Mein 17-jähriger Sohn kommt endlich in 30 Tagen von seinem USA J1 zurück. Da er bei der Geburt perfekt war haben wir auch kein weiteres Kind gezeugt. Besser ging es nicht. Demzufolge haben mein Mann und ich während seines Auslandsjahres sozusagen ein Rentnerdasein geführt. OMG hab ich ihn vermisst. Wie oft hatte ich Tränen in allen möglichen Situationen. Mein Herzblut fehlt mir. So eine lange Nabelschnur ist dann auch überstrapaziert. Er ist für mich ALLES. Er vermittelt mir Lebensfreude. Dieses Gefühl eine Familie zu sein. Auch wenn er nur in seinem Zimmer vorm PC hockt… er war immer da. Sein hübsches Gesicht. Knuddeln durfte ich ihn auch. Alles 100% richtig.Ein toller lieber Sohn. Gut in der Schule und im Benehmen. Ein Träumchen. Darum war es so schwer ihm das ATJ nahezubringen (wir haben es initiiert wir Idioten) und dann hatte auch noch alles geklappt. Er meldet sich kaum. Eigentlich nur noch wenn er Geld braucht. Jetzt hat er auch eine Freundin dort seit 2 Monaten (seiner Erste) und ist völlig verliebt. Hat seine Highschool, seine Gastfamilie…die USA gefällt ihm. Eigentlich will er da bleiben. Fragt schon wann er zurückkann um seine Freundin zu besuchen. Ist noch nicht einmal zurück und will schon wieder fort.
Ja das macht Mama so richtig Laune. Ich war so tapfer und habe mich so zurückgehalten mit der Kontaktaufnahme (Hubschrauber rostet im Stehen) um ihn frei zu lassen und jetzt vermisst er mich gar nicht mehr. Hey! Dafür habe ich bestimmt nicht bezahlt.
Kann ich meinen Sohn für diesen Gefühlsmangel verklagen? Oder ist das die Organisation schuld weil die eigentlich nichts machen. Hätten die nicht auch ein Pflicht-Programm für die Schüler machen müssen à la „Kümmert Euch intensiv um Eure Eltern und sagt Ihnen wie sehr Ihr sie vermisst“? Oder verklag ich die Gasteltern auf den Verdacht hin einer durchgeführten Lobotomie bei meinem Sohn?
Auf jeden Fall verlange ich Schmerzensgeld. Von irgendwem. Egal. Bald ist er wieder da. Dann gibts selbstgemachtes gesundes Essen auf Porzellan. Und Mama knuddelt ihn so sehr, dass er wieder weiß wer seine wahre Liebe ist. Ich habe irgendwo noch ein Video indem er mir gesagt hat, dass ich die schönste Frau bin und dass er mich mehr liebt als das Universum. Und heiraten wollte er mich auch.
Genau! Das sind die Fakten.
Hi! Zuerst einmal: verklagen kannst du niemanden hier, und würde dir auch nichts bringen. Dein Sohn ist jetzt in dieser Zeit sehr viel über sich selbst hinausgewachsen und wie du auch sagtest 17 - von dem her würde er eh bald ausziehen und sein eigenes leben beginnen. Ich bin auch gerade in den Usa (15j) und melde mich etwa einmal die woche bis 2 mal die woche bei meinen eltern und wir telefonieren dann und tratschen etwas. Es ist vollkommen okay ist, wenn dein Sohn weniger knt will. Vielleicht will er sein Leben in den Usa genießen und nicht mit dem Kopf noch in Europa sein. Frag ihn da einfach! Und ich verstehe es ist hart, aber versuche einfach los zu lassen und dich zu freuen, dass deine 20.000€ in eine gute Zeit investiert wurden.
Liebe Grüße
Schade! Du hast Dir so viel Mühe gegeben und einen so empathischen und aufmunternden Text verfasst!
Wahrscheinlich trifft Deine Antwort jedoch eher auf einen ganz besonders lustigen und wortgewandten Schreiberling oder auch eine eloquente Schreiberlingin, vielleicht ja auch Kabarettist/in (könnte sich natürlich auch um Schmierentheater handeln ), die sich hier über “vermeintlich” helikopternde Übereltern, die sich in diesem Forum darüber echauffieren, dass ihre “verweichlichte Brut” in “angeblich” prekären Gastfamilien untergebracht ist, verbal auslässt.
Liebe Grüße und besser empathisch😉als so zynisch!
Wir haben es noch vor uns dieses Jahr.
Wie schön, dass sein Auslandsjahr so erfolgreich verlaufen ist.
Das wünsche ich mir für meinen Sohn auch.
Alles Gute
Martina
Liebe Mitfühl-Mama,
dein Beitrag? Ein Feuerwerk aus Emotionen, Überforderung und Übermutterung. Ich hab’s genossen. Wirklich. Du hast mich laut lachen lassen – und ein bisschen fremdschämen auch.
Aber keine Sorge: Ich urteile nicht. Ich verstehe. Ich war nämlich auch mal da. Nur… sagen wir mal so: etwas entspannter unterwegs.
Denn weißt du, wo bei mir der Unterschied liegt?
Ich war nicht schuld.
Wirklich nicht.
Bei uns war es nämlich unsere Tochter, die das ATJ wollte. Von sich aus.
Ich hab da niemanden „überredet“, „motiviert“ oder sonst wie reingedrückt. Keine pädagogische Glanzidee von wegen Horizont erweitern, Soft Skills stärken oder Weltfrieden fördern.
Sie kam, sie plante, sie flog.
Ich hab sie ziehen lassen – ja klar. Aber ohne Drama. Ohne Kontrollverlust. Ohne geheime „Er vermisst mich nicht“-Powerpoints.
Und was soll ich sagen?
Sie hat’s durchgezogen. War stark. Selbstständig.
Und wir hatten ein Jahr lang ein ruhiges, aufgeräumtes Haus und warmes Essen, das nicht ständig kommentiert wurde. Herrlich.
Ich will jetzt nicht sagen, du hast einen Fehler gemacht…
Doch. Eigentlich genau das will ich sagen.
Ihr habt das ATJ initiiert, wolltet einen starken, weltoffenen Sohn – und habt einen bekommen, der jetzt so eigenständig ist, dass er nicht mal mehr nach dem WLAN-Passwort fragt. Und jetzt willst du ihn verklagen, weil er zu gut geraten ist?
Sorry – das ist nicht Mutterschaft, das ist Comedy Gold.
Ganz ehrlich:
Sei stolz.
Du hast einen jungen Mann großgezogen, der klarkommt. Der sich verliebt. Der nicht täglich schreibt – weil er lebt.
Und das ist doch das Ziel.
Du hast nicht dein Herz verloren – du hast es exportiert. In die USA. Mit Rückgaberecht.
Und wenn du mal wirklich jemanden brauchst, der weiß, wie man sich zurücklehnt, loslässt und trotzdem liebt – meld dich bei mir.
Ich bin Austauschpapa. Durch mit dem Thema.
Und ich hab kein schlechtes Gewissen. Nur ein bisschen Fernweh. Und ganz viel Stolz.
Grüße vom entspannten Ex-Mitreisenden,
ein Papa, der’s schon hinter sich hat – und keinen Fehler gemacht hat
Okay…ich oute mich jetzt…ich war auch nicht wirklich entspannt
Ich wünsche Dir diesen Herzschmerz auch, denn dann hat alles für Deinen Sohnemann funktioniert. Ich drück Euch die Daumen
Lieber Domnick, vielen Dank für Deinen Beitrag und schön, dass Du lachen konntest. Natürlich unterscheiden sich unsere Erfahrungen, denn Töchter sind zumeist selbständiger in solchen Sachen und Jungs müssen erst überzeugt werden. Und klar bin auf meinen Sohn stolz. So etwas von. Besonders wenn er wiederkommt und glücklich ist (und wenn er sein Pony dann endlich wieder kurz schneidet).
Als Austausch-Mama würde ich mich aber niemals bezeichnen wollen. Nein, die Auszeichnung Mama gebe ich nicht her. Geht gar nicht. Das kann auch nur ein Mann schreiben der noch nie Wehen gespürt hat, sondern nur Männerschnupfen hatte.
Die Frucht meiner Lenden gehört ausschließlich mir. Nur sein Leben gehört ihm.
LG von der bald Entspannten
Liebe bald Entspannte,
ich verneige mich in Demut vor deiner Wortgewalt, deinem Humor und deinem Mutterstolz. Wirklich. Du schreibst wie eine Mischung aus Herzkammern und Flammenwerfer – und das ist ein Kompliment.
Aber erlaub mir ein kleines Gegenzischen aus der väterlichen Ecke:
„Die Frucht meiner Lenden gehört ausschliesslich mir“ – wow. Da musste ich kurz husten. Nicht aus Männerschnupfen (der übrigens nicht zu unterschätzen ist), sondern aus purem Respekt vor so viel mütterlichem Pathos.
Aber ganz ehrlich:
Ob Sohn oder Tochter – ich glaube, der Unterschied liegt nicht in den Chromosomen, sondern in unserer Fähigkeit, loszulassen. Und ja, das fällt vielleicht Mamas schwerer. Ihr wart schliesslich schon schwanger, da wussten wir noch nicht mal, wie man eine Wickelauflage richtig rum auflegt. Aber irgendwann ist Schluss mit Ponystreicheln, Zimmerduft und Mama als Lebenszentrum.
Dann kommt: Freiheit. Selbstverwirklichung. Und WLAN in Übersee.
Ich bleib dabei:
Ihr habt da was ganz Grosses geleistet – und jetzt müsst ihr lernen, das Ergebnis nicht mehr ständig auf den Arm zu nehmen, sondern einfach wirken zu lassen.
Ob du dich Austausch-Mama nennst oder Emotionale CEO der Herzen GmbH – du bleibst seine Mama. Für immer.
Aber er gehört jetzt auch der Welt ein bisschen.
Und wenn du ihn dann mit geschnittenem Pony, US-Akzent und Liebe im Herzen am Flughafen abholst, dann wirst du sehen:
Alles, alles richtig gemacht.
In tiefer Vatersolidarität und mit einem Taschentuch in der Brusttasche (man weiss ja nie)
Domnick – Papa, losgelassen, aber nicht vergessen