Hallo Inge,
ich würde auch empfehlen, dass deine Tochter zuerst den Abschluss macht, und DANN ins Ausland geht. Dann hat sie zumindest etwas in der Hand, wenn sie zurück kommt. Bei der Rückkehr hat man mit genügend Dingen zu kämpfen: Heimweh nach dem Gastland, umgekehrter Kulturschock, Wiedereinleben, evtl. neuer Freundeskreis. Wenn dann die Freunde schon mit der Schule fertig sind, und ganz wo anders, ist es umso frustrierender, wenn man selbst noch für Abschlussprüfungen büffeln muss. Das würde ich also nicht empfehlen.
Trotzdem erschrecken mich so aussagen, wie z.B. dass schon Fälle vorgekommen sind, wo die Gastfamilie das Handy verbietet und nur eingeschrengten Kontakt zu den Eltern erlauben!
Geht in meinen Augen gar nicht!!!
Deswegen möchte ich eine Organisation die den Kontakt, nicht nur zur Anne über das Jahr angemessen pflegt, sondern auch zu den Eltern und das eben alles so läuft wie wir uns das vorgestellt haben.
Was die Sache mit dem Kontakt angeht: Mehr als einmal in der Woche sollte nicht sein. Das ist sonst problematisch, weil das Kind in Gedanken ständig in Deutschland hängt, schneller Heimweh hat, und alles den Bach runter geht. Wie das in den einzelnen Gastfamilien geregelt wird, ist deren Sache. Meistens ist es so: Solange der Schüler sich gut einlebt, viel mit der Gastfamilie macht, und „alles läuft“, wird die Gastfamilie den Kontakt nach Hause nicht einschränken. Wenn man aber den Eindruck bekommt, dass die Schule vernachlässigt wird, der Schüler keine Freunde findet, und öfter mal im Zimmer rumhängt - schlimmstenfalls die Nächte durchmacht, wird ziemlich jede Familie das Telefon einkassieren, und erstmal Schüler und dessen Eltern in die Schranken weisen. Ich hatte hier mal eine Schülerin, deren Mutter bis zu 5 Mal am Tag angerufen hat. Wir haben das dann versucht zu unterbinden, aber natürlich fand die Mutter das auch unmöglich, und das Verhältnis mit der Gastfamilie ist den Bach runter gegangen. Daraus lernt man: jeder hat ein anderes Verständnis davon, was „angemessen“ ist, und wann man „nichts mehr mitbekommt“. Ich empfehle den Schülern immer, einmal in der Woche eine Rundmail an alle zu schreiben, dann wissen alle, „Sonntags gibt’s ein Update“ (Das sollte auch für Eltern ein beruhigendes Gefühl sein), und die Stunde telefonieren kann man dann für andere Dinge nutzen.
Ansonsten: jeder stellt sich etwas anderes vor. Wenn ihr bestimmte Vorstellungen habt, solltet ihr mit der Organisation klären, ob sie die erfüllen will / kann. Wer seriös arbeitet, wird dir nichts zusagen, was hinterher anders ist. Aber ich bin sicher, keine Organisation wird dir sagen, dass ein Kontakt, über das von mir geschilderte Maß hinaus akzeptabel ist. (Wenn das dann hinterher von der GF anders gehandhabt wird, „weil alles läuft“, ist das gut, aber regelmäßig läuft es eben nicht, wenn man zu viel Kontakt nach Hause hat.) Andersherum, wird aber auch kaum eine Orga einen wöchentlichen Kontakt als „zu häufig“ untersagen.
(In dem Zusammenhang sei vllt. noch gesagt, dass du auch nicht täglich mit deiner Tochter sprechen würdest, wenn sie nach der 10. eine Ausbildung 600km entfernt beginnt…)
Liebe Grüße,
Wiebke