Hallo Luna,
wie schade, dass dein Auslandsaufenthalt von so unschönen Ereignissen begleitet wird.
Etwas ungewöhnlich und ehrlich gesagt richtiggehend unglücklich finde ich, dass du den ohnehin nicht so arg langen Aufenthalt unterbrichst und zwischendurch nach Hause fliegst. Auch wenn Weihnachten vor der Tür steht hätte ich das nicht gemacht - einmal mehr, da dir auf diese Weise ja auch das Erlebnis von Weihnachten in Frankreich entgeht. Und ich befürchte auch, dass du dir dadurch das Leben noch einmal schwerer machst - wie kommt es überhaupt dazu?
Prinzipiell hätte ich dir davon abgeraten, aber dafür ist es ja jetzt zu spät. Also kann es nur heißen: Augen zu und durch! Wovor genau hast du denn Angst, wenn du wieder zurück in Frankreich bist? Deine Gastfamilie kennst du, deine neuen Schulfreunde freuen sich sicherlich auch, dich wiederzusehen. Also was macht dir zu schaffen?
Ich kann mir vorstellen, dass es sich nicht gut anfühlt, weg von deinen Eltern zu sein, wenn sich dort gerade so gravierende Dinge wie eine Trennung abspielen. Deine Eltern haben es bestimmt gut gemeint, dich in der Trennungsphase ins Ausland zu lassen, so dass du die damit verbundene Unruhe in der Ferne nicht so spürst. Dass sie dich aber einem Gefühl der Ohnmacht aussetzen und es womöglich sogar schwieriger ist, so etwas aus der Ferne mitzuerleben, hatten sie bestimmt nicht auf der Rechnung.
Ich würde den Aufenthalt nutzen und ihnen darlegen, was dich bewegt. Dann noch mal 5 Wochen raus zu sein aus der Traurigkeit bietet dir auch die Chance, durchzuatmen. Vielleicht versuchst du, dich auf die schönen neuen Dingen zu fokussieren, die dir in Frankreich begegnen?
Wenn du an den Wochenenden zuviel Zeit zum Grübeln hast würde ich überlegen, wie ich trotzdem zu den neuen Freunden gelange. Gibt es keine öffentlichen Verkehrsmittel, die du nutzen kannst? Oder je nach Distanz ein Fahrrad, mit dem du dorthin radeln kannst? Vielleicht haben ja auch diese Freunde eine Idee.
Den Streit in der Familie musst du wohl so hinnehmen. Wärst du noch länger als 5 Wochen dort hätte ich dir geraten, auch dazu das Gespräch zu suchen und dein Herz auszuschütten. Natürlich kannst du das trotzdem machen und ihnen - sofern sie davon nicht wissen - die Situation in Deutschland schildern und ihnen darlegen, dass die häufigen Auseinandersetzungen dich zusätzlich runterziehen. Nett vorgebracht könnte das Wunder wirken. Bei 5 Wochen würde ich das aber wirklich nur noch ansprechen, wenn sich deine emotionale Situation zuspitzt.
Ich könnte mir vorstellen, dass die Weihnachtszeit bei deiner Familie dazu führt, dass du hinterfragst, ob du tatsächlich wieder für die 5 Wochen nach F zurückgehen sollst. In Deutschland zu bleiben wäre der bequemere Weg. Ich würde an deiner Stelle definitiv zurückgehen für die letzte Zeit und versuchen, das Beste daraus zu machen. Bestimmt wächst du daran und bist am Ende froh, diese Entscheidung gefällt zu haben. Traurige Momente in Deutschland wirst du vermutlich noch genügend haben; so etwas gehört bei einer Trennung leider dazu. Nutze die Zeit, ihnen zu entkommen.
Wenn du in Deutschland dazu kommst gehe in einen Buchladen und stöbere mal nach Achtsamkeitsliteratur. Sie hilft dir dabei, dein Leben bewusst wahrzunehmen wie es gerade ist - und dabei besonders auf die schönen Momente zu achten, die so zahlreich um dich herum sind. In Stressphasen, zu denen auch Trennungen gehören, tendieren wir Menschen dazu, Trübsal zu blasen. Achtsamkeit ist da ganz wichtig, damit man sich den schönen Dingen nicht verschließt und sich immer wieder vor Augen führt, wieviel Schönes um uns herum geschieht. Es gibt z. B. kleine Achtsamkeitskärtchen mit Aufgaben für jeden Tag. Sie lenken deine Aufmerksamkeit ganz gezielt zu positiven Dingen und lösen deine schweren Gedanken. Ich könnte mir vorstellen, dass sie dir dabei helfen, über die traurigen Phasen besser hinweg zu kommen und deinen Blick für das Schöne zu öffnen. Einen Versuch wäre es wert!
Liebe Grüße und alles Gute für dich
Sabine