Bachelor-Reform beschlossen

Erfolg für Studenten - Kultusminister und Rektoren einigen sich auf Bachelor-Reform
Die Kultusminister haben eine radikale Reform des umstrittenen Bachelor-Studiums beschlossen. Stofffülle und Prüfungen sollen begrenzt, die Studienzeiten flexibler gestaltet und ein Hochschulwechsel erheblich erleichtert werden. Die Zulassung zum anschließenden Masterstudium kann von den Hochschulen weiterhin zur Qualitätssicherung oder aus Kapazitätsgründen beschränkt werden.

Die Kultusminister der Länder und die Rektoren der deutschen Hochschulen haben beschlossen, die Arbeitsbelastung in den Bachelor-Studiengängen zu reduzieren. Vielen Studenten geht die Reform der Reform aber nicht weit genug.
Nach wochenlangen Protesten von Studenten haben sich die Kultusminister mit den Rektoren der deutschen Hochschulen auf Nachbesserungen bei den neuen Bachelor- und Masterstudiengängen verständigt. Prüfungs- und Arbeitbelastungen der Studenten sollen nun reduziert sowie die Voraussetzungen für eine Verringerung der Stoffdichte geschaffen werden. Damit sei ein großer Schritt getan, sagte die Präsidentin der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Margret Wintermantel, am Donnerstag in Bonn.
Die Konferenz der Kultusminister (KMK) wollte am Abend die politisch-rechtlichen Rahmenbedingungen für die Umsetzung Reformvorschläge festsetzen.
Den protestierenden Studenten gehen die Änderungen allerdings nach einer ersten Einschätzung nicht weit genug, wie Mitorganisator Anton Thun sagte: „Wir begrüßen, dass es weniger Prüfungen geben soll. Aber auf die meisten unserer Forderungen gehen die Kultusminister überhaupt nicht ein.“ So solle nichts an den Studiengebühren geändert werden. Zur Lage an den Schulen äußerten sich die Minister gar nicht.
Erneut hatten Tausende Schüler und Studenten demonstriert. Nach Angaben der Studierenden gingen in Bonn mehr als 10.000 Menschen auf die Straßen, um ihrer Wut über eine „verfehlte Bildungspolitik“ Luft zu machen. Die Bonner Polizei sprach dagegen am Nachmittag von rund 4.000 Teilnehmern, bei weiterhin regem Zulauf. In Form einer symbolischen Blockade setzten sich einige der Teilnehmer im abgesperrten Bereich der Kennedyallee und der Ahrstraße auf die Fahrbahn.
Der derzeitige KMK-Vorsitzende, der Schweriner Bildungsminister Henry Tesch, zeigte sich sehr zufrieden mit den nun vereinbarten Nachbesserungen. Die Kritikpunkte der Studenten seien aufgenommen worden und die KMK werde genau das umsetzen, was besprochen wurde. HRK und KMK forderten die Studenten auf, nun wieder zu einem geregelten Studienbetrieb überzugehen.
Im Zuge der Nachbesserungen sollen auch die Anerkennung der Prüfungsleistungen zwischen den Hochschulen national und international vereinfacht sowie die Strukturvorgaben für die Bachelor- und Masterstudiengänge weitgehend flexibilisiert werden.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft bezeichnete die Ergebnisse als „erste Trippelschritte“. Der große Sprung wären der freie Zugang zum Master für alle Bachelorstudenten und eine insgesamte Verbesserung der Studienbedingungen gewesen, erklärte Bundesvorstandsmitglied Andreas Keller am Donnerstag bei einer Kundgebung vor den protestierenden Studenten.
In den vergangenen Wochen hatten Studierende an den Hochschulen im gesamten Bundesgebiet immer wieder gegen überfüllte Hörsäle, Studiengebühren und die neuen stark verschulten Studiengänge protestiert. Die Hochschüler forderten mehr Geld für Bildung und Reformen bei den Bachelor- und Masterstudiengängen, die bis 2010 flächendeckend in Europa eingeführt werden sollen. Das zweistufige Studiensystem ist Teil des sogenannten Bologna-Prozesses. Aus Sicht der Studenten führen sie in ihrer bisherigen Form unter anderem zu enormen Prüfungs- und Leistungsdruck.

Das ist zwar schön und gut was die KMK beschlossen hat, aber das sind nur politische Absichtserklärungen, die keine juristische Bindung bewirken. Die einzelnen Landtage müssen den Beschlüssen noch zustimmen. Die KMK fungiert lediglich als Koordinierungsgremium der Länder, die einen Rahmen für bestimmte Bildungsthemen vorgibt. Die politische Verantwortung und die entsprechende Umsetzung der Beschlüsse liegt aber weiterhin bei den Ländern (Kulturhoheit). Und selbst wenn die Länder keine Einwände gegen die Beschlüsse haben und sie durchwinken, wird noch eine geraume Zeit vergehen bis sie letztendlich an den Universitäten ankommen. Denn zu jedem Beschluss gehört noch eine Durchführungsverordnung und die Universitäten müssen neue Studienpläne für jeden Bachelor-Studiengang erarbeiten. Also ab dem WS 2011/12 könnten die ersten Universitäten die jetzt vereinbarten Beschlüsse in ihren Studienplänen berücksichtigt haben - Gut Ding braucht Weil.

Bernd

Hatte gerade Gelegenheit, mit Lehrern aus UK und Frankreich zu sprechen, die sich für eine Verlängerung der Schulzeit in ihren Ländern ausprechen. Man kann dort nicht nachvollziehen, dass Deutschland/Bundesländern den umgekehrten Weg geht/en. An der Qualität der Lehrerausbildung wird weiter nichts verändert - nicht gestandene Persönlichkeiten mit Motivation kommen mehrheitlich in die Schulen, sondern überwiegend verbeamtete Langweiler und Theoretiker, die weder überzeugen noch vermitteln können und deren einzige Motivation aus den vielen Ferienzeiten zu bestehen scheint.
Insbesondere die akademischen Abschlüsse der deutschen Universitäten waren führend in der Welt, das ändert sich gerade durch die Einführung der Bachelor- und Masterstudiengänge. Verschultes Massenstudium zur vermeintlichen Bedienung des Arbeitsmarktes. Ein gutes Studium ist etwas Anderes. Damit steigt man in Deutschland wieder einige Treppenstufen herab…aber es spart dem Staat kurzfristig Geld, mittel- bis langfristig wird es m.E. verheerende Auswirkungen auf unsere Zukunftfähigkeit durch Technik, Kreativität, Geist etc. haben, da weniger umfassend gebildete Persönlichkeiten die Unis verlassen, sondern bestenfalls stromlinienförmige Schmalspurbildungszombies.

RREbi, der eigentlich nicht zukunftspessimistisch ist.

Ich kann mich noch gut an einen Zeitungsartikel vor einigen Jahren erinnern, in dem Professoren von renommierten amerikanischen Universitäten ihre Verwunderung darüber äußerten, dass die Deutschen ihren Diplom-Abschluss für einen Bachelor-/und Masterabschluss aufgeben wollten. Sie fanden unseren Diplom-Studiengang eher als beneidenswert denn als abschaffungswürdig.

Viele Grüße, Ute

"An der Qualität der Lehrerausbildung wird weiter nichts verändert - nicht gestandene Persönlichkeiten mit Motivation kommen mehrheitlich in die Schulen, sondern überwiegend verbeamtete Langweiler und Theoretiker, die weder überzeugen noch vermitteln können und deren einzige Motivation aus den vielen Ferienzeiten zu bestehen scheint. "

Gott erhalte uns unsere Vorurteile!!!
Aber jeder, der mit jungen Menschen zu tun hat, weiß, dass sie fast alle mit Idealismus und Tatendrang ins Berufsleben gehen. So auch die unzähligen jungen Lehrer, die ich im Laufe der Zeit als Ausbildungslehrerin erlebt habe. Sie alle waren bereit, mit Herz und Energie an den Schulen zu arbeiten. … Nur dauert es leider meist nicht allzu lange, bis die äußeren, bürokratischen, personellen und organisatorischen Zwänge die ambitionierten pädagogischen Träume abstürzen lassen. Es folgt ein zwangsweises sich Anpassen an das System und Jahre später der Burnout.

Allerdings gebe ich Rrebi sicher in einem Recht: die Lehrerbildung ist mehr als verbesserungswürdig. Das allerdings ist nicht das Verschulden der Lehrer. Die werden nämlich zuletzt (bzw.überhaupt nicht) befragt, wenn es darum geht, die Inhalte der Lehrerbildung zu reformieren.
Rana

Wenn es Vorurteile wären :-), leider alles persönliche Erfahrungen an diversen Schulen, die ich und meine Kinder besucht haben bzw. besuchen.
Ich stelle fest, das es seit Jahrzehnten ideologische Grabenkriege über die sinnvollste Schulstruktur in deutschen Landen gibt, jedoch das Thema Qualität des Personals völlig ausgeblendet wird. Warum ist es so, dass Lehrer in englischen public schools und in amerikanischen Highschools einfach schülerorientierter und engagierter sind, während in deutschen Schulen in der Mehrheit pädagogische Pfeifen rumtapern? (Ausnahmen, die ich auch kennengelernt habe, bestätigen leider die Regel).

RREbi

…Das kann ich aus erster Hand bestätigen. Ich studiere jetzt im 1. Semester an der FU Berlin und bin genau wie alle meine Studienfreunde auch total überfordert. Kurse verlaufen parallel. Soviel habe ich in meinem Leben noch nie lernen müssen und eine Abgabe jagt die nächste. Da hören sich die Geschichten meines Bruders, der vor 7 Jahren mit dem Studium begonnen hat doch ganz anders an. Der hatte noch genug Zeit zum Shoppen und Rumlungern. Ich hoffe das auch für mich sich in den nächsten Semestern noch etwas ändern wird. Ich habe kurzzeitig schon mit dem Gedanken gespielt, eine Ausbildung zu machen, jedoch möchte ich unbedingt das Studium abschließen (schließlich kann ich keine Lehrerin ohne ein abgeschlossenes Studium werden).