Na also… dann werd ich mal von meinen guten Erfahrungen mit AFS berichten (Österreich). (Familie und selbst-Gastschüler)
Wir waren bisher 3 Mal Gastfamilie. Wir hatten einmal eine Peruanerin (Jahresprogramm), dann einen Argentinier (Jahresprogramm) und dann einen Italiener (Trimesterprogramm).
Die Peruanerin hatte es relativ schwer bei uns, weil wir 3 Brüder sind und da eine Gastschwester nicht so leicht Anschluss findet. Weil sie (wie Südamerikaner halt üblicherweise so sind) recht chaotisch war, und manchmal unaufmerksam, ist sie in die eine oder andere Schwierigkeit gekommen und hat sich mit meinen (eher genauen) Eltern in Streitereien verfangen. Das hat dann etwas vor Weihnachten zu einem Familienwechsel geführt. Man hat zwar nicht sofort eine andere Familie gefunden, aber das ist auch nicht gerade leicht, wenn man bedenkt, dass man ja doch will, dass das Mädel nicht Schule wechseln muss (wegen den gewonnenen Freunden), und daher eine Familie in der Nähe gefunden werden sollte. Aber nach einer Woche wurde dann eine Familie gefunden und mit der hat es dann für sie auch super geklappt. Abgesehen davon sind wir heute noch gelegentlich mit ihr in Kontakt und haben sicher alle was draus gelernt, auch wenn sie gewechselt hat.
Wir haben dann einen Jungen gewünscht, welcher sich als vierter Bruder super eingelebt hat, total toll integriert hat und ich hab ihn mittlerweile auch schon in Argentinien besucht. Super Erfahrung für alle.
Mein italienischer Gastbruder für ein Trimester hat sich zwar auch super schnell integriert, aber 3 Monate sind einfach sehr kurz. Noch dazu waren ich und mein großer Bruder dann schon Studenten in Wien und nicht mehr zu Hause, also hat er nur noch einen Gastbruder gehabt (der lernt jetzt italienisch… vielleicht auch ein bisschen deshalb). Ich denke ihm hats gut gefallen und meine Eltern waren auch froh, dass er eine schöne Zeit gehabt hat… sie selber hatten keine so großen neuen Erfahrungen mehr (war ja schon der dritte).
Ich und mein kleiner Bruder waren mittlerweile auch schon ein Jahr mit AFS weg (beide in den USA) und waren beide sehr zufrieden. Ich habe zwar recht lang gebraucht um mich mit meiner Gastschwester zu verstehen (mit meinem Gastbruder habe ich mich gleich gut verstanden) aber heute sind wir beste Freunde und ich habe eine total super zweite Familie dort drüben. Meinem kleinen Bruder ging es sehr ähnlich. Bei ihm haben wir dann wirklich gemerkt, dass die Übereinstimmung von Familie und Schüler bei AFS tatsächlich versucht wird. Er spielt viel Trompete, hat das angegeben und kam in eine Familie, wo Sohn und Mutter auch Trompete spielen und war dann in der Marching Band, was ihm total gefallen hat.
Die Vorbereitung bei uns sehr ok, und das zwei Stunden Zug fahren zum Camp haben wir ausgehalten. Eine Freiwilligenorganisation kann halt nicht in jedem Bezirk jedes Monat ein eigenes Camp machen, ich kann damit leben.
Ein Tipp von mir: Wenn ihr genaue Platzverfügbarkeiten wissen wollt, dann ruft im Büro an. Freiwillige helfen viel mit, können super über Erfahrungen berichten, und einige kenne sich auch gut aus, aber solche Dinge können nur die hauptamtlichen Mitarbeiter genau wissen, weil man da immer ganz aktuelle Daten braucht (das muss bei anderen Orgas eigentlich genau so sein). Bei einem Anruf kann man außerdem viel schneller viel mehr Infos bekommen als in aufwendigen emails.
Deine oben beschrieben Probleme halte ich für berechtigt, aber da habt ihr wohl falsche Erwartungen an die Aufnahme eines Gastschülers gehabt.
Dass AFS kein Essensgeld bezahlt, ist kein Geheimnis, zumindest nicht in Österreich. Was bezahlt wird und was nicht, ist genau geregelt und kann erfragt werden (in den Büros) oder steht auf Internetseiten. Wie das mit der Schule in der Schweiz ist kann ich jetzt so nicht kommentieren, aber auch hier in Österreich müssen sie nicht in allen Gegenständen benotet werden… auch kein Geheimnis (wie sollen die denn benotet werden, wenn sie noch nicht gut Deutsch können). Die Schule dient neben dem Lernen bei einem Austausch halt auch sehr als Anknüpfungspunkt zu Gleichaltrigen. Ich weiß nicht, wie ich in den USA je so viele Leute kennenlernen hätte sollen ohne die Schule. Und ohne die wärs nur halb so interessant gewesen… da kann ich gleich als Tourist rüber gehen.
Das mit dem Weiterleiten an YFU ist zwar ein schöner Gedanke… eventuell sogar möglich, dass man das macht, aber erstens haben Büromitarbeiter wohl andere Probleme als dein persönlicher Austauschberater zu sein, selbst wenn du nicht mit ihnen fliegst (dafür gibts z.B. dieses Forum), und dann wissen die ja auch nicht, was die anderen gerade im Programm haben. Erwartest du wirklich dass dich da jemand an die Konkurrenz weiterleitet??? Wenn du zu McDonalds gehst und du willst Spaghetti, dann werden die ja auch nicht sagen: „Hey, sorry, wir haben keine Spaghetti, aber da in 250 m rechts die Straße rein, der Italiener ist echt super. Geh da hin!!!“
Nein… der sagt „haben wir nicht, wollen sie vielleicht was anderes? Wenn nicht, nächster!“ und nimmt sich den nächsten Wartenden in der Schlange. Ich denke, wenn ein Mitarbeiter eine Organisation gerade gut drauf ist und Zeit hat dann empfiehlt er/sie dir vielleicht was, aber erwarten würde ich das nicht.
Wie ein Austauschschüler drauf ist, ist leider immer ein bisschen Glückssache. Man muss damit rechnen, dass ein Austauschschüler nicht so ist, wie man ihn sich optimalerweise vorstellt, auch wenn oft versucht wird, Familie und Schüler abzustimmen (geht halt auch nicht immer).
Ich denke es ist echt eine Herausforderung eine Gastfamilie zu sein. Man hat mit viel Extra-Zeug herumzukämpfen, hat extra-monetäre Belastung, hat ein extra-Kind. Dass das nicht immer gut geht ist eigentlich zu erwarten (ganz generell… nicht nur bei AFS). Aber wenn es niemand versucht, dann wird es halt bald auch keinen Austausch mehr geben… da leiden auch Österreicher, Schweizer, und Deutsche darunter (nicht nur Schüler, die zu uns kommen).
Man kann als Austauschanbieter natürlich die Familien bezahlen, um den Anreiz für Familien zu erhöhen, aber dann gibt’s zwei Probleme: Erstens wird der Austausch für die Schüler teurer, und dann können sich Otto-Normalverdiener nicht mehr so gut leisten (man muss ja so schon genug bezahlen für Flug, Versicherung, Abwicklung usw.). Zweitens sehen das dann manche Familien als Einkommensquelle und sehen den Austauschschüler als Verdienst. In so einer Familie möchte ich selber nicht untergebracht sein.
Orgas, die Freiwilligenorganisationen sind, haben diese Problem halt kaum. Dafür muss man damit rechnen, dass die Freiwilligen entweder jung sind und sich wenig mit den Familienproblemen (insbesondere der Eltern) auskennen. Dafür ist aber oft das inoffizielle Netz sehr groß und irgendwo werden immer Notfallfamilien gefunden. Und gerade bei Familienwechseln sind solche Orgas sicher auch ganz gut, weil viele Freiwillige viele Leute kennen (auch regional) und dann findet sich üblicherweise eine Familie. Ich wüsste nicht wie eine Orga ohne viele Freiwillige Familienwechsel schnell und örtlich nahe machen sollte (Anzeigen schalten, 1 Woche? Ob sich dann wer meldet ist fraglich…)
Ich find AFS jedenfalls super… sicher auch noch ein bisschen verbesserungswürdig, aber doch eine der besten Austauschorganisationen.