Auslandsjahr abbrechen ?

Hi,
ich bin jetzt seit ca 6 Monaten in Texas, habe schon die Gastfamilie gewechselt und bis vor Weihnachten war wirklich alles wie ich es mir vorgestellt hatte. Meine zweite Gastfamilie war super herzlich, ich habe mich gefuehlt wie ein Teil der Familie, wir haben super viel unternommen und hatten so ziemlich jeden Tag eine tolle Zeit. An Weihnachten ist jedoch jemand in Deutschland gestorben, der mir sehr wichtig war. Anfangs konnten mir meine Gasteltern noch gut helfen, das zu verarbeiten, in den letzten Wochen haben sie aber selbst vermehrt Probleme mit ihrer Familie und die Stimmung im Haus ist sehr bedrueckt. Die ganze Situation ueberfordert mich total, ich weine staendig und ueber den Verlust komme ich auch gar nicht hinweg, obwohl es jetzt schon fast einen Monat her ist. Ich wuensche mir im Moment nichts mehr, als einfach nach Hause zu fliegen und bei meiner Familie zu sein. Ich habe einfach nicht mehr wirklich das Gefuehl, dass meine Gasteltern sich um mich kuemmern koennen und wollen, wie sie das eigentlich vor Weihnachten getan haben. Ist es eine gute Idee, mein Auslandsjahr abzubrechen, in der Hoffnung dass es mir dann besser gehen wird?
Danke schonmal und liebe Gruesse
Franzi

Hallo Franzi,
hast du das Problem denn schon mal bei deinen Gasteltern angesprochen? Vielleicht ist ihnen gar nicht klar, wie es dir geht, weil sie mit ihren Problemen beschäftigt sind. Natürlich solltest du Ihnen ebenfalls zugestehen, nicht himmelhochjauchzend zu sein, wenn sie ebenfalls Probleme haben. Ich denke dennoch, dass du deine Wünsche, Hoffnungen oder auch Sehnsüchte ruhig einmal offenlegen solltest. Frag sie doch mal, ob du etwas tun kannst, damit es “wieder wird wie vor den Sorgen” - du würdest es dir so wünschen, bräuchtest sie als Eltern. Vielleicht ist ihnen tatsächlich durch den eigenen Kummer der Blick auf deine Probleme abhanden gekommen und dass sie mit dir als Gastschülerin auch eine Verantwortung übernommen haben, denn nur weil sie Erwachsene sind, sind sie vor Fehlern ja nicht gefeit. Schicksalschläge kommen nie zur richtigen Zeit, das solltest du dir vor Augen führen und dir deine Traurigkeit zugestehen, selbst wenn sie groß ist. Ich würde dennoch nicht die Zelte abbrechen, sondern versuchen, diese Zeit der Trauer durchzustehen. Auch deine Familie zu Hause kann dir deine Trauer nicht abnehmen; durch solche Phasen muss man letztlich immer selber durch. Und in der Regel schafft man das auch, der eine ein bisschen früher als der andere. Wichtig ist, dass du nicht nur in Trübsal versinkst, sondern auch versuchst, dir schöne Momente zu bescheren und den Blick für die positiven Dinge wieder zu öffnen. Wenn deine Gastfamilie dich derzeit nicht so gut unterstützen kann gibt es nach 6 Monaten Aufenthalts doch sicherlich auch Freundinnen, die dir zur Seite stehen und dich mal in den Arm nehmen können. Lenk dich ab, indem du etwas unternimmst - wenn nicht mit deiner Familie, dann mit Freudinnen oder Klassenkameradinnen. Was sagen deine Eltern denn zu der Überlegung, deine Zeit in Texas vorzeitig zu beenden? LG Kirstin