Interview Martin Richard, CDC: Positive Langzeitfolgen eines Auslandsschuljahres

„Positive Langzeitfolgen eines Auslandsschuljahres“

Interview mit Martin Richard, Leiter Internationale Schulprogramme Carl Duisberg Centren Intertraining & Consult GmbH. Das Interview führt Sylvia Schill, Pressereferentin bei der Kultusministerkonferenz und Autorin des Buches „Ein Schuljahr in den USA“.

Welche Entwicklungen sehen Sie im Jahr der weltweiten Wirtschaftskrise
und der Verkürzung der Schulzeit für den Schüleraustausch?

Die Investition in die Bildung der eigenen Kinder ist die krisensicherste Investition überhaupt. Niemand wird den jungen Menschen den großen Vorteil, der aus dieser Investition erwächst, je wieder nehmen können. Gerade nach den wirtschaftlich sehr guten letzten Jahren, gibt es offenbar noch einigen privaten Investitionsspielraum. So verzeichnen wir auch im hiesigen Jahr 2009 wieder ein deutliches Wachstum bei der Zahl der Teilnehmer.

Wie wirkt sich das Austauschjahr auf den weiteren beruflichen Werdegang aus?
Die positiven Langzeitfolgen eines Auslandsschuljahres kennen wir zunächst alle aus der eigenen Erfahrung. Ohne die damalige Initialzündung im Jugendlichenalter wären unsere Leben wahrscheinlich ganz anders verlaufen. Durch sie haben sich berufliche Türen geöffnet, die sonst verschlossen geblieben wären. Aber dies gilt nicht nur individuell. Inzwischen ist diese äußerst positive Bewertung durch mehrere wissenschaftliche Studien gut gesichert. Ehemalige Austauschschüler berichten von großen Fortschritten in ihrer persönlichen und fremdsprachlichen Entwicklung, und dies hat natürlich im Berufsleben vielfältige Auswirkungen. Sehr viele ehemalige Austauschschüler führen ihre Wahl eines internationalen Berufsfeldes auf die Initialzündung Austauschjahr zurück. Sie nutzen dabei wie selbstverständlich internationale Netzwerke, bewegen sich in der Fremdsprache fast wie in der Muttersprache und sind weiteren fremdkulturellen Erfahrungen gegenüber besonders aufgeschlossen. So gehen sie sehr viel häufiger auch im späteren Berufsleben wieder ins Ausland als diejenigen, die die 11. Klasse in Deutschland verbracht haben.

Welche Bildungswirkung haben langfristige Schüleraustauschprogramme?
Wer im Jugendalter ins Ausland geht, macht eine tiefgreifende (nicht nur interkulturelle) Bewusstseinserfahrung. Dies führt zu einem vertieften Verständnis der eigenen Person (Wer bin ich? Was will ich? Was kann ich?) im sozialen Umfeld und der eigenen kulturellen Identität im internationalen Kontext. Ich bin davon überzeugt, dass es keine bessere Bildungsmaßnahme gibt, um internationales und interkulturelles Verständnis zu fördern. Schüleraustausch ist Persönlichkeits- und Friedensarbeit in einem. Schließlich hat vielleicht die Tatsache, dass Deutschland Exportweltmeister ist, ein klein wenig auch damit zu tun, dass es vor allem deutsche Jugendliche sind, die in der Schulzeit länger ins Ausland gehen. Aus dem europäischen Ausland oder gar aus Nordamerika sind dies nur recht wenige Exoten.

Warum ist das ausführliche Auswahlgespräch so wichtig und warum nehmen gute Organisationen nicht jeden in ihr Programm auf?
Es ist von entscheidender Bedeutung, die Motivation des Jugendlichen genau zu verstehen. Denn die eigene Einstellung ist in diesem Programm alles. So kann es sein, dass der Impetus zum Schüleraustausch eher von den Eltern ausgeht. Dies reicht aber nicht aus. Außerdem ist es wichtig, Klischeevorstellungen, etwa von den USA, zu berichtigen und dem Jugendlichen zu helfen, mit einer realistischen Sichtweise in das Programm zu gehen. Je besser das gelingt, desto weniger Schwierigkeiten ergeben sich in der Regel vor Ort. Natürlich spielen auch noch andere Aspekte eine Rolle, wie das Alter, die generelle Reife, der Kenntnisstand in der Fremdsprache und generell die schulischen Leistungen bzw. die Einstellung zum Lernen.

Was ist zu beachten, wenn ein Austauschjahr gelingen soll?
Nach einer sorgfältigen Auswahl ist das mehrtägige Vorbereitungsseminar von zentraler Bedeutung. Hier wird die interkulturelle Wahrnehmung geschärft. Wir sprechen über typische Einstiegsängste und wie man mit Ihnen umgeht und natürlich - wieder - über die bestmögliche persönliche Einstellung zum Programm. Die Jugendlichen sollten eine aktive Haltung einnehmen, die Bereitschaft zeigen, Herausforderungen anzupacken und immer von sich aus das Gespräch mit Gasteltern, Betreuern, Lehrern und Mitschülern suchen. Ganz wichtig ist es auch, dass man nicht mit einem festen Bild im Kopf ins Ausland geht, sondern bereit ist, sich auf das einzulassen, was man vor Ort vorfindet. Nur so wird man sich die vielfältigen menschlichen Kontakte erschließen, um das Auslandsjahr oder -semester genießen zu können. Denn es kann ja sein, dass für ein Mädchen z.B. einmal nicht eine Schulfreundin die beste Ansprechpartnerin ist, sondern, sagen wir, die unglaublich nette Nachbarin, die in der örtlichen Schulverwaltung arbeitet. Um diesen Menschen zu finden, muss man aber offen sein.

Wo liegen die Stärken der Carl Duisberg Zentren?
Die Carl Duisberg Centren führen seit über 45 Jahren internationale Bildungsprojekte durch, seit 12 Jahren Schüleraustausch. Insofern ist da sehr viel Erfahrung gewachsen. Unsere Philosophie ist es, langfristige Beziehungen zu knüpfen. So arbeiten wir in den meisten Ländern bereits seit vielen Jahren mit den gleichen Partnern zusammen. Dies gibt uns eine starke und vertrauensvolle Basis für die Programme. In unserer Herangehensweise setzen wir auf individuelle Beratung und intensive Vorbereitung. Wir möchten für jeden Interessten das Programm finden, dass wirklich am besten zu ihm oder ihr passt. Dies ist vor allem im Bereich der Schulwahlprogramme in Kanada, [URL=„http://www.schueleraustausch.de/forum/forumdisplay.php?f=47“]Australien und [URL=„http://www.schueleraustausch.de/forum/forumdisplay.php?f=63“]Neuseeland wichtig, sowie natürlich im Rahmen unseres erfolgreichen Vermittlungsprogramms mit renommierten Internaten in Großbritannien, den USA und Kanada.

Was hat Sie zur Arbeit im Bereich Schüleraustausch bewegt?
Zunächst einmal war ich selbst, natürlich, Austauschschüler. Ich habe 1985-86 ein Schuljahr in San Jose, Kalifornien, verbracht. Das war gar nicht immer nur einfach, aber eine absolut prägende Erfahrung. Später habe ich während meines Lehramt- und Jurastudiums viele Jahre Schülersprachreisen nach England konzipiert und durchgeführt. Die Arbeit mit Jugendlichen in einem internationalen Kontext war also immer der rote Faden für mich.

Weitere Informationen zu den Angeboten der Carl Duisberg Centren Intertraining & Consult GmbH unter www.cdc.de