Ich finde keine Freunde, keiner spricht mit mir

@ an alle ATS
aus aktuellem Anlass eines hier im Forum beschriebenen Falles, möchte ich gerne Folgendes schreiben:

Ich bin hier in Chile Lehrerin an einer Schule, die immer wieder ATS hat. Und so kann ich täglich deren Integrationsprozess beobachten und begleiten. Fast alle sind aufgeschlossene, sympathische junge Menschen, die z.T. auch recht gut Spanisch sprechen. Auch die chilenischen Schüler sind eigentlich warmherzige, offene Menschen mit Neugierde auf andere Länder.

Und trotzdem … sehe ich immer wieder, wie der eine oder andere ATS z.B. beim Stundenwechsel alleine hinter den eifrig quatschenden Grüppchen der anderen hinterhertrottet, wie ein ATS beim Lunch etwas abseits sitzt und immer wieder versuchen muss, sich ins Gespräch einzubringen, wie ein ATS nach Schulschluss im Gegensatz zu den Chilenen alleine durch das Schultor geht. Ich sehe, wie die ATS ihre Freistunden bei der Bibiothekarin, die Zeit für sie hat, verbringen und nicht mit den chilenischen Mitschülern.

Ich schreibe dies, weil es nicht selbstverständlich ist, dazuzugehören. Weil es sich langsam, manchmal sehr langsam entwickelt. Unabhängig von der Persönlichkeit des Einzelnen. Weil es Geduld erfordert und ganz normal ist. Und nicht die Schuld von irgendjemandem ist.
Man muss es immer wieder versuchen, nicht aufgeben, es wird, aber es braucht Zeit.
Rana

Ich habe gerade auch ein Integrations-Motivationstief… mir geht es eigentlich nicht schlecht, aber manche Sachen… Ich bin total stolz auf mein Hobby und dass ich mitmachen darf, aber doch hier und da immer wieder Ankündigungen nicht mitzubekommen und vor der Tür stehen, wenn das Treffen abgesagt wurde etc., das zermürbt mich schon irgendwie… ich will ja, dass die Leute denken ich komme da gut klar und bin eine ganz tolle Typin, und ständig zugeben zu müssen, dass man übersehen hat, dass Ankündigung XY in einer der 10 Mails stand, die täglich über den Verteiler laufen oder wieder die Sitznachbarin zu nerven, weil man von vorne nur verstanden hat “Am Dienstag müssen nur die Leute kommen, die [Bahnhof]”, das fühlt sich manchmal einfach so erniedrigend an :frowning:

Naja, also, seid kämpferisch und cool drauf und nicht so ne lahme Nudel wie ich :wink:

@Gespenst
Das geht uns doch allen so, die wir im Ausland sind und versuchen uns in eine fremde Kultur mit einer anderen Sprache zu integrieren. Es ist und bleibt anstrengend und ab und zu erlahmen die Kräfte etwas.

Je nach Tageslaune läuft es oft rund und super und dann habe ich wieder mal das Gefühl, gar nichts mitzubekommen und dass alle Leute um mich herum nur unverständliches Zeug sprechen. Man wird dann einfach müde des Nachfragens und des “Sich-wie-ein Idiot-Vorkommens”.

Und dann flüchte ich mich trotz aller guten Vorsätze ins deutsche Internet oder zu deutschen Bekannten, obwohl ich doch eigentlich möglichst viel mit Chilenen unternehmen will. Aber es ist einfach wohltuend mal wieder mit Menschen zu kommunizieren, die den den gleichen kulturellen Hintergrund haben und von denen man weiß, wie man ihre Aussagen zu interpretieren hat.

Aber Up- und Downphasen hat man daheim auch. Und Deutschland kann man noch lange genug haben!
Also nicht nachlassen, aber auch nicht auf sich selbst sauer sein, wenn man mal gerade keinen Bock mehr hat.
Liebe Grüße
Rana

Mach dich nicht verrückt. Kopf hoch und dann wird das schon. Traurige Tage hat man immer mal, aber wenn du grundsätzlich positiv bist, wirst du im Laufe der Zeit jemanden kennenlernen. Vielleicht ja auch Nachbarskinder, oder im Supermarkt. Einfach die Augen offen halten.

War das jetzt an mich gerichtet? :smiley: Ich mach mich nicht verrückt, keine Sorge. Aber meine “Nachbarskinder” im Studentenwohnheim sind, so nett sie sind, eben auch zumeist Internationals.

Heute wurde mir in meiner “Hobbygruppe”, als ich etwas zu spät kam, ein Platz freigehalten und das hat mich total gefreut - jemand hat an mich gedacht! Die kleinen Dinge, die kleinen Dinge! :wink:

Hallo,(
wie lange bist du denn schon im Ausland? Meine kleine Tochter Claudia (16 Jahre) findet auch keinen Anschluss in ihrer Schule in Florida. Meine ältere Tochter (20Jahre) ist in Buenos Aires und hat innerhalb kürzester Zeit jede Menge Freunde gefunden.

Ich weiß jetzt wieder nicht, ob das an Rana oder an mich gerichtet ist? Wir sind ja beide keine Austauschschüler, Rana hat ja auch nur einige Beobachtungen über ihre Schüler geteilt.

Die Dynamik ist bei mir glaube ich auch anders, als in der Schule.
Ich bin Studentin und habe auch durchaus Freunde, aber eben vor allem Internationals. Aber die Leute in meinen Unikursen sind jetzt auch nicht untereinander befreundet so wirklich, da bin ich jetzt nicht die einzige Außenseiterin oder so. Jeder kommt alleine und geht alleine. Und man sieht sich ja nicht gerade jeden Tag. Ich glaube, mit einem Mädel, einer estnischen Russin, habe ich 6 Wochenstunden zusammen, alle anderen sehe ich noch seltener.

@Brandon
Wie geht es denn deiner Tochter jetzt? Habt ihr eine Lösung gefunden? Ist sie noch bei ihrer Betreuerin? Hat sie wieder ein wenig Kräfte und Zuversicht sammeln können?
Grüße
Rana

Hallo Rana,
vielen Dank für deine Nachfrage. Es ging einfach alles drunter und drüber. Claudia war jetzt 2 Wochen bei ihrer Koordinatorin und hat sich selbst wieder auf die Suche nach einer Gastfamilie gemacht. Ihre Koordinatorin hatte ihr nämlich angedroht, sie käme in Florida “in the middle of noware”, da sie so ein schreckliches Kind ist. Gott sei Dank hat sie jetzt ein Lehrer aus ihrer Schule aufgenommen, dort fühlt sie sich auch sehr wohl. Leider wurden ihre 2 Trips nach Los Angeles und New York, die wir schon im August gebucht und gezahlt hatten, von IFS gestrichen mit der Begründung, dass sie jetzt auf Bewährungsfrist ist, weil sie die Gastfamilie schon 2mal gewechselt hat. Das ist natürlich wieder ein Tiefschlag für sie, da sie sich so auf die Reisen gefreut hatte. Wir hoffen, dass doch noch eine Möglichkeit besteht, die Trips durchzuführen.
LG Andrea

Meinte natürlich “nowhere”
LG Andrea

Das haben sie damals bei Jenny auch versucht, ihr die HAWAII Reise zu verbieten …
Sind die Reisen in der Schulzeit oder in den Ferien?

Viele Grüsse

Kirsten

Hallo Kirsten,
die LA Reise ist vom 29.11.-4.12. und New York ein paar Tage später. Ich denke da sind keine Ferien. Konnte deine Tochter die Reise doch noch antreten?Wir hoffen sehr, dass es für Claudia auch noch irgendwie klappt. Es wäre wirklich nicht fair.
LG Andrea

Das werd ich wohl nie verstehen. Wieso macht ihr das, was gefällt euch daran. Ein Thema (in letzter Zeit Claudias Geschichte) kreuz und quer übers Forum verteilt. Dabei wurde hier alles so schön in Kategorien aufgeteilt, ursprünglich zum benutzen gedacht. Ich denk ja immer, so ein Forum ist auch dafür da, dass spätere Betroffene von solchen Erfahrungen profitieren können statt nur für hier und jetzt. Haut nicht immer hin, nirgendwo im Internet, das ich weiss schon. Ich weiss allerdings auch noch, wie ich mir mühsam einiges zumammen gesucht hab, als ich nach Hilfe wegen ATJ gesucht hab.

Mit anderen Worten: Ach, stünde doch alles über Claudia in EINEM Thread.

Die Idee,die Rana hatte, als sie dieses Theam aufgemacht hatte finde ich gut.
Sofort fiel mir ein, wie es hier bei uns den ATS aus dem Ausland gehen kann. Doch wohl genau so. Wie fremdenfreundlich sind WIR denn und wie begeistert gehen deutsche Schüler auf Austauschüler aus aller Welt zu? Ich habe 2 Rotary ATS in unserer Stadt kennengelernt. Die hatten es auch nciht leicht Anschluss zu finden.

Habe es eben auch gemerkt, dass ich im falschen Thema geschrieben habe. Das tut mir sehr leid, aber den vorwurfsvollen Ton finde ich nicht okay.
Zu den ATS kann ich nur sagen, wir hatten schon 3 irische Gastschüler und bei uns wurden sie mit offenen Armen empfangen und in die Familie integriert. Ebenso in der Schule. Dort wurden sie nicht ausgelacht, wenn sie ein deutsches Wort falsch ausgesprochen haben.
Andrea

Ja, durfte sie, dafür hat der Anwalt gesorgt!

In der Regel dürfen die Kids eine Woche aus der Schule raus und eine Reise machen …

Habt ihr die Reisen in Absprache mit den Organisationen, der Gastfamilie und der Schule gebucht und bezahlt?
Zwei Reisen kurz hintereinander ist natürlich mist, vor allen Dingen, wenn keine Ferien sind. Aber auf der anderen Seite würdet ihr das Geld nicht wiederbekommen. Da müsst ihr drauf bestehen!

Viele Grüsse

Kirsten

@Brandon:
Ich habe manchmal schon irgendwie das Gefühl gehabt in Deutschland, dass es LEIDER doch irgendwie auch auf das Herkunftsland ankommt, wie viel die Leute sich interessieren. Ein Amerikaner in der Klasse? Eine Japanerin? Eine Schwedin? Da rennen alle direkt drauf zu und jeder will ein Stück abhaben^^
Aber ein schüchterner Junge aus Rumänien? Ach, ich hab auch ohne den dieses Schuljahr schon genug zu tun…

Meine subjektive Meinung… :frowning:

(Beziehungsweise garnicht so subjektiv ist die Tatsache, dass es auch viel leichter ist, für Schüler aus Kategorie 1 Gastfamilien zu finden. Ich weiß, dass YFU alle Amerikaner, die nach D kommen, dreiteilen könnte und immernoch genug GFs hätte für die. Aber Thais? Oder gar - oh weh! ein Moslem bei mir zuhause??? Auch viele deutsche ach so weltoffene Gastfamilien sind verdammt rassistisch…)

Ja, es kommt auf das Herkunftsland an, aber auch deshalb, weil wir in Deutschland inzwischen so multinational oder was auch immer (multikulti darf man ja nicht mehr sagen) geworden sind.

Den Supergau erlebte eine Austauschschülerin, die ich vor einigen Jahren in Frankfurt betreute. Sie kam aus Istanbul, westlich erzogen, kaum als Ausländerin zu erkennen und eben Türkin. Niemand hatte Interesse an ihr als ATS … logisch! Sie war total überrascht und zuerst auch enttäuscht. Dann gab sie ihre Erwartungen auf, hier mit ihrem Herkunftsland zu punkten und Interesse zu wecken, aber dank ihrer äußerst gewinnenden Persönlichkeit fand sie schnell Anschluss. Aber sie wurde nie als ATS wahrgenommen.
Rana