Taste: Persönlich, Engagiert, Professionell?

Meine Tochter hat am PPP-Stipendiumswettbewerb teilgenommen. Sie bekam im Dezember das Ergebnis mitgeteilt: sie gewann zwar nicht das begehrte Stipendium, aber die mit der Auswahl beauftragte Austauschorganisation bot ihr ein preisreduziertes Auslandsjahr an. Daraufhin haben wir uns ernsthafter mit der Frage beschäftigt, wer denn überhaupt Schüleraustausch organisiert und welche Unterschiede es gibt.

Das damals vorliegende Angebot haben wir nicht angenommen, da von vielen Seiten der Eindruck vermittelt wurde, dass der Anbieter zu wenig Sorgfalt bei Auswahl und Kontrolle der Gastfamilien zeigen würde.

Stattdessen fiel die Wahl auf Taste: es schien sich um eine kleine Organisation zu handeln, wo die Schüler persönlich bekannt seien, nicht als „Nummer“ behandelt würden und die persönlich, engagiert und professionell handeln würde.

Am 18. Januar war es so weit: meine Tochter sendete die angeforderten Unterlagen per Mail an Taste. Parallel in derselben Woche auch noch per Post.

Von Anfang an mussten wir abwägen zwischen unserem Wunsch nach Transparenz und dem Risiko, uns bei der familiären Organisation „Taste“ als Nervensägen zu positionieren. Bis zur letzten Woche haben wir der Versuchung widerstanden, Transparenz herbeiführen zu wollen – als wir es versucht haben, ist es bei dem Versuch geblieben.

• Zur Mailbewerbung gab es keine Eingangsbestätigung, keine Rückmeldung: Nichts!
• Auch bei der Postbewerbung haben wir lange gewartet: zu einem Zeitpunkt, wo wir unter Berücksichtigung von realistischen Postlauf- und Taste-Bearbeitungszeiten zu dem Schluss gekommen waren: „Jetzt muss etwas schief gegangen sein“, kam ein dürrer Anruf: jemand würde sich mit unserer Tochter für ein Interview zur Prüfung ihrer Eignung in Verbindung setzen.
• Auch dann wieder das gleiche Spiel: just als die Überzeugung reifte: „Es gibt ein Problem“, kam der Anruf doch noch. Beim „Mitarbeiter“, der aufgrund seiner profunden Urteilskraft zur Eignung meiner Tochter Stellung genommen hat, handelt es sich um einen Schüler des örtlichen Gymnasiums, der seine Urteilsfähigkeit offenbar daraus bezieht, dass er schon an einem Schüleraustausch mit Taste teilgenommen hat. Er kündigte eine weitere Wartezeit von 10 Tagen an, nach der es Klarheit über die Teilnahme meiner Tochter am Schüleraustausch geben sollte.
• Am Mittwoch war die Frist vorbei und wir wurden nicht informiert. Ich habe daraufhin bei Taste angerufen und mich nach dem Stand der Dinge erkundigt: der Status ist unklar.
Offenbar ist die Menge der Austausch-Schüler kontingentiert. Meine Tochter hat keinen Platz, wird aber bei Taste in einer Art „Nachrücker-Status“ geführt: d.h.: wenn Verträge für ausgesuchte Schüler doch nicht zustande kommen, kommen die „Nachrücker“ zum Zuge. Außerdem könnte es noch eine Kontingentserhöhung im März geben oder schon vertraglich gebundene Schüler könnten abspringen.
• Um zwischen „abwarten“ und „schnell was anderes suchen“ zu entscheiden interessierte uns:
o Wie groß ist die Gruppe der Nachrücker, bzw. auf welchem „Nachrückerplatz“ befindet sich meine Tochter,
o Mit welcher Kontingentserhöhung kann man realistisch rechnen.
Zu diesen Punkten konnte mein Gesprächspartner nicht Stellung nehmen und erklärte sie zur Chefsache. Er wollte sich informieren und spätestens Donnerstag anrufen. Dieser Anruf fand nicht statt. Meine Erinnerungsmail vom Donnerstag Abend hatte keinen Erfolg. Taste hat sich nicht wieder gemeldet. Diese hartnäckige Nicht-Kommunikation hat bei uns zu der Einsicht geführt, dass Taste uns keinen Vertrag anbieten wird.

Fazit:
• Das erwartete persönliche, engagierte und professionelle Auftreten von Taste habe ich nicht bemerkt.
• Ausreichende Kommunikation von Taste hätte dazu geführt, dass sich meine Tochter rechtzeitig parallel bei einem anderen Anbieter beworben hätte.

Viele Grüße
TasteInteressent

Die meisten Organisationen verschicken keine Eingangsbestätigungen und wenn doch, dann steht in den Unterlagen drin, dass man eine frankierte Postkarte beilegen soll.
Wenn die Unterlagen da sind, werden sie überprüft und wenn der Schüler geeignet ist, bekomt er jemanden genannt, der das Gespräch führt, sofern man nicht in Hannover wohnt. Das sind in der Regel Ehemalige, die aber eine genaue Vorgabe haben, wie sie dieses Gespräch führen sollen. Manchmal dauert es ein paar Tage bis sich diese Gesprächspartner melden. Haben wir auch selber erfahren. Nach dem Interview muss ein ausführlicher Bericht geschrieben werden. Der eine ist schneller, der andere langsamer.
Zu den Kontigenten: JEDE Organisation bekommt eine bestimmte Anzahl an Visa von der Partnerorganistion zugesagt. Nur soviel Schüler können aufgenommen werden. Viele Schüler bewerben sich bei mehreren Organisationen, deswegen könnte es durchaus sein, dass noch Plätze frei werden. Zudem geben Partnerorganisationnen noch weitere Visa frei, wenn ihre anderen Partner nicht alle brauchen.

Trotz alledem gibt es noch Organisationen, die noch Plätze frei haben und wo sich eure Tochter noch bewerben kann.

Viele Grüsse

Kirsten

They didn’t want to make business with you. Their loss.

Die erwarte Absage von Taste ist bei uns eingetroffen.

Dennoch war sie wieder für einige Überraschungen gut:

• Taste beruft sich auf das vom beauftragten Schüler geführte Interview und belegt meine Tochter mit einer Vielzahl von negativen, sich teilweise widersprechenden Eigenschaften,
• Taste schlussfolgert aus diesen Eigenschaften erhebliche Risiken für meine Tochter, falls sie an einem Schüleraustausch teilnehmen sollte.

Wenn ich der Versuchung widerstehe, diesen Brief als Antwort an die Tochter nach einem lästigen Forumsbeitrag des Vaters zu verstehen, fallen mir dazu folgende Punkte ein:

• Im Rahmen eines professionellen Vorstellungsgesprächs für Erwachsene versuchen psychologisch geschulte Fachleute den Kandidaten einzuschätzen. Sie bilden sich einen Eindruck, der richtig oder falsch sein kann, der aber über Einstellung oder Nichteinstellung entscheidet. Sie teilen diese Eindrücke abgelehnten Bewerbern aber nicht mit, da
[INDENT]o sie sich der Zufälligkeit dieser Eindrücke bewusst sind,
o sie kein Motiv haben, abgelehnte Bewerber durch „vernichtende Urteile“ herabzusetzen und zu kränken.

Wenn Taste anders als die Personalfachleute handelt, dann wäre das legitim, wenn

o das Taste-Vorstellungsgespräch mehr Substanz hätte, als ein professionelles Vorstellungsgespräch,
o die Urteilsfähigkeit des Taste-Schülers über die der Personalexperten hinausginge,
o am Schüleraustausch interessierte Schüler weniger sensibel gegenüber Kränkungen wären, als Erwachsene.[/INDENT]
Ich habe erhebliche Zweifel, ob auch nur eine dieser Bedingungen erfüllt ist.

• Wenn Taste tatsächlich meine Tochter so einschätzen würde, wie in diesem Brief dargelegt, wäre es verantwortungslos, sie (wie nach telefonischer Auskunft von Taste geschehen und der langen Wartezeit plausibel) auf eine Nachrückerliste zu setzten. So hätte sie um ein Haar an einem Schüleraustausch mit Taste teilgenommen - trotz Abwesenheit jeglicher Eignung.

• Der Brief von Taste trägt das Datum 3.11.2009 – es gibt also einen Datumsirrtum von mehr als einem Vierteljahr. Das rundet das Gesamtbild ab.