TV-Beitrag bei Frontal 21

Noch einmal:

Egal um was es geht - sonst sagen die Orgas und Betreuer immer: Ihr müsst reden was euch bewegt, bedrückt etc. …und jetzt sollen die ATS auf einmal schweigen??? über das was sie bewegt und bedrückt???

Sie sollen reden. Aber die Frage ist doch, mit wem. Sonst sagen die Orgas auch, dass man reden soll - aber nicht mit den Freunden, den Nachbarn, oder sonstwem. Sondern mit dem Betreuer. Der kann nämlich besser helfen als die Nachbarn. Und genau das ist hier auch gefragt.
Wie du selbst sagst:

Klar, sie sollen es nicht in der Nachbarschaft rumerzählen

Genau darum geht es. Nicht mehr, nicht weniger. Und wenn du dich an den Beitrag erinnerst, wurde dort gesagt, dass der Schüler mit niemanden, außer den betroffenen Personen, seinen Eltern und der Orga, über das, was geschehen sein soll / ist, reden soll. Damit wird nur festgehalten, dass der Schüler / die Familie nicht überall im Ort in der Öffentlichkeit reden soll.

Sondern mit dem Betreuer. Der kann nämlich besser helfen als die Nachbarn

Das halte ich für einen Witz - ganz ehrlich. Meiner Erfahrung nach sind die Betreuer heilfroh, wenn sie so wenig Kontakt wie möglich mit den ATS haben - und wenn, dann bitte nur positives Feedback. :smiley: Bei Problemen sind die meisten, nicht wirklich erreichbar oder handeln im Interesse des ATS.

Ich empfinde einen „Schweigeparagraf“ dennoch als mundtot machen. Jugendliche reden nunmal lieber mit ihresgleichen als mit Erwachsenen. Die befinden sich auf seiner Ebene.

Lassen wir das einfach so stehen - ich hoffe nur, dass sich zukünftige ATS nicht den Mund verbieten lassen.:slight_smile:

@ Feenstaub

Ich glaube, du möchtest es auch gar nicht verstehen…

Ein ATS erlebt in seinem Jahr eine ihm anfangs fremde Familie auf eine sehr sehr private Art, hat manchmal mehr Einblick in private Dinge dieser Familie als langjährige Freunde, Bekannte und Nachbarn dieser Familie es haben und vor allem haben sollen.

Sollte es zwischen ATS und Familie nicht klappen und der ATS die Familie wechseln, finde ich es für beide Seiten ganz ganz wichtig, dass nun nicht überall schmutzige Wäsche gewaschen wird, sondern von beiden Seiten versucht wird, möglichst neutral zu bleiben und nicht intime Details des Familienlebens herumgetratscht werden, z.B. dass der Gastvater widerlichen Mundgeruch hat, die Mutter dem Vater ständig Eifersuchtsszenen macht, es im Keller schimmelt und der Bruder mit 10 noch ins Bett macht. DAS GEHT NIEMANDEN ETWAS AN, auch wenn man unter dem Verhalten dieser Familie leiden musste und diese Familie unsympathisch findet. Das gleiche gilt natürlich umgekehrt auch für die host family!

Du findest dieses “Maulkorb-Erlass” unmenschlich? Ich nicht! Es kommt nämlich leider öfter vor, dass Jugendliche, die sich, aus welchem Grund auch immer, in einer Familie unwohl gefühlt haben, erstmal überall z.B. in ihrer High School darüber auskotzen, wie blöd diese Familie war. Und dabei leicht vergessen, dass die Familie vielleicht durch solche Indiskretionen ein Leben lang in der Schusslinie für den Dorfklatsch steht.

Bei dieser ganzen Profit-Diskussion der Organisationen wird hier im Moment eines leider außer acht gelassen. Die Orgas sind nicht nur zunehmend unkritisch bei der Wahl der host families, sondern auch bei der Wahl der ATS.

Auch hier gibt es schwarze Schafe, die nicht im mindesten auf einen kulturellen Austausch eingestellt sind, sich unmöglich benehmen und für die Gastfamilie eine Riesenbelastung darstellen. Ich denke, manchmal muss man schon beide Seiten sehen…

Und diese zwischenmenchlichen Probleme würde ich auch niemals mit einem Missbrauch in einen Topf werfen. Das ist eine ganz andere Ebene, auch strafrechtlich…

Im Falle eines Missbrauchsverdachts muss SOFORT gehandelt werden, der ATS SOFORT aus der Familie geholt werden und psychologische Hilfe bekommen und dann muss diesem Verdacht SOFORT nachgegangen werden -

Aber auch hier gilt in meinen Augen: eine Vorverurteilung der Gastfamilie allein aufgrund der Aussage der ATS halte ich für hanebüchend! Ohne Überprüfung kann man doch keinen Missbrauchsverdacht publik machen! Und was ist wenn es sich hier um eine Falschaussage handelt? Dies kann die Existenz einer ganzen Familie zerstören.

Gruß, Anne

Hallo,

Das halte ich für einen Witz - ganz ehrlich. Meiner Erfahrung nach sind die Betreuer heilfroh, wenn sie so wenig Kontakt wie möglich mit den ATS haben - und wenn, dann bitte nur positives Feedback. Bei Problemen sind die meisten, nicht wirklich erreichbar oder handeln im Interesse des ATS.

Ich denke, das hängt sehr vom Betreuer ab. Wie überall im Leben, gibt es gute und schlechte Betreuer. Ich kenne aber keinen Betreuer, der im Falle des Vorwurfs eines Sexualdelikts nicht umgehend handelt. Das wäre auch ziemlich blöd, schließlich wäre er ggf. selbst haftbar zu machen. Und diese Betreuer, die aus deiner Sicht nur aus Profitgier handeln, wollen mit Sicherheit kein Geld an Betroffene abgeben müssen, weil sie nicht richtig / verantwortungsvoll gehandelt haben. :o

Jugendliche reden nunmal lieber mit ihresgleichen als mit Erwachsenen. Die befinden sich auf seiner Ebene.

Können sie ja auch. Mit den Freunden zu Hause. Aber mit Erwachsenen müssen sie trotzdem reden, damit die ihnen helfen, und etwas unternehmen können. Es ist auch eine Frage des Könnens, den Jugendlichen von Anfang zu vermitteln, nicht gegen sie zu handeln, und insofern mit ihnen auf einer Ebene zu sein.

Lassen wir das einfach so stehen - ich hoffe nur, dass sich zukünftige ATS nicht den Mund verbieten lassen.

Das Problem dabei ist: Je mehr Jugendliche „sich nicht den Mund verbieten lassen“, und in der Öffentlichkeit schlecht über die GF reden, Dreckwäsche waschen und dieser ggf. schwerwiegende Vorwürfe machen - desto weniger Familien werden sich bereit erklären, zu hosten. Eben wegen negativer Erfahrungen im Umfeld. Dann wiederum sind die Orgas alle „blöd“, „unfähig“, „dreist“ etc., weil sie die Schüler nicht vernünftig / rechtzeitig platzieren können.

Ich halte die Sache mit dem Reden übrigens auch für einen kulturellen Unterschied. Mit meinen asiatischen Schülern in Deutschland muss ich das oft wochen- und monatelang üben, bis die überhaupt mal irgendwem sagen, dass etwas auch nur ansatzweise nicht ihren Vorstellungen entspricht. Die sind sich nämlich bewusst, dass man mit auch nur noch so kleiner Kritik die Ehre des Anderen beschmutzen und dieser das Gesicht verlieren kann. Da würde nie jemand auf die Idee kommen, in der Öffentlichkeit Dreckwäsche zu waschen. Und das empfindet auch niemand als „mundtot machen“ oder „unter den Teppich kehren“. Alles wird geregelt. Aber eben nur unter den Personen, die es angeht.

In dem Sinne,
Wiebke

@ Anne

ich verstehe es schon - kann es nur nicht nachvollziehen…:slight_smile:

Sollte es zwischen ATS und Familie nicht klappen und der ATS die Familie wechseln, finde ich es für beide Seiten ganz ganz wichtig, dass nun nicht überall schmutzige Wäsche gewaschen wird, sondern von beiden Seiten versucht wird, möglichst neutral zu bleiben und nicht intime Details des Familienlebens herumgetratscht werden,

Das gleiche gilt natürlich umgekehrt auch für die host family!

Genau das ist es - es gilt auch für die host family…ich finde es nur sehr unglücklich, dass bei Vorfällen nur der ATS abgestraft wird (selbst erlebt) und die GF so in Schutz genommen wird, als hätten sie gar nichts damit zu tun. Ich rede jetzt nicht von sex. Missbrauch!!! sondern allgemein.

Wenn ein ATS die GF verlässt weil es nicht gepasst hat, dann wurde meiner Erfahrung nach der ATS von der GF als unmöglich, unhöflich nicht geeignet etc. dargestellt. Da wurde ´per mail ein Bild des ATS gezeichnet das einfach nicht stimmt!!! Der ATS wurde noch nicht mal zu den Vorwürfen befragt - es wurde einfach als wahr angenommen, was die GF erzählt hat.Nur zum Schutz der GF erhält der ATS den Maulkorb und die Auflagen - den GF passiert nichts. Die dürfen sogar weiterhin ATS aufnehmen, obwohl auf unmögliche Zustände seitens des ATS hingewiesen wurde.

Ich denke, wenn man beide Seiten anhören würde und sich dann ein Bild machen würde, dann sähe es wohl etwas anders aus und der ATS würde nicht in einem so schlechten Bild da stehen. Fingerspitzengefühl ist da gefragt und genau das streite ich manchen Betreuern einfach ab.

ATS vermittelt - gut ist es. Bloss keine Probleme und am besten hört und sieht man nichts mehr von Ihnen während des Austausches oder noch besser, nur Positives…

Ich rede jetzt nicht nur von uns - sondern was ich so während der zwei Auslandserfahrungen unserer Kinder über andere ATS und Orgas gehört habe.

@ Wiebke

Können sie ja auch. Mit den Freunden zu Hause.

…die das leider meistens nicht interessiert und wenn doch, dann gibt es wieder eins auf den Deckel, weil man als ATS bitte nicht ständig in „D“ festhängen soll, weil man sonst ja nie im Gastland ankommt…

Das ist doch irre, auf der einen Seite sollen sie fast keinen Kontakt ins Heimatland haben, damit sie auch im Gastland ankommen können und sich vollständig integrieren können auf der anderen Seite wird gefordert sich mit Freunden im Heimatland auszutauschen was sie bewegt??? ja wie jetzt:confused::confused::confused:

Ich habe übrigens nie gesagt, dass die Gastschüler Dreck über die Famile verbreiten sollen oder Familieninternas ausplaudern sollen. Unserer Tochter lag gar nichts daran irgendwas über die Familie zu sagen oder irgendwo zu posten!!! Hat sie auch nicht gemacht. Sie wollte nur dort raus und das so schnell wie möglich.

Kannst du dir vorstellen, wie es ist, wenn über 2 - 3 Wochen ein völlig verstörtes und verängstigtes Kind morgens um 4 Uhr verheult anruft und sich nicht mehr zu helfen weiß??? Betreuer unerreichbar???

Es sich immer sagen lassen muss, dass es unhöflich ist und sich nicht an die Regeln hält - welche ständig verändert werden??? so dass es keine klare Linie gibt???

Essen rationiert wird, dass sie in den ersten 3 Wochen knapp 5 kg abgenommen hat und ständig Hunger leidet??? und das in den USA!!!

Ihr keine Möglichkeit der Kommunikation mit ihren Eltern erlaubt wird, weil sie vom Internet abgehängt wird?? Sie kein Guthaben mehr auf ihr Handy laden kann damit sie sich mit uns in Verbindung setzen kann???

Wenn du dir das vorstellen kannst, dann kannst du vielleicht meine Beweggründe verstehen warum ich so reagiere.

Gut, so hat jeder andere Erfahrungen gemacht.

Unser Kind war bei der vielgescholtenen Orga INTO und bei uns war es die Betreuerin vor Ort, die einen Wechsel sehr vorangetrieben hat. Sie hat in Gegenwart unseres Kind auch den hosts klar die Missstände in deren Haus aufgezählt, die zu dem Wechsel führten und klargemacht, dass sie keinerlei Interesse an einer weiteren Zusammenarbeit hat.

Als die hosts uns Eltern beleidigende und vorwurfsvolle mails schrieben und die Betreuerin davon erfuhr, hat sie (laut eigener Aussage) diese nochmal energisch aufgefordert, dies unterbleiben zu lassen und auch sonst über die ganze Angelegenheit zu schweigen - wir bekamen jedenfalls umgehend keine mails mehr.

Unser Kind wurde freundlich gebeten, außer mit der neuen Familie (!) und den besten Freunden vor Ort (!) und natürlich Familie und Freunden in D möglichst wenig über die Situation in der alten Gastfamilie zu sprechen, vor allem nicht in social networks. Finde ich absolut ok (unser Kind auch). Ein weiterer ATS in der Familie hat sich nicht an diese Abmachung gehalten und das ganze mächtig aufgebauscht bzw. es wurde durch den stille-Post-Effekt mächtig verdreht.

Als wir diesen Sommer, also 1 Jahr später, die neue Gastfamilie besuchten, wurden wir auf einer Party von sehr entfernten Bekannten auf die angeblichen horrorhaften Zustände in der alten Gastfamilie angesprochen, die dort laut dem anderen ATS geherrscht hatten. Diese Schilderungen waren total abstrus und gehässig, unser Kind bestritt, dass es sooooo schlimm war, vieles davon hatte mit der Realität nichts zu tun.

Diese erste Gastfamilie war ganz bestimmt nicht so, wie man es sich für sein Kind wünscht und es ist sehr ärgerlich, dass mein Kind es dort eine ganze Weile aushalten sollte. Aber ich finde es auch schlimm, wenn nun eine derartige Gerüchtelawine losgetreten wird, die dieser Familie sicherlich sehr viel Probleme bereiten wird. Das haben sie wohl nicht verdient, auch wenn ich sie für menschlich ungeeignet halte.

Gruß, Anne

Hey ihr alle,

wollte den Link auch hochladen, aber schön, dass ich nicht mehr muss…
Ich bin ein wenig “schockiert”, wie oft das mit dem Missbrauch passiert/passiert ist und frage mich auch, wie das mit der schrecklichen GF des dunkelhäutigen Mädchens denn trotz “sorgfältiger Auswahl” der GF geschehen kann! :confused:
An wen soll man sich denn in solchen Fällen eigentlich noch wenden?
Eigenlich freue ich mich ja auf mein ATJ, aber manchmal kommen dann doch Zweifel…:eek:

:o

Hallo,
ich habe mich eben nochmal erkundigt, wie das in den USA abläuft, wenn man Gastfamilie werden will :
alle Personen im Haushalt, die über 14 Jahre alt sind werden einem „backgraound-chack“ unterzogen;
bei einem homeinterview werden sich die Räumlichkeiten angeschaut und mit Fotos dokumentiert; ca. 6 - 8 Wochen später erfolgt nochmal ein weiterer Besuch : (original text)
„Families now have to take pictures of certain rooms of the home, volunteers must check those rooms during the interview (and rate them) and then in the first 30-60 days another in home check has to be done to make sure the home is suitable for hosting. The State dept requires an in person and in home contact within the number of days.“

die Familie bekommt keine Bilder und nur rudimentärste Informationen des Gastschülers zu sehen. Erst nach dem vollständigen screening werden diese Informationen freigegeben.

Ich denke, es hilft, wenn die Entsendeorga nicht mit einer Partner-Orga zusammenarbeiten „muß“. Bei meinem Sohn war ed hier in D und vor Ort in Malaysia dieselbe Orga und man kannte sich bereits länger und die Strukturen waren dieselben. = wenig Reibungsverlust. Außerdem gibt / gab es im Gastland und auch hier in D ein 24h rund um die Uhr besetztes Notfallhandy. Für mich als Mutter ganz klar eine Beruhigung !