Im Auslandsjahr, brauche euren Rat

Guten Abend liebes Forum,

Ich brauche euren Rat. Ich habe nämlich Schwierigkeiten mit meiner Gastfamilie, zwar keine schlimmen Probleme, aber ist halt trotzdem irgendwie belastend.

Ich habe zwei Gastgeschwister, die sich nicht wirklich für mich interessieren und dauernd hinter verschlossener Tür in ihrem Zimmer sind.

Mit meinen Gasteltern verstehe ich mich dafür gut.

Allerdings höre ich von Freunden, was sie alles Tolles in den Ferien gerade mit ihrer Gastfamilie unternehmen. Und meine macht kaum etwas. Wir waren bisher einmal in der Innenstadt einkaufen, einmal in einer etwas größeren nachbar Stadt und zwei mal irgendwo spazieren. Aber das war es so an Aktionen. Freunde erzählen, dass sie ja schon so viel gemacht hätten (bin jetzt 2 Monate schon im Ausland).

Das ist halt einfach schwierig für mich. Es ist halt alles zusammen nicht schlimm genug um Gastfamilie zu wechseln, aber trotzdem irgendwie nicht so toll wie gedacht. Alle berichten von ihrem Auslandsjahr als die beste Zeit ihres Lebens und ich habe diese Situation.

Habt ihr einen Rat? Was würdet ihr tun?
Danke euch!
Tim

(Bin übrigens in den USA)

Meine Antwort basiert auf meiner eigenen Erfahrung als Austauschschüler sowie meiner ehrenamtlichen Arbeit als Betreuer bei einer Austauschorganisation.

Deine Situation klingt insgesamt ganz gut und auch normal. Es ist schön zu hören, dass Du zu Deinen Gasteltern guten Kontakt knüpfen konntest. Die Umstellung auf einen Austauschschüler zu Hause könnte u.U. für Deine Gastgeschwister schwierig sein, vor allem wenn die Eltern jetzt auch viel Zeit mit Dir verbringen. Wenn es Dich stört, solltest Du definitiv versuchen, dieses Thema mit Deinen Gasteltern anzusprechen. Niemand ist hellsichtig und Verbesserung/Veränderung kann man nur herbeiführen, wenn man solche Sachen offen bespricht.

Bezüglich der Unternehmungsfreudigkeit Deiner Gastfamilie - jede Gastfamilie ist anders und damit gibt es logischer Weise auch große Unterschiede, wie viel sie unternimmt. Das hat auch viel damit zu tun, wie sie ihr Leben vor Deiner Ankunft gestaltet haben. Manche Familien unternehmen viel, andere weniger. Das wird sich mit der Ankunft eines ATS nicht plötzlich ändern. Es könnte natürlich auch ein finanzieller Aspekt mitklingen.
Ziel eines Auslandjahres ist ja, Teil der Familie zu sein und zu erleben, wie gerade diese Familie in diesem Land (USA) lebt. Natürlich besteht die Hoffnung, dass es auch interessante Ausflüge etc gibt, doch ist das ja keine Voraussetzung für eine liebevolle Gastfamilie. Gibt es die Möglichkeit, über Deine Organisation (oder auch Schule) an weiteren Ausflügen teilzunehmen?
Es ist selbstverständlich schwierig, die eigene Situation nicht mit anderen zu vergleichen. Wie man auf Englisch sagt: „Comparison is the thief of joy.“ Deine Austauschschülerfreunde werden auch eher von den tollen Sachen berichten, als den Sachen mit denen sie hadern. Konzentriere Dich am besten darauf, wie Du Dein Austauschjahr erfüllend gestalten kannst – Du stehst ja noch ganz am Anfang! Hast Du bereits in der Schule Anschluss gefunden?

Erstmal vielen Dank für deine schnelle, hilfreiche Antwort. Wenn man es so betrachtet hast du vermutlich Recht, dass viele wirklich nur das positive erzählen und kein realistisches Gesamtbild.

Und ja, in der Schule habe ich zum Glück mittlerweile ganz gut Anschluss gefunden. Bin auch im Chess Club und Basketball Team. Auch auf ner Halloween Party war ich schon mit Freunden. Natürlich sind meine amerikanischen Freunde nicht vergleichbar mit meinen deutschen, ich kenne sie ja gerade mal 2 Monate, aber wenn man es so betrachtet geht es mir hier echt gut. Damit, dass Vergleichen schadet hast du echt recht.

Das mit meinen Gastgeschwistern finde ich aber nach wie vor schwierig. Vlt hast du da ja auch noch ein paar Tipps? Ich kann mir echt nicht vorstellen wie ich das bei meinen Gasteltern ansprechen soll und würde dieses Gespräch eigentlich auch gerne vermeiden. Hast du vielleicht auch noch eine andere Idee?

Insgesamt dir aber nochmals danke! Du hast mir echt klar gemacht, dass ich happy mit meiner Situation sein kann und sollte. Ich weiß nicht wie Vergleiche mich so runterziehen konnten.

LG Tim

Hallo TTim,
aus Zufall habe ich dein Schreiben gelesen. Ich möchte gerne mein Kind, das ein Schüleraustausch machen würde. Könntest du uns vielleicht ein Paar Tipps schreiben, wie man eine gute Organisation finden könnte?
Vielen Dank

Hallo Tim,

bin selbst Austauschschülerin gewesen.
Versuche, dich an die Leute aus der Schule auch ranzuhängen, wenn du diese besser kennst, nehmen sie dich mit. Super wichtig sind auch alle Chancen an der Schule, je mehr du da machst, umso mehr Leute und umso mehr Chancen. Oft sind auch die Jugendgruppen an der Kirche sehr aktiv.

Und frage deine Gasteltern ruhig danach, was ihnen Spaß macht und was du wahnsinnig gerne machen möchtest, vielleicht haben sie dazu eine Idee. Klar gehört dazu Mut, aber du kannst nur gewinnen. Was machen denn deine Gastgeschwister gerne? Oder finde etwas, das ihr zusammen machen könnt, mit dem Hund raus oder kochen, und frag sie nach Tipps und Rat für das, was dich interessiert.

Wenn du den Ruf bekommst, der interessierte aktive Austauschschüler zu sein, dann werden die anderen das auch erkennen und du wirst für ebensolche Leute interessant.

Die Austauschschüler sind am glücklichsten, die ihre Zeit aktiv dort gestalten und alles ausprobieren. Viel Spaß dabei!

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Hallo Nana, es gibt hier im Forum schon einige Gesprächsfäden zu deinen Fragen Richtung Qualität der Agenturen und auf was man achten sollte. Welches Land und zu welchem Zeitpunkt soll es denn sein? Gruß von Ben.

Danke für deine Tipps Verena. In der Schule bin ich tatsächlich recht aktiv und konnte mittlerweile auch Anschluss zu ner Freundesgruppe finden. Bin zwar noch immer nicht vollständig in der Gruppe, aber das ist halt auch echt schwer, wenn mam sich erst zwei Monate kennt. Außerdem bin ich auch in 2 AGs.

Das Hauptding mit dem ich gerade struggle ist das Verhältnis zwischen meinen Gastgeschwistern und mir. Es gibt halt null Interesse ihrer Seits, obwohl ich immer nett znd offen war. Meine social battery ist halt nach nem langen Schultag meist auch einfach zu aufgebraucht, um irgendwie zu probieren unseren Kontakt zu bessern. Wir haben einfach zu wenig gemeinsame Interessen oder Übereinstimmungen, sodass selbst ein Gespräch am laufen zu halten schwer ist, vorallem, weil ich anscheinend der einzige bin der es am laufen halten will.

Irgendeine Idee dazu?

LG Tim

Und danke für alle Beiträge bisher!

Hi Nana,
ich persönlich habe meine Infos fast alle selber durch eigene Recherche herausgefunden und denke dass auch dein Kind sich da zumindest dran beteiligen soll, einfach nur schon um Interesse etc zu zeigen.

Ich habe mehr oder weniger alle Orgas online angeschaut und mir Erfahrungsberichte durchgelesen, aber was für mich das wichtigste war die Jubi Messe, auf der uch tatsächlich mich für eine Orga entschieden habe.

Ich hoffe das hilft!
LG Tim

Mit den Clubs und so, das ist gut. Ka, es ist harte Arbeit, du musst unheimlich viel Energie reinstecken, viel wichtiger, als die akademischen Themen, denn du brauchst Freunde. Denk dran, wie ewig lange in Deutschland du die Leute schon kennst und wie soll das so schnell gehen? Sei einfach dabei und mach dich locker (ich weiß…) und hab Spass, dann verkrampfst du nicht und mach dir nicht solchen Druck. Das kann locker bis Weihnachten so gehen, aber die Zeit jetzt ist auch eine super Chance, näher aneinander zu kommen. Alle tun Gutes, man trifft sich, du kannst das Weihnachtsthema nehmen und was Deutsches mit einbringen wnn du willst, das sind alles viele Gesprächsanlässe. So lange du da bist und mitmachst, ist alles gut. Bloss nicht verkriechen, dann sehen sie dich natürlich nicht.

Verstehe ich auch total gut- war bei meinen Gastgeschwistern und mir ähnlich. Ihr müsst auch nicht unbedingt eng werden, aber ihr solltet „on speaking terms“ sein, finde ich. Kannst du Interesse an ihnen zeigen und nach ihren Dingen fragen? Wenn du dir das z.B. immmer für Mittwochs und Sonntags vornimmst, das sind dann kleine Schritte, aber kann funktionieren. Für mich waren auch manchmal bloß gemeinsame Autofahrten gut, weil man da auch kurz Sachen besprechen kann, erfinde einfach Gründe, dass du noch kurz mit möchtest, weil du was aus dem Target brauchst oder so.
Eifersucht kann es auch sein, es ist für sie eine große Nummer, dass du da bist und sie weniger Aufmerksamkeit als bisher vielleicht erleben.

Ich drück dir die Daumen und bleib dran, es ist eine Investition, die sich nach und nach auszahlt. Glaub an dich und halt die Augen offen für alle Chancen.

Lieber Tim,

scheinbar ist meine Nachricht über die Mail nicht bei dir angekommen (adresse failed).

Auf der einen Seite kann es sein, dass deine Gastfamilie sich nicht in deine Situation hineinversetzen kann. Vielleicht sind sie nie im Ausland gewesen und verstehen es nicht, dass sich ein Austauschschüler wünscht, die Umgebung und das Land kennenzulernen. Du könntest natürlich offen über deine Wünsche sprechen. Gedanken lesen ist immer schwierig.

Auf der anderen Seite kann es sein, dass deine Gastfamilie mit ihrem Lebensstil so zufrieden ist und daran nichts ändern möchte. In dem Fall könntest du lediglich an deiner Situation etwas ändern. Falls du eine Betreuungsperson hast, so könntest du sie ansprechen und schauen, welche Lösung ihr findet. Gastfamilien sind aber scheinbar „rar“ und ein Wechsel der Gastfamilie muss nicht unbedingt eine Verbesserung sein.

So wie ich das mitbekommen habe, freunden sich manche Austauschschüler mit Schulkameraden an und der Wechsel erfolgt dann oft in die Familie des Schulkameraden. Letztendlich wird das vielleicht auch der einzige Weg sein, wie du eine neue Gastfamilie findest. Von der Organisation würde ich da eher weniger erwarten. Deshalb würde ich mich gut in der Schule einbringen und gute Kontakte knüpfen.

Deine Gastgeschwister wirst du wahrscheinlich nicht ändern können. Vielleicht sitzen sie ja auch so viel in ihrem Zimmer, weil man nie viel mit ihnen unternommen hat. Vielleicht mussten sie sich auch irgendwie mit der Situation arrangieren ???

Aber ja, ich hätte es mir auch so vorgestellt, dass eine gute Gastfamilie dem Gastschüler viel von der Umgebung und vom Land zeigt und auch ein gewisses Interesse (gemeinsame Zeit, Aktionen, gemeinsame Gespräche …) am Gastschüler gehört dazu.

LG BLUME