Hallo zusammen
Ich wohne eigentlich in der Schweiz, bin aber seit Anfangs Januar bis Ende Mai in den USA und absolviere für ein halbes Jahr einen Sprachaufenthalt. Ich musste schon mal die Gastfamilie wechseln, da meine erste Gastfamilie von der Schule nicht über meine Krankheit informiert wurde und deshalb sagte, sie habe Angst, falls gesundheitliche Probleme auftauchen.
Nun bin ich seit drei Wochen bei einer neuen Familie und die Ortschaft gefällt mir eigentlich ganz gut. Mit meinem Gastvater habe ich es gut, seine Frau sehe ich aber selten bis gar nie. Insgesamt sind wir in diesem grossen Haus neun Personen (Gasteltern, vier Kinder sowie zwei andere Mitstudenten, einer davon aus Lausanne! ). Anfangs waren seine drei kleinen Kinder immer so laut und kamen teilweise in unsere Zimmer um Versteck zu spielen. Mittlerweile hat sich das geändert. Das Problem ist, dass mein Gastvater wirklich immer das gleiche kocht! In der ersten Woche dachte ich, dass sei so eine Phase, wo halt jemand mal gerne das Gleiche kocht. Einmal war das Essen sogar erst 10 Uhr abends bereit. Für uns gab es wie immer das Selbe - Poulet, Gemüse und Reis. Mein Mitstudent aus Lausanne meinte sogar, dass er in gesehen habe, dass er Pommes Frites für seine Kids zubereit hatte. In einer Woche wird wirklich mindestens das gleiche Essen fünfmal aufgetischt. Ansonsten gibt es Fertigprodukte aus der Mikrowelle, was ja nicht gerade gesund ist. :rolleyes: Als er mal einkaufen ging, fragte ich ihn, ob er nicht mal was mit Kartoffel-Pürée kochen will, worauf er meinte, nein es ist wieder mal Zeit für Reis. Letztes Mal, als ich mir Pancakes zum Frühstück machen wollte, hat er mir gesagt, das ist nicht für uns gedacht, sondern für seine Kinder. Wir dürfen nur Toastbrot oder Cornflakes zum Frühstück habe. Ich habe schon mal paar mal mit meinem Lausanner Kollegen darüber gesprochen und er ist langsam auch angepisst von der gesamten Situation. Er sagte, bevor ich hierher kam, hatte er immer abwechslungsreich gekocht. Plötzlich änderte sich das. Wenn wir beispielsweise unser “Nationalgericht” Fondue praktisch jeden Tag essen würden, würde es auch uns zum Hals raushängen, obwohl wir beide das gerne essen. Die letzte Woche gingen wir beide praktisch immer auswärts essen weil wir das gleiche Essen langsam nicht mehr sehen können. Aber als Student kann man es sich auf die Dauer schlichtwegs nicht leisten immer im Restaurant essen zu gehen, dazu wenn man einen Sprachaufenthalt in der Nähe vom teueren New York absolviert. Und vorallem für mich ist es ärgerlich, da ich die gesamten Kosten für diesen Sprachaufenthalt bezahlen muss/musste, während von anderen Studenten teilweise alles von den Eltern übernommen wird…
Dazu kommt noch, dass mein Zimmerkollege unter der Woche jeden Morgens um fünf Uhr aufsteht und überall das Licht einschalten muss und in unserem Zimmer etwa 20 Minuten braucht, um sich anzuziehen und die Schulsachen bereit zu machen. Manchmal kommt er sogar ins Zimmer am Morgen, wenn er seine Zähne putzt! Ich habe ihn schon paar mal dazu aufgefordert, das zu ändern, aber diese Person ist schlichtwegs ignorant. Wenn man ihm sagt, er ist diesmal dran den Abfall zu entsorgen, kümmert er sich nicht darum. Und ich habe auch keine Lust jeden Morgen einen vollen Abfallkorb zu sehen, sodass ich es jedesmal mehr oder weniger freiwillig mache. Ich habe mal mit dem Gastvater darüber gesprochen, ob ich nicht das andere, freihstehende Zimmer NUR zum schlafen benutzen darf, bis ein neuer Student kommt. Habe ihm sogar angeboten, es nachher blitzeblank zu putzen. Zuerst hat er mir gesagt, er überlegt es sich und schliesslich hat er mir mitgeteilt, dass ich nur für ein geteiltes Zimmer bezahlt habe und ansonsten für mein eigenes Zimmer rund $280 mehr pro Woche oder per Monat bezahlen müsste. :mad:
Inzwischen schlafe ich im anderen Zimmer, ohne in darüber informiert zu haben. Schliesslich ist er sehr selten in unserem Bereich. Dazu kommt noch, dass wir im Keller wohnen und daher nur künstliches Licht haben um zu lernen.
Was mich ebenfalls sauer macht, ist dass er gleichzeitig drei Pick-Ups vor dem Hause hat und gleichzeitig sein Haus erweitert. Dafür hat er extra ein paar Mitarbeiter eingestellt. Das letze Mal, als unsere Seife im Badezimmer ausging, meinte er, wir müssen das selber organisieren. Ok, eine Seife kostet nicht viel, aber so fühle ich mich irgendwie ausgenommen. Dazu kommt noch, dass die letzten Tage keine Brot oder Milch vorhanden war. Das war nicht das erste Mal! Auch kein Wasser war verfügbar und bekannterweise kann man das Wasser hier aus dem Hahnen nicht trinken… Ich musste somit mein eigenes Zeugs einkaufen und habe mich noch aus meinem Notvorrat bedient.
Kurz: Ich fühle mich hier mehr als Cash-Cow als Gast.
Mein Vater ist der Meinung, dass diese Gastfamilie Studenten nur beherbergt, um sich ein drittes Standbein zu verschaffen. Wobei man sogar eher von einem zweiten Standbein sprechen sollte, denn der Gastvater ist praktisch immer zu Hause um die Hauserweiterung fertig zu stellen. Manchmal ist er schon 6 Uhr abends am schlafen, weil er ständig an seiner Hauserweiterung weiterarbeit und wir somit selber was kochen müssen (meist ist wenig bis gar nichts zum Kochen vorhanden)…
Mein Vater meint jedenfalls, ich soll so schnell wie möglich die Gastfamilie wechseln. Wenn jemand aufgrund seines Zimmernachbars schlecht schlafen kann und immer das Gleiche essen muss, geht es auf die Dauer zu Lasten der Gesundheit. Und auch er war der Meinung, dass diese Gastfamilie eigentlich nur ein Geschäft mit Studenten-Hosting betreibt. Insgesamt bietet diese Familie Platz für fünf Studenten, davon sind zwei Doppelzimmer im Keller (rund 45 qm) für vier Studenten gedacht. Ich stehe echt kurz davor, morgen bei der Schulleitung vorstellig zu werden, um die Gastfamilie zu wechseln. Was denkt ihr? Völlig berechtfertigt oder bin ich doch zu verwöhnt? :-/