Interview Sabine Küchler, EF: Schüleraustausch heute wichtiger denn je

Interview mit Sabine Küchler, Programmleiterin von EF High School Year bei schueleraustausch.de.

Frau Küchler, die Idee des organisierten Schüleraustausches ist inzwischen gut ein halbes Jahrhundert alt. Ist es überhaupt noch zeitgemäß, in Zeiten der Globalisierung und der weltweiten Vernetzung der Welt ein Austauschjahr zu absolvieren?

Auf jeden Fall! Ich würde sogar so weit gehen, zu behaupten, der Schüleraustausch ist heutzutage wichtiger und aktueller denn je. Er trägt dazu bei, den eigenen Horizont zu erweitern, „ganz nebenbei“ Fremdsprachenkenntnisse zu perfektionieren und viel über andere Kulturen, aber auch die eigene Identität zu lernen. Gerade in einer globalisierten und miteinander vernetzten Welt wird eigenes Erleben immer wichtiger. Denn eines wird das Internet niemals ersetzen können: Die persönliche Auslandserfahrung, die Herausforderung, „alleine zurechtzukommen“ und die eigene Bewusstseinsbildung. Und – last but not least – ist ein Schüleraustausch ein dickes Plus im Lebenslauf, von dem man noch Jahrzehnte später profitiert.

Der organisierte Schüleraustausch hat seine Wurzeln in den USA. Seitdem gelten die Vereinigten Staaten als das klassische Land für den Schüleraustausch. Ist dessen Ruf in Gefahr angesichts der Tatsache, dass die USA besonders stark von der aktuellen Finanzkrise betroffen sind?

Dieser Rückschluss liegt nahe – scheint aber nach jetzigen Erkenntnissen völlig falsch zu sein. Bereits nach dem 11. September 2001 wurde das Ende der amerikanischen Austauschkultur herbeibeschworen. Das Gegenteil war der Fall: Gerade in Krisenzeiten rücken die Amerikaner näher zusammen und gehen mit einer „Jetzt-erst-recht-Stimmung“ an die Bewältigung einer Krise. Dies hat die Geschichte schon oft gezeigt – und letztlich ist diese Lebenseinstellung auch Bestandteil des legendären Amerikanischen Traums. Wir selbst sehen dies in unseren Statistiken: Im direkten Vergleich zum Vorjahr haben sich jetzt bereits mehr amerikanische Familien für die Aufnahme eines Gastschülers entschieden – der Trend sieht sehr positiv aus.

Heißt das, die Sorgen der Teilnehmer um die Qualität des Programms und ihrer Gastfamilien sind unberechtigt?

Es gibt klare gesetzliche Richtlinien und Vorgaben, an die sich EF High School Year in jedem Fall als anerkannte Austauschorganisation halten muss. Darüber hinaus kommt uns zugute, dass EF auf eine über 40-jährige Geschichte zurückblickt und seit mehreren Jahrzehnten einen erfolgreichen Schüleraustausch durchführt. Wir haben erfahrene Betreuer, die seit Jahren Gastschüler betreuen und in engen Kontakt mit Gastfamilien stehen, die oft jedes Jahr aufs Neue einen Austauschschüler willkommen heißen. Uns kommt zugute, dass wir in der Regel nicht mit Partnerorganisationen zusammenarbeiten, sondern fast ausschließlich eigene Mitarbeiter und eigene Betreuer vor Ort haben. Ich denke, von dieser Struktur profitieren wir jetzt mehr denn je. Trotzdem konnten auch wir nicht hundertprozentig die Auswirkungen der derzeitigen Finanzkrise absehen, und deshalb haben wir selbst die Zahl der Programmteilnehmer vorzeitig limitiert, um sicherzustellen, dass jeder Schüler in eine gute Gastfamilie platziert werden kann.

Die Programmplätze für die USA im Schuljahr 2009/10 sind jetzt bereits vergeben. Welche Alternativziele gibt es noch kurzfristig für Schüler, die es im kommenden Schuljahr ins Ausland zieht?

Kurzfristig haben wir noch einige Programmplätze z. B. für Frankreich, Irland und Großbritannien zu vergeben – und diese Länder sind definitiv mehr als nur „Verlegenheitsziele“ oder „Notlösungen“. Alle diese Länder haben in den vergangenen Jahren steigende Teilnehmerzahlen verzeichnet. Das Feedback, das wir von jetzigen und ehemaligen Austauschülern dieser Ziele erhalten, ist sehr positiv. Jedes Land hat seine eigenen Reize – und so manches Vorurteil wartet darauf, revidiert zu werden. Beispiel: Regnet es wirklich so oft in England? Nein – London hat durchschnittlich weniger Regentage im Jahr zu verzeichnen als Köln. Mein eigener Schüleraustausch hat mich vor 15 Jahren nach Großbritannien geführt und noch immer verbinden mich enge persönliche Kontakte mit meiner „zweiten“ Familie und Freunden in England.

Bietet EF auch Stipendien an? Wenn ja – wer kann von ihnen profitieren?

EF High School Year vergibt Jahr für Jahr zahlreiche Teil- und Vollstipendien. Zum einen können sich überdurchschnittliche Schüler, die auf finanzielle Unterstützung angewiesen und hoch motiviert sind, für unser reguläres Stipendienprogramm bewerben. Zum anderen vergeben wir mit Partnern wie z. B. Langenscheidt in jedem Jahr Sonderstipendien, bei denen es auf Kreativität ankommt. Für das kommende Schuljahr konnten insgesamt mehr als 50 Teilnehmer von Teil- und Vollstipendien profitieren – damit gehört unser Stipendiumsprogramm zu den umfangreichsten unter den privaten Organisationen.

Frau Küchler, wie wird man Programmleiterin bei EF High School Year?

Wie ein Großteil der EF Mitarbeiter habe auch ich in meiner Jugend an Sprachreisen und einem Schüleraustauschprogramm teilgenommen – was liegt da näher, als die eigenen positiven Erfahrungen weiterzugeben?! Ich arbeite inzwischen seit 10 Jahren für EF – und obwohl wir inzwischen die weltgrößte private Organisation für Sprachreisen, Kulturaustausch und internationale Bildungsprogramme mit Büros in über 50 Ländern sind, stehen wir in engem Kontakt zu Kollegen aus anderen Ländern, man kennt sich und die Atmosphäre ist freundschaftlich, fast familiär. Davon profitieren auch unsere Teilnehmer – alle unsere Mitarbeiter arbeiten mit großer Leidenschaft daran, das umzusetzen, was wir versprechen: „Das beste Jahr Deines Lebens!“

Vielen Dank für das Gespräch.

Weitere Informationen zu EF:
Website von EF High School Year zum Schüleraustausch
Kostenlose Telefonnummer: 0800 – 44 44 724