Hallo Mari, euer Kind hat vermutlich ein Private School Programm mit dem F-1 Visum gebucht. Grundsätzlich kann eine Platzierung auch in kleinen Schulen erfolgen, zu Charter Schools gibt es m.E. unterschiedliche Aussagen, einige Veranstalter schließen diese aus? Es muss in jedem Fall eine Schule SEVP-akkreditiert sein, um Austauschschüler aufnehmen zu dürfen, und das scheint eure Schule zu sein für das F-1 Programm:
https://studyinthestates.dhs.gov/school-search?field_school_name_value=&field_location_city_value=Centralia&field_location_state_value=52&field_location_zip_value=&field_education_level_value=All&field_f_1_school_value[1]=1
Habt ihr inzwischen eine Familie? Der Eindruck, den diese Familie macht per Fotos und erster Kontaktaufnahme ist m.E. noch wichtiger als die der Schule. Und unabhängig von der Frage, ob die Platzierung euch nicht ideal erscheint - rechtlich müsst ihr klären, inwieweit euer Vertrag oder das Gesetz eine Ablehnung einer Platzierung überhaupt zulassen würde. Meist gibt es nur sehr wenige zulässige Gründe! Dazu zählen zB eine Platzierung außerhalb der Staatenwahl vor Ablauf der in den AGB genannten Frist, ein Platzierung bei Alleinstehenden ohne Kinder, bei gleichgeschlechtlichen Paaren (sofern vertraglich vereinbart) oder Paaren ohne Kindern (sofern vertraglich vereinbart) oder eine Platzierung mit gesundheitsgefährdenden Aspekten, zB bei einer angegebenen Tierhaarallergie im Haushalt mit Tieren. Ob es im F-1 Programm mehr Möglichkeiten gibt, die Auswahl vertraglich einzuschränken, müsstet ihr in euren AGB finden.
Vermutlich könnt ihr nur um eine alternative Platzierung bitten. Sonst? Sonst habt ihr einen 6k Gutschein, den ihr nicht weiterverkaufen, sondern in xx? Sprachreisen anlegen könnt? Wer will sowas mit dem Veranstalter, der der Grund ist, dass es zum Storno kam? Ich würde das nicht wollen.
Habt ihr inzwischen eine finale Familie genannt bekommen, oder nur eine Welcome Family oder gar keine? Habt ihr aussagefähige Fotos erhalten und hat sich die Familie persönlich vorgestellt inkl. ihrer Hausregeln? Sind diese extrem kirchlich geprägt? Wie weit liegt die Schule entfernt? Haben sie Kinder und Hobbies etc.
Solltet ihr bis 14 Tage vor geplanter Ausreise (Einreise-Deadline oder Termin, den die Agentur nennt) keine finale Familie benannt bekommen (eine Welcome Family ist NICHT ausreichend), dann habt ihr die Möglichkeit, nach §651 u BGB kostenlos zu kündigen. Einige Agenturen reden sich aus dieser gesetzlichen Vorgabe gerne raus und behaupten, eine Welcome Family wäre ausreichend, da sagt die Rechtsauslegung etwas anderes. Dieses Zeitfenster würde ich in jedem Fall abwarten.
Aber dann wäre das Jahr für euer Kind beendet, bevor es angefangen hat! Mein Rat wäre nach der Erfahrung der letzten Monate: Habt ihr ein wirklich ungutes Gefühl mit dieser Platzierung, scheint zB das Haus eher in die Messi-Richtung zu gehen oder die Familie euch creepy vorkommen, nehmt das ernst und hört auch auf das Gefühl eures Kindes. Habt ihr ‚nur‘ ein unschlüssiges Gefühl, aber keine ‚rote Lampe‘, die angeht, und möchte euer Kind das Abenteuer von sich aus antreten? Ist euer Kind stabil und in der Lage, Religion über sich ‚ergehen zu lassen‘ und vermutlich nicht diskutierbare Themen über eine lange Zeit wegzulächeln? Mag es trotzdem das Ganze als Projekt sehen? Und nimmt diese Schule überhaupt Kinder an, die zB nicht in der Kirche sind? Vlt hat auch die Schule eine Regel, die der dt. Veranstalter nicht überprüft hat? Ansonsten würde ich persönlich es nicht nur davon abhängig machen, dass es eine Mini Highschool ist, ländlich oder eben sehr bis extrem kirchlich. Das ist leider das Problem oder die Herausforderung mit den USA. Ich dachte nur, dass man mit dem F-1 Programm von vornherein mehr Sachen ausschließen könnte als mit dem J-1 Programm.
Sofern es euer Kind versuchen will, macht es stark, aber stellt euch darauf ein, dass die Theorie, es zu versuchen und vor Ort auf eine Umplatzierung zu hoffen, in aller Regel schiefgeht, denn es gibt einfach viel zu wenige Gastfamilien. Macht euerm Kind bewusst, dass dann ein Abbruch eher wahrscheinlich ist als ein Wechsel der GF und euer Kind nicht zu lange warten sollte, vor Ort in einer Situation zu verharren, die sich nicht gut oder nicht gesund anfühlt. Dann war es einen (zugegebenermaßen teuren) Versuch wert.
Wünsche euch von Herzen alles Gute!