unser Sohn ist seit August als Austauschschüler in einer kleinen Stadt in Nebraska – etwa 1.000 Einwohner. Er hat dort viele Freunde gefunden, fühlt sich in der Gastfamilie sehr wohl und erzählt oft, wie gut er sich mit allen versteht.
Jetzt hat er uns aber angerufen und gleich gesagt, dass er Heimweh hat und nach Hause möchte. Nach einem längeren Gespräch haben wir herausgehört, dass es eigentlich gar kein richtiges Heimweh ist, sondern eher Langeweile. Die Stadt ist klein, und ohne Auto ist er auf andere angewiesen, wenn er etwas unternehmen möchte. Er meint, sechs Monate würden ihm reichen, und er würde dann im Januar gerne zurückkommen.
Wir sind jetzt unsicher, wie wir damit umgehen sollen. Da es ihm grundsätzlich gut geht und er viele schöne Erfahrungen macht, denken wir, dass Langeweile vielleicht kein wirklicher Grund ist, das Jahr abzubrechen. Andererseits wollen wir ihn natürlich auch nicht unglücklich dort sitzen lassen.
**Wie würdet ihr das handhaben? Würdet ihr ihn ermutigen, durchzuhalten – oder seinem Wunsch nachgeben und ihn früher nach Hause holen?
Wir tendieren dazu ihn im Notfall auch zu zwingen dort zu bleiben.**
Verstehe ich gut, und ich würde darauf bestehen, dass er bleibt.
Als meine Tochter ihren Austauschwunsch geäußert hat und wir auch Mühe und Kosten nicht gemieden haben, war dies eine der Voraussetzungen. Wer A sagt muss auch B sagen. Da müsste sie durch egal was kommt. ( im Rahmen natürlich ).
ja das ist auch unsere Meinung. Da er ja auch wirklich happy mit der Familie und auch mit den Freunden ist, sehen wir da auch kein Problem.
Wir haben nur Angst, dass er es uns dann am Ende, wenn er wieder kommt vorwerfen wird.
Aber ich bin auch der Meinung, dass es ein wichtiger Schritt im Erwachsen werden ist, sich auch durch solche Phasen im Leben durchzukämpfen und nicht gleich aufzugeben.
Ja, sehe ich wie Christina. Wenn er nicht unglücklich ist und es eigentlich gut ist, sollte das “zumutbar” sein.
Es ist vor Austausch bekannt, dass es auch “im Nichts” sein kann. Und dazu hat er ja auch “A” gesagt…..
Es kann außerdem noch viel passieren bis Januar. Bei uns war laut Kind die zweite Jahreshälfte die deutlich Bessere, da dann die Integration quasi abgeschlossen ist - und dann ist richtig Alltag.
Ja, denke ich auch. Bisher hatte er von Morgens bis Abends Schule und Football. Nachdem Football vorbei ist, hat er natürlich viel mehr Zeit und das zeigt sich jetzt.
Ich hoffe die Wintersaison und Feste wie “Halloween”, “Thanksgiving” und Weihnachten ändern das alles ein wenig.
Aber es kann auch gut sein, einfach mal gelangweilt zu sein.
Erfahrungsgemäß geht es nach den 6 Monaten erst richtig los. Weil er dann erst richtig angekommen ist, die Sprache flutscht, die Freundschaften sich vertiefen. Ich würde ihm das auf keinen Fall nehmen.
wir haben mehrere ATS aufgenommen. Alle haben viel mehr Zeit als zuhause und dieses Langeweileproblem. Im 2. Halbjahr beginnt die Zeit, in der sie wirklich eintauchen. Es wäre schade, auf diese wichtige Zeit zu verzichten
Ja so sehen wir das auch. Allerdings habe ich bedenken ihm zu sagen, das wir für Ihn entschieden haben und er bleiben muss. Mit ihm darüber reden klappt nicht, da er schon seine feste Meinung hat.
Also bestimmen wir und hoffen das er es irgendwann versteht.
Ich finde das sehr spannend, da bekommt man als junger Mensch eine solche Möglichkeit, die nicht nur viel Geld kostet, sondern auch sehr viel von allen Beteiligten abverlangt und dann bricht man wegen “Langeweile” ab…meine Tochter ist ja auch gerade in ihrem ATJ und es war von vornherein klar, dass es sehr driftige Gründe geben muss, damit dieses Abenteuer abgebrochen wird.
Warum sucht er sich nicht eine andere Sportart, eine andere Aktivität? Es ist nunmal so, dass die Struktur dort etwas anders ist und es leider keine Vereine in dem Sinn gibt, aber es wird andere spannende und vielleicht neue Erfahrungen geben. Und sollte er wirklich nach Hause wollen…ich bin ganz ehrlich, ich würde mir die Kosten von meinem Kind erstatten lassen…nennt mich Rabenmutter, aber das wäre bei mir ein absoluter nogo-Grund.
Und ich bin mir sehr sicher, er wird euch dankbar sein, dass er nicht den bequemen Weg gehen durfte…
Wenn er selbst den Januar vorschlägt, warum dann heute entscheiden? Sollte es im Frühjahr immer noch so sein, kann er immer noch abbrechen. Es sind diese doofen TikToks verwöhnter Jugendlicher, deren Eltern immer nach deren Pfeife tanzen. „Du magst das nicht, oh, dann musst du da nicht bleiben, was sind schon zigtausend Euro“. Wie stolz wird er auf sich sein, wenn er durchgehalten hat? Meine Tochter ist seit August in den USA und hatte böses Heimweh. Aber sie hat sich an ihre LC gewandt und unsere Organisation hat ihr da super durch geholfen. Jetzt fühlt sie sich wesentlich wohler und ist stolz, dass sie sich selbst beholfen hat.
Zuersteinmal die Klarstellung, ich bin in einer anderen Situation. Meine Tochter ist nicht in die USA gegangen, weil keine Platzierung stattgefunden hat.
Aber … ich finde auch, wenn ein „Kind“ diesen Wunsch hatte, den die Eltern mit viel Aufwand und Geld ermöglicht haben, dann sollte nicht bei dem ersten leichten Gegenwind sofort abgebrochen werden.
Das Kind wollte das echte Leben in den USA kennenlernen, das ist eben nicht immer New York, Los Angeles oder Las Vegas. Dann sollte zur Reife dazugehören, das auch durchzuziehen und daran zu wachsen.