Liebe Eltern,
bitte fasst den folgenden Beitrag nicht böse auf, so ist er in keiner Weise gemeint. Ich möchte nur einmal zum Nachdenken anregen, damit evtl. unnötige Probleme von vorn herein vermieden werden.
Aus Elternsicht mag es wirklich schrecklich sein, wenn dem Kind das Handy weggenommen wird. Aus „neutraler“ Sicht eines Betreuers ist es leider manchmal anders, notwendig.
Ich hatte ja schon den Fall mit der Schülerin geschildert, deren Mutter mehrmals täglich angerufen hat. Natürlich unterstelle ich keinem, dass er sowas tun wird, oder „böswillig“ handelt. Nur, als wir versucht haben, der Mutter zu erklären, dass das exzessiv ist, hat sie das nicht eingesehen, und fand den Kontakt in Ordnung und wir als Orga waren böse, weil wir das einschränken wollten. Das Mädel hatte nicht unbedingt in jeder Hinsicht ein leichtes Jahr, und natürlich auch Probleme, aber nichts in einer Größenordnung, die einen derartigen Kontakt objektiv nachvollziehbar machen würde. Die Mutter sah das anders, und daraus lerne ich: wenn man einen Grund finden will, warum es wichtig ist, viel zu telefonieren, wird man das wohl immer tun.
Senfer’s Beitrag erwähnt die Kommunikation in schwierige Zeiten. Als Elternteil möchte man dann völlig natürlich mehr Kontakt zum Kind, um es zu unterstützen. Tatsächlich wird das aber regelmäßig alles noch schlimmer machen. Dafür möchte ich einmal ein konkretes Beispiel bringen:
Eine asiatische Austauschschülerin hat Probleme mit ihrer Gastfamilie. Im Gespräch mit ihrer Mutter erwähnt sie, dass nicht alles gut läuft. Ihre Mutter rät ihr, die Gastfamilie nicht zu verärgern, indem sie sie direkt mit dem Problem konfrontiert, sondern erstmal Rat bei einer Lehrerin zu holen, was sie denn tun könne; so, wie es zu Hause üblich ist. Die Schülerin geht also zu der Lehrerin, die anbietet, das Problem gemeinsam mit der Schülerin und den Gasteltern zu besprechen. Die Gasteltern hingegen fühlen sich richtig hintergangen und sind sauer, weil die Schülerin „hausieren“ gegangen ist. Zudem haben sie den Eindruck, die Schülerin vertraue ihnen nicht richtig.
Ein klarer Fall von kulturellen Unterschieden. Die Mutter hatte gute Absichten und wollte dem Kind helfen. Im Ergebnis wurde das Problem noch schlimmer gemacht.
So schmerzlich das auch ist, und so schwierig es auch sein mag, die Austauschschüler müssen ihre Probleme im Gastland selbst lösen, weil nur SIE beide Kulturen wirklich kennen. Bei Unsicherheiten gibt es ja immer einen örtlichen Betreuer. (Zugegeben, der ist evtl. nicht in jedem Fall der beste Ansprechpartner, weil er manchmal auch zwischen den Stühlen sitzt, aber aus meiner Erfahrung immer besser, als die Eltern zuhause.) Das ist ein großer, schwerer Teil des Austauschjahres, den man zu akzeptieren lernen MUSS.
Ja, das stimmt. Die Organisationen sind aber von Seiten der USA verpflichtet, die Schüler vorzubereiten. Ohne eine weitere Prüfung, meine ich zudem, dass für ATS aus Deutschland die Vorbereitung im BGB vorgeschrieben wird.
@ Kirsten: Die Organisation wurde doch schon mehrfach an anderer Stelle genannt. Aus meiner Sicht gilt: Entweder man sagt was, oder man lässt es komplett. In jedem Beitrag auf den Rechtsstreit hinzuweisen, finde ich unnötig. Sorry. Habt ihr eigentlich inzwischen Klage erhoben?
Liebe Grüße,
Wiebke