USA - eine schlechte Erfahrung und ein Tipp

Erfahrung Carl Duisberg Centren (CDC) und International Student Exchange (ISE)

2018 wollte unser Sohn (16) für ein Jahr in die USA als Austauschschüler. Wir haben uns deshalb umfassend informiert und uns letztendlich für CDC und ISE (das ist die Partnerorganisation in den USA) entschieden. Es gab etliche Vorbereitungskurse. Auffällig war, dass die immer wieder betont wurde, dass die Amerikaner anders sind, dass man als Eltern nicht mit den Gastfamilien oder ISE direkt Kontakt aufnehmen soll, dass die amerikanischen Eltern viel autoritärer sind und dass man als deutscher Schüler besser nicht den Mund aufmacht.
Erst ganz spät wurde für unseren Sohn eine Gastfamilie in Idaho gefunden. Diese Familie war komplett dysfunktional. Beide Eltern arbeitslos und nicht im Stande, sich um ihre Kinder zu kümmern. Die Mutter war depressiv und der Vater litt unter chronischen Schmerzen. Sie hatten 5 Kinder, 5 Hunde und eine Katze. Unser Sohn wurde in einer ausgeräumten Garage (ohne Heizung) untergebracht. Im Winter kann es dort –20 Grad C werden. Der Haushalt wurde von der 13-jährigen Gastschwester geführt. Keiner kümmerte sich angemessen um die Tiere. Die Hunde verrichteten ihre großen und kleinen Geschäfte im Haus. Zu essen gab es Fertiggerichte aus der Mikrowelle. Unser Sohn versuchte sich trotz allem 3 Wochen dort einzuleben. In dieser Zeit wurde ein zweiter Austauschschüler aufgenommen und auch in der Garage untergebracht. In den Bewerbungsunterlagen von CDC wurde immer wieder betont, dass die Gastfamilien ein umfangreiches Bewerbungsverfahren durchlaufen und umfassend geprüft werden. Das ist hier offensichtlich nicht der Fall gewesen. Der Gastvater sagte selbst, dass sie sich erst 3 Tage vor der Ankunft unseres Sohnes dafür entschieden haben. Beide Austauschschüler wollten nach 3 Wochen die Familie verlassen und in eine andere Familie wechseln. Dazu gab es ein Gespräch mit den Betreuern von ISE vor Ort. Nach den Beschwerden der Jungs, gab es die Antwort, sie hätten eine tolle Familie, es stände ihnen nicht zu, Erwachsene zu kritisieren, sie wären nur verwöhnt und wenn es sie störe, dass die Hunde ins Haus machen, sollen sie doch selbst mit ihnen Gassi gehen. Einen Tag später versuchte der 16-jährige Gastbruder sich umzubringen. Die Polizei nahm daraufhin die beiden Austauschschüler mit. Die zuständigen Betreuer wurden gerufen und mussten die Jungs mitten in der Nacht in anderen Gastfamilien unterbringen. Unserem Sohn sagte der Betreuer dann noch, dass das alles seine Schuld sei und er eine Abmahnung bekommen werde. Eine mormonische Familie hat ihn dann freundlicherweise mitten in der Nacht aufgenommen. Nach ein paar Tagen boten sie ihm an, ihn als Austauschschüler zu behalten. Unser Sohn war nicht begeistert, weil er mit Religion nicht viel anfangen kann – dieser Fakt war auch explizit in den Ausschreibungsunterlagen vermerkt. Trotzdem sagte er zu, aus Angst wieder eine komplett dysfunktionale Familie zu kommen. Der Betreuer ließ ihn dann eine Abmahnung unterschreiben, in der er versprechen musste zukünftig zu gehorchen und niemandem über den Selbstmordversuch zu berichten. Der Gastmutter sagte er, dass es ein Fehler wäre unseren Sohn zu nehmen. Er wäre ein schlimmer Junge. Es gab keinerlei psychologische Betreuung oder Unterstützung. Der Betreuer rief jede Woche an, um zu fragen, ob es Beschwerden über unseren Sohn gibt. Nach vier Monaten hat unser Sohn es dann nicht mehr ausgehalten und den Aufenthalt auf eigenen Wunsch beendet. Der Betreuer sagte daraufhin, er müsse sofort das Land verlassen und sein Flugticket aus eigener Tasche zahlen. (was natürlich nicht stimmte) Trotzdem saß er zwei Tage später trotz grippalem Infekt im Flieger Richtung Deutschland. In diesen 4 Monaten hatte er 11 Kilo abgenommen. Unsere zahlreichen Beschwerden während und nach dieser Zeit gingen ins Leere. Die Mitarbeiter von CDC haben zwar mit ISE Kontakt aufgenommen, aber von den Amerikanern wurde alles bestritten und CDC versuchte uns nur zu beschwichtigen und berief sich immer wieder darauf, dass die Amerikaner halt eine andere Kultur hätten. In einem persönlichen Gespräch 2 Monate später schilderten wir nochmals ausführlich mit unserem Sohn zusammen, wie der ganze Aufenthalt abgelaufen ist. Wir wurden vertröstet mit den Worten, man wolle der Angelegenheit nachgehen. Es kam natürlich nichts dabei heraus, weil ISE weiterhin alles abstritt. ISE schützt sich schlauerweise vor Schadensersatzansprüchen indem man vor Reiseantritt ein Formular unterschreiben muss, indem steht, dass ISE keinerlei Haftung übernimmt. Unserer Erfahrung nach ist ISE ein hierarchisch geprägtes – auf Gewinn ausgerichtetes - Unternehmen. Man nimmt gerne das Geld der Austauschschüler, aber Beschwerden – seien sie auch noch so begründet – werden in diesem restriktiven System nicht geduldet. Die Schüler werden zum Schweigen gebracht und alle Verantwortung wird weit von sich geschoben. Gastfamilien werden ohne große Prüfung vermittelt und auf das Wohl der Austauschschüler wird keinerlei Wert gelegt und Missstände werden rundweg geleugnet. Unser Sohn ist um eine schlechte (extrem kostspielige) Erfahrung reicher.

Grundsätzlich ist ein Schüleraustausch natürlich eine tolle Erfahrung, aber wir würden nie wieder eine Vermittlungsagentur in Anspruch nehmen und nur noch über ein „self placement“ unseren Sohn in dieses Abenteuer schicken.

„Ansprüche des Reisenden nach den §§ 651c bis 651f verjähren in zwei Jahren. 2Die Verjährung beginnt mit dem Tage, an dem die Reise dem Vertrag nach enden sollte.“

Demnach hättet ihr vielleicht noch ein paar Tage Zeit?

Unsere negativen Erfahrungen sind verglichen mit euren schon fast lächerlich, aber mindestens genauso nervenaufreibend und anstrengend.

Wir wurden ständig angelogen, Kontakt mit den US Partnern soll man nicht aufnehmen, während ständig falsche oder lückenhafte Informationen von den deutschen Vertragspartnern überbracht werden. Die örtliche Betreuung variiert je nach Lust und Laune. Die erste war wirklich bemüht und hat dafür dann ebenfalls Rüge von den Vorgesetzten bekommen.

Unsere Vermutung sind Förderungen o.ä. der Schulen. Die erste Platzierung war neben der Falschaussage, dass wir nicht kostenfrei stornieren dürften (wegen Covid) weil es sich laut EuGH nicht um eine Pauschalreise handelt, vertragswidrig. Und wurde telefonisch sogar mitgeteilt, dass kurz zuvor eine andere Platzierung abgesagt werden musste und die Schule sonst nicht mehr mit der Organisation zusammen arbeiten würde, deswegen müssten wir diese Platzierung akzeptieren oder kostenpflichtig stornieren. Zum Halbjahr musste gewechselt werden, weil die Gastmutter nur 1 Semester zugesagt hatte. Dabei wurde extra das ganze Jahr gewählt, da es doch immer eine Weile dauert bis man sich einfindet und Kontakte knüpft. Mit Corona war dies generell nahezu unmöglich.
Die Schule am zweiten Ort hat der Organisation ihre Unterstellungen bescheinigt/unterstützt. Nachweislich geleistete „Hausaufgaben“ wurden als fehlend markiert und mit F benotet. Während des Präsenzunterrichts nahezu alles A/B. Nach Beschwerde und Belegen verschlechterten sich auch diese Noten auf „fehlend“ F (während des Unterrichts!?)
Es wurde die schulische Leistung während Remote Unterricht als Ausrede genutzt um das Kind los zu werden, da die neue Gastfamilie offensichtlich andere Vorstellungen hatte oder überfordert war. Ein Teenie der wegen Corona 3/4 der Zeit zuhause rumsitzt, schlecht Anschluss findet, gelegentlich Kleidungsstücke nicht direkt aufräumt und dann auch noch Aufmerksamkeit für schulische Belange hatte war in jedem Fall unangenehm. Während regelmäßig im Haushalt geholfen und auch das Bad, das mit den Kleinkindern geteilt wurde wöchentlich geputzt wurde, wurde die herumliegende Kleidung nicht einfach mit dem Kind besprochen, sondern als „Saustall“ als Beschwerde eingelegt. Beide Eltern waren im öffentlichen Dienst mit Schichtarbeit und hatten drei Kleinkinder, die unser Kind zwischenzeitlich bespaßen und betreuen durfte. Schulische Probleme im homeschooling hingegen wären laut Organisation nicht die Aufgaben der Gasteltern. Wenn auswärts gegessen wurde musste unser Kind immer selbst zahlen. Zwischendurch wurde die Familie in anderen Staaten besucht und unser Kind bei der befreundeten Gastfamilie eines anderen Deutschen auf der Couch geparkt.
Die neue örtliche Betreuung war auch für nichts zuständig und ließ sich auch nicht blicken.

Entgegen der ursprünglichen Aussage man solle sich nicht so oft bei den Kindern melden, mussten wir uns nahezu wöchentlich (teils öfter melden) um auf Wunsch der Organisation auf das Kind „einzuwirken“ oder zu vermitteln, weil keine ordentliche Vorbereitung des Kindes stattfand, aber auch die Gasteltern nicht wirklich erfahren und lediglich Notlösungen waren (und die örtliche Betreuung nicht half).

Unser Kind hat sich hilfesuchend an das DoS gewandt und salopp die Antwort bekommen „bei Problemen mit der Organisation, wende dich an die Organisation“ auch unsere Beschwerden mit etlichen Belegen wurden nur mit ähnlich unnützen und unpassenden Copypaste Aussagen beantwortet.

In Deutschland stellt man sich taub und mittlerweile tot. Wir werden auf jeden Fall juristische Schritte einleiten.

Ein Austausch kann eine tolle Erfahrung werden, wenn die Gastfamilie gut ausgewählt ist und zu den Kindern passt.
Wir haben dafür extra einen ehrlichen Brief geschrieben für das Profil. Die Platzierungen waren bei uns nachweislich nur Notlösungen und entsprechend traten auch die Probleme auf. Um die Behebung mussten wir uns von Deutschland aus per Telefon und Internet bemühen, wurden angelogen und ignoriert oder gar abgewimmelt.

Eine Erfahrung ist es alle mal, empfehlen würde ich anderen vermutlich nur eingeschränkt

wenn das Kind wirklich reif ist und/oder starke Nerven/Persönlichkeit hat
oder
ggf. selbst eine Familie und Schule organisiert wird
oder
mit Rücktrittsversicherung und ausreichend Zeit zur Vorbereitung und Kontakt mit der Familie um sicher zu gehen, dass die Entscheidung gut überlegt war und nicht eine Spontanreaktion auf die Gesuche der Organisation unter Druck

(bei uns hatte die Schule schon längst begonnen, das Ziel wurde und nicht wie vertraglich beschrieben zwei Wochen vor Abreise genannt, wir hatten weniger als 7 Tage zwischen Platzierung und Abflug usw.)

Natürlich kann auch alles toll laufen, davon wird man nicht so häufig lesen (die anderen, rechtzeitig platzierten Schüler mit passenden Familien fanden es sicher großartig)

wir möchten nur warnen, dass man wenn etwas nicht passt/klappt man ziemlich alleine im Regen steht mit den meisten Organisationen, aber auch den Behörden (wie DoS). Grundsätzlich ist die liebste Ausrede der deutschen Vertragspartner „alles Sache der US Partner und somit nicht unser Bier“ als auch US Recht. Will man hier zeitnah rechtliche Unterstützung braucht man einen großen Geldbeutel. Über Deutschland und den Vertragspartner dauert alles ewig (Papier ist geduldig) und erreicht man zeitnah kaum etwas. Vielleicht noch mit einem guten Anwalt und einstweiliger Verfügung. Aber auch diese sind offensichtlich rar gesät…

Man sollte auf den worst case vorbereitet sein und sich freuen wenn diese Vorbereitung verschwendete Zeit war.

(Unsere subjektive Erfahrung und Meinung)

Auch wir haben schlechte Erfahrungen gemacht. Mein ältester Sohn war 2018 in den USA.
Hier erzählt man den Familien „das Jahr deines Lebens“
Fakt ist, die amerikanische Organisationen wie ISE etc. Wollen nur die Kohle. Es sind halt Wirtschaftsunternehmen. Es geht nur um das Geld was sie einheimsen. Die Kinder sind denen im Endeffekt egal.

Von diesen schlechten Erfahrungen, die wie vorher beschrieben wurden und noch deutlich schlimmer, liest man ja nur selten bis garnicht, obwohl die negativen Erfahrungen bestimmt deutlich höher sind als das Jahr deines Lebens.

ISE ist auf jeden Fall eine abgezockte und mit allen gewaschenes Unternehmen.