Hallo Wiebke,
danke für deine ausführliche Antwort.
Reden ist sehr schwer, weder in Deutsch noch Englisch. Wir kommunizieren über Messanger.
Wir haben schon so viel Listen gemacht, den Tagesablauf strukturiert … Seine Betreuerin fragt fast jeden Abend per WhatsApp ab, was er gemacht hat. Es ist ihm nicht wichtig. Er hat ganz andere Vorstellungen. Wie ich von unserer japan. Bekannten erfahren habe, war er völlig enttäuscht vom Sprachcamp. Er hat geglaubt Frontalunterricht und nach 14 Tagen kann er Deutsch. Schnitzeljagd und Aufgaben zur Orientierung (mussten fremde Menschen um Hilfe bitten) in Mannheim und Straßburg fand er doof.
Er schreibt nicht nur mir, er will noch keine Freunde finden, da er im Zimmer erst mal Deutsch studieren muss. Und das macht ihn müde. Der tägliche Schulbesuch hindert ihn an seinen Studien. Ihm ist das deutsche Schulsystem zu schwierig. Heute bekam ich die Nachricht, es geht ihm so gut bei uns, er will seine Koordinatorin nicht sprechen und ich soll den Besuch für Sonntag absagen. Auch die japanische Familie will er nicht mehr treffen, da er kein Japanisch mehr reden will, um schneller Deutsch zu lernen. Er glaubt uns nicht, das er raus muss um sich zu integrieren und um die Sprache zu erlernen. Er bekam dann sogar noch ein Buch geschenkt, von einem Japaner der seine Erfahrungen in Deutschland schildert. Allerdings auf Japanisch, also liest er es nicht. (Marion hatte mir das Handbuch ihrer Orga für asiatische Gastkinder geschickt, ich könnte ein Neues schreiben. Das direkte Nein anzuwenden gelingt ihm sehr gut, trotzdem noch mal lieben Dank, Marion) Er postet täglich auf Facebook wie gut es ihm geht und was er alles erlebt. Nur, wenn wir mit ihm unterwegs sind macht er hundert Fotos und stellt diese dann nach und nach ein. Heute waren wir mit ihm zum Opferfest in der Moschee (unsere islamische Gemeinde lädt die christlichen Gemeinden immer wieder zum Kulturaustausch ein). Mal schauen wann das Gerücht umgeht wir sind konvertiert. Nach der Moschee musste er erst mal wieder schlafen. Mein Mann und ich haben uns eine Auszeit genommen und den Nachmittag bei schönsten Wetter zum Golfspielen genutzt. Die Zweisamkeit und der Spaß haben gut getan (Wir sind völlig talentfrei, aber einfach nur spazieren gehen ist zu langweilig). Zum Abendbrot gab es kalte Küche, er hat Grillfotos aus dem letzten Monat gepostet.
Die Orga konnte gar nicht glauben, als ich dort anrief um unsere Probleme zu schildern.
Für die Regel -Tür offenlassen- ist es noch zu früh. Wir arbeiten derzeit an der Regel Licht ausmachen. Die Kinderetage ist derzeit Werbung für jeden Lampenladen. Zimmer, Bad und Flur, 24 Stunden Beleuchtung. Fahrrad in den Fahrradschuppen stellen und nicht vor die Haustür. Schuhe zur Seite stellen (am liebsten in den Schuhschrank) , derzeit stehen die immer mittig vor der Wohnzimmertür.
Dann kommen neue Regeln.
Trotz der Probleme will ich Mut zum hosten machen. Es war bestimmt nicht das letzte Mal. Er ist ja auch völlig lieb und stört nicht. Ich wünsche mir nur mehr für ihn. Leah hat so eine tolle Gastfamilie, das will ich für meine beiden auch sein. Sie sollen ein tolles Jahr hier haben und viel mitnehmen.
Habe z.B. mit meiner ital. Gasttochter Trash TV geguckt und versucht die Dialoge ins Englische zu übersetzen. Wir sind aus dem Lachen nicht mehr rausgekommen. Hat sogar unseren Gastsohn aus dem Zimmer getrieben. Und selbst er musste lachen als Beate ihren Auserwählten versuchte mit Stäbchen zu füttern. Nur mein Mann wollte doch lieber den Krisendienst kontaktieren.
Hallo Tanja,
ich freue mich so für Euch. Endlich kommt ihr zur Ruhe, genießt euren Urlaub und alles Gute für Sina.
Hallo mamaaustralia,
das Thema verlängern steht bei uns auch im Raum. Da sie im Januar aber nach Australien wechselt, warte ich erstmal ab. Zur Zeit will sie für den letzten Term wieder nach Neuseeland. Wenn Australien aber auch gut wird, können sich ihre Pläne ja noch ändern. Wird dann alles auch umständlich, denn wir müssten ein neues Visum für Neuseeland beantragen. Ich habe auch keine Ahnung was finanziell dann noch mal auf uns zukommt. Grundsätzlich würde ich ihr den weitern Term noch gönnen, da sie nicht überspringen kann und die 10 hier machen muss.
Lass deinen Sohn entscheiden. Wenn er in seiner Jahrgangsstufe bleiben will, wird er dafür schon kämpfen und lernen. Diese Selbstständigkeit erhoffen wir uns doch nach dem Austauschjahr. Es ist meiner Meinung nach machbar, unsere Gasttochter musste auch so viel Basiswissen gerade in den Naturwissenschaften nachlernen. Dank helpster und youtoube bin auch ich wieder fit im Ableiten von Funktionen.
Hallo Jan,
nehmt ein Gastkind auf. Man erlebt sich und sein Umfeld wieder neu und aktiviert die Gehirnzellen. Mein Englisch wird besser und ich muss Fragen beantworten über die ich mir nie Gedanken gemacht habe. Es ist eine spannende Erfahrung von der auch wir viel profitieren.
Und auch noch einen lieben Gruß an Rana, danke für deine Reaktion auf meinen letzten Post. Hat mir gutgetan.
Und nun wünsche ich allen ein schönes Wochenende und liebe Grüße
Berit