Geschwister in Gastfamilie

Meine Tochter ist 16 und hätte gerne eine Gastfamilie, in der auch eine ca. 16-jährige ist. Wie groß sind die Chancen, eine solche vermittelt zu bekommen? (USA) Wie oft kann man ablehnen, wenn man Vermittlungsangebote bekommt bzw. was ist Durchschnitt? Nehmen viele gleich die erste vorgeschlagene Familie an?
j.

Aus welchen Gründen würdest du denn eine Gastfamilie im vorhinein ablehnen?

–> Vielleicht wäre die Familie, die im Vornhinein weniger “perfekt” erscheint, letztendlich die ideale gewesen, und umgekehrt - die scheinbar (laut Papier) “perfekte” Familie ist am Ende dann doch wenig an eurer Tochter interessiert und passt nicht…

Hallo,
aus meiner Praxis als Betreuerin kann ich sagen, dass es absolut untypisch ist, eine Gastfamilie abzulehnen. Ich würde auch - gerade in Bezug auf die USA - davon abraten. Dort gibt es nämlich immer weniger Familien, die bereit sind, jemanden aufzunehmen, und am Ende bleiben manche Schüler zu Hause, weil sie nicht rechtzeitig vermittelt worden sind. Da eine Gastfamilie abzulehnen halte ich für eine schlechte Idee.

Die meisten Familien haben schon Kinder, nicht unbedingt im gleichen Alter, aber das wäre ja auch in Deutschland nicht der Fall. Deine Tochter wird auch so viel unternehmen können und Freundinnen in der Schule finden. Wenn es dann vor Ort nicht passt, kann man dann viel eher über die Schule etc. eine passende Familie finden. Ich finde es aber wichtig, es erstmal mit der Familie zu probieren, weil wie Martin schon gesagt hat - das Papier sagt rein gar nichts aus.

Liebe Grüße,
Wiebke

Eine Gastfamilie, die man genannt bekommt, ist ja kein Vorschlag, sondern eine endgültige Platzierung, die viel Arbeit und Kosten bedeutet hat.
Die darf man nur aus trifftigen Gründen ablehnen, aber nicht, weil es evtl. keine 16jährige Gastschwester gibt.

Viele Grüsse

Kirsten

Hallo, unsere Tochter hatte eine ältere (18) und eine jüngere Gastschwester (12), mit der sie sich sogar das Zimmer geteilt hat. Zuhause hat sie hier zwei ältere Brüder, das war also was ganz anderes, aber eine gute Erfahrung…davon sollte man es nicht abhängig machen…einfach mal auf sich zukommen lassen…Ich fand es sehr schön, dass unsere Tochter immer von ihren Schwestern erzählt hat und auch heute nach dem Austausch noch davon so erzählt.
Gruß
Annette

Ok., danke schon mal. Es ist ein kleiner Ort (knapp 9000 Einwohner) und 2 kleine Geschwister. Ich denke auch, so schlecht ist es nicht, aber sie war jetzt 3 Wochen in Amerika und hat eine tolle Familie gehabt. Eine Gastschwester ist in ihrem Alter und war mit ihr in vielen Kursen in der Schule. Die ziehen auch in Erwägung, sie 1 Jahr aufzunehmen, aber dazu müssen sie von der Orga erst noch geprüft werden als Gastfamilie und so. Kommt zeitlich sicher knapp, falls sie es wirklich machen wollen (besprechen es jetzt). Dann würde meine Tochter gerne dorthin gehen.
BTW: Was macht man so in einem kleinen Ort? Bleibt man sehr viel in der Familie? Wie kommt man zur Schule (4 km)? Meine Tochter meinte, in Amerika gäbe es kaum Radwege, alle nutzen das Auto. Nur die ärmeren Leute nehmen Busse. Einen Führerschein hat sie natürlich noch nicht :).
j.

Naja, ein Austauschjahr ist ja auch kein Wunschkonzert. Wir haben unserer Tochter immer gesagt das sie auch damit rechnen muß auf eine Kartoffelfarm in Iowa zu kommen :slight_smile: Bei solchen Vorbehalten wäre es evtl. besser doch ein Directplacement zu machen.
Sie soll sich mal nicht soviele Gedanken machen, offen für neues sein und neue Wege gehen.
Ich denke auch das es nicht gut ankommen würde eine Familie abzulehnen. Ich glaube bei uns ging das auch garnicht. Wir hatten nur die Möglichkeit zu sagen das unsere Tochter das Jahr macht oder nicht weil sie sich für ein Stipendium beworben hat.
Susanne

Gleichaltrige Gastgeschwister sind auch nicht immer unbedingt ein Segen. Mein Gastbruder war ein paar Monate älter und es gab ständig Streitereien und Eifersucht. Wenn es gleichaltrige Geschwister gibt, bekommen die automatisch einen großen Teil der Verantwortung für den ATS ab und das kann super laufen, aber auch eine große Belastung sein und total schief gehen.

Knapp 9.000 Einwohner ist doch kein kleiner Ort :).
Nicht für US Verhältnisse!

Alles unter 1.000 Einwohnern ist klein! Wir wohnen hier in einem 750 Einwohner Dorf und unsere Kinder wachsen und gedeihen auch!

Es ist auch nicht so, dass nur die Kids von armen Eltern mit dem Schulbus fahren. Meine Tochter musste auch jeden Tag mit dem Schulbus fahren und ihre Gasteltern sind bestimmt nicht arm.

Zumal deine Tochter nicht mit Freunden in ihrem Alter mit dem Auto zur Schule fahren darf. Mit deren Permit oder dem FS unter 18 dürfen sie in der Regel keinen unter 25 mit nehmen!

Ich glaube, deine Tochter geht mit falschen Vorstellungen in ein ATJ. Eine gleichaltrige Gastschwester kann auch oft nach hinten los gehen ;).

Wenn deine Tochter mit der Schule grade drüben war, denke ich mal, dass es Partnerschulen und beide im GAPP Programm drin sind. Dann bräuchte sie gar keine Organisation und könnte direkt in ihre Familie gehen.

Euch würde es dann nur die Flugkosten und das Taschengeld kosten!

Viele Grüsse

Kirsten

Hallo Jens,

ein Ort von 9000 Einwohnern ist in den USA wirklich nicht klein! Ich würde das Placement auf jeden Fall nicht ablehnen. Ich war in einem Ort mit 500 Einwohnern dort - und hatte das beste Jahr überhaupt. Man kann nämlich viel machen! Schulbus fahren ist normal, und ansonsten wird man von Freunden oder der Gastfamilie wohin gebracht. Die sind es gewöhnt, zu fahren!

Schlechte Erfahrungen mit einer gleichaltrigen Gastschwester habe ich übrigens auch gemacht. Sie war eifersüchtig, hat Hass-Kampagnen gegen mich gestartet und ist schnell zu ihrem Vater gezogen, der mich dann auch noch für die pure Existenz gehasst hat. Letztlich ist die Orga eingeschritten und hat mich umplatziert.

Die Familie hört sich gut an! Ein Ort mit 9000 Einwohnern ist eigentlich perfekt - man kann viel machen (hat wahrscheinlich eine Mall und ein Kino), es ist aber noch nicht so groß, dass man in der Schule nicht zum Sport zugelassen wird etc.! :slight_smile: Ich habe viel mit meiner Familie gemacht, das aber auch sehr genossen, weil meine Eltern hier nur sehr wenig Zeit hatten.

Der Bestätigungsprozess für die andere Familie würde übrigens nicht sooooo lange dauern. Das geht jetzt auf alle Fälle noch. Fraglich nur, wie die Orga drauf reagiert.

Liebe Grüße,
Wiebke

Mein Ort hatte immerhin 1800 EW - die sich aber auf gut 85 km² Flächeverteilt haben, was auch durchaus normal ist für die USA…
Das hatte zum Resultat, dass auf meiner Highschool Kids aus fast 20 Orten zusammengefasst waren, damit es um die 700 Schüler gibt.
Meine “kleine” Sis (etwa 1/2 Jahr älter als ich) hat mir auch nach der ersten Schulwoche gesagt, dass sie mich zwischen Schulbeginn und -schluss nicht sehen möchte. Soviel zum Thema “gleichaltrige Gastgeschwister helfen beim Anschluss finden” (Es könnte aber auch daran gelegen haben, dass ich (m), eine GastSCHWESTER im ähnlichen Alter hatte) - aber indirekt hat sie mir dadurch auch total geholfen, Anschluss zu finden - ich musste halt meinen eigenen Freundeskreis aufbauen (und dafür war ich ihr im Nachhinein auch dankbar)

Hätte ich die Wahl gahabt, hätte ich meine Gastfamilie im Voraus sicher auch abgelehnt… (kleiner Ort, in nem Staat, der so garnicht in meinem Fokus lag, das Profil der Familie las sich etwas “strange”, etc…) Aber ich habs nicht gemacht (wäre mir auch garnicht eingefallen sowas) - und es war klasse so :slight_smile: Sie waren einfach super nett, genau so durchgedreht und “chaotisch” wie ich (wegen dem “ich bin etwas chaotisch”, was ich in meiner Selbstbeschreibung erwähnt hab, haben die mich letztendlich drei anderen potenziellen Gastschülern vorgezogen - Glück hat, wer ehrlich ist :slight_smile: )
Mit ner Ablehnung hätte ich mir letztenlich nur selbst ins Knie geschossen :smiley:

Lieber Jens, so verkehrt ist diese Welt… mein Sohn hätte sich wahrscheinlich eine Familie ohne Kinder ausgesucht, er hatte seine Freunde vor Augen, die in Kanada von älteren Lehrerehepaaren ohne Ende verwöhnt wurde. Und kam in eine Familie mit drei älteren und einem jungen Mann in seinem Alter. Als Hauptstädter übrigens in einen Ort, der aus einer Farm und einer mailbox besteht. Seine Schule ist wirklich klein - rural - hat auch kein großes Sportangebot…
War das hart für ihn!
Zumal zwischen ihm, einem offenen jungen Mann mit großem Interesse an Politik, an Gecshichte, an Wissenschaften, aber auch den Freuden des Hauptstadtlebens und seinem Gastbruder, einem sozial nicht gerade gut integrierten, überzeugtem Farmer, Welten lagen und noch liegen! Unser Sohn war völlig bezüglich der Mobilität, daraus bedingt auch im social life lange völlig abhängig und nicht immer glücklich. Es hat schon gedauert, einen eigenen Kreis aufzubauen und dies auch in der Familie durchzusetzen. Das ist nämlich nicht so einfach für einen höflichen Menschen - einerseits ist man der Familie für ihre hospitality dankbar, andererseits weiß man um die manchmal schier unüberbrückbar erscheinenden Unterschiede.
Er hat das alles zu reflektieren gelernt, zu managen und zu meistern, ohne jemanden zu verletzen, ohne selber zu leiden. Und, wie er mir heute in einem langen und liebevollen Brief schrieb, er liebt sein amerikanisches Leben sehr, gerade für diese Unterschiede, gerade wegen seines Bewusstseins dafür.

Warum schreib` ich Dir das alles?
Weil ich inzwischen weiß, so ein Austausch ist wie eine Lotterie ohne jeden Gewinnanspruch. Der eigentliche Gewinn liegt in dem, was man selber daraus macht, das gilt für das Kind genauso wie für die Eltern und natürlich genauso auch für die hosts. Je schneller allen Beteiligten dies bewusst ist, je offener sie für alle Chancen sind, die sich bieten, desto gelungener ist das große Experiment.
Denn das ist es ja auch: Wildfremde Menschen lassen sich mit hohem vorformulierten Ansprüchen aufeinander ein… eigentlich ein Wunder, dass es so oft gut geht.

Euch alles GUte und vor allem beste Wünsche für Offenheit und Neugierde, BaB.

Dem kann ich nur uneingeschränkt zustimmen :slight_smile: