Erfahrungen mit dem Reiterprogramm von TASTE?

Hallo allerseits

Wie ich an einem anderen Ort bereits einmal geschrieben habe, möchte meine Cousine in nächster Zeit (soweit ich weiss wohl 2009/2010) für ein Jahr ins Ausland, vorzugsweise USA/Kanada. Nachdem ich hier im Forum vom Reiterprogramm von TASTE gelesen habe, habe ich ihr einmal davon erzählt und sie hat sich die Website zusammen mit ihrer Mutter angeschaut.

Die beiden sind zwar grundsätzlich so ziemlich begeistert, haben allerdings Bedenken, dass man als ATS als billige „Ausmistarbeitskraft“ im Stall eingesetzt werden könnte.

Hier im Forum gibt es ja meines Wissens mehrere Mitglieder die mit dem Reiterprogramm von TASTE weg waren, oder deren Kinder an diesem Programm teilgenommen haben. Vielleicht könnt ihr mir hier aus erster Erfahrung sagen, wie das genau aussah mit Mitarbeit im Stall, etc.
Also dreht sich das hauptsächlich um den Aufwand fürs „eigene Pferd“ und vielleicht (unter Mitarbeit der Gastgeschwister) ein paar weiterer Pferde, oder muss man sich das als „Grossausmisten“ mit 8 und mehr Pferden täglich und grösstenteils alleine vorstellen?

Grüsse
Michael

Hi Michael

Ich glaube die Gefahr, dass man bei dem Reiterprogramm als “kostenloser Stallbursche” missbraucht wird, besteht immer (genau so, wie man als normaler ATS als Haushaltshilfe eingesetzt werden KANN)
Aber das ist ganz sicher nicht der Sinn des Programms - und in einem solchen Fall muss man sich einfach so bald es geht an den Betreuer wenden und ihm von der Situation berichten - weil dann läuft einiges schief.

Leider kenne ich das Programm aber nicht, kann also nichts konkretes dazu sagen.

lG

Martin

Hi Michael,

auf der Internetseite von TASTE findet man diese Aussage:

„Man wird in der Gastfamilie als Familienmitglied und nicht als Pferdepfleger aufgenommen!!“

Ansonsten einfach mal direkt dort nach Erfahrungen zu diesem Punkt fragen, die sind sehr aufgeschlossen.

RREbi

hey
also ich bin gerade aus den USA zurückgekommen. und war mit dem reitprogramm weg
anfangs hatte ich auch diese zweifel.
und ehrlich gesagt mit meiner ersten gastmutter bin ich gar nicht klargekommen. zumindest war es am anfang gut aber am ende…also musste ich dann nochmal wechseln und bei dieser familie ging es mir dann richtig gut.
meine erste gastmutter hatte ein pferd, das aber schon länger nicht mehr geritten worden war und da ich auch nicht wusste wie man westernreitet, hatten wir dann doch schon ein problem.
naja ich habe jeden abend das pferd gefüttert. am ende hatten wir sogar 2. mit dme 2 bin ich dann echt gut klargekommen.
die erste woche wo ich dort war, musste ich eine terasse verlegen. naja wenn ich noch bis frühjar dort geblieben wäre, dann hätte ich auch noch nen teich gebuddelt.
achja im winter hatten wir einen schweren eissturm sodass sämtliche äste und bäume umgefallen sind. also hieß dass für mich an weihnachten holz sägen auch keine sehr schöne erfahrung. aber es gab auch positive erfahrungen die man in dieser familie hat. jedoch würde ich vorsichtig sein, ein reitprogramm ist nicht alles, manchmal bekommt man viel mehr zu sehen und gezeigt, wenn man eine familie ohne pferde hat, die dann auch viel mehr zeit für einen haben. wie ich in der 2.family festgestellt habe. klar das man immer mal wo mithelfen muss ist normal aber mann sollte frühzeitig bescheid sagen wenn was ist. und nicht so wie ich ich habe nämlich zu lange gewartet.
also wenn man am reitprogramm teilnimmt, sollte man sicher reiten können egal ob dressur, sprung, englisch, western oder was auch immer…
es gibt immer viel zu tun bei einer familie mit pferden.
hoffe konnte etwas helfen
lg alice

Hallo Alice,

versteh mich nicht falsch, ich möchte deine Erfahrungen nicht schlecht reden. Ich möchte nur folgendes loswerden:

Auf einem Bauernhof gibt es immer viel zu tun - das weiß ich, weil meine Großeltern einen haben. Jeder der hier viel Erfahrung im Reiten hat, weiß aber auch, dass nicht nur das reiten und füttern des Pferdes zur Pferdepfelge gehören. Das steht glaub ich auch so bei TASTE auf der HP…

Die Projekte, die du genannt hast, sind schon etwas größer. Aber: Dass jede Mitarbeit frühzeitig angekündigt wird, kannst du nicht erwarten. (Größere Projekte, wie der teich, waren dir ja schon bekannt, obwohl du zu einer anderen GF gewechselt bist. Die wurden also früh bekannt gegeben.)
Und ich denke, bei guten, nachvollziehbaren Gründen, kann man die extreme Mithilfe bei Großprojekten schonmal ablehnen.
Dazu zähle ich aber nicht das Holzhacken u.ä. - und das sehe ich auch nicht als “billige Arbeitskraft” an, sorry. Selbst an Weihnachten nicht. Wie du sagtest: es hat gestrümt, und das konnte deine Gastfamilie nicht vorhersehen. Überhaupt gut, dass sie einen Ofen und die Möglcihkeit, Holz zu hacken hatte. Ich denke, dass du da eingesetzt wirst, ist normal - jedes andere Familienmitglied muss in dieser Situation ja auch was tun?

Und übrigens: die Eltern meines Freundes haben auch ständig solche Aufgaben für ihn: Zaun streichen zuhause und bei Oma, Leute zum Arzt fahren, Holzhacken, Bad renovieren, Fliesen legen, 100 Bäume im Garten pflanzen. Und wenn ich da bin, muss ich eben auch mit ran. Einem ATS würde es da nicht anders gehen.
Wenn man sowas nicht kennt, denkt man schnell, man wird als billige Arbeitskraft missbraucht, aus Sicht der Gasteltern ist es “ein völlig normaler Arbeitseinsatz”.

Liebe Grüße,
Wiebke

naja ich sehe das eher nicht so denn ich hatte nur eine gastmutter und war auch das einzige kind dort.
ich habe auch viel meinen eltern hier zu hause geholfen und auch einige kentnisse.
aber wenn man in die usa kommt und das erste mal weihnachten dort feiert, dann will ich net unbedingt draußen holz hacken sondern mal ein richtiges weihnachtsfest erleben. und sowas habe ich nicht erlebt. außerdem weist du auch gar nicht was dort abgegangen ist
und du meinst jetzt ich wäre nur gewechselt, weil ich noch einen teich buddeln musste. nein ganz sicher nicht!
warst du denn schon einmal im austausch?!

Hallo Wiebke,
downunder hatte nach Erfahrungen mit dem Reitprogramm gefragt. Alice90 hat ihre Erfahrungen geschildert.
Ich verstehe nicht warum man ihre - sicherlich subjektiven - Erfahrungen, die für sie aber nunmal so waren, auf besserwisserische Art kommentieren muss. Was dein Freund arbeitet oder du dabei hilfst tut hier überhaupt nichts zur Sache und du wirst keinesfalls besser als sie wissen, wie es bei ihrer Gastfamilie war.
Oder etwa doch?

Gruß
Birke

danke für die unterstützung…

Hallo Birke, hallo alice,

vielleicht habt ihr meinen Beitrag etwas falsch aufgefasst? Ich wollte doch nur loswerden, dass man bei einer solchen Angelegenheit auch schnell zwei unterschiedliche Auffassungen von Arbeiten haben kann - die dann schnell missverstanden werden kann.

Rein subjektiv betrachtet: Der Stallbursche, der von frühster Kindheit an harte Arbeit leisten muss, hat eine andere Definition davon was „schwere“ Arbeit ist, als die Prinzessin, die im Palast aufwächst und nie einen Finger gekrümmt hat. (Und bitte versucht jetzt nicht in diesen Satz hinein zu interpretieren, dass ich der Ansicht bin, Alice wäre die Prinzessin - das ist nicht der Fall!)

Alice sagt:

aber wenn man in die usa kommt und das erste mal weihnachten dort feiert, dann will ich net unbedingt draußen holz hacken sondern mal ein richtiges weihnachtsfest erleben. und sowas habe ich nicht erlebt

  • Und was ist ein richtiges Weihnachtsfest? Das, wie du es aus Deutschland kennst? Ist das Weihnachtsfest nur dann ein richtiges Weihnachtsfest, wenn man auf eine bestimmte Art oder in einer bestimmten „Menge“ feiert? Fakt ist nun mal: Für den Großteil der Amerikaner hat Thanksgiving eine viel größere Bedeutung als Weihnachten. Ein Amerikaner, der nach Deutschland kommt, könnte so sagen: „Ich hatte erwartet, dass die wenigstens mal richtig Erntedank feiern, schließlich verbringe ich das erste mal ernte dank hier in deutschland. Da will ich doch nicht morgens zur Schule gehen und einen gewöhnlichen Tag verbringen?“

Also: es ist alles nur eine Frage des BLICKWINKELS.

Ich kann durchaus nachvollziehen, dass Alice nicht alles gefallen hat, was da passiert ist, ich kann aber nicht nachvollziehen, dass hier nicht auch entsprechend reflektiert und differenziert wird oder in Erwägung gezogen wird, dass manches schlichtweg auf kulturellbedingt unterschiedlichen Ansichten basiert (oder auf der persönliche Entwicklung aller Beteiligten bis zum Zeitpunkt des ATJ). (Ist verständlich, was ich meine?)

Zusammenfassend: Es kann - wie hier schon mehrfach gesagt wurde - sicher nicht ausgeschlossen werden, dass in einigen (wenigen) Fällen die Motivation, einen Gastschüler (des Reiterprogramms) aufzunehmen, mit der Intention, eine billige Hilfskraft zu haben, einhergeht. Aber wann ist der ATS denn dann eine billige Hilfskraft? Wo genau wird die Grenze zwischen „normaler Mithilfe“ und „übermäßiger, zu harter Arbeit“ gezogen? Das hat alles, wie ich denke und beretis gesagt habe, viel mit der persönlichen Entwicklung aller Beteiligten zu tun - sodass es ab und an auch sicher vorkommen kann, dass da aus genau diesem Grund missverständnisse entstehen.

So, nach 20 Stunden auf den Beinen und einer Schicht von mehr als 10 Stunden davon, will ich ins Bett.

Nur noch eins einmal in aller deutlichkeit: Ich will hier nicht das Reiterprogramm oder Alice’s oder sonstwessen Erfahrungen gut oder schlecht reden und es tut mir leid, wenn das hier falsch rüber kommt oder falsch aufgefasst wird - das war und ist nicht meine Absicht.

Eine gute Nacht wünscht

Wiebke

Weiß ja nicht, ob es noch jemanden interessiert oder ob die Antwort zu spät kommt - aber ich war auch 07/08 mit TASTE und dem Reiterprogramm in den USA, genauer Merced, CA.

Ich wurde auf 'ner Ranch platziert, hatte keine Gastgeschwister und meine Gasteltern sind beide um die 50 Jahre alt.
Auf der Ranch standen, und stehen immernoch, an die 20 Pferde, allesamt Western geritten. Acht der Pferde gehören meiner Gastfamilie, die restlichen sind Einstellpferde.
Meine Gastfamilie hatte jemanden, der die Boxen jeden Tag außer Sonntag gemistet wurde, d.h. man musste nur Sonntags misten und ich musste auch nur die Ställe der Pferde meiner Gastfamilie ausmisten, manchmal auch nur den Stall “meines eigenen” Pferdes. Alles in allem harmlos.

Füttern haben meine Gasteltern gemacht. Ab und zu habe ich mitgeholfen, meistens aber nicht, da mein Gastvater das Futter immer auf dem Traktor durch die Gegend gefahren hat… d.h. man benötigt eine Zeit von 5 Minuten.
Wenn er aber mal wegen seinem Job nicht zuhause war, dann musste ich füttern… d.h. 4 Uhr nachts aufstehen, da der Bus um 6 Uhr losfährt und ich den Traktor zum Füttern nicht benutzen durfte - irgendwie ja verständlich.

Ansonsten musste ich auch nichts großartig schwieriges machen… nur ganz normale Dinge, bei denen auch (die nichtvorhandenen, eigenen) Kinder mithelfen müssten.

Man kann auf einem Extrafragebogen bei TASTE im Übrigen auch angeben, ob man Western oder Englisch bevorzugt, oder ob man beides akzeptieren würde. Ich habe mich sehr aufs Westernreiten gefreut, im Nachhinein aber feststellen müssen, dass es vielleicht ein Fehler war als Englischreiter auf eine Ranch mit ausschließlich westerngerittenen Pferden zu gehen. Aber das ist ja Geschmackssache :wink:

Fazit: Es geht nicht darum, dass man dort die Arbeit für alle erledigt!! Lediglich das, was ein normales Familienmitglied auch machen würde.

(Wenn der Fall aber doch eintreten sollte, was natürlich, trotz gründlicher Recherche der Betreuer im Vorhinein, immer wieder passieren kann, dann würde ich die Sache ziemlich schnell ansprechen und notfalls sogar die Gastfamilie wechseln… aber so etwas kann ja auch ohne Reiterprogramm mit allen Organisationen passieren!)

Hoffentlich konnte ich weiterhelfen.
Liebe Grüße,
Janina

Hallo Janina

Super, vielen Dank für das informative Feedback. Das Thema ist immer noch aktuell, insofern meine Cousine sich erst diesen Herbst definitiv entscheiden wird. Ich werd ihr sicher deine Erfahrungen auch weiterleiten und halte euch auf dem Laufenden :wink:

Grüsse
Michael

PS: Sorry für die verspätete Antwort, war bis heute in den Segelferien :slight_smile:

Was ist eigentlich aus deiner Cousine geworden? Hat sie sich für TASTE entschieden oder für einer andere Organisation? Wenn ja, für welche? Weiss sie schon wo sie hinkommt?

Viele Grüsse

Kirsten

Hallo Kirsten

Ja leider ist nun doch nichts daraus geworden. Nachdem die Schule etwas stressiger wurde und ein neuer Freund auf der Bildflächer erschienen ist, hat sie jetzt beschlossen doch lieber nicht ein Jahr wegzugehen. :frowning: Schade eigentlich, aber im nacherhein ist es mit dieser Einstellung wohl so am Besten…

Gruss
Michael

Justina kommt nun nach den ersten 4 Wochen langsam dazu, Reiten zu organisieren. Der Reitstall ist 500 Meter entfernt und sie hat mit der Besitzerin ausgehandelt, eine Stunde Arbeit im Stall = 1 Stunde Reiten. Sie hat erzählt, dass wenn sie eine Auszeit braucht, geht sie Montags los zum Arbeiten im Stall und hat dann eine Stunde Reiten frei. Ich finde das eine gute Lösung, die insbesondere die Haushaltskasse nicht belastet :wink:

RREbi

Hey,
Ich überlege auch, ob ich mich für das Reierprogramm entscheide.
Aber in Amerika geht die Schule ja mit "AG´s " danach relativ lange. Schafft man das mit den Pferden, Freunde etc. alles??
lg Franzi

Meine Tochter war mit TASTE in den USA und nahm am Reiterprogramm teil. Der Reitstall war 500 Meter die Straße runter. Sie konnte jederzeit nach der Schule oder am Wochenende dort Ausmisten, Pflegen und Reiten (Arbeit gegen Reiten). Es gab keine Zeitprobleme.
Und die AGs nach der Schule sind ja meist Sportarten, die man nicht mitmachen muss. Man lernt ohnehin eine Menge Leute kennen, in der Schule und im Reitstall.
Wenn du auf eine Farm kommst, ist es umso einfacher mit der Zeit fürs Reiten.
Ich sage mal einfach versuchen, du kommst schon klar.

RREbi