Hallo Josy,
Ich war zwar noch nicht in Indien, sondern habe mich nur um ein Stipendium für einen 3-monatigen Studien-Aufenthalt in Indien beworben, es aber leider nicht bekommen (aus Formgründen,weil mir noch 2 Klausuren dazu fehlen)-
- ich wäre aber auf jeden Fall super gern gegangen und werde das jetzt wahrscheinlich im nächsten Jahr tun, wenn ich die Klausuren bestanden habe. Ich habe mich trotzdem auf Indien möglichst gut vorbereitet und war letztes Jahr schon in Thailand, vielleicht helfen dir also meine “Erfahrungen” und das, was mir andere Leute über ihre Zeit in Indien berichtet haben.
Indien ist ein unheimlich facettenreiches Land. Du wirst es vermutlich schwer haben “indisch” zu lernen (jeder Bundesstaat hat einen eigenen Dialekt, die sich sehr voneinander unterscheiden. Das kannst du dir wie Dänisch, Holländisch, Platt und ‘Schwiezerdütsch’ vorstellen und noch krasser). Englisch ist Amtssprache, aber ich hatte in Thailand im letzten Jahr größte Probleme mich zu verständigen - wie Lola das auch schon beschrieben hat.
Das würde mich aber nicht davon abhalten, Land und Leute kennenlernen zu wollen! Einen Versuch ist es auf jeden Fall Wert!
Was du nicht vergessen solltest, ist dass du bei einer späteren Bewerbung sicher große Vorteile gegenüber anderen Bewerbern hast, die nicht im Ausland (oder nur “Standard”-Ländern wie den USA) waren. Auch die Erfahrung wird dich sehr prägen. 
Probleme hat mir schon in Thailand, wo auch einige Inder waren, deren Aufdringlichkeit und Beharrlichkeit bereitet. Wenn du als Weiße unterwegs bist, wollen dir die ständig was verkaufen, weil sie glauben, dass du auf jeden Fall viel Geld hast. (Auch wenn dem vielleicht gar nicht so ist.) Da wird man an der Schulter angefasst, festgehalten und auf Deutsch angesprochen. Wenn man das kontinuierlich durchmacht, ist das sehr anstrengend. Ein Freund von mir, der 4 Monate in Indien gelebt hat (und dort in verschiedenen Projekten mitgearbeitet hat), meinte, für ihn war es auch schwer, die Armut zu ertragen und bettelnde, hungernde Kinder wegzuschicken (weil er wusste, dass ihnen das Geld abgenommen wird, und sie brutalst zugerichtet werden, damit Ausländer Mitleid haben und ihnen Geld geben.)
Außerdem Problematisch fand ich die typischen asiatischen Steh-Toiletten, die es allgemein in südlicheren Ländern gibt. Daran gewöhne ich mich wohl nie… Aber ich bin überzeugt, ich würde drei Monate in Indien überleben, und lernen, sie zu akzeptieren - mögen muss ich sie ja trotzdem nicht. :o
Die Kultur dort ist sehr anders, und du merkst schnell, wie frei du hier bist - zu entscheiden, wann du dich mit wem triffst, deinen Eltern mal Paroli zu bieten und und und…
Dass du dort Probleme haben wirst, ist also klar, aber genauso wirst du Probleme in einem anderen Land haben. Eventuell ist ein Kulturschock in den USA sogar schlimmer, weil du gar nicht damit rechnest, dass er so stark ausfällt. Bei Indien ist dir von vornherein klar, dass es da zu Problemen und einem riesen Kulturschock kommt. Dafür hat auch jeder Verständnis. Sich darauf vorzubereiten, wird dich mental stärken und dir in einigen Situationen helfen. Wenn ich die Chance bekomme, würde ich auf jeden Fall nach Indien gehen!
Denn wenn man das Jahr durchzieht, kann man echt stolz auf sich sein! Andersherum wird dich aber niemand wirklich schräg dafür anschauen, wenn du schon nach einem halben Jahr zurückkommst, weil du merkst, es ist nichts für dich. Bei anderen Ländern haben die Leute im Umfeld weitaus weniger Verständnis dafür, weil man sich der unterschiedlichen Kultur nicht so bewusst ist. - Dass ich jemals aus meinem ATJ in den USA früher zurückkommen könnte, war nie ein Thema, (Zitat: “die Kultur ist ja nicht sooo anders, es geht dir ja eigentlich nur ums Englisch lernen?!”); während alle, als ich ihnen von meinen Plänen, nach Indien zu gehen, immer wieder gesagt haben: “wenn du nicht klar kommst, kannst du ja einfach nach einem Monat oder zwei zurückkommen!”
Lola sagt, dass sie Probleme mit der Hygiene und dem Lebensstandard dort hätte, wenn sie länger bleiben würde / müsste. Ich denke, dass man sich an ALLES gewöhnen kann. Ich war in den USA zum Abschluss 4 Wochen zelten, der Standard auf den meisten Camping-Plätzen war da auch nicht so viel besser. Ameisen, Mücken, Spinnen und sonstige Kriechtiere in den Sanitäranlagen waren da inclusive.
- Und meine Tante war vor 20 Jahren ein Jahr lang in der Welt unterwegs und hat so gut wie ausschließlich gezeltet. Sie hatte damit nie ein Problem. Alles machbar. Und auch in Indien gibt es Hotels auf dem Europäischen Standard, wohin du flüchten kannst, wenn du es gar nicht mehr aushältst.
Was mich immer an Indien fasziniert hat, war das Essen. Überall gibt es HAUFENWEISE Essen: Currys, Suppen, Reis, Nudeln, Obst, Gemüse, Fleisch… Klar, sollte man da aufpassen, was man isst, schließlich enthalten Crepes, deren Teig den ganzen tag in der Sonne stand, ziemlich viele Salmonellen und Keime.
Aber wenn man darauf achtet, ist die Qualität des Asiatischen Essens dort genial! (Einfach den Massen nach!)
Ich habe nie so viel und so gut gegessen, wie in Asien!
Und allein das wäre für mich dreimal Grund genug, dahin zurück zu kehren!!
Wie gesagt, ich würde auf jeden Fall sagen: Trau dich! Ab nach Indien! 
Liebe Grüße,
Wiebke