Das beste Jahr Deines Lebens?

Hallo Fories,

am Ende unseres heutigen Telefonats tauchte die Frage auf, ob sich das ATJ trotz aller Widrigkeiten in Lisas Augen gelohnt hat.

Sie meinte nach einigem Nachdenken: “Es war garantiert nicht das beste Jahr meines Lebens. Auch meinen Traum habe ich mir anders vorgestellt, aber - ja - es hat sich gelohnt.”

Ich meine mich zu erinnern, dass wir im alten Forum auch schon einmal kurz angerissen haben, dass diese Aussage “das beste Jahr Deines Lebens” eine Erwartungshaltung in den ATS erzeugt, die dieses Jahr eigentlich gar nicht erfüllen kann, denn was ist der Sinn eines ATJ? Meines Erachtens besteht - neben der Fremdsprachenpraxis - ein ATJ darin, sich einer fremden Kultur zu öffnen und weitestgehend ohne elterliche Unterstützung aufkommende Schwierigkeiten alleine zu meistern. Wenn man mal genauer drüber nachdenkt, beinhaltet beides ein gewisses Maß an Schmerz. Die fremde Kultur mag der eigenen zuwider laufen und Schwierigkeiten sind auch nichts schönes. Wie also soll ein ATJ das beste Jahr eines Lebens werden?! Vielleicht eines der prägendsten, aber das Beste? Da ist die Enttäuschung ja fast schon vorprogrammiert…

denkt sich so

die
Antje

Hallo Antje, ich finde die Bezeichnung “Das beste Jahr des Lebens” auch nicht besonders glücklich, weil sie nicht nur, wie du schreibst, von vornherein eine vielleicht unrealistische Erwartungshaltung erzeugt, sondern beim ATS auch während des Austauschs permanent Erfolgsdruck oder Selbstzweifel erzeugen muss, wenn sich dieses Gefühl eben nicht einstellt. Oder das eigene Jahr wird permanent mit dem anderer verglichen. Ich glaube, dass dieses Jahr so unterschiedlich ist wie die Jugendlichen, die es erleben oder bewältigen müssen. Entsprechend unterschiedlich sind dann auch die Ziele oder Erfolge, die diese Zeit dann im Nachhinein so wertvoll macht. Überraschenderweise scheint für die wenigsten die Sprache so ein Erfolg zu sein, dafür aber häufig die selbständige Überwindung von äußerlichen Schwierigkeiten, von Heimweh und Einsamkeit, von Ängsten und eigenen Unzulänglichkeiten. Viele schreiben auch, dass sie eine Art Gelassenheit entwickelt haben und darüber heute glücklich sind. Mir scheint, als ob es zwei Extreme von Gewinnern gibt: Die einen, die sich von vornherein im Glück wähnen mit Familie, Schule, Freunden, Unternehmungen, für die es von Tag zu Tag besser wird und die nach zwei Monaten bereits am liebsten nicht mehr zurück wollen und dann die, die sich so richtig durchkämpfen müssen, die Gastfamilie wechseln, aber häufig in der zweiten Halbzeit ihr Jahr doch anfangen zu genießen. Ich meine nicht, dass Schmerz immer dazu gehört. Es gibt diese Begeisterten, die einfach Glück haben oder so glücklich veranlagt sind, Schwierigkeiten nicht so anzuziehen. Ob sie allerdings diejenigen sind, die am meisten profitieren, weiß ich nicht. Aber letzten Endes wäre es eigentlich schade, wenn das Austauschjahr tatsächlich das schönste Jahr des Lebens bleiben würde.
LG

Hallo,

ich bin kein Elternteil, bin auch noch nicht ganz in dem Alter. Mein Austauschjahr liegt nun aber auch schon weit über 10 Jahre zurück.

Ich sage bis heute noch, dass das Austauschjahr das beste Jahr meines Lebens war. Aber damit meine ich nicht, dass es das fröhlichste oder lustigste Jahr war, im Gegenteil. Nun gut, ich muss das etwas zurechtrücken, ich hatte sicher nicht ganz so starke Probleme, wie manche Austauschschüler, aber auch bei mir war es nicht ganz einfach.

Ich habe mich mit meinen Gasteltern gut verstanden. Es lief nicht perfekt und es gab in diesem Jahr auch einen großen Krach, der dazu führte, dass ich meiner Ansicht nach zu Unrecht für längere Zeit Hausarrest bekommen habe. Aber ansonsten verstanden wir uns gut, auch besonders dadurch, dass ich die Strafe angenommen habe (eine komplett individuelle Entscheidung, die ich nicht per se jedem Empfehlen würde). Mein Verhältnis zu meinem Gastbruder war katastrophal. Der Junge war ein verzogenes Einzelkind und leider bekam ich auch keine Hilfe von meinen Gasteltern im Umgang mit ihm, nur Mitleid. Ich habe nicht besonders viele Freunde gefunden. Ein paar, ok… aber wirklich eng war es nicht, so dass ich viele gleich nach meinem Austauschjahr aus den Augen verloren habe. Ich habe außerdem eine Menge Dinge einfach verpasst zu machen, die andere immer machen und die sie von ihrem Austauschjahr schwärmen lassen. Ich war leider in keinem Schulteam, ich hatte es einfach irgendwie alles verschwitzt und wurde auch nicht richtig drauf aufmerksam gemacht. Ich gebe daran niemandem die Schuld, ich war einfach etwas durch den Wind von der ganzen Situation.

Aber trotz allem war es das beste Jahr meines Lebens. Weil es etwas Anderes war. Weil ich zum ersten Mal das Gefühl hatte, für mich selbst verantwortlich zu sein. Weil ich lernte, wie es ist, in einem anderen land zu leben und sich dort zurechtzufinden. Weil ich spürte, dass Leute meinen Mut das zu tun anerkannten. Und weil es meine ganz eigene Sache war damals, die ich mir selbst erkämpft hatte und bei der ich stolz war, sie durchgezogen zu haben.

Mein Austauschjahr war Mitte der 90er Jahre, kurz vor dem großen Austausch-Boom. Ich habe heute noch mit Schüleraustausch zu tun, habe durch die ganzen Jahre immer in dem Bereich mitgearbeitet. Und ich merke einfach, wie sich auch die Vorstellungen davon ändern.

Ich habe es früher immer gesagt, dass ich jedem so eine Erfahrung wünsche uns es bedaure, dass nicht jeder auf diese Idee kommt. Inzwischen sehe ich das etwas anders. Versteht mich nicht falsch: Ich finde es schon gut, dass inzwischen nicht mehr so sehr die Ansicht herrscht, das sei etwas Elitäres, dass sich nur Reiche leisten können. Aber zu meiner Zeit war es noch so, dass sich fast nur diejenigen bewarben, die es wirklich wollten. Das waren vor allem Kids, die sich sehr lange damit auseinandersetzten, oftmals über Jahre. Häufig waren es Kids, die “mal raus” mussten, die unangepasst aber nicht unbedingt kompliziert waren.

In den letzten Jahren hat es sich so entwickelt, dass ein Austauschjahr zumindest bei jedem mal kurz im Kopf spukt als eine Möglichkeit, wie man sein 11. Schuljahr verbringen kann. Es ist eine Option geworden und eine tolle Methode, seinen Lebenslauf aufzuwerten.

Ich will damit nicht sagen, dass sich die Schüler nicht mehr mit dem Austauschjahr auseinandersetzen, aber es ist inzwischen eben nichts in dieser Form Einzigartiges mehr. Die meisten erarbeiten es sich nicht mehr selbst und das war damals anders. Mit “erarbeiten” meine ich nicht das Bezahlen, sondern das durchboxen von der ersten Idee bis zur Durchführung. Es ist einfach wesentlich akzeptierter als früher.

Warum erzähle ich das alles? Ich glaube, dass heutzutage wesentlich höhere Erwartungen an ein Austauschjahr gestellt werden in Bezug auf das, was es für ein Leben leisten soll.

Hinzu kommt noch, dass viele Austauschschüler sich heute nicht mehr so stark von zu Hause verabschieden müssen, wie es damals der Fall war. Bei mir war Kommunikation über Telefon nur 3 Mal im Jahr drin, weil es so teuer war. Außerdem habe ich nur Briefe geschrieben, Chats, Foren und Mail gab es nicht. Dadurch war ich aber auch gezwungen, mich noch stärker mit der fremdem Kultur auseinanderzusetzen, meine Möglichkeiten (allerdings auch mein Bedürfnis danach) deutsch zu lesen oder Dinge über Deutschland zu erfahren, geschweige denn über meine Familie und Freunde waren arg begrenzt. Viele Organisationen beklagen inzwischen, dass Austauschschüler nur örtlich das Land wechseln, im Geiste aber in Deutschland bleiben. Ich denke, auch das führt dazu, dass die Austauscherfahrung nicht mehr so tief geht.

Sorry, dass mein Post so lang ist.

Hallo,
ein interessantes Statement mit sehr viel Wahrem dran! Hat Spaß gemacht deine Erfahrungen und deine Sicht der Dinge zu lesen!
Lg
Birke

Hallöle,

ich bin auch kein Elternteil, wie die meisten ja wissen. Aber oft ists so, das die Ehemaligen doch sehr hilfreich sind im Elternforum, also hab ich gedacht, schreib ich doch mal was dazu…

Mir ging es ähnlich wie deiner Tochter Antje. Ich behaupte nicht, dass es mein bestes Jahr war, aber es hat sich gelohnt. Es hat mich beeinflusst, verändert, geprägt.

Das Problem ist, denke ich, dass man viele TV Sendungen sieht über die USA. Da ist immer alles schönster Sonnenschein, Schule sieht super aus, es laufen nur Models rum, es gibt keine Probleme. Und genau danach sehnen sich sehr viele Jugendlichen. Vielleicht ist das einer der Gründe, wieso soviele in die USA wollen, oder andere Länder.
Nur wie die meisten ja wissen, ist es nicht in Wirklichkeit so. Dadurch fallen alle diejenigen, die sich das so vorgestellt haben, natürlich auf die Nase. Und alle anderen, die von vorne rein realistisch gedacht haben, bekommen es bestätigt.
Es treten während des ATJ Probleme auf. Klar, so ist nun mal das Leben. Sonst wärs auch langweilig oder???

Ich denke, der Satz “das beste jahr meines lebens” sagt man gerne schnell, weil man nicht zu geben will, wie das Jahr wirklich war. Aber wenn man drüber nachdenkt, und ehrlich ist, war es oft nicht das BESTE Jahr. Es war sicherlich ein schönes, erlebnisreiches Jahr, vielleicht auch bis dahin das beste, aber bessere werden sicherlich folgen.

LG Lena

Hey Lena

Ich glaube, dass der Satz “Es war das beste Jahr meines Lebens” - außer aus dem Grund, den du bereits genannt hast - auch deshalb so oft gesagt wird, weil es die Leute einfach von einem erwarten…

Also ich hab echt die Erfahrung gemacht, dass die Leute zufriedener sind, wenn ich auf ihre Frage “Na, wie wars?” (Was meiner Meinung nach echt ne SCHEISS Frage ist… Das ist ne kurze Frage - und es wird ne kurze, dennoch alles umfassende Antwort erwartet… Geht aber meiner Meinung nach nicht) die genau so kurze Antwort “es war gut” gebe und auf Folgefragen warte.
Bei Leuten, die ich entweder besser kenne, oder von denen ich weiß, dass sie die Frage ernst meinen, kanns dann schon eher mal passieren, dass ich was sage wie “Es war deffinitiv das einsamste Jahr meines Lebens, aber es war trotzdem schön” (Die jenigen, die nur rhetorisch fragen schauen mich dann so an, als ob ich sie gerade aus allen Wolken gerissen hätte…)

Ich finde halt, dass so ein Jahr nicht mit einem Satz pauschalisiert werden sollte… Ich meine - es ist EIN JAHR - elf Monate…
Mir kann keiner weiß machen, dass man 11 Monate vollkommene Glückseeligkeit, Fröhlichkeit und Glückes hatte - vor allem nicht wenn das in ner (komplett) fremden Kultur und ner neuen Umwelt war.
Gehört es nicht zum Austauschjahr dazu, Probleme zu haben, aus denen man - mehr oder weniger selbstständig - rauskommen muss?
Ich finde man lernt aus nichts mehr, als aus Problemen, die man hatte und gelöst hat. Und das Austauschjahr ist eben ein 11-monatiger intensiv-Lernkurs.

Ich für meine Person kann sagen, dass ich trotz - oder gerade wegen - der Einsamkeit, die ich auf Grund “geographischer Isolation” durchmachen musste, sehr viel über mich, meine Lebensansichten und Ansichten über andere gelernt habe. Englisch hätte ich sicher auch gelernt, wenn ich nicht in die USA gegangen wäre. Aber ob ich in der Zeit hier in Deutschland so viel über meine eigene Person gelernt habe, wage ich mal zu bezweifeln. Von daher war es ganz sicher ein sehr wichtiges Jahr in meinem Leben.

ich hoffe ich bin jetzt nicht total vom Thema abgekommen, aber es kam halt gerad so ein Schreib-fluss… :smiley:

liebe Grüße

Martin

Ne bist du nicht martin.
und ich gebe dir recht. mein jahr war auch oft einsam. Von daher weiß ich genau was du meinst :wink:

Toll geschrieben, und ich kann mich oft drin widererkennen!!!

LG Lena

Hallo!

Mein Austauschjahr war eines der besten Jahre meines Leben. Ich studiere im Ausland, zwar nicht USA, und hier ist es auch sehr toll. Es kommt darauf an was man aus jedem Jahr macht, wenn man sonst immer nur herumgammelt und man ist dann in den USA, ja natürlich kann man dann sagen “das war das beste Jahr”. Ist man aber jedes Jahr produktiv wie z. B. Sprachen lernen, ehrenamtlich, Freunde treffen, etc., wird die Auswahl der besten Jahr schon schwieriger.

Während meines Austauschjahres hätte ich nie gesagt, das war eins der besten Jahre, aber mittlerweile im Rückblick kann ich das schon sagen.

Hallo!
Also m. E. greift dieser Werbeslogan zu kurz; während des Aufenthaltes gibt es so viele Fallstricke, emotionale, familiäre, freundesmäßige und auch notenmäßige Tiefschläge aber auch positive Erfahrungen, dass insgesamt das ATJ eher als “normales” Schuljahr mit gewissem “Kick” des “Sich-selbst-aber auch-anderen-Beweisen-Könnens” empfunden wird. Dass in der Nachschau vieles idealisiert wird, aber auch viele Erfahrungen eine ganz andere Bedeutung erlangen, diese Erkenntnis kommt erst im Laufe der Zeit. Dieser Prozess ist sicherlich auch eingebettet in die Abnabelung vom Elternhaus. Weder meine Tochter noch ich möchten die Erfahrungen, die wir beide gemacht haben, missen, aber nach den Erzählungen von anderen Elternteilen bei den Elternseminaren kann ich nur sagen, wir haben insgesamt auch sehr viel Glück gehabt und erst die Zukunft wird zeigen, ob auch bei uns der Superlativ zutraf. Denn sonst gäbe es ja für die ehemaligen ATS in ihrem zukünftigen Leben letztendlich auch keine Steigerungsmöglichkeit mehr…
canada-mum

Das würde ich so nicht sagen. Ich denke, - zumindest empfinde ich persönlich das so - dass sich der Satz „Das beste Jahr meines Lebens“ auf das bisherige Leben bezieht, und nicht das, was noch kommt. Da ist nämlich noch einiges „offen“: Heiraten, Kinder kriegen, Haus bauen, reisen, auswandern?..
Zweifelsfrei aber: es wird DAS Jahr sein und bleiben, an das wir uns unser Leben lang wohl am besten erinnern werden - weil eben alles „anders“ und „besonders“ war. :slight_smile:

Wiebke

Hallo Martin,

an diesem Absatz von Dir bleibe ich immer wieder hängen. Vergangenes Wochenende habe ich wieder einmal mit Lisa telefoniert und es bestätigt vieles von Dir geschriebene. Auch sie ist einsam. Ihre Freunde arbeiten viel und sie ist von Schulschluss bis Schlafenszeit alleine, auch ihre Gastmum ist kaum zuhause. An den Wochenenden ist es nicht viel besser, weil ihre Freunde auch da jobben. Sie sagt, sie ist sich in den letzten Monaten über vieles klarer geworden. Über ihr Verhältnis zu ihrem Vater und vieles andere. Glücklich macht mich das als Mutter natürlich nicht, mein Kind fernab der Heimat einsam zu wissen (ein echtes Kaff, die Schule hat grad 100 Schüler), aber pragmatisch betrachtet, hätte sie an diese Dinge sowieso rangemusst, denn verdrängen hat noch nie geholfen.

Ich hoffe, wenn sie nächsten Monat wieder kommt und ein bisschen Ruhe gefunden hat, dass sie rückblickend auch sagen kann, dass dieses Jahr sehr wichtig für sie war.

Gruß
Antje

Hey Antje

Ich glaube so ne Einsicht zu bekommen braucht etwas Zeit…
Als ich frisch zurück war, war natürlich das Jahr in den USA das tollste und überhaupt… aber irgendwann ist der Hype eben abgeebbt… Und da bringt es ja wirklich nichts, wenn man es noch immer glorifiziert.
Mir kann keiner ernsthaft glaubhaft machen, dass er/sie ein rundum tolles und ideales perfektes yaaay-tolles Jahr im Ausland verbracht hat.

Vielleicht liegts wirklich an der Distanz und der Erfahrung mit Austsuchschülern, die ich mittlerweile gewonnen habe, aber wenn ein Returnee mir standhaft klar machen will, dass er keine schlechten Tage im Ausland hatte, dann werd ich hellhörig und glaube eher dass das Gegenteil der Fall war (Wer will schon sagen, dass man ein schlechtes Jahr hatte - wird ja vielleicht dann auf die eigene Person zurückgeführt und man steht generell schlecht da…) - Leider sind es aber meist gerade diese Personen, die bei uns nicht auf die Nachbereitungsseminare kommen und die “in der Versenkung verschwinden” - eigentlich schade…

Mein Sohn war2005/2006 in den USA, er trauert der Zeit heute noch hinterher.Es war natürlich nicht alles “perfekt”, aber er möchte keine Sekunde dieser Zeit missen.
Ein paar Kontakte halten auch noch,aber einige sind leider abgebrochen.
Ich muss aber auch bestätigen, dass er oft allein war (auch dort haben die Gasteltern gearbeitet und die Freunde gejobbt).
Ich denke, egal wie das Austauschjahr abläuft, es bleibt immer etwas haften.
Für meinen Sohn ist es immer noch das beste Jahr.

Leider möchte meine Tochter kein ATJ machen.

Eigentlich war mein Austauschjahr ein Schuljahr wie alle anderen auch, nur eben aufregender und spannender, was Neues halt. Ich hatte viele schöne Zeiten, tolle Leute kennengelernt und bin froh dort gewesen zu sein. Ob es das beste Jahr meines Lebens ist weiß ich nicht, das werd ich ja dann noch sehen, aber gut war es, ich hab mich dort gut eingelebt und war tottraurig als ich zurück musste und wieder hier war. Aber auch das geht vorbei, jetzt bin ich glücklich hier (ausser dass ich etwas Fernweh habe=)) und blicke zufrieden auf die Zeit zurück. Das Jahr hat mir so viel gegeben, ich denke noch oft an die Zeit und ständig erzähl ich irgendwelche stories a la 'als ich in Amerika war… ', ‘Meine Gastmutter hat immer gesagt…’ Meine Freunde sind heute noch so genervt wie damals aber ich hab in diesem Jahr so viel erlebt dass es einfach unendlich viele tolle Geschichten gibt an die ich mich unglaublich gerne erinnere!
Nach dem ATJ ist man total begeistert von meint es wird nie wieder so toll, aber das stimmt nicht. Mein Leben ist auch jetzt toll, vielleicht etwas langweilig und nicht so neu und aufregend aber man kann ja wieder ins Ausland oder andere tolle Dinge erleben. Vergessen werd ich die Zeit mit Sicherheit nicht, denn sie war schön und ich blicke gerne zurück=)

Ich würde sagen, mein Jahr in den USA war sicher eines der erfahrungsreichsten meines Lebens, denn es gab so vieles zu entdecken und es war so ganz anderst wie die Jahre davor! Aber es war sicher nicht DAS beste Jahr meines Lebens, denn irgendwie haben alle Jahre etwas einzigartiges, etwas abenteuerliches, etwas aufregendes, etwas mega-schönes und in jedem Jahr gibt es auch mal “schwarze” Tage … ich glaube oft versteift man sich wirklich darin, das so sehen zu müssen, weil alle um einen rum meinen, das ist es jetzt gewesen, das war das Aufregendste, das Tollste, das Beste was einem passieren kann oder wie auch immer, da sie es nicht erlebt haben und andere in Erinnerungen schwelgen (und meist erinnert man sich ja an das Positive bzw. das erzählt man den Anderen) …
Ich glaube, manchmal merkt man erst viel später, dass garnicht so viel dahinter steckt und man jedes Jahr schöne Tage/Stunden/Erlebnisse hat: Klassenfahrten, Studienfahrten, Abistreiche, Abiball, Partys, Urlaub, Freunde, Beziehungen, Studienplatz, andere Auslandsaufenthalte etc.
Jedenfalls geht es mir so, dass ich kein einziges Jahr meines Lebens missen möchte! Man sollte das Leben in vollen Zügen genießen, die Welt entdecken und nicht zu sehr dem nacheifern, was einmal war (aber man darf es in guter Erinnerung behalten) … irgendwie gehört die Erkenntnis wohl auch mit dazu. :wink:

edit
Das ist wohl auch diese Distanz und (Lebens-)Erfahrung, die Fe0203 angesprochen hat. Mittlerweile bin ich seit fast 4 Jahren wieder zurück und irgendwie merke ich schon, wie es langsam durch andere Sachen in den Hintergrund gedrängt wird - aber andererseits ist es lustig hier in Dänmark (als Anmerkung: ich bin derzeit zum zweiten Mal längere Zeit im Ausland; 5 Monate als Aupair) mit meiner Gastmutter auf dem Balkon zu sitzen und über Auslandserfahrungen zu plaudern - bei ihr sind es allerdings schon 18 Jahre bzw. ein paar weniger bis zu der Zeit, als sie als Studentin im Ausland war und jetzt natürlich als Deutsche nach Dänemark ausgewandert ist. :wink:

Wenns drum geht ob man das als Werbeslogan nutzen kann wuerde ich sagen JA, denn man kann als Werbeslogan schlecht “Das vielleicht praegenste, vielseitigste und aufregendste Jahr deines Lebens” nehmen … Werbeslogans sind keine Prophezeihung sondern Eyecatcher :slight_smile:

Im uebrigen sage ich bei mir immer: Es war das beste Jahr meiner Teenagerjahre. Mal gucken, welches das Beste in den Twenties wird.

Hallo,
das Thema ruht zwar schon einige Zeit, aber ich dachte, ich melde mich auch nochmal zu Wort.

Ich bin nicht mit der Erwartung in die USA geflogen, dass es das beste Jahr meines Leben wird. Ich habe ja erwartet, dass ich Heimweh haben werde und es gut möglich ist, dass Probleme auftauchen. Das hört man ja oft, bevor man selber fliegt. Ich habe aber erwartet, dass es eine große Umstellung wird, ich mit Sicherheit viel lernen und Neues kennen lernen werde.
So war es auch, es war mit Sicherheit nicht „das beste Jahr meines Lebens“, aber ich weiß nicht, ob ich der Mensch bin und mich da auf ein Jahr festlegen würde. Ich weiß, dass ich viele Probleme in dem Jahr hatte, es mir eine lange Zeit schlecht ging, ich aber auch sehr viel gelernt habe. Vor allem über mich selbst. Es war ein sehr prägendes Jahr, für mich vorallem durch die schlechte Zeit. Aber die schönen Augenblicke habe ich nicht vergessen. Ich habe oft mit Erstaunen festgestellt, wie sehr doch diese High School Filme auf das reale Leben in den USA zutreffen und wenn ich heute einen High School Film sehe, schmunzel ich und denke zurück, wie ich das erlebt habe.

Mir scheint, als ob es zwei Extreme von Gewinnern gibt: Die einen, die sich von vornherein im Glück wähnen mit Familie, Schule, Freunden, Unternehmungen, für die es von Tag zu Tag besser wird und die nach zwei Monaten bereits am liebsten nicht mehr zurück wollen und dann die, die sich so richtig durchkämpfen müssen, die Gastfamilie wechseln, aber häufig in der zweiten Halbzeit ihr Jahr doch anfangen zu genießen. Ich meine nicht, dass Schmerz immer dazu gehört.

So sehe ich das auch. Es gibt die und die Fälle.

Ich denke, viele die einen fragen, wie es war, haben sich nicht damit auseinander gesetzt und erwarten einfach die Antwort „war super!“, weil sie nicht die ganzen kleinen Problemchen kennen, nicht die Sachen mit denen man sich wirklich auseinander setzten muss und wie es wirklich ist.
Wenn man dann sagt „interessant und erfahrungsreich“ gucken sie einen oft seltsam an und fragen „Wieso? Wars nicht gut?“ als ob interessant und erfahrungsreich gut ausschließen würde.

Ich denke auch, dass viele sich oder den anderen nicht eingestehen wollen, wie das Jahr wirklich war… denn man und alle anderen hatte ja so große Erwartungen. Vielleicht ist die „Wahrnehmung“ auch etwas getrübt…
Manche Sachen erlebt man intensiver und ich denke viele tuen dies während ihren ATJs und darum wird es häufig zum „Besten Jahr des Lebens“. Ich habe die Zeit vor meinem ATJ sehr intensiv wahr genommen, ich habe anders gelebt, weil ich wusste, bald bin ich weg. Aber ich habe auch die Zeit in den USA intensiver wahr genommen, als den Alltag zuhause. Es waren ja viele neue Sachen dabei und neue Sachen sind meist aufregend…
Es gibt Augenblicke, Zeiten, die man intensiver wahrnimmt (positiv oder negativ) und oft sind es diese, die einem im Gedächnis bleiben.
Ich bin auch schon eine ganze Weile wieder da und im Nachhinein ist es die Zeit vor dem ATJ, die ich sehr positiv in Erinnerung habe, aber es ist die Zeit während des ATJ, die ich gerne wiederholen würde (vielleicht um einiges anders zu machen).

Da der Thread gerade wieder aktiviert wurde, berichte ich mal kurz von meinen Erfahrungen diese Woche. Je länger ich darüber nachdenke, desto “interessanter” finde ich das.

Und zwar wurde auf ein Interview hin ein Gutachten für eine Stiftung über mich geschrieben, das ich zum Probelesen erhalten hatte. Interessanterweise tauchte darin genau der Satz “es war das beste Jahr ihres Lebens” auf. Dabei hatte ich das so nie behauptet - würde ich, da ihr meinen obigen Beitrag wohl gelesen habt - nicht tun! Komisch also, dass der Gutachter auf genau diesen Satz gekommen ist (wir hatten nur kurz über meine Zeit an der Schule dort und mein Interesse für andere Kulturen etc. gesprochen und was ich dort sonst so erlebt habe) … das muss schon so in den Köpfen der “Unbeteiligten” drin sein, dass ein ATJ DAS beste Jahr deines Lebens sein muss und es gar keine andere Schlussfolgerung daraus geben könnte!
(Tja, ich habe ihn diesbezüglich verbessert und die Wortwahl auf “eines der besten Jahre ihres Lebens” geändert. Weil ich diese Darstellung persönlich für nicht ganz zutreffend gehalten habe!)

Hi! Ich war 2004-2005 in California und ich muss sagen, fuer mich war es das beste Jahr bis jetzt. Ich bin unheimlich froh, die Chance wahrgenommen zu haben. Naeheres koennt ihr, wenn ihr wollt hier nachlesen (mein Erfahrungsbericht):
http://www.stellenboersen.de/ausland/laender/usa/080611high-school-kalifornien.html

Und hier gibt es noch viel mehr Erfahrungsberichte, die euch vielleicht helfen.
http://www.stellenboersen.de/ausland/laender

Ich kenne ca. 15 andere Austauschschueler. Fuer alle war es nicht nur rueckblickend eine super Erfahrung.

Weitere Fragen? Ich beantworte sie gerne.