Studium in den USA: wer hat den Sprung geschafft?

In einem Moment der Nostalgie hab ich mich an dieses Forum erinnert und daran, wie viele Returnees von einem Studium in den USA getraeumt haben. Wer hat denn den Sprung geschafft, und wie habt ihr euren Traum finanziert?

Ich hab im Mai mein Bachelor Studium am Bryn Mawr College abgeschlossen und werde demnaechst ein Promotionsstudium an Stanford beginnen. Ich hatte gleich dreifaches Glueck: zuerst habe ich ein Vollstipendium (inkl Unterkunft und Krankenversicherung!) von Bryn Mawr bekommen, waehrend meines Studiums habe ich die Green Card Lottery gewonnen und meine Promotion wird von einem $30,000/Jahr (+ Studiengebuehren und Krankenversicherung) Stipendium von der National Science Foundation finanziert. Ich werde wahrscheinlich ganz in die USA auswandern (sehr zum Misfallen meiner Eltern).

I am curious to hear about other’s experiences!

P.S. Wenn sich jemand fuer ein Vollstudium in den USA interessiert und ueber Finanzierungsmoeglichkeiten oder den Bewerbungsprozess reden moechte, koennt ihr mir gerne eine Email schicken! (Email ist besser als im Forum zu posten, weil ich nicht versprechen kann, wie oft ich diesen Thread lesen werde.)

Das ist ja super :). Was studierst du?
Wie hast du das alles geschafft? Wieso, weshalb und warum hast du ein Vollstipendium bekommen?
Erzähl ruhig mehr darüber!
Das interessiert bestimmt viele.

Viele Grüsse

Kirsten

Danke fuer die Nachfrage! Ich hab diesen Thread mit der Hoffnung gestartet, dass jetzige Auslandsstudenten ihre Erfahrungen mit zukuenftigen Studenten teilen koennen. In Deutschland herrscht leider immer noch das Vorurteil, dass nur die Reichen sich ein Studium in den USA leisten koennen und Ottonormalstudent Glueck hat, wenn er ein Auslandssemester ueber die eigene Universitaet absolvieren kann. Ich habe im Gegensatz die Erfahrung gemacht, dass ein Vollstudium in den USA sehr viel leichter zu finanzieren ist als ein Auslandssemester.

Wie habe ich mich fuer ein Vollstipendium qualifiziert? Dadurch, dass ich mich um eines beworben habe :slight_smile:

In den USA bewerben sich Studienanfaenger so routinemaessig um Stipendien von Universitaeten, wie man in Deutschland BaefoeG beantragen wuerde. Einige Universitaeten vergeben diese Stipendien auch an auslaendische Studienbewerber.

Ein konkretes Beispiel: An meiner eigenen Universitaet haben 65% der Studenten ein Uni-internes Stipendium, das im Durchschnitt 75% der Studiengebuehren abdeckt. (Und von den 35% „Selbstzahler“ haben die meisten Stipendien von Privatorganisationen, zahlen also ihr Studium auch nicht aus eigener Tasche.) Auslaendische Studenten werden an meiner Uni im Schnitt im gleichen Masse gefoerdert. Die Hoehe des Stipendiums richtet sich nach der familiaeren Finanzlage.

Meine eigene Uni benutzt „financial need“ als Kriterium um die Hoehe jedes individuellen Stipendiums zu bestimmen. Andere Universitaeten vergeben Stipendien nach Noten & SAT Ergebnissen oder fuer sportliche Leistungen. Merit-based (akademische oder Sport-) Stipendien werden auch haeufiger von grosseren Universitaeten vergeben, waehrend need-based Stipendien fuer Auslaender neben den top Unis (Harvard & Co) hauptsaechlich an Liberal Arts Colleges zu finden sind.

Als ich amerikanische Universitaeten recherchiert habe, hab ich eine Liste von etwa 200 Unis mit Stipendien fuer Auslaender zusammengestellt. Es gibt also reichlich Stipendienmoeglichkeiten und es lohnt sich durchaus, ein paar Nachmittage lang zu recherchieren. (Meine urspruengliche Liste ist leider mit meinem alten Computer gestorben.) Zwei Punkte moechte ich noch erwaehnen:

  1. Fast alle Stipendien fuer Auslaender werden von teueren Privatunis vergeben, nur sehr wenige von oeffentlichen Universitaeten.

  2. Fast alle Stipendien sind ausschliesslich fuer Studienanfaenger, nicht fuer Studienwechsler oder ein Auslandssemester.

Wo faengt man mit der Recherche an? Collegeboard hat eine Uni-Suchmaschine mit der Option „Include colleges only if they offer financial aid for international students.“ Falls man sich fuer Liberal Arts Colleges interessiert, ist das [url=http://colleges.usnews.rankingsandreviews.com/best-colleges/rankings/national-liberal-arts-colleges]US News Ranking ein guter Anfang. Fast alle der top 50 Liberal Arts Colleges haben need-based financial aid fuer auslaendische Studienbewerber.

Was studierst du?

Fuer meinen Bachelor habe ich Mathematik mit Nebenfach Informatik studiert. Promovieren werde ich in der reinen Mathematik.

An meiner Uni muessen wir erst im 2. Studienjahr ein Hauptfach erklaeren. Im ersten Studienjahr haben wir die Freiheit, so viele Faecher auszuprobieren, wie es unsere Zeit erlaubt. Dafuer ist in den USA die Regelstudienzeit auch 8 Semester im Gegensatz zu den europaeischen 6.

Ich war mir von Anfang an relativ sicher, dass ich Mathematik studieren moechte. Deswegen habe ich beschlossen, meine „electives“ auf alle 8 Semester auszustreuen anstatt sie ins erste Jahr zu packen. Es war absolut genial, jedes Semester einen interessanten Kurs ausserhalb meines Studienfaches zu belegen! Ich hatte Schauspielunterricht, habe ein Seminar zur Religionssoziologie belegt und hab sogar gelernt, eine Wettervorhersage zu erstellen. Meinen ersten Informatik-Kurs habe ich auch nur aus Neugierde belegt, bevor ich es spaeter zu einem Nebenfach erklaert habe.

Und natuerlich war ich mit meinen Professoren auf einer first-name basis. Ich hab mit ihnen Karten gespielt, einige ihrer Familien getroffen und bin sogar auf BBQs und Poolpartys eingeladen worden! Of course we talked about academics too. Meine Professoren haben mich zu geschlossenen Forschungsseminaren eingeladen, zu akademischen Konferenzen mitgenommen (Reisekosten wurden von der Uni getragen :)) und haben mir Forschungsassitenz-Stellen mit Kollegen an anderen Universitaeten vermittelt.

Nachdem ich in den USA so viel Aufmerksamkeit bekommen habe, koennte ich mir ehrlich nicht vorstellen, mich wieder in einen grossen Lehrsaal in Deutschland zu setzten und nur fuer die muendlichen Diplom-Pruefungen mit meinen Dozenten zu reden. Mein USA-Studium war sehr viel praegender als mein Austauschjahr und eine Zeit, die ich auf gar keinen Fall missen moechte.

Kerstin, das alles interessiert meine Tochter bestimmt, die nächstes Jahr ABI macht und gern in den USA studieren würde.
Wovon lebst du? Ich meine Wohnen, essen, Kleidung usw.?

Viele Grüsse

Kirsten

P.S.: Schade, dass deine 1. Liste verschwunden ist :(.

Und wie schade! Damals ist mir irgendwie nicht eingefallen, dass diese Liste fuer jemand anderen auch nuetzlich sein koennte, und deswegen hab ich sie nicht aufgehoben als ich fuers Studium in die USA gezogen bin. :o Ein paar andere auslaendische Studenten haben ihre eigene shortlist ins Internet gestellt. Ich moechte keine bestimmte empfehlen weil keine dieser Listen ansatzweise vollstaendig ist, aber sie sind relativ leicht mit Google zu finden.

Wie gesagt, einen Platz im Studentenwohnheim (“the dorms”) krieg ich umsonst. Den Rest habe ich mit einem Teilzeit Job, Kindergeld und einem kleinen Studienkredit finanziert. Den Studienkredit haette ich mir sparen koennen, wenn ich mir lukrativere Jobs gesucht haette. Ich hab Freundinnen, die in den Semesterferien bei Microsoft und Goldman Sachs mal schnell $15,000 verdient haben. Ich persoenlich hab mich dazu entschieden, dass ich vorerst in der akademischen Forschung bleiben will, und hab mich mit den $4,000 pro Sommer Forschungsassitenz-Stellen begnuegt.

Wie auch immer, ein Studentenvisum kommt mit einer begrenzten Arbeitserlaubnis, die bei der Studienfinanzierung und Karrierebildung extrem hilfreich ist.

Soweit zu den Einnahmen. Bei den Ausgaben schlaegt Essen am meisten auf die Bank. Weil ich im Studentenwohnheim wohn, muss ich einen $5,000 pro 8 Monate all-you-can-eat “meal plan” fuer die Uni Mensa kaufen. Der Preis ist marktueblich an der Ostkueste. In den Sommerferien, wenn die Mensa geschlossen ist, zahl ich zwischen $300 und $500 pro Monat fuer Lebensmittel. (Lebensmittelpreise sind in der Gegend horrend im Vergleich zu Deutschland. Einen kleinen Becher Yoghurt gibts ab 79 cent, Aepfel ab $2.60 pro Pfund, einen Salatkopf ab $2, Cornflakes ab $5 pro Box, eine tiefgefrorene Pizza ab $7. Reis und Nudeln sind fast umsonst, aber nur Reis und Nudeln zu essen kann auf Dauer auch nicht gesund sein.) Ein Zimmer in ner WG wuerde auf dem freien Wohnungsmarkt etwa $600 pro Monat kosten.

Ich geh davon aus, dass andere Gegenden in den USA billiger sind, aber ich kann das persoenlich nicht beurteilen, weil ich sowohl mein ATJ als auch mein Studium im Nordosten verbracht habe.

Hat deine Tochter schon mit den Studienvorbereitungen begonnen? Wenn sie auch nur evtl an einem Studium in den USA interessiert ist, wuerde es Sinn machen, jetzt zumindest die amerkanischen Zulassungspruefungen abzulegen (SATs und TOEFL). Bewerbungsschluss fuer Studienbeginn im naechsten September ist bei den meisten “legitimen” Unis im Dezember oder Januar. Das Abitur muss sie vor Studienbeginn nachweisen, braucht sie aber fuer die Studienplatzbewerbung noch nicht.

(Mit legitim meine ich, dass das Studienniveau mit dem einer deutschen Universitaet vergleichbar ist. Es gibt auch genuegend Universitaeten auf dem Niveau einer deutschen Berufsschule. In den USA muss man etwas vorsichtiger sein, weil saemtliche tertiaere Schulen als Colleges oder University bezeichnet werden und die gleichen Abschluesse vergeben.)

Ich habe diesen Beitrag gleich einmal an meine Tochter weitergeleitet, die nach ihrem ATJ (sie ist im Juni zurück gekommen) die USA vermisst und keine Lust mehr auf unser Schulsystem hat. Sie würde wohl auch gerne (in 2 Jahren) in den USA studieren…

Für Eltern stelle ich mir das aber irgendwie traurig vor, wenn die Kinder dauerhaft im Ausland wohnen und so weit weg sind bzw. ein Treffen nur selten möglich ist… :slight_smile:
j.

Ja, das ist so. Aber man muss auch die Chancen für die Eltern sehen die USA kennenzulernen, such a great nation.

Eberhard

Naja, ein Besuch ist dann wie ein Urlaub. In Zeiten von Videochat etc. ist die Distanz vielleicht leichter zu „ertragen“ :).
j.

BTW: Bist du zufällig auch im Tour-Forum aktiv ;)? (bin dort unter jenne)

Hallo Kerstin,
wie bist du darauf gekommen in den USA zu studieren? Hattest du Probleme mit der Sprache wegen mathematischen Fachbegriffen etc. ?
Auch Ich träume nach meinem ersten “kleinen” Schueleraustausch (4 Wochen in einer Gatfamilie und natuerlich auch zur Schule gehen) davon in den USA zu studieren. Ich werde nächstes Jahr erst einmal fuer ein halbes Jahr wieder zurueck gehen (in die gleiche Gastfamilie wie diesen Sommer). Danach möchte ich in Deutschland normal Abi machen und mich dann in einer Uni in den Staaten einschreiben. Ist es schwer einen Studienplatz als “Ausländer” zu bekommen (also heisst das, dass man sehr sehr gut sein muss)? Welches Visum benötigt man fuer ein Studium in den USA? Wie kann man nach dem Studium dauerhaft in den USA leben (also ohne Visum) ausser eine Greencard in der Greencardlotterie zu gewinnen? Gibt es da noch eine andere Möglcihkeit? Schon mal ganz liebe Gruesse,
Antonia
PS: In welchem Bundesstaat studierst du? Ich bin und war bei meinem Schueleraustausch 65 km nördlich von Los Angeles.

Warum wollte ich in den USA studieren? Ich glaub, ich hab mich waehrend meines ATJs so sehr in die amerikanische Mentalitaet verliebt, dass ich einfach wieder in die USA zurueck wollte. Nach einem Jahr an der High School waren Sprachbarrieren auf dem College kein grosses Problem mehr. Ausserdem muessen die amerikanischen Studenten ihre Fachwoerter im Studium auch erstmal lernen. Wer hat vor der Uni schon jemals ueber den Kohomologiering des Tangentialbuendel einer orthogonale Gruppe gehoert? :slight_smile:

Welches Visum benötigt man fuer ein Studium in den USA?

Normalerweise ein F-1 oder J-1 Visum. Ein Studentenvisum kommt auch mit einer beschraenkten Arbeitserlaubnis. (Man darf waehrend der Vorlesungszeit bis zu 20 Stunden pro Woche und in der vorlesungsfreien Zeit bis zu 40 Stunden pro Woche als Angestellter der eigenen Universitaet arbeiten. Nach dem ersten Studienjahr kann man auch eine Arbeitserlaubnis fuer studienrelevante Praktika/Jobs ausserhalb der Universitaet beantragen. Stichwoerter „optional practical training“ und „curricular practical training“, falls du googeln willst.)

Wenn du nach dem Studium in den USA arbeiten willst, wuerdest du ein H-1B Arbeitsvisum beantragen. Um (legal) dauerhaft in den USA zu bleiben, brauchst du eine Green Card. Die bekommt man normalerweise ueber einen von drei Wegen:

  1. Dein Arbeitgeber sponsert dich. (Das passiert hauptsaechlich fuer Fachstellen im technologischen Bereich und Arbeitsstellen, fuer die ein internationaler Hintergrund essentiall ist. Der Arbeitgeber muss naemlich nachweisen, dass es keine qualifizierten amerikanischen Arbeitnehmer fuer deine Position gibt.)

  2. Ein amerikanisches Familienmitglied sponsort dich. (Heirat oder so…)

  3. Du gewinnst die Green Card Lottery.

Es gibt noch ein paar andere Wege, aber fuer die qualifiziert man sich als Ottonormaldeutscher nicht. (Du koenntest z.B. Asyl beantragen, 1 Millionen US-Dollar in ein amerikanisches Unternehmen investieren, einen Oscar gewinnen oder als Kronzeuge in einem wichtigen Prozess aussagen.)

Ja, du bist der Liegeradler?
Eberhard

Jau :slight_smile: bzw. mittlerweile mehr „der Tretrollerfahrer“ :D.
j.

hey !
@Kerstin_ISKA_04_05
ich weiss nicht ob du hier noch aktiv bist.

Wollte schon immer gerne im Ausland studieren vor allem gerne in den USA. Hab mich ein bisschen umgeschaut nach Finanzierungsmöglichkeiten. Bin nicht sooo fündig geworden. Bin dann auf dein thread gestoßen und fände es super wenn du mir eventuelle etwas weiter helfen könntest.

Kerstin, deine Geschichte klingt wie ein Märchen. alles so toll und reibungslos geklappt. ich frei mich für dich und wünsche, dass es mit der Auswanderung klappt