Keine Gastfamilie - was kann ich tun?

In den letzten Wochen habe ich interessiert die Beiträge gelesen und wende mich nun selbst mit einem großen Problem an Euch in der Hoffnung, jemand weiss einen Rat.
Erst mal vorweg: Meine Tochter ist seit 4 1/2 Wochen für ein Schuljahr in Montpellier, während der Woche im Internat, am Wochenende und den Ferien bei einer Gastfamilie. Frankreich ist bekannt für ihr schwieriges Schulsystem und meine Tochter lernt erst zwei Jahre Französisch - es gibt also noch einiges an Verständigungsproblemen. Aber das alles kriegt sie in den Griff.
Nun unser Problem: Wir haben erst fünf Tage vor Abflug den Namen und ein kurzes Profil der Gastmutter ohne Email-Adresse erhalten. Somit blieb - abgesehen von einem kurzen Telefonat - keine Möglichkeit der Kontaktaufnahme mehr. Bei Ankunft stellte sich heraus, dass die Gastmutter eine praktizierende Muslimin (ohne Kopftuch, aber Ramadan) ist und offensichtlich von der befreundeten Betreuerin vor Ort (ebenfalls Muslimin) zu der Aufnahme eines Gastkindes überredet worden ist. Bitte nicht falsch verstehen - wir haben nichts gegen Muslime, aber sie leben eine andere Kultur, haben andere Ansichten - kurz:es ist nicht das, was wir uns vorgestellt hatten. Vor allem aber hat diese Frau kein Interesse an einen Gastschüler und kümmert sich gar nicht um unser Kind.
Inzwischen hat sich unsere Tochter mit der Situation arrangiert, fest im Glauben, dass bald eine neue Gastfamilie gefunden wird. Aber nichts da. Seitdem werden wir von der Organisation hingehalten.
Die Franz. Partnerorganistaion hat miener Tochter die erste (ungerechtfertigte) Abmahnung erteilt, die von der dt. Organisation wieder zurückgenommen wurde. Letzten Donnerstag endlich wurde uns eine neue Gastfamilie von der Organisation genannt, die unsere Tochter zwar nicht für die verbleibenden acht Monate aunnehmen möchte, wohl aber für fünf Monate. Endlich aufatmen. Aber dann erfährt sie bei der Übergabe (wobei sie noch nicht einmal mehr die Gelegenheit erhalten hat, ihre Sachen bei der alten Gastmutter abzuholen), dass diese Gastfamilie sie nur für dieses eine Wochenende aufnimmt. Auf die Frage hin, was das denn nun sollte, sagte die Betreuerin, dass meine Tochter angeblich ja nicht mehr bereit gewesen wäre, auch nur noch ein einziges Wochenende bei der muslimischen Gastmutter zu bleiben. Das ist definitiv falsch. Inzwischen ist wir alle am Boden zerstört und wissen nicht mehr weiter. Die Organisation hat uns nun versichert, dass diese Familie sie auch nächstes Wochenende noch mal nimmt, wenn bis dahin keine Gastfamilie gefunden ist.
Die Betreuerin vor Ort sagt uns, dass sie keine Gastfamilie findet. Die Organisation hält uns hin. Drohungen mit ABI eV und gerichtlichen Schritten scheinen sie nicht zu berühren. Will die Organisation uns und unsere Tochter mürbe machen, damit wir freiwillig aussteigen? Ich weiss nicht, was die sich vorstellen und was ich noch tun soll. Unsere Tochter will nicht abbrechen, aber ich weiss nicht, wie lange sie und wir den emotionalen Stress noch durchhalten.
Hat jemand einen Rat für uns?

Hallo,

da stelle ich mir zunächst zwei Fragen:

  1. kann deine Tochter eventuell auch am Wochenende im Internat bleiben? Ich weiß, dass das bei vielen Schulen möglich ist.

  2. Wenn ersteres nicht möglich ist, hat deine Tochter doch bestimmt schon ein paar Freundinnen im Internat gefunden? Vielleicht ist es möglich, dass sie mit einer Freundin am Wochenende nach Hause fährt? Sie hat doch bestimmt eine Zimmergenossin, die sie fragen könnte? Oder wie sieht es mit den Lehrern aus? Vielleicht kann sie diese fragen, ob sie eine Idee für eine Lösung haben? So kann es definitiv nicht weitergehen!

Liebe Grüße,
Wiebke

Soweit ich weiss, fahren alle Kinder am WE nach Hause, einige sogar Mittwoch Nachmittag, weil am Mittwoch Nachmittag in Frankreich keine Schule ist.

Ich denke auch, ihr müsst im Internat entweder bei den Eltern oder den Schülern nachfragen. Eine andere Chance habt ihr nicht!

Oder ihr gebt beim Deutsch-Französischen Jugendwerk eine Anzeige auf:
http://www.dfjw.org/ -> Anzeigen

Vielleicht kann auch das Institut Francais helfen.

Viele Grüsse

Kirsten

Hallo Wiebke,

das Internat ist am Wochenende leider geschlossen. Sie kann also nicht da bleiben.

Die Französinnen selbst sind nicht sehr aufgeschlossen. Inzwischen habe ich schon mehrfach in Erfahrungsberichten gelesen, dass es durchaus ein halbes Jahr dauern kann, bis sich da eine Freundschaft entwickelt. Übrigens hat sie im Internat eine 5 qm-Einzel"zelle", die sie sich inzwischen wohnlich eingerichtet hat.

In ihrer Klasse ist bekannt, dass sie die Gastfamilie wechseln möchte. Gestern hat sie - auf mein Drängen hin - auch eine Lehrerin angesprochen. Ich glaube, meine Tochter hat Angst, dass der nächste Anschiss von der education en Paris kommt, wenn sie zu aktiv wird.

Viele Grüße

Petra

Hallo,
dann sollte die Orga entweder dringend eine Gastfamilie finden, oder ein anderes Internat! Du findest andere französische Internate hier, einfach oben „Frankreich“ auswählen und zweimal okay. Vielleicht kann deine Tochter auf ein anderes Internat, das am Wochenende geöffnet ist? Ruf doch einfach mal an!

Deine Tochter wird aus Frankreich sicherlich noch mehr Verwarnungen erhalten, davon sollte sie sich aber nicht beindrucken lassen. Vor allem, wenn die Deutsche Orga die anschließend widerruft. Wenn deine Tochter aktiv ist, und auf Leute zu geht, wird sie schnell jemanden finden. Auch, wenn das erst mal unangenehm ist, sollte sie das unbedingt tun!

Liebe Grüße,
Wiebke

Wiebke, in Frankreich sind die Internate nicht gleich den Internaten, wie wir sie kennen. Alle Schüler, die auf ein Lycee gehen, müssen auf ein Internat gehen und bleiben dort die ganze Woche. Es geht dort sehr streng zu und sie lernen den ganzen Tag bis 21.00 Uhr oder noch später. Erst dann dürfen sie duschen und schlafen gehen.

Viele Grüsse

Kirsten

Hallo Wiebke, hallo Kirsten

da hat Kirsten Recht: Die französischen Internate sind mit ihren Regeln schon ganz schön heftig. Aber ein Internatswechsel kommt eigentlich für uns nicht in Frage.

Unsere Tochter hat sich etliche Stunden die einzelnen angebotenen Internate angeschaut und sich letztlich für das Lycee La Merci in Montpellier ganz bewußt entschieden. Auch wenn es nicht so einfach ist, mit diesen teilweise nicht ganz einleutenden Regeln klarzukommen, ist sie inzwischen ganz zufrieden dort und fühlt sich wohl.

Ich habe die Idee mit der Anzeige im Deutsh-Französischen Jugendwerk direkt mal in die Tat umgesetzt. Vielleicht ergibt sich da ja was.

Außerdem habe ich unserer Tochter nochmals gesagt, dass sie allen Mitschülern und den Lehrern von ihrem Gastfamilienproblem erzählen soll. Ich denke, von der Organisation können wir so schnell nichts erwarten.

Vielen Dank erst mal!

Liebe Grüsse

Petra

Wie heißt denn deine Tocher?:wink: Ich bin ganz in der Nähe und zwar in Sete. =)
Das Problem liegt wohl daran, dass deine Tochter nur am Wochenende bei der Familie leben würde, denn Kollegen, die bis vor kurzem auch noch in Frankreich waren, haben ihre Familie mit meiner Organisation problemlos innerhalb eines Monats wechseln können, wohnen aber dauerhaft dort. Ist das Internat denn Pflicht? Ansonsten versucht es doch mal mit Angabe des dauerhaften Wohnens dort. Aufjedenfall ist der Grund des Wechselns vernünftig, denn es kann ganzschön unangenehm werden, wenn die Gemüter zu weit auseinander gehen!!

Es hat sich inzwischen Gott sei Dank erledigt. Nachdem wir Donnerstag abend erfahren hatten, dass für das nächste Wochenende gar keine Gastfamilie für unsere Tochter zur Verfügung steht, haben wir Freitag morgen einen Anwalt eingeschaltet - und wie durch ein Wunder stand am frühen Freitagnachmittag eine neue Gastfamilie zur Verfügung. Und diese ist nun wirklich eine Bilderbuch-Gastfamilie - Mutter, Vater und zwei Töchter, sehr nett und engagiert. Unsere Tochter hat ebenfalls einen neuen Betreuer vor Ort erhalten. Nun klappt alles hervorragend. Sie kommt in der Schule gut klar, hat inzwischen viele französische Freunde und ist - trotz Schultergelenkbruch kurz vor Weihnachten - über Weihnachten dort unten geblieben.

Die anfänglichen Schwierigkeiten hätten wirklich nicht sein müssen, wenn die Gastfamilien sorgsamer ausgesucht würden und offen gesprochen worden wäre.