Vorstellung u. Gastelternwechsel

Hallo, bin ganz neu hier und möchte mich kurz vorstellen. Wir sind eine 4 köpfige Familie mit zwei Hunden und wohnen in Niederbayern. Unsere 20 jährige Tochter ist zur Zeit für ein Auslandssemester in Buenos Aires und unsere 16 jähre Tochter Claudia, um die es hier auch geht seit August 14 in Florida.
Claudia hat über die WWQ ein Auslandsjahr abgeschlossen. Sie ist jetzt seit Anfang Aug. in Florida und alles läuft irgendwie total schief. Nach 4 Wochen musste sie ihre erste Gastfamilie wechseln, da dort mit ihr wenn überhaupt, per SMS kommuniziert wurde. Es gab wenig zu essen und zuhause war auch selten jemand.
Über ein anderes deutsches Mädchen an ihrer Schule fand Claudia ein Ehepaar, welches sich bereit erklärte sie aufzunehmen. Von seiten der Koordinatorin kam sehr wenig Hilfe, außer der Aussage, dass Claudia sich nicht so anstellen sollte und sie nur Heimweh hat.
Nach 10 Tagen hin und her durfte sie dann umziehen. Jetzt ist sie seit 2 Monaten in der neuen Familie und die Beiden haben sich total verändert, bzw. zeigen jetzt ihr wahres Gesicht. Claudia wird zur Haushaltshilfe abgestempelt und der Gastvater sprich auch nicht mehr mit ihr. Als sie gefragt hatte, ob sie mit einem Jungen in Begleitung zu einem Ball ihrer Schule gehen darf, ist der Gastvater total ausgeflippt, weil der Junge schwarz war.
Claudia leidet sehr, weil sie auch in der Schule keinen Anschluß findet und dort einfach ignoriert wird.
Ich kann das alles nicht nachvollziehen, da Claudia ein liebes und aufgeschlossenes Mädchen ist.
Ihre dortige Koordinatorin hat ihr auch nach dem ersten Wechsel gesagt, dass dies nur einmal geht und wenn es wieder nicht klappt, wird man nach Hause geschickt.
Was sollen wir nur tun? sie hat sich so auf dieses „Beste Jahr“ ihres Lebens gefreut und jetzt entwickelt es sich zum Horrorjahr .
Kann uns jemand weiterhelfen?
Vielen Dank und liebe Grüße an alle die unsere Geschichte lesen.
Andrea

Hallo,
weiß keiner einen Rat für uns?
Andrea

Hallo Andrea, erstmal herzlich willkommen hier im Forum. Einen wirklichen Rat habe ich leider nicht für euch, ist schwierig für Aussenstehende ohne objektive Informationen. Will aber gerne versuchen nochmal Strohhalme zu werfen. Vorab, bei unserem Kind läuft es ähnlich ab wie in Claudias ersten Familie, aber unsere Tochter bleibt, arrangiert sich mit der Situation, verpflegt sich manchmal selber, geht einkaufen und geniesst ihre Freiheiten. Allerdings hatte sie vom ersten Tag an Kontakte zu neuen Mitschülern, sehr wichtig. ( erlaube mir an dieser Stelle mal Kritik, ich denke, ihr habt bei der ersten Familie zu schnell hingeworfen, komme ich gerne später nochmal drauf zurück ) Unser Kind besucht in der Schule das Fach Student Council, wenn es angeboten wird, sollte sie versuchen dahin zu wechseln. Was ich mitbekommen habe wird dort viel ( auch privater ) persönlicher Einsatz gefordert. Resultat, dort sind in der Regel nur aufgeschlossene und " soziale " Schüler. Diese sind einfach interessierter und haben Tochter gleich aufgenommen. Und dann der Sport, genauso wichtig. Sollte Claudia keinen Sport machen … dann los, Teamgeist im Sport wird GROß geschrieben.
Und was die Familien in den USA angeht, viele ticken einfach kompl. anders als wir Mitteleuropäer, die brauchen oft mehr Zeit sich an unsere Kinder zu gewöhnen … wobei sich ja die Unseren an sie gewöhnen sollten … , trifft natürlich nicht auf alle zu, aber viele. Da hilft wirklich nur durchhalten, sich so gut es geht einbringen und Regeln befolgen.

Also, meine Strohhalme. Sport, natürlich in einer Mannschaft und der Student Council
Keine wirkliche Hilfe aber es kommt vom Herzen
Liebe Grüße. Jan

Hallo Jan,
vielen Dank für deine Antwort. Ich werde sie an Claudia weiterleiten. In ihrer Schule wird sie einfach ständig ausgelacht, wenn sie etwas falsch macht, ignoriert oder als “bitch” bezeichnet. Sie weiß einfach nicht was sie machen soll um Freundschaften zu schliessen. Da es jetzt auch diese Probleme mit ihren Gasteltern gibt ist sie einfach am Boden zerstört.
Ich hoffe, dass sie noch irgendwie etwas ändern kann.
Grüße Andrea

Hallo Brandon!
Wenn man nur diese Aussage „bestes Jahr, schönstes Jahr“ abschaffen könnte. Da meinen so viele ATS plus Eltern, das ist was Garantiertes. Toller Werbespruch. Sonst nichts. Wenn ehemalige ATS es so sagen, weil es für sie so war, dann gut. Von vornherein davon ausgehen sollte niemand. Ein ATJ ist Leben pur. Oft eher schwerer als im eigenen Land.
Jeder Fall ist anders und so ist es echt schwer konkrete Ratschläge zu geben. Sich nicht unterkriegen lassen, weiterhin versuchen Freunde zu finden, sich mit der Familie arrangieren, wie jave schon vorschlägt.
Wenn´s letztendlich nicht hinhaut mit der zweiten Familie,wäre deine Tochter nicht die erste, die eine dritte Familie bekäme. Was sagt denn WWQ dazu?
Hast Du schon die vielen Threads gelesen, in denen über Gastfamilie und Wechselwünsche geschrieben wurde? Und im Elternforum hier gibt es den Thread `An wen wenden bei Problemen´

Ja, das mit den Ratschlägen ist wirklich schwierig. Mir kam nur spontan der Gedanke in den Kopf, ob deine Tochter sich vielleicht an den falschen Mädchen orientiert. Es gibt immer so eine Zickengruppe (männlich wie weiblich!), die den Ton angibt und wo es verlockend erscheint, dazuzugehören. Die aber ihr Position weidlich ausnützen, indem sie sich so unsozial verhalten, wie du es beschrieben hast.

Vielleicht wüde es sich für deine Tochter lohnen, mal nach den stilleren, unauffälligeren, aber u.U. durchaus nicht uninteressanteren Mitschülern zu schauen. So kommt sie vielleicht aus der Schusslinie und findet doch Kontakt.
Übrigens, gibt es vielleicht auch eine Kirchengruppe?
Alles Gute
Rana

Jaaaaaa, die unauffälligeren Mädchen! Ich behaupte mal, mit denen kann man in der Freizeit noch viel interessantere Sachen unternehmen, ohne dauern schön sein und rumzicken zu müssen;) Und so weit ich es verstanden habe, lesen Kirchengruppen nicht nur ständig in der Bibel, es ist auch einfach Freizeitgestaltung.

Vielen Dank für eure Antworten, aber Claudia schreibt, dass einfach niemand mit ihr spricht. Das Problem ist außerdem, dass sie von ihren Gasteltern aus keinen Kontakt mit Farbigen haben darf. Das wären noch die einzigen die ab und zu etwas zu ihr sagen.

Wo ist sie denn in FL und an welcher High School?
Und wer ist die Partner Organisation?

Meine Tochter hatte auch Probleme mit ihrer 1. Gastfamilie. Sie hat sich dann an ihren Councelor in der High School gewendet. Ihre Freunde hat sie in ihrer Theaterklasse und beim Fußball gefunden.

Sich nicht mit Farbigen aus ihrer Schule treffen zu dürfen, grenzt ja schon an Rassismus.

Es gibt eine Hilfsorganisation in den USA: CSFES www.csfes.org.
Eure Tochter kann sich mit denen in Verbindung setzen, ihren Fall schildern und um Rat fragen.

Und auch beim State Department gibt es eine Person, an die man sich wenden kann:
"Das sind die Kontaktdaten des „Department of State“ in den USA.
Wenn ihr ein schlechtes Placement habt und eure Organisation/Local Rep sich nicht darum kümmert, kontaktiert die hier bitte umgehend.

E-Mail: jvisas@state.gov
Toll free Number: 1-866-283-9090"

Viele Grüsse

Kirsten

Hallo Kirsten,
danke für deine Antwort. Die Situation eskaliert mittlerweile. Ihr Gastvater hat ihr per email mitgeteilt, dass sie nach Hause fahren soll. Ich weiss nicht mehr weiter. Sie hat sich so bemüht. Ging sogar mit auf die Jagd, nur um ihnen zu gefallen. Sie ist am Ende und ich auch.

“ging sogar mit auf die Jagd”
Brandon, irgendwie verstehe ich dieses “sogar” nicht.
Sie will sich anpassen, zeigen, dass sie Interesse hat. Der Gastvater nimmt sie mit auf die Jagd. Ist doch nett von ihm und zeigt sein Bemühen, oder? Das macht nicht jeder Gastvater!
Und sie geht “sogar” mit??? Na klar geht sie mit!!! Oder war sie tatsächlich sonst nur auf ihrem Zimmer? So wie man es ihr vorwirft?

Okay, man mag von der Jagd halten was man will - das Gemeinsame mit den Gasteltern hat Vorrang, wenn die Situation sowieso schon schwierig ist! Mein Sohn war auch auf der Jagd mit seinem am Anfang etwas unzugänglichen Gastvater - und er hat halt inständig gehofft, dass sie kein Wild sehen und keines sterben muss.

Tut mir Leid, dass es so eskaliert. Ich hoffe, es findet sich noch eine Lösung, aber ich denke auch, dass ein Umdenken notwendig ist.
Rana

Hallo Rana,
dieses “sogar mit”, bezieht sich darauf, dass bei uns das Leben von Tieren sehr wertgeschätzt wird. Wir haben auch einen alten und kranken Hund aus einer spanischen Tötungsstation gerettet. Sie ist natürlich mitgegangen um ihren guten Willen zu zeigen, aber nachdem sie fast die ganze Zeit auf dem Hochsitz, auf dem man ja nicht reden darf, verbracht hat und während der Zeit im Camp die Gasteltern nur auf ihrem Zimmer waren, hat es leider nicht viel gebracht.
Sie hätte auch an diesem Wochenende ein Treffen mit ihrer Kommunikatorin und anderen ATS gehabt, welches sie aber dann hat sausen lassen.
Ich finde, es kommen ein bisschen viel Vorwürfe deinerseits an Claudia. Sie ist 16 Jahre und völlig verzweifelt.
Grüße Andrea

Also ein Gastvater darf nun mal gar nicht entscheiden, ob jemand nach Hause muss oder nicht!
Das haben sie bei Jenny auch versucht und die Orga hatte tatsächlich alles vorbereitet, damit sie geht.

Jetzt müsst ihr natürlich einschreiten, bevor ihr die Kündigung kommt und der Rückflug gebucht wird.

Jenny wurde auch vorgeworfen, sie würde nichts mit der Familie machen und nicht mit ihnen reden.

Die Gastfamilie konnte nicht verstehen, dass Jenny in der Schulzeit zwischen 9 und 10 nach dem Dinner ins Bett gegangen ist, weil sie selbst Nachtmenschen sind. Aber Jenny geht auch hier zu der Zeit ins Bett. Sie braucht eben ihren Schlaf.

Wendet euch sofort an die deutsche Orga und wenn die nicht reagiert, an die beiden Ansprechpartner in den USA.

Viel Erfolg!

Kirsten

Vielen Dank für deine Antwort.
Nur ganz kurz, muss gleich zur Arbeit. Claudia ist jetzt bei ihrer Koordinatorin. Wir warten jetzt bis heute Abend, wie es weitergeht bzw. was die Koordinatorin sagt.
Grüße Andrea
Ich schreibe Claudia, sie soll sich bei dir melden wg. Name der Schule und Ort.

Ihr könnt nicht bis heute Abend warten!
Dann ist hier WE, in den USA aber nicht!

Lasst euch gewarnt sein! Sonst ist eure Tochter am Sonntag hier!

Viele Grüsse

Kirsten

Gestern abend hat Kirsten die Kontaktadressen extra nochmal für Dich gepostet und von umgehend kontaktieren gesprochen. Und Du schreibst zurück, dass Du nicht weiter weisst :confused:
Falls Dir nicht klar ist, wer das ist, was man schreiben sollte oder sonst was, frag doch einfach noch mal nach. Das war doch super von Kirsten…

Entschuldigung, Brandon, es liegt mir fern, Dich zurechtzuweisen. Ich war ziemlich baff als ich das las. Mit meiner Wortwahl vielleicht übers Ziel hinaus geschossen. Für mich in so einer Situation wäre dieser Hinweis von Kirsten eine riesen Hilfe gewesen. Ich hätte sie sofort genutzt, denn es war noch Donnerstag und Tag in Florida. Ich hoffe für Claudia, es wird noch gut.

@ Brandon
Es tut mir Leid, wenn du meine Überlegungen als Vorwürfe an deine Tochter auffasst. Als solche sind sie nicht gemeint.
Da wir aber die Verhältnisse dort drüben nicht ändern können, macht es Sinn zu überlegen,ob deine Tochter vielleicht etwas an ihrem Verhalten ändern könnte.

Und da ich schon so viele Problemsituationen in Austauschjahren gesehen habe, weiß ich, dass es eben manche Standardsituationen gibt, die sich immer wiederholen. Und auf diese haben sich meine Überlegungen auch bezogen.
Und es gibt bewährte Verhaltensratschläge, die in vielen Fällen zur Problemlösung führen.

Natürlich ist jeder Fall für sich einzigartig und hat seine eigenen Bedingungen, aber die kann man nur beurteilen, wenn man beide Seiten anhören kann.

Ich hoffe, ihr könnt noch alles zum Guten wenden!
Rana

Erstmal danke an Alle, die mir hier geantwortet haben.
Senfer ich habe nicht dich gemeint. Es tut mir leid, wenn du den Eindruck hattest.
Claudia hat bereits per PN Kontakt mit Kirsten aufgenommen.
Wir hoffen wirklich, dass sich noch alles zum Guten wendet.
LG Andrea

Ja, hat sie, aber auch sie hat noch nichts unternommen!
Und in ihrer jetzigen Lage eilt es!

Ihr müsst euch jetzt rühren, sonst ist eure Tochter bald wieder hier!
Ich habe ihr gesagt, dass sie auf keinen Fall eine Verwarnung/einen Contract unterschreiben soll.

Sie/ihr müsst den beiden genannten Stellen mailen und solltet ihr eine Kündigung bekommen, müsst IHR hier SOFORT einen Anwalt aufsuchen und eine Einstweilige Verfügung gegen die deutsche Orga beantragen, weil von denen die Kündigung kommt und damit sie nicht nach Hause geschickt werden kann.

Ihre Koordinatorin muss auch dafür sorgen, dass sie zur Schule kommt. Und wenn sie sie selbst hinbringt. Sie kann jetzt nicht einfach dort bleiben.

Und sie muss aktiv werden!

Meine Töchter helfen gern beim übersetzen, wenn sie Probleme hat, aber tut etwas!

Viele Grüsse

Kirsten