4 Monate USA aus Sicht der Mama

Meine Tochter ist jetzt seit vier Monaten in Sand Gap/Kentucky.
Sie wollte die Gegend wechseln, da es dort sehr einsam ist. Ein Wechsel kam nicht zustande.

Fazit der vier Monate:
Der Kulturschock hat sich gelegt. Die Gasteltern und die Gastgeschwister sind sehr nett und auch der Grund warum meine Tochter trotz der einsamen Gegend und des geringen Angebots in der Schule nicht hingeschmissen hat.
Die Verständigungsprobleme sind ausgestanden und die persönlichen Beziehungen geknüpft.

Die Austauschorganisation war wenig hilfreich. Hat erst gesagt ein Wechsel wäre möglich, dann auf Zeit gespielt, dann verweigert und weil ein Wechsel trotzdem weiterhin gefordert wurde mit einer Abmahnung reagiert die nicht berechtigt war. Nach dem Motto: Bei der nächsten Abmahnung muss sie nach Hause fahren.

Ob es sinnvoll ist die Schüler in so einsame Gegenden zu schicken? Noch dazu in eine Schule die wenig Sportmöglichkeiten oder Clubs bietet? Ich weiß es nicht. Es geht auch anders, da eine Freundin meiner Tochter ebenfalls in den USA, nicht in die amerikanische Einsamkeit vermittelt worden ist. Ein Wechsel wurde ebenfalls ohne Probleme vorgenommen. Die Schule ist toll, groß mit riesigem Angebot. Das Thema Langweile kommt hier nicht auf.Liegt wohl an der Organisation.

Meine Tochter fühlt sich in der Familie und in Ihrem Freundeskreis wohl. Sie würde deshalb nicht mehr wechseln, obwohl Sie die Gegend immer noch nicht in Ordnung findet. Die persönlichen Beziehungen sind ihr wichtiger und das finde ich auch gut. Sie ist vom bisherigen Aufenthalt zwar nicht total begeistert, aber auch nicht völlig enttäuscht.

Dann wollen wir mal sehen was die nöchsten Monate bringen.:wink:

Hallo Margit,
nur ein kurzer Beitrag meinerseits:
ich war ein Jahr in Ansley, Nebraksa. Ansley hat 555 Einwohner laut Ortschild, in meinem Jahrgang sind 16 Leute gewesen, meine Schule insgesamt hatte 200 Schüler (vom Kindergarten bis zur Abschlussklasse). An Sportangebot gab es kaum etwas: Volleyball für Mädels (1. Season), Cheerleading (1.-2. season), basketball (2. season) und Leichtathlethik in der 3. season.
Im Herbst gab es daneben nur Theater, im Frühjahr Speech. das sind alle aktivitäten, die meine schule angeboten hat (und auch heute hat sich daran nichts geändert.)
Ist die Schule deiner Tochter noch kleiner?
Also ich hab mich dort pudelwohl gefühlt, mir war aber auch vorher bekannt, dass das das typische amerika ist.

Liebe Grüße und noch ein tolles Jahr für euch beide!

Wiebke

Beiträge wie der von Margit könnten das von trockenen Fakten dominierte Forum ein bisschen beleben; ich würde mir mehr solche Berichte wünschen!

Um die Diskussion anzustoßen und als Entgegnung auf das Zitat von Margit “Ob es sinnvoll ist Schüler in so einsame Gegenden zu schicken … Liegt wohl an der Organisation.” Ein Gegenbeispiel:

ATS wurde am Rande der Metropolstadt New Orleans platziert. In der Schule ca. 80% HIV Infizierte und/oder drogenabhängige Schüler. Schulinform ohne Taschen und nur durchsichtige Rucksäcke erlaubt, um das Mitführen von Waffen zu erschweren. ATS (weiblich, 15) muss aus Sicherheitsgründen prakt. jeder Schritt aus dem Haus ohne Begleitung, untersagt werden.

Auch das wird von einer der renommiertesten Austauschorganisation für zumutbar gehalten.

Da hat es Margits Tochter doch noch besser erwischt, oder?

Viele Grüße
Birke

Hallo Birke, hallo Wiebke,

ich denke ihr habt beide teilweise recht. Eine Großstadt mit all ihren Risiken wäre als ATS wohl viel zu gefährlich. Eine kleine Stadt so wie bei Wiebke ist aber auch nicht das was man sich vorstellt. Warum sollen es aber immer Extreme sein? Ich denke die Wahrheit liegt wie so oft in der Mitte. Eine Kleinstadt mit bis zu 10.000 Einwohnern würde auch schon reichen.
Trotzdem ist der Austausch denke ich positiv zu bewerten. Eine andere Art zu leben, eine andere Sicht auf die Dinge und viele neue und vor allem nette Menschen.

Ich möchte auch mal Danke an die Gastfamilien sagen. Die nehmen viele Umstände und auch zusätzliche Arbeit auf sich und müssen sich auf einen völlig fremden Menschen einstellen und nehmen ihn in die Familie auf. Ich kann mir vorstellen, dass das auch nicht ganz einfach ist. Die Gastfamilie meiner Tochter ist wirklich sehr nett und bemüht und das wiegt auf jeden Fall die weniger postiven Aspekte mehr als auf.

Viele Grüße
Margit

ich habe sozusagen beides erlebt.
Ich war 8 milen “out of town” und in meiner stadt mit nicht mehr als ein paar hundert einwohner gab es nur eine tankstelle und eine schule. 11 leute im abschluss jahrgang, 14 in der 11. klasse.
an sport nur basketball und softball/baseball. Faecher konnte ich nicht waehlen da es nur ein paar standartfaecher gab.(Bio, mathe, englisch…)
aber ich kannte jeden, die familie war nett, lehrer lustig und wie freunde, trotzdem habe ich gewechselt weil ich aufgrund der entfernung zur stadt quasi nie in der lage war einkaufen zu fahren oder nach der schule an aktivitaeten teilzunehmen da ich die 8 milen nicht alleine zurueck legen konnte.
Jetzt bin ich in einem vorort einer kleinstadt. habe faecher wie “parenting” oder “hausfrau sein” und es ist kaum moeglich alle zu kennen. die geruechtekueche brodelt viel mehr ueber die ‘neue deutsche’ und es heisst ich bin jude, nazi oder doch eigentlich aus spanien. Mit Lehrern ein aehnlich kuehles verhaeltnis wie in deutschland.
ich wuerde sagen es hat beides seine vor und nachteile und so ganz schlecht ist eine kleine landschule auch nicht wo man eigentlich nicht so aufs aussehen achtet…