Gastfamilie wechseln?!

Ich bin jetzt seit einem Monat in Ohio, USA. Ich hab bis jetzt noch nicht wirklich Freundschaften geschlossen bis auf eine Freundin, aber ich denke das wird schon noch irgendwie. Mein eigentliches “Problem” ist meine Gastfamilie.
Meine Gastfamilie ist ja eigentlich ganz nett, jedoch fuehle ich mich ueberhaupt nicht als Teil der Familie. Der Vater ist eigentlich immer arbeiten und die Mutter geht in eine Abendschule und macht dauernd Hausaufgaben. Ein “Job” der Mutter ist anscheinend auch babysitten, weil jeden Tag wenn ich von der Schule nach Hause komm, rennen da 4 kleine Kinder herum und das Haus ist nicht recht gross. Zu den 4 kleinen Kindern nach der Schule kommen dann noch meine Gastgeschwister dazu: Ich hab 2 aeltere Zwillingsbrueder, denen ich aber ziemlich egal bin, sie sitzen den ganzen in einem Zimmer und spielen X-Box. Ich hab dann noch eine 15 jahre alte Schwester mit der ich ein Zimmer teile, das macht mich etwas fertig. Sie ist zwar total lieb und ich versteh mich auch gut mit ihr, aber das Zimmer ist ziemlich klein und auch nicht das reinste (das ganze Haus ist nicht das sauberste). Und ab und zu brauch ich auch meine Ruhe. Meine Schwester ladet dann andauernd ihre Freundinnen ein und die sitzen dann alle im Zimmer und reden und ignorieren mich. Und die bewegen sich den ganzen Tag eigentlich nicht wirklich, der Fernseher laeuft durchgehend. Auch am Wochenende sind die nur daheim. Einmal waren wir in einem Einkaufszentrum, aber nach 45 Minuten meinte meine Mutter sie will nicht mehr und wir sind wieder heimgefahren.
Ich weiss, dass das nicht gerade ein grosses Problem ist, aber waere das ein Grund Gastfamilie zu wechseln? Ich habe einfach Angst, dass ich etwas ueberreagiere. Was meint ihr?

Hi,
du hast so den fast typischen Tag eines amerikanischen Haushaltes erzählt. Unsere Tochter hatte die ersten 8 Wochen auch ihre Probleme damit gehabt. Es ist halt ganz anders als in Deutschland. Der Fernseher läuft auch immer und gesprochen wir nicht sehr viel und zu Essen gibts häufig Fastfood. Schade ist nur , dass du dein Zimmer teilen musst und somit keine Rückzugsmöglichkeit hast. Das ist besonders am Anfang des Austausches sehr anstrengend.
Freunde finden dauert wirklich immer sehr lang, es sei denn, man ist bei Sport oder Musik aktiv dabei.
Das ist dann der Vorteil eines ganzen Jahres , denn wenn dann alles läuft muss man nicht nach Hause fahren. Ich denke, das wird noch bei dir. Versuche in der Schule noch Anschluss zufinden, vielleicht fährt aus der NAchbarschaft eine/r im Bus mit.
So schnell und einfach lässt dich ein Familie nicht wechseln. Das muss schon was schlimmeres passieren. Der amerikanische Haushalt unserer Söhne im Austauschjahr war genauso.Auch sie haben damit leben gelernt.
Nur Mut , weiter durchhalten und alles Neue aufnehmen.
Du schaffst das

Ich bin schon im Softballteam, Band und Chor. Aber ich denke mit den Freunden werd ich das schon irgendwie schaffen. Schulbus ist bei mir kein Thema, ich werde zur Schule gefuehrt.
Ich koennte mit dem ganzen ja viel leicher umgehen, wenn ich mein eigenes Zimmer haette. Es ist halt einfach der Horror, wenn ich Zeit fuer mich brauche und dann in meinem Zimmer 4 Menschen sitzen, denen ich ziemlich egal bin. Ich will ja nicht gleich Gastfamilie wechseln, aber gibt es irgendwie einen Tipp wie ich das meiner Gastfamilie klar machen kann ohne sie zu verletzen?! Ich will meine Schwester z.B. nicht veraergern oder sonstiges, denn sie hat ziemlich viele Freunde in der Schule und ich will nicht dass sie dann etwas in der Schule erzaehlt was jemand falsch verstehen koennte.

Hallo,
meine Tochter seit August in den USA. Sie hat nach 8 Wochen die Gastfamilien gewechslt. Sie hat sich nicht wohl gefühlt. Es hat einfach nicht gepasst. Sie war da auch mehr oder weniger auf sich allein gestellt und hat sich mit der jüngeren Gastschwester nicht verstanden. Sie war eher der Babysitter für sie.
Als sie uns von einem Gastelternwechsel berichtet hat, hatte sie selbst schon alles in die Wege geleitet. Sie wollte uns nichts vorher sagen, damit wir uns keine Sorgen machen.
Sie ist in der Schule gut aufgenommen worden und hat dann dort sich umgehört wer bereits wäre sie aufzunehmen.
Sie hat mit dem Lehrer ihres Vertrauens gesprochen, dann mit dem Arearep.
Eine Familie hat sich relativ schnell gefunden. Sie hat jetzt eine Gastschwester (17) und einen Gastbruder (21). Sie hat das Zimmer von dem Gastbruder, der vom College ab und zu am WE und in den Ferien da ist.
Die Familie achtet auf Ernährung und schränkt den Fernsehkonsum ein.
Die Gasteltern machen sich sehr Gedanken um unsere Tochter. Dies ist sehr beruhigend.
Der Gastelternwechsel war für sie richtig. Sie hat nach ihrer zweiten Familie in den USA gesucht und sie auch gefunden.

Du musst für dich klären, ob du mit der Situation klar kommst. Überleg es dir gut und handle dann!
Ich wünsche dir alles Gute.:slight_smile:

Hallo,

ich finde es schon nahezu unzumutbar, dass die Schüler in vielen Fällen selbst nach einer neuen Gastfamilie suchen müssen, wenn ein Wechsel unabwendbar erscheint.
Auch mein Sohn hat selbst gesucht und ist nun fündig geworden, der Umzug steht in Kürze an.
Aber welche Funktion haben die Areareps eigentlich wirklich.
Und warum bezahlen wir soviel Geld für ein Auslandsjahr unserer Kinder, wenn sie drüben in schwierigen Fällen, selbst für eine gute Lösung sorgen müssen.
Wünsche Deine Tochter weiterhin alles Gute.
Gruß
Suhein

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…sorry, habe mich im Jahr geirrt, Deine Tochter war 2013 drüben. Mein Sohn ist jetzt drüben und kämpft derzeit mit der gleichen Situation. Hoffe es nimmt ein gutes Ende.
Trotzdem LG
suhein

Suhein fragt, warum man so viel Geld zahle, wenn die ATS dann in schwierigen Situationen usw.
Ich will jetzt hier keineswegs irgendwelche Orgas verteidigen, dass da so manches, wenn nicht gar vieles im Argen liegt, das wissen wir alle. Aber ich möchte doch mal wieder darauf hinweisen, dass die Beurteilung einer „schwierigen“ Situation auch sehr kulturabhängig ist. In fast keinem Land der Welt gilt die Meinung der Jugendlichen so viel wie bei uns. Und auch über die Menge der Unannehmlichkeiten (sowohl äußerer als auch seelischer Art), die man einem jungen Menschen zumuten kann, gibt es sehr unterschiedliche Ansichten je nach Land .
Und man täusche sich da auch nicht bei den USA! Sie scheinen uns kulturell sehr nahe und doch schlagen die zahlreichen Fallen des Kulturunterschieds bisweilen erbarmungslos zu. Die Beziehung zwischen Erwachsenen und Jugendlichen ist dort eine andere als bei uns, vor allem in der Wertigkeit untereinander.
Ich wünsche deinem Sohn viel Kraft und ein gutes Ende.
Rana

Ich habe gerade meinen vorherigen post nocheinmal durchgelesen und bin mir nicht sicher, ob eigentlich rüberkommt, was ich sagen wollte. Also vereinfacht:

Solange die Gasteltern die Situation in Ordnung finden und nur der ATS sich beschwert, sieht so mancher Betreuer z.B. in den USA noch keinen Handlungsbedarf.
Rana

Ich stimme dir auf jeden Fall zu, Rana.
Was mir aber irgendwie immer wieder sauer ausfstößt, ist, dass bei solchen Gastfamilien-Betreuuer-Schülerproblemen total oft dann dazu kommt: “Ach, übrigens, die Betreuuerin ist die beste Freundin der Gastmutter” o. Ä.
Das ist anscheinend auch meistens in den USA der Fall, wobei das vielleicht nur auffällt, weil von dort eben die meisten Geschichten kommen.

Ich finde, dass das System diese Situation besser verhindern sollte. Klar kann ein “fremder” Betreuuer auf der Seite der Gastfamilie stehen oder ein Familienfreund sehr neutral sein, aber ich glaube, ich hätte schon das Gefühl, “als Freunde erzählt man sich alles, warum sollte die Betreuern jetzt für sich behalten, wenn ich sage, dass meine Gastmutter schrecklich kocht*”

Und wie gesagt, irgendwie scheint das in vielen besonders verzwickten Fällen AUCH NOCH dazuzukommen.

*extra bescheuertes Beispiel

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@Gespenst
Natürlich ist so eine Konstellation extrem ungünstig und sollte nicht vorkommen.
Aber, wie läuft denn die Gastfamiliensuche in der Realität oft ab?

Ein Arearep oder wie sie auch immer heißen, sucht in seinem eigenen Bekanntenkreis nach Gastfamilien. Man wirbt im persönlichen näheren und ferneren Bekanntenkreis und so ergibt sich zwangsläufig oft, dass sich Arearep und Gastfamilien kennen oder gar freundschaftlich verbunden sind.
Und nicht immer stehen genügend Betreuer zur Verfügung, die dann als objektive Betreuer die Betreuung übernehmen könnten, so wie wir das hier in Deutschland eigentlich machen. Das scheint in den USA anders zu laufen.
Rana

Da die Betreuer ehrenamtlich im Einsatz sind, scheint darüber hinaus auch so mancher Aktivismus sehr verhalten zu sein.

Hallo,
ich denke die Probleme wiederholen sich. Jeder sollte sich gut überlegen, ob er die Familie wirklich wechseln will. Jana hatte sich mit der alten Gastmutter später noch ausgesprochen und sie haben noch Kontakt. Ihre neue Familie hat sie sehr gutaufgenommen, allerdings war sie auch sehr streng. Aber es hat gut geklappt. Sicher kann eine Gastfamilie nicht die eigene ersetzten. Heute denkt Jana, dass sie es auch mit der alten Familie hätte schaffen können. Sie sieht heute vieles mit anderen Augen. Sie war gerade erst 15 und sie hat nach einer ähnlichen Struktur wie zuhause gesucht, einen Halt. Von den Kindern und auch von uns Eltern verlangt es viel Mut. Wir haben Jana noch einen Woche Westküste ermöglicht. Da ist sie mit vielen gleichgesinnten aus aller Welt zusammengekommen. Das hat ihr auch sehr geholfen. Falls du noch Fragen hast, kannst du mir gerne schreiben. Alles Gute für Euch Heike

Hallo Zusammen.
Für meine Tochter sind die letzten 99 Tage angebrochen und sie hat in den vorangegangenen 201 Tagen, inzwischen die dritte Familie.
Kurz zusammen gefasst: Die erste Familie lebte gerade mit dem Existensminimum, war unsauber und die Tochter konsumierte Alkohol und Drogen. Statt zu, nahm meine Tochter vier Kilo ab, da es in dieser Familie
nichts oder ziemlich wenig zu essen gab. Wir haben dann Geld geschickt, damit sie sich verpflegen konnte.
Der Wechsel erfolgte, wegen des Drogen- und Alkoholkonsum´s der Gastschwester, kurzfristig und schnell.
Sie wurde dann von einem älteren Ehepaar aufgenommen. Dafür bin heute noch dankbar, dass mein Mädchen ihr Lächeln wieder gefunden hat.
Die Tränen waren getrocknet.
In dieser Familie war schon eine italienische
Austauschschülerin mit der sich meine Tochter gut verstand.
Die ersten Wochen waren so, wie es sein sollte. Doch im Laufe der Zeit, veränderten sich die Gasteltern. Wir vermuteten, dass sie mit zwei Mädels
überfordert waren.Es fanden wenig Unternehmungen statt, da die GE schon
74 Jahre alt waren. Die Mädchen hingen nur zu Hause rum, da die GE auch nicht erlaubten, dass sie alleine Unternehmungen machten. Die GM trank ein bisschen viel und der GV war genervt von seiner Frau. Kurz vor Weihnachten hatte die kleine Italienerin einen “Nervenzusammenbruch” und die beiden verliessen die Familie wieder. Eine Bekannte von einer Schulfreundin nahm die beiden auf. Ab diesem Tag ging es mit der Stimmung nach oben.
Diese Familie sollte nur als Übergang sein, aber die Gasteltern entschieden sich dafür meine Tochter und die Italienerin bis zum Ende der Austauschzeit zu behalten.
Die ganzen Entscheidungen, die erfolgten, waren die meiner Tochter und natürlich meine, denn ich glaube, dass es für den ATS auch eine Prüfung ist, diese Herausforderungen zu meistern.
Die Rolle der Organisation war zweitrangig, denn letztendlich entscheiden wir die Eltern und der ATS.
Nun ist der Austausch so, wie sich meine Tochter das vorgestellt hat.
Sie hat Freundschaften geschlossen und fühlt sich sauwohl dort.
Ein eigenes Zimmer ist kein Wechselgrund, aber manchmal stimmt die Chemie einfach nicht und dann muss man eben wechseln.
Oben habe ich geschrieben, dass ich kurz zusammenfasse. Das war wohl nichts.:o
Für mich und meiner Familie waren das aufregende Momente und es sind nur noch 99 Tage.

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