Erfahrungsbericht

Hallo,

ich möchte hier mal was loswerden. Ich hatte mich vor zwei Jahren für einen Austausch mit AFS beworben und flog dann auch zu sehr netten Gasteltern in die USA. Es gefiel mir super gut dort, die Schule war echt korrekt und meine Gasteltern waren einfach klasse.
Bevor alles losgehen konnte, hatte wir total viel vorzubereiten, von Impfungen über Formulare ausfüllen an Vorbereitungs-Treffen teilnehmen usw. Von dem Geld ganz zu schweigen.
In den USA fühlte ich mich super, irgendwann wurde ich dann zu einer Party von Klassenkameraden eingeladen, ich freute mich total. Natürlich wurde dort Alkohol getrunken, wie überall in Amerika. Gerade weil dort alles so stark verboten ist, wird es an jeder Ecke gemacht. Ich hatte auf der Party keinen Tropfen Alkohol getrunken!
Tja AFS bekam davon Wind und schickte mich nach 2 Monaten nach Hause, mit dem Argument man dürfte noch nicht mal dabei stehen, Meine Gasteltern waren verzweifelt, sie wollte mich unbedingt behalten. Und Sie schrieben mehrmals an AFS mit der Bitte die Entscheidung zu überdenken.
AFS ließ mich lange warten, ob ich abreisen musste oder nicht. Es war eine schreckliche Zeit für meine Gasteltern, meine Eltern und mich. Nach so kurzer Zeit wurde der Traum so vieler Menschen zerstört. Von dem Geld bekamen wir nichts zurück. AFS hat diese strengen Regeln aufgestellt, damit sie schnell jemanden nach Hause schicken können. Mit dem Geld werden dann wohl die Stipendien bezahlt… Inzwischen habe ich von einigen Komitee Mitgliedern gehört, dass auch deren Kinder gegen die Regeln verstoßen haben. Aber sie wurden halt nicht erwischt…
Also überlegt euch gut für welche Orga ihr euch entscheidet, besser nicht für AFS!

Das ist echt extrem blöd gelaufen für dich. Aber die Regeln sollten auch jedem Austauschschüler in den USA bewusst sein. YFU (“meine” Orga) hätte es wahrscheinlich genauso gemacht und die meisten anderen Orgas, von denen ich so Berichte kenne, auch. Das Thema “Parties mit Alkohol” wird zumindest bei unserer USA-Vorbereitung SEHR genau angegangen und alle YFUler wissen, dass ihnen der Arsch brennt wenn ihnen sowas passiert wie dir. Der allgemeine Tipp ist bei YFU: Geh auf keine Party wenn du weißt oder vermutest dass dort Alkohol getrunken wird; wenn du schon dort bist, lass dich abholen oder nachhause bringen. Eine Überraschung sollte es für niemanden sein, dafür nachhause geschickt zu werden. Schade, dass das an dir wohl vorbeigezogen ist, ich verstehe, wie frustriert du sein musst.

Übrigens glaube ich auch, dass die Orgas da selbst wenig Spielraum haben, einen Schüler nicht nachhause zu schicken. Wer selbstverschuldete Probleme mit der Polizei im Gastland bekommt oder Ähnliches, dem kann eine seriöse Austauschorga offiziell kein Verständnis entgegenbringen. Man muss sich in jedem Fall an die geltenden Gesetze im Gastland halten, und selbst wenn alle hinter vorgehaltener Hand sagen “etwas albern ist das schon”, eine Schüleraustauschorga hat nunmal einen Ruf und Verantwortung für jeden Schüler. Und in den USA lasch mit Alkohol-Regeln umzugehen, ich will nicht wissen, was eine Orga das kosten kann. Vielleicht musst du es mal versuchen, von der Seite zu sehen. Im Nachhinein ist man natürlich immer schlauer…

Trotzdem, vielleicht bekommst du nach der Schule ja nochmal einen besseren Start ins Ausland. Alles Gute.

Hallo Susab,

Es ist natürlich mehr als unangenehm, wegen so ner “Kleinigkeit” nach zwei Monaten nach Hause geschickt zu werden.
Andererseits sehe ich es ähnlich wie das Gespenst. Mindestens zwei Mal solltest du gehört haben, dass Partys mit Alkohol ein absolutes Tabu für ATS in den USA sind: Einmal auf deiner USA-Vorbereitung, und falls nicht dort, dann spätestens während des Arrival-Camps in den USA. Auch wenn es jetzt natürlich nicht mehr weiterhilft, aber beim Thema “underage drinking” gilt in den USA das Prinzip “guilty by association” (zu Deutsch: “Mitgefangen - mitgehangen”), es ist also egal, ob man getrunken hat oder nicht, man ist dran.
Immerhin kannst du von Glück sagen, dass die Party von der Polizei nicht hochgenommen wurde (passiert häufiger…) - dann hätte nämlich neben dem unvermeidlichen Programmausschluss auch noch juristische Folgen in den USA auf dich zukommen können (und soviel ich weiß, kann eine Nebenwirkung davon, dass man als Ausländer in den USA strafrechlich belangt wurde sein, dass man ein Einreiseverbot verhängt bekommen kann. Und das wäre ja nochmal schlimmer gewesen).
Wie auch Gespenst schon sagte, kann ein solcher Fall (ATS wird bei Party geschnappt, verbringt ne Nacht im Knast und wird wegen underage drinking belangt) sich auch negativ für die Orga auswirken. Im schlimmsten Fall (also falls zu viele solcher Fäller vorkommen) kann dies darin resultieren, dass sie ihre Lizenz verlieren. Das ist eben der Grund, warum zumeist sehr streng mit diesem Thema umgegangen wird.

Hallo,

danke für eure Rückmeldungen. Allerdings finde ich es die Art von AFS sehr fragwürdig, da sie manchen Leuten eine zweite Chance geben. Auch bei mir haben sie lange darüber nachgedacht und mir die Hoffnung gegeben doch bleiben zu können. Zwei Wochen ließen sie mich warten, bis ich endlich Bescheid bekam. Das hat sich angefühlt wie eine Folter und das nicht nur für mich. Am meisten litten die Gasteltern darunter. Sie wollten dieses Jahr unbedingt mit mir fortsetzen. Bestraft wurde also nicht nur ich.
Ich finde eine zweite Chance hat jeder verdient!
Susab

Hallo Susab,

Falls du mit den „manchen Leuten“, die „eine zweite Chance“ bekommen haben die anderen schüler aus deinem Komtee meinst (

) musst du doch ehrlich zugeben, dass es einen Unterschied gibt zwischen Regeln brechen und erwischt werden, und Regeln brechen und nicht erwischt werden gibt - auch wenn beides nicht empfehlenswert ist. Aber wenn man schon die Regeln bricht - das passiert nur in den allerseltensten Fällen „aus Versehen“ - sollte man sich der potenziellen Konsequenz voll bewusst sein.

Wo ich dir aber Recht geben muss ist, dass es schon seltsam ist, dass du zwei Wochen in der Schwebe gehalten wurdest. Ich kenne Fälle, bei denen hat es maximal 2-3 Tage gedauert, bis der Schüler abgereist ist. Ich bin mir aber sicher, dass das nicht aus reiner Boshaftigkeit getan wurde - daher wäre es interessant zu wissen, warum es so lange gedauert hat.
Es wurde in deinem Fall wohl auf beiden Seiten etwas falsch gemacht.

Hat wahrscheinlich was damit zu tun, wie weite Kreise das sein auf der Party geschlagen hat, also wer vom AFS/ in der Stadt alles davon gehört hat. Wenn sich sowas zu weit rumgesprochen hat, gibt es irgendwann keine Möglichkeit der Ausnahme mehr.
In den USA sind die Regeln hart…Stipendien werden mit dem Geld von Programmabbrüchen (egal ob wegen Regelbruch oder auf eigenen Wunsch) sicher nicht finanziert, denn die meisten Kosten fallen vor dem Abflug an. Im Gastland sind es hauptsächlich noch die Kosten für die Camps. Mal abgesehen davon, dass ein jeder Abbruch auch für die Orga negative Folgen hat (Rufschädigung, unglückliche Programmteilnehmer, Mehrarbeit). Für eine Orga ist es auch am besten, wenn ein ATS ein schönes Jahr hatte, begeistert erzählt, die Gastfamilie happy ist und die Schule/ das Umfeld sagt wie toll ATS X doch war. Bei einem Programmausschluss wegen Regelbruch verlieren alle.

Wow, ich hätte jetzt auch nicht gedacht, dass es so streng ist und habe davon auch ehrlich gesagt noch nicht von anderen gehört. Vielleicht war es einfach ein blöder Umstand/Zufall, manchmal werden leider Fehlentscheidugen getroffen.

Ja, Fernweh, es ist so streng. Das wird wie gesagt auch jedem USA-ATS in der Vorbereitung klargemacht… Und eine Fehlentscheidung war es in diesem meiner Meinung nach auch nicht, worin ich mir glaube ich auch mit Martin und Marion einig bin… natürlich verdammt ärgerlich und vermeidbar und sehr schade, aber keine Fehlentscheidung seitens der Orga.
Und ich habe davon schon durchaus öfter gehört. Probier es nicht aus, sondern lern in diesem Fall aus den Fehlern von Anderen…