch so geblieben und alle “Lernfächer” fangen in der Oberstufe quasi wieder neu an, so dass hier das Veräumte nicht so wichtig ist. Also kurz gesagt, keinerlei fremde Nachhilfe und der Aufwand nicht sehr groß. Aber wie gesagt sind meiner MEinung nach die Naturwissenschaften die Knackpunkte und wenn man da nachlernen muss ist eine Nachhilfe wahrscheinlich nicht schlecht, damit es leichter geht.

Bei uns war es so, dass er auf Probe in die 11. Klasse vorgerückt ist. Wenn dann die Noten zwar gereicht hätten um zu betehen, es fürs Abitur aber unserer Meinung (Eltern und Sohn) zu schlecht gewesen wäre, wäre er er zurückgegangen.

Viele Grüße

Petra

Hallo Jeannette,
erstmal finde ich es schön, dass es Deinem Sohn anscheinend sehr gut in Australien geht, denn sonst würde er ja nicht bleiben wollen. Meine Tochter (Neuseeland) wäre hier jetzt in der 10. Klasse. Sie bleibt ein Jahr weg und kommt auch erst gegen Mitte Juli zurück, wobei das neue Schuljahr hier dann schon im August begtinnt. Viel Zeit zum Aufarbeiten hat sie also nicht. Sie wird die 10. Klasse aller Wahrscheinlichkeit nach überspringen und hier dann direkt in die 11. (also Kursstufe, Abi nach 12 Jahren) gehen. Sie kann springen, weil sie einen sehr guten Schnitt in der 9. Klasse hatte und hat somit auch schon automatisch ihren erweiterten Realschulabschluss (das nur für den Fall, dass das Abi aus irgendwelchen Gründen nicht klappt). Nach Aussage des Oberstufenkoordinators kann sie in der 11. bis zu den Herbstferien entscheiden, ob sie weitermachen oder doch wieder zurück in die 10. Klasse gehen möchte. Von daher ist kein allzu großes Risiko dabei. Sie hat das Mathebuch der 10. Klasse mitgenommen und wird von ihrer Freundin regelmäßig mit Kopien versorgt, um da “mitarbeiten” zu können. Mit dem Mathelehrer steht sie auch in Kontakt. Französisch läuft in Neuseeland weiter. Das Niveau ist zwar nicht so hoch, aber so kommt sie nicht komplett raus. Über die anderen Fächer macht sie sich keine großen Sorgen, da sie in der Kursstufe einiges abwählen kann und da ohnehin eine Art “Cut” für die Oberstufe gesetzt wird. Sollte etwas fehlen, muss sie das nachholen, aber da ist sie auch recht diszipliniert. Sie plant, Abitur mit sprachlichem Schwerpunkt zu machen. Mal sehen, ob ihr Deutsch schnell und gut genug wieder sicher sein wird nach einem Jahr Englisch. Meine Schwester war damals in der 11. weg und hat dann auch nahtlos weitergemacht (Abi nach 13 Jahren). Die 11. war damals zwar sowieso eher ein Chiller-Jahr, aber sie meinte, dass man das ganz gut in den Griff bekommen kann und in vielen Dingen ohnehin sehr vom Auslandsjahr profitiert, nicht nur in Englisch. In Deutsch hat sie sich interessanterweise auch verbessert, einfach weil sie gelernt hat, alternativ zu formulieren. Ich würde mir an Eurer Stelle fast überlegen, ob Dein Sohn das Jahr nicht voll machen sollte. In den Stoff des laufenden Jahres einzusteigen wird doch wahrscheinlich komplizierter, als in der Oberstufe neu zu starten, wenn auch die Klassen/Kurse neu zusammengestellt werden und ohnehin erst einmal alle auf den gleichen Nenner gebracht werden. Freut mich jedenfalls, dass er sein Jahr genießt. Alles Gute weiterhin!

Meine Tochter hatte ein bilinguales Programm gewählt und ist deshalb an eine IB-Schule (spanisch-englischsprachig) gekommen. Allerdings muss man sagen, dass das Englisch in Argentinien grotten schlecht ist. Zum Glück hat sie in ihrer Klasse eine Freundin gefunden, die erst 2 Jahre zuvor aus den USA nach Arg gezogen war und mit dieser Freundin hat meine Tochter Englisch kommuniziert. Beide Mädels haben sich gefreut, dass jeder von ihnen nun einen Gesprächspartner gefunden hat, der ein vernünftiges Englisch spricht. Meine Tochter hat ja in ihrer deutschen Schule seit der Vorschule in allen Fächern nur Unterricht in englischer Sprache und spricht daher Englisch auf Muttersprachenniveau.

An staatlichen Schulen wird in Argentinien kaum Englisch gelehrt. Selbst der Gastvater meiner Tochter, der Fachliteratur auf Englisch liest, spricht auch nur schlechtes Englisch.

LG graefinlwl

Mir ist noch was eingefallen. Ich weiß nicht, ob das in Australien auch so ist, aber der 4. Term (also der letzte Term für diejenigen ATS, die ein halbes Jahr bleiben) ist in Neuseeland sehr kurz. Meine Tochter hat ab nächster Woche zwei Wochen Ferien und dann im neuen 4. Term nur noch 3 bis 4 Wochen regulär Schule. Die einheimischen Mitschüler haben dann unterrichtsfreie Zeit, um sich auf die großen Abschlussprüfungen vorzubereiten. Für die Internationals wird ein Alternativprogramm angeboten (Surfen, Paintball, Segeln, …), da ja Schulgeld bezahlt wurde, aber regulären Unterricht gibt es dann erst wieder im Januar nach den großen Sommerferien. Wenn es in Australien ähnlich ist und Dein Sohn mehr an Schule mitnehmen möchte, wäre eine Verlängerung auf jeden Fall gut.