Hallo Lia,
ich möchte dir gerne antworten, auch wenn ich vielleicht nicht alle deine Fragen explizit beantworten kann oder möchte. Du hast einige Themen angesprochen, die mich darauf hinweisen, dass dieser Prozess noch Zeit brauchen wird.
Ich bin ein Vater, dessen Tochter vor drei Monaten nach einem Austauschjahr zurückgekehrt ist, und ich kann vielleicht einige Dinge aus unserer Perspektive beurteilen. Allerdings müssen meine Erfahrungen nicht zwingend auf dich zutreffen, da die Voraussetzungen und Gründe für einen Austausch von Person zu Person sehr unterschiedlich sind.
Deine Fragen zu Ländern, Stipendien oder Heimweh lassen sich am besten direkt bei den Organisationen klären, die solche Programme anbieten. Sie geben in diesen Bereichen umfassende Auskunft. Der Umgang mit Heimweh ist so vielfältig wie die Austauschschüler selbst. Oft hilft Ablenkung am besten, aber das ist nur eine von vielen Strategien.
Wie du deine Eltern, insbesondere deine Mutter, überzeugen kannst, finde ich jedoch schwer zu beantworten. Offene Gespräche und Diskussionen sind meiner Meinung nach der beste Weg. Holt gemeinsam viele Informationen ein, und sprecht über deine Wünsche sowie auch über die Ängste, die damit verbunden sind. Wichtig ist auch, dass du klar weißt, warum du diesen Austausch machen möchtest. Was sind deine Vorstellungen und Erwartungen?
Aus meiner und unserer Sicht ist es fast egal, in welches Land man geht, solange man sich wirklich auf den Austausch einlässt. Nach dem Austauschjahr sehe ich den Begriff „Schulaustausch“ kaum noch passend. Für uns war es ein Kulturaustausch. Es geht nicht in erster Linie darum, eine Sprache zu lernen (das passiert fast automatisch nebenbei) oder ein Land zu bereisen (schon gar nicht touristisch). Vielmehr taucht man in eine fremde Kultur ein und lebt ein Jahr das Leben eines Teenagers in dieser Kultur.
Jedes Land hat seine Herausforderungen, sei es in Bezug auf Sprache, Sicherheit, Klima oder soziale Strukturen. Aber gerade diese Unterschiede sind es, die den Reiz und die Chance eines Kulturaustauschs ausmachen. Das Argument, dass man später jedes Land einfach so bereisen kann, mag zwar stimmen, hat aber wenig mit einem Austauschjahr zu tun. Als Tourist kratzt man nur an der Oberfläche, während ein Austausch die tiefe Erfahrung eines Lebens in einer anderen Kultur ermöglicht.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Organisation und die Unterstützung vor Ort. Das ist oft das schwierigste Thema im Vorfeld, und du findest viele Erfahrungsberichte dazu in diesem Forum.
Ohne belehrend klingen zu wollen, möchte ich dir raten, dich weiterhin gut zu informieren und immer das offene Gespräch zu suchen. Kläre für dich selbst, was du dir von einem Austausch erhoffst – auch wenn die Realität vermutlich ganz anders sein wird, als du es dir vorstellst.
Liebe Grüße und viel Glück bei deinem Vorhaben und deinen Entscheidungen,
Domnick