Ich habe im Jahr 2014/15 ein Jahr in den USA verbracht und anfangs sehr schlechte Erfahrung gemacht. Meine deutsche Organisation war sehr klein; wir (meine Familie und ich) haben uns für diese entschieden, da sie vergleichsweise günstig war und persönlicher wirkte. Über die amerikanische Partnerorganisation namens AFICE wussten wir nicht viel, außer dass sie die Schüler überwiegend nach Kalifornien schicken, was natürlich sehr attraktiv wirkte. Eine Woche bevor ich nach Amerika geflogen bin, habe ich meine Gast Familie zugewiesen bekommen. Diese Familie wohnte in Victorville, CA, was auf den ersten Blick gut aussah. Victorville liegt zwischen Los Angeles und Las Vegas in der Wüste. Nach 5 Tagen in New York mit der deutschen Organisation bin ich mit 9 anderen nach Victorville geflogen. Es war schon etwas komisch, dass nahezu alle deutschen AFICE- Austauschschüler in derselben Umgebung gelandet sind. Nach ein paar Wochen habe ich eine e-mail an meine Betreuerin vor Ort angeschrieben, dass ich wechseln möchte, da ich mit 12 Leuten (davon zwei andere Austausch Schüler) sehr beengt in einem Haus gewohnt und am Ende im Flur geschlafen habe. Ausserdem hat die Familie nie etwas mit uns Gastschülern unternommen. Doch anstatt mir zu helfen hat die Betreuerin die Gastfamilie gedeckt und mich ziemlich im Stich gelassen. Nach weiteren Versuchen aus dieser Familie und der sehr von Gewalt, Drogen und Kriminalität geprägten Stadt raus zu kommen gab es ein Treffen mit allen AFICE - Austauschschüler rund rum Victorville. Dort wurde uns gedroht, dass wir, wenn wir uns noch ein mal beschweren oder unseren Eltern von den Problemen erzählen, nach Hause geschickt werden. Ein Wechsel sein nicht möglich. Bei diesem Treffen waren ungefähr 30 Schüler aus verschiedenen Ländern anwesend, doch einige Schüler, unter anderem ich, mussten zusätzlich in ein Einzelgespräch mit den AFICE Mitarbeitern, wo uns noch schärfer gedroht wurde. Meine Eltern ließen aber zuhause nicht locker und so erhielten wir einige Wochen später - die Atmosphäre war natürlich in der alten Familie ziemlöich unerträglich) plötzlich die Nachricht, dass eine neue Familie gefunden sei.
AFICE hatte uns gesagt, dass die Mutter eine Bäckerei hätte (in 2 Monaten habe ich sie nur einmal in ihrer angeblichen „Homebackery“ backen gesehen) und der Sohn sollte ein Freund aus der Schule sein. Doch die Freude über den Wechsel währte nicht lang. Den Sohn des Hauses kannte ich gar nicht; er besuchte eine andere Schule, auf der aber auch kein Platz war; so musste ich eine neue, kleinere Schule ohne große viele Angebote besuchen. Wie auch in der vorherigen Familie mussten wir wieder 300 Dollar bezahlen und neben der allein erziehenden , arbeitslosen Mutter gab es noch einen weiteren Gastschüler, der auch immer wieder von der Mutter um Geld angepumpt wurde. Bei dieser Familie gab es kein Essen bzw. ich durfte mir nur einmal am Tag ein Sandwich schmieren (aber nur eins!). Es gab schreckliches, kostenloses Schulessen und wir fuhren oft zu McDonalds gefahren, wo ich mir mein eigenes „Essen“ kaufen konnte. Dies war komplett gegen die Vorschriften, doch keiner interessierte sich dafür. Es stellte sich heraus, dass ein Platz in dieser Familie frei geworden ist, weil mein Vorgänger ein paar Tage vorher freiwillig nach Hause gefahren war, weil er es nicht mehr ausgehalten hat. Ausflüge oder andere Unternehmungen gab es nie, allerdings fuhren wir zweimal zur Kirche. Einmal hörte ich im Auto, wie die Gastmutter einer Freundin erzählte, dass sie bald „einen Japaner“ bekamen, was besonders gut sei, weil es für den 600 Dollar gab. (In der ersten Familie gab es einen Japaner, der mehr bezahlte und deshalb als Einziger mit den Auto von der Schule oder zu Freunden gefahren wurde, während wir immer stundenlang mit öffentlichen Buissenes fahren mussten)
Meine deutschen Eltern haben monatelang mit der US-Organisation gekämpft und gleichzeitig versucht über private Beziehungen eine neue Familie zu finden. Sie werden ihre Erfahrungen ins Elternforum stellen. Nach vier Monaten in Victorville hatten die Bemühungen meiner Eltern endlich Erfolg: Ich kam zu einer super netten Familie und in eine tolle Schule nach Ventura an der Küste, wo ich noch ein tolles halbes Jahr verleben durfte.
Fazit :
- erkundigt euch über die amerikanische Organisation, denn die hat schließlich wegen des Visums das Sagen. Sie ist letztlich viel wichtiger, wenn es Probleme gibt. Bringt in Erfahrung, ob in der Organisation Wechsel möglich sind. Bei meiner US-Organisation mangelte es wohl an Familien, die Gastschüler aufnehmen wollen.
- Wählt lieber eine große, deutsche Organisation, die Einfluß/ Druck auf die amerikanische ausüben kann. Erkundigt euch bei ehemaligen Gastschülern nach ihren Erfahrungen.
- Doubleplacement (zwei oder mehr Austausch Schüler in einer Familie) bei gleichzeitiger Bezahlung der Familien KANN auf eine Familie hinweisen, die das alles nur für das Geld macht…