Deutsche Schule und Schüleraustausch

Kann eigentliche jede deutsche Schule Austauschschüler aus dem Ausland aufnehmen oder braucht sie dafür eine offizielle Genehmigung vom Schulamt oder vom Kultusminister? Wer entscheidet hier? In USA ist so etwas ja über das I-20 geregelt. Wie ist das hier in Deutschland? Gibt’s hier eine allgemeine Regelung oder ist das wieder von Bundesland zu Bundesland verschieden?

Viele Grüße, Ute

Hallo Ute,

jede deutsche Schule kann Austauschschüler aufnehmen. Dafür bedarf es keiner Genehmigung o.ä. - der Schüler muss lediglich ein Visum beantragen und dann hier vor Ort eine Aufenthaltsgenehmigung. Dann ist alles paletti.

Deshalb ist es ja auch viel einfacher für ausländische Schüler, einen Austausch nach Deutschland zu machen, als es für Deutsche ist, z.B. in die USA zu gehen.

Liebe Grüße,

Wiebke

Es ist - wie Wiebke schon sagte - kein Problem, an einer deutschen Schule einen Gastschüler zu platzieren (najaa - fast kein Problem ^^ von Gesetzesseite gibts da keine Vordschriften, aber es kommt halt immer auf die Kooperationsbereitschaft/Erfahrung/etc. des Schulleiters an, weil der hat ja dann das letzte Wort)

Auf die Gefahr hin, dass ich es falsch verstanden habe ^^ - das Prozedere für die Platzierung eines Gastschülers ist “andersrum” als Wiebke sagte:
Um ein Visum zu bekommen muss bereits die Schule bekannt sein. Zusammen mit der Schuladresse und Informationen der Gastfamilie wird dann ein Schreiben ans örtliche Ausländeramt geschickt, die dann (okaay - und auch hier hören dann leider meine wirklich konkreten Wissensstände auf) die Visumsunterlagen an die deutsche Botschaft/Konsulat im Heimatland des Gastschülers sendet.

Meine Erfahrungen vom letzten Jahr waren eigentlich, dass es echt das größte Problem ist eine geeignete Gastfamilie zu finden, die Geschichte mit den Behörden und den Schulen waren dann in aller Regel nur noch reine Formalia (Ausnahmen bestätigen die Regel ^^)

Vielen Dank für eure Antworten. Ich hatte schon vermutet, dass der Schuldirektor der Entscheidungsträger ist, aber ich wollte sicher gehen. Der Hintergrund für meine Frage ist nämlich folgender.

An der Schule meiner Kinder sind/gehen dieses Jahr ca. 13 Schüler auf Austausch zu unterschiedlichen Zeitpunkten für eine Dauer zwischen 2 und 10 Monaten. Einige bekommen Gegenbesuch aus dem Ausland. Wir, die Eltern, waren immer der Meinung, dass die Schule einen Austausch begrüßt. Inzwischen wurde das von mehreren Seiten bestätigt, nur – das ganze läuft sehr unrund. Hier einige Beispiele:
[LIST]
[]Während ihrer Abwesenheit werden die Austauschschüler behandelt, als wären sie nicht existent. Die Eltern werden zu den Elternabenden nicht eingeladen. Bei Sammelbestellungen wird ignoriert, dass es sich manchmal um Material handelt, das die Austauschschüler nach ihrer Rückkehr unbedingt benötigen.
[
]Manche Lehrer beschweren sich, dass es ein ständiges Kommen und Gehen wäre, und sie nie genau wüssten, wer wann weg ist bzw. kommt. (Zu viel Unruhe!)
[]Eltern, die Austauschschüler aufnehmen, müssen oft selbst herausfinden, ob die Austauschschüler verbilligte Fahrkarten bekommen können, welche Fächer sie am besten belegen, ob die Austauschschüler nochmals in der Schule angekündigt werden müssen (obwohl schon über eine Organisation geschehen), wer sich am 1. Schultag um sie kümmert.
[
]Etliche Schüler aus dem Ausland besuchen nicht regelmäßig den Unterricht, weil sie an bestimmten Fächern nicht interessiert sind bzw. im Schulstoff überfordert sind.
[/LIST]

Was fehlt, ist einfach ein Prozess, in dem fest gehalten wird, was die Schule von den Eltern an Informationen erwartet, welche Unterstützung die Schule selbst bietet, an wen man sich mit Fragen wenden kann etc.

Ich würde gerne mal wissen, wie das an anderen Schulen läuft. Gibt es da spezielle Ansprechpartner wenn es um Fragen rund um den Schüleraustausch geht? Gibt es Leute, die sich um die Austauschschüler aus dem Ausland kümmern und ihnen z. B. bei der Fächerzusammenstellung helfen. Werden die Eltern, deren Kinder auf Austausch sind, auf dem Laufenden gehalten? Was erwarten eigentlich die Organisationen von den Schulen?

Viele Grüße, Ute

Während ihrer Abwesenheit werden die Austauschschüler behandelt, als wären sie nicht existent. Die Eltern werden zu den Elternabenden nicht eingeladen. Bei Sammelbestellungen wird ignoriert, dass es sich manchmal um Material handelt, das die Austauschschüler nach ihrer Rückkehr unbedingt benötigen.

Das ist bei uns auch so. Sabrina wird in der Liste der 11. Klasse nicht geführt. Ich habe mir einfach den Termin vom Elternabend von ihrer Freundin sagen lassen und habe mich dort sogar zur stellvertretenen Elternvertreterin wählen lassen. Aber da ging das Chaos erst richtig los ;). Plötzlich hiess es, ich dürfe es nicht sein, weil Sabrina in diesem Schuljahr nicht in der Klasse ist. Ich sah da keine Logik drin, weil sie ja nur beurlaubt ist und die nächsten beiden Schuljahre wieder in der Klasse ist. Aber nein, man strich mich aus der Liste. Dann sprach ich zufällig mit unserer alten Vorsitzenden vom Schulelternbeirat und sie riet mir, mich bei Kreiselternbeirat zu erkundigen. Den habe ich einfach übergangen und habe mit der Vorsitzenden vom Landeselternbeirat telefoniert, weil ich mit ihr schon mal zutun hatte. Sie meinte, das würde nicht stimmen und ich könne sehr wohl Elternvertreterin sein. Sie riet mir aber, um ganz sicher zu gehen, ich solle mich noch mal im Kultusministerium erkundigen. Gesagt, getan. Und der Sachbearbeiter erklärte mir: Solange das Kind nur beurlaubt ist (und das Schulverhältnis wurde nicht aufgelöst), ist das Kind trotzdem noch ein Mitglied der Schule und somit bleiben auch wir Eltern ein Mitglied der Elternschaft und können selbstverständlich zu den Elternabenden gehen und dort auch Elternvertreterin sein. Lange Rede, kurzer Sinn: Bestehe einfach drauf, dass du zum nächsten Elternabend eingeladen wirst und setze dich bei Fragen ruhig mit dem Klassenlehrer in Verbindung. Den Schulen ist nicht klar, dass wir weiterhin Mitglied der Schule bleiben.

Eltern, die Austauschschüler aufnehmen, müssen oft selbst herausfinden, ob die Austauschschüler verbilligte Fahrkarten bekommen können, welche Fächer sie am besten belegen, ob die Austauschschüler nochmals in der Schule angekündigt werden müssen (obwohl schon über eine Organisation geschehen), wer sich am 1. Schultag um sie kümmert.

Ich bin damals mit unserer Austauschschülerin zum Sekretariat gegangen und die haben ihr eine Busfahrkarte bestellt. In der Mittelstufe nehmen sie ganz normal am Unterricht teil, da gibt es keine Wahlmöglichkeiten. Bei der Oberstufe bin ich bin ich mit ihr zum Oberstufenleiter gegangen und gemeinsam haben wir ihre Fächer belegt. Da konnten sie noch wählen, jetzt bei der Profiloberstufe wird nur das Profil ausgesucht.

Etliche Schüler aus dem Ausland besuchen nicht regelmäßig den Unterricht, weil sie an bestimmten Fächern nicht interessiert sind bzw. im Schulstoff überfordert sind.

Ich würde drauf bestehen, dass sie alle Fächer mitmachen. Müssen unsere auch, auch wenn sie überfordert sind.

Viele Grüsse

Kirsten

Den Fall kenne ich auch - vor allem bei Gastschülern, die bereits in der Heimat die Schule abgeschlossen haben (kommt ja öfters mal vor).
Da muss man den Kids aber klar machen, dass sie hier mit einem SCHÜLER-Programm im Land sind, also die Schule (neben dem Leben in der FAMILIE - was auch bei manchen leider vergessen wird) den höchsten Rang für sie haben sollte.
Oftmals haben die Programmteilnehmer auch schon im Heimatland ein „Academic Commitment“-Waiver unterschrieben, und sich somit verpflichtet am Unterricht teilzunehmen.

Wie gesagt - das sollte nicht vergessen werden…

Kirsten, du bist ja ganz schön dreist:D. Bist du jetzt stellvertretende Elternvertreterin oder haben sie jemand anderes gewählt, bevor du deine Nachforschungen abschließen konntest? Wir haben ebenfalls den Termin für den Elternabend herausgefunden und haben teilgenommen, dafür haben ihn andere verpasst und hinterher bei uns angerufen, ob wir eingeladen wurden. Viele der Eltern haben sich dann gewundert, dass wir überhaupt Interesse hatten zu kommen. Wir haben jedenfalls klar gemacht, dass wir das nächste Mal eingeladen werden wollen. Mal sehen, ob’s klappt.

… und setze dich bei Fragen ruhig mit dem Klassenlehrer in Verbindung.

Leider ist gerade die Klassenlehrerin wenig kooperativ, wenn es um den Schüleraustausch geht.

Ich bin damals mit unserer Austauschschülerin zum Sekretariat gegangen und die haben ihr eine Busfahrkarte bestellt.

Das ist ja interessant. Wie lange war eure Austauschschülerin bei euch? Eine Mutter hat nämlich vom Sekretariat gesagt bekommen, dass man ihr da nicht helfen könne. Sie hat dann bei den Busunternehmen angerufen (ja, mehrere, da die Kreisgrenze überschritten wird) und sich sagen lassen müssen, dass es für den Austauschschüler (bleibt 2 Monate) keine Vergünstigung gäbe.

Viele Grüße, Ute

Hallo Ute,

Aus welchem Bundesland seit ihr? In Niedersachsen (und bestimmt auch einigen anderen Ländern) ist der Schulträger per Schulgesetz verpflichtet, die Transportkosten für alle Schüler bis zur 10. Klasse zu übernehmen. Das gilt auch für Austauschschüler - unabhängig davon, wie alt sie sind oder wielange sie bleiben. Solange der Schüler in die 10. geht, muss der Schulträger zahlen. Für ATS, die in die 11. gehen, gibt es aber häufig Monatskarten. Die sind immer noch günstiger als Einzelkarten.

Liebe Grüße,
Wiebke

Kirsten, du bist ja ganz schön dreist. Bist du jetzt stellvertretende Elternvertreterin oder haben sie jemand anderes gewählt, bevor du deine Nachforschungen abschließen konntest?

Wieso bin ich dreist? Ich war es die letzten Jahre auch schon, ich engagiere mich gern und mir liegen die Schüler auch am Herzen.
Nein, es hatte ja noch kein Elternabend wieder stattgefunden, daher bin ich es jetzt für die nächsten 3 Jahre :). Tja, ich war schneller ;).

Das ist ja interessant. Wie lange war eure Austauschschülerin bei euch?

2 Monate in der 8. Klasse.
Auch in S.-H. werden die Busfahrkarten bis einschließlich 10. Klasse bezahlt.

Viele Grüsse

Kirsten

Ich meinte “dreist” im Blickwinkel derer, die dir diese Aufgabe nicht übertragen wollten. Ich kann mir gut vorstellen, dass es manche so empfunden haben.

Ich wohne in Baden-Württemberg (hab’s in mein Profil aufgenommen:)). Zumindest in unserer Region müssen die Schülerfahrkarten selbst bezahlt werden. Sie werden am Ende eines Schuljahres für das kommende Schuljahr von der Schule ausgegeben, und dafür wird jeden Monat ein bestimmter Betrag von unserem Konto abgebucht. Und in dieses Schema passen wohl die Austauschschüler, die mitten im Schuljahr kommen und gehen, nicht rein.

Viele Grüße, Ute

Das liest sich wie eine üble Horrorgeschichte. Während unseren Kindern z.B. in den USA „ein roter Teppich“ ausgerollt wird, muss man sich hier mit allerlei Unbilden herumschlagen, weil man in der Schule schlicht ein Störrfaktor im Ablauf darstellt.
Unseren Kindern steht selbstverständlich der academic counselor zur Verfügung, hier muss man alles den meist nicht gut informierten Lehrern aus der Nase ziehen. Der Schulbus ist kostenlos, wir mussten unserer Austauschschülerin die Monatskarte kaufen.
Wenn Justina so weiter bohrt, werden wir tatsächlich noch auswandern…

RREbi

Noch ein weiterer Aspekt zu diesem Thema:
Heute beschwerte sich der Präsident des Sportbundes, dass durch die G8-bedingte Verlagerung des Sportunterichts in die Nachmittagsstunden die Sporthallen den Vereinen nicht mehr ausreichend zur Verfügung stünden.
Ein weiterer Schritt zur Zerstörung der deutschen Vereinskultur der da von ignoranten Bildungspolitikern veranstaltet wird, da schon Schüler kaum mehr Zeit haben für Vereinssportteilnahme oder ehrenamtliches Engagement dort.

RREbi

Diese Beschwerde verwundert mich ein bisschen.

Erstens ist an unseren Schulen der Sportunterricht nicht unbedingt nachmittags und zweitens ist der von den Vereinen angebotene Sport meist eh am spaeten Nachmittag oder am Abend, weil die Trainer selbst berufstaetig sind. Kleinkind-Sportarten natuerlich ausgenommen.

Viele Gruesse, Ute

Ich glaube eher, dass es so gemeint ist:
In G8 haben die Schüler notgedrungen länger Schule. Bis in die Nachmittagsstunden. Um sie dann von den Hauptfächern zu befreien, werden Stunden wie Musik, Kunst oder Sport in die letzten Stunden gelegt. Diese finden dann Nachmittags oder am frühen Nachmittag statt, wo sonst schon diverse Sportarten dran sind.

Viele Grüsse

Kirsten

An den Schulen finden wegen des häufigen Nachmittagsunterrichts Arbeitsgemeinschaften Sport nun später statt zu einer Zeit, in der früher Sportvereine die Hallen schon nutzen konnten.

RREbi