Zur Diskussion: Verbote durch Orgas

Liebe Forumsmitglieder,
ich würde gerne mal das Thema in die Runde werfen, da es ja gerade wieder aktuell ist. Reiseverbot, Internetbeschränkung, Handybeschränkung usw. Schnell kommt dann das Gefühl von Schikane auf und der Gedanke an einen Rechtsanwalt ist nicht mehr weit.

Ich überlege mir gerade ernsthaft, warum treffen kommerzielle Organisationen unpopuläre Maßnahmen? Ich verstehe zwar sehr wenig von Wirtschaft und Dienstleistung, aber ich würde doch wagen, hier mal 3 Thesen aufzustellen nach denen diese Orgas handeln:

  • Gewinnmaximierung
  • Der Kunde ist König
  • Zufriedene Kunden sind die beste Werbung

Was also hat eine kommerzielle Orga von unpopulären Maßnahmen? Warum tut sie das? Um zu schikanieren? Wohl kaum – da würden sie sich nur selbst schaden. Negativwerbung, Rechtstreits, usw.

Bevor ich meine Meinung dazu sage, bin ich einfach mal neugierig, was ihr so dazu meint. Übrigens ist dies eine wirklich ernstgemeinte Frage von mir, da ich mir die Antwort nur zum Teil erklären kann.
Freue mich auf eine lebhafte Diskussion
Rana

Bevor wir hier mit irgendwelchen Spekulationen anfangen, wäre es interessant zu erfahren, welche Begründung(en) die Orgas für solche Maßnahmen nennen. Und wenn wir diese kennen und wissen, ob diese Maßnahmen eventuell Vertragsbestandteil sind, können wir darüber diskutieren.

Bernd

Ich habe keinen USA-ATS. Einiges am Drumherum ist mir unklar. Hier trotzdem meine Spekulation:

Das ist die althergebrachte Art Schüleraustausch zu praktizieren. Das Erbe der Anfänge des Schüleraustausches.
Die gemeinnützigen Organisationen sind über die Jahre gut damit gefahren. Die kommerziellen haben daraus gelernt und e übernommen.
Es hat sich eingespielt und bewährt.
Regeln müssen sein.
Gebote und Verbote, Maßnahmen und Entscheidungen werden nach eigenem Ermessen ohne Diskussionen verkündet.
Es geht ausschließlich um USAmerikanische Werte und Sitten.
Nur so weiß man die ATS zu beherrschen.
Das war schon immer so!
Einen moderneren Führungsstil einzuführen macht keinen Sinn. Es gibt (noch)genug USA-Austausch Willlige.
Inzwischen ist die Jugend teilweise anspruchsvoll geworden. Besonders nordeuropäische Teenies sind freiheitsliebend. Sie haben oft Vorstellungen, die sich reichlich von den amerikanischen Vorstellungen unterscheiden. Wie soll man sie anders einbremsen, wenn nicht mit konsequenter Strenge.

Meine Meinung: Wie es weiter geht wird sich zeigen, ob sich das so auf lange Sicht noch verkaufen lässt.
Aus der Sicht der Orgas kann ich das gut verstehen. Warum sich das Leben schwerer machen und mit dem Kunden rumdiskutieren, wenn´s anders bisher leicht ging. Wenn ich jetzt noch ein austauschwilliges Kind hätte, wär ich froh, wenn es nicht gerade die USA sein müsste.

Nur, werden denn Probleme in anderen Ländern lässiger geregelt? Oder gibt es solche unpopulären Maßnahmen in (fast) jedem Land?

Melaber, gerade das spekulieren , also was denken Eltern und ATS, wie nimmt man diese Vorgehensweisen hin. Das finde ich fast noch interessanter. Und ich habe Rana auch so verstanden.
Nun bin ich gespannt, ob jemand was zu den Verträgen sagt. Ich gehe davon aus, es ist klar geregelt, was eine Organisation entscheiden darf.
Wenn mir etwas nicht gefällt sind mir die Begründungen der Firmen oftmals völlig egal…z.B.ich mag unser vollelektronisches mordernes Auto nicht. Basta.

Nur was haben die Orgas davon, wenn sie Verbote aussprechen? Sie handeln sich doch nur Ärger ein. Ich behaupte mal, daß die im Eingangsthread genannten Verbote in der heutigen Zeit quasi Grundbedürfnisse des Menschen sind, die weder durch Vertrag noch durch andere Vereinbarungen ausgeschlossen werden können - Zeitung- und/oder Bücherlesen wird doch auch nicht untersagt! Aber wie bereits geschrieben: welche Begründungen geben die Orgas? Vielleicht läßt sich der eine oder andere Punkt sogar nachvollziehen!

Bernd

In Claudias Fall hat ihre Mutter in Brandons Vorstellungstrhead Seite 3 geschrieben, die Orga begründete es damit, dass Claudia nun die 3. Gastfamilie bekommen hat, somit eine Probezeit hat und nicht reisen darf.

Die Idee von Rana war da wohlwollender. Erstmal integrieren in die neue Familie. Wäre schon nett, wenn die Orga so denken würde. Aber wenn nun die ATS ihre eigenen Bedürfnisse dazu schildern würde? Vielleicht kommt ihr nach all dem Stress eine Reise grad recht. Mal raus aus allem, auf andere Gedanken kommen und dann neu anfangen ….zum Beispiel. Würde eine Organisation mit sich reden lassen? Oder ist sie der Meinung, für ein erfolgreiches ATJ kennt nur sie den richtigen Weg?

Ich glaube, ein Grund für “unpopuläre” Verbote ist, dass nun mal nicht nur die ATS und ihre Eltern Programmteilnehmer sind, sondern auch die Gastfamilie und die Schule. Wenn ein ATS in einer kleinen Stadt negativ auffällt, ist es danach total schwierig dort neue Familien zu finden und ohne die gibt es auch keine weiteren ATS.
Daher denke ich schon, dass der Gedanke sich in eine neue Familie zu integrieren bei den Orgas eine Rolle spielt, wenn Reisen verboten werden. Als Gastfamilie möchte man halt keine Zwischenstation zum Wäsche waschen sein. Gleiches gilt für die Einschränkung zum Kontakt nach Hause oder viel Pc Zeit. Es ist schwer sich zu integrieren, wenn der ATS nicht loslassen kann.
Und in der Regel ist ein ATS, der sich in seiner Stadt und Familie eingelebt hat, sich einbringt, ist auch gute Werbung um neue Familien zu finden.

Jetzt weg von der US Kultur und zu unserer eigenen…wir erziehen freiheitsliebende, anspruchsvolle junge Menschen…die im Ausland oft vorlaut, unverschämt und fordernd wirken. Unsere Kids gehen in Länder, wo Jugendliche oft viel weniger zu sagen und viel mehr zu gehorchen haben. Damit tun sie sich schwer, aber so ist es dort. Das Verständnis für unsere jungen Erwachsenen, die mitreden und außerdem das beste Jahr ihres Lebens erleben wollen, hält sich in anderen Kulturkreisen oft in Grenzen. Da in diesen Kulturen die Gastfamilien gefunden werden, gelten auch die dortigen Erziehungsstandards.

Da meine Tochter Claudia glaube ich, der Grund für diese Diskussion ist, möchte ich auch noch ein paar Zeilen schreiben.
Die Reisen wurden nicht von der Orga gestrichen, sondern von ISE. Das ist die amerikanische Orga, die für die Platzierungen zuständig ist.
Claudia ist ja mit World Wide Qualifications unterwegs. Unsere Ansprechpartnerin möchte auch, dass Claudia die Trips machen kann und hat sich mit ISE in Verbindung gesetzt. Ihren Aussagen zufolge, hat sie dort aber nicht viel Einflussmöglichkeit. Auch ihre neuen Gasteltern würden sich freuen, wenn die Trips doch noch zustande kämen.
Leider haben wir bis heute noch keine Nachricht und die erste Fahrt würde schon am 29.11. beginnen.
Andrea

Okay, das wievielte Thema ist das jetzt, in dem es doch wieder um Claudia geht?

Ganz allgemein, Rana: Ich habe auch keine Ahnung. Aber was Senfer gesagt hat, spielt sicher eine Rolle. Die Vorstellungen, welche Strafen angemessen sind und was überhaupt als “Vergehen” betrachtet wird, sind einfach so unterschiedlich. Klar wollen Schüleraustauschorganisationen viele zufriedene Kunden und damit viel Geld haben. Aber auf der anderen Seite sind ja auch wir hier uns einig, dass eine Gastfamilie kein Hotel sein soll und Schüleraustausch kein Urlaub. Könnte nicht schon das ein Widerspruch sein? Könnte man nicht sagen, super dann darf eben jeder alles machen was er will, solange es gesetzlich erlaubt ist und ob du am Ende eine Art Völkerverständigungsgedanken mitbringst oder nur 1500 Selfies vom Grand Canyon ist nicht mehr unsere Sache.

Aber das will ja auch niemand, beziehungsweise schon, aber das ist dann eben ein paralleler Markt an Reisen für junge Erwachsene, längeren Sprachreisen etc. - der Konsens ist ja anscheinend, wenn es Schüleraustausch heißt, dann steht es unter dem Motto Integration und Kulturaustausch.
Damit denke ich schon, dass die meisten Leute, gerade Deutsche, sich bewusst dafür entscheiden, Schüleraustausch zu machen und nicht eine touristische Reise. Die Einschätzung kommt allerdings von meinem Kontakt zu Bewerbern bei YFU, und ich sehe eher weniger USA-Bewerber, sondern eher Bewerber für die anderen Länder.

Aber gerade die “großen Reisen”, die die Orgas zusätzlich anbieten, sind ja gerade bei den USA sogar das, womit die einzelnen Orgas auch werben und versuchen, sich den Leuten anzubieten und von anderen Orgas abzugrenzen. Wer hat noch nicht von jemandem gehört, der Orga X Orga Y vorgezogen hat allein aus dem Grund, dass Orga X ein Orientation Camp in New York anbietet. “Orientation Camp in New York” zieht einfach mehr, als “3 ausführliche Vorbereitungswochenenden in der Jugendherberge Kleinpusemuckel”.
Dann müssen sich die Orgas auch nicht wundern, wenn die Leute, die wegen der Reisen bei ihnen gelandet sind, auf die Barrikaden gehen wenn die Reisen plötzlich ausfallen sollen.

Eigentlich wollte ich noch mehr über die unterschiedlichen Vorstellungen von Strafe schreiben, aber dann bin ich auf nen anderen Pfad geraten und jetzt hab ichs vergessen. Vielleicht kommt ein Beitrag hinterher, wenns mir wieder einfällt… dieser Beitrag ist jetzt schon unsortiert und wirr genug.

[QUOTE=Gespenst;35911]Okay, das wievielte Thema ist das jetzt, in dem es doch wieder um Claudia geht?

Ich werde mich jetzt aus diesem Forum verabschieden. Leider herrscht hier der Gedanke “ATS an allem schuld” vor.
Ich wünsche allen die hier bereits sind, oder noch landen werden, dass sie nicht eine derartige Odyssee erleben.
Andrea

Wie bitte? Wo hast du das denn aus meinem Beitrag jetzt rausgelesen???

Super, und schon bin ich wieder Schuld. Spitzenmäßig. Kann ich mir wieder eine Markierung in mein Laptopgehäuse ritzen. Irgendwas stimmt hier wirklich nicht. Ich sollte mich wahrscheinlich auch einfach verabschieden…

Liebe Brandon, Gespenst und alle anderen Mitdiskutierende

Ich habe Ranas Eingangspost als Anstoß zu einer GRUNDSATZdiskussion zum Thema Regeln etc. angesehen.
Claudias Fall mag das jetzt vielleicht angestoßen haben, aber ich habe diesen Diskussionsstrang eben als eine allgemeine Diskussion verstanden, bei der es nicht nur um Claudia gehen sollte/muss.

Auch habe ich hier (und auch allgemein im Forum) nicht das Gefühl, dass die Schuld immer auf die ATS geschoben werden (teilweise ist bei der Stimmung eher das Gegenteil der Fall, da sollten wir ehrlich sein)
@Brandon, könntest du mir/uns bitte konkrete Beispiele nennen, wo “ATS an allem schuld” gesagt wurde?

Ich fände schade, wenn wegen dieser Geschichte gleich zwei User diesem Forum den Rücken kehren.

Liebe Grüße

Martin

Liebe Diskussionsteilnehmer,

schön, dass sich eine Diskussion entwickelt hat. Schade, dass sie so entgleitet. Ja, ich hatte sie als Grundsatzdiskussion gedacht.

Zum Thema " der ATS ist an allem schuld" stelle ich jetzt hier meinen grundsätzlichen Standpunkt endgültig klar:
Ich habe über Jahrzehnte ATS betreut. Wenn es ein Problem gab, stand ich grundsätzlich hinter dem ATS. Warum? Der ATS ist ein junger unfertiger Mensch, der alleine in einem fremden Land ist und jemanden braucht, der hinter ihm steht.
Die Gastfamilie ist eine Gemeinschaft, die sich gegenseitig trösten kann und in ihrer gewohnten Umgebung ist und daher weniger unterstützungsbedürftig ist.

Das war immer meine Ausgangslage. Das heißt aber nicht, dass ich alles gutgeheißen habe, was der ATS macht. Ich habe durchaus mit dem ATS Regeln vereinbart und erwartet, dass diese auch eingehalten werden. Diese Regeln waren im Rahmen unserer Kultur und unserer Erziehungsmaßnahmen und wurden in hartnäckigen Fällen auch schriftlich fixiert.

Und das ist was meine Vorredner ( -schreiber) meinen. Es wird im Erziehungsrahmen der jeweiligen Kultur gehandelt. Und man unterschätze nicht den Kulturunterschied zwischen uns und den USA. Dort agieren auch liberale Eltern noch mit Hausarrest, Partyverbot, Computerentzug u.ä. Es ist ein Land, wo es sogar noch Schulen mit körperlichen Strafen gibt.

Und so hart es auch klingt. Unsere Kinder gehen in diese anderen Kulturen und sie müssen sich dort anpassen, denn dort wird sich nichts auch nur einen Zentimeter wegen ihnen ändern.

@Brandon
Gespenst hat nicht Claudia beschrieben. Gespenst hat den Prototyp des nordeuropäischen ATS beschrieben, so wie alle unsere Kinder tendenziell sind und womit sie des öfteren in Probleme im Ausland kommen. Ebenso gibt es einen Prototyp des asiatischen ATS oder des lateinamerikanischen ATS. Dass es da eine große Variationsbreite gibt, brauche ich ja wohl nicht zu sagen.

Rana, die sich freuen würde, wenn diese Diskussion fruchtbar und sachlich weitergeführt werden könnte

Sorry, es war nicht das Gespenst sondern Marion, die den freiheitsliebenden ATS, der im Ausland manchmal aneckt, beschrieben hat.
Rana

Brandon, ich hätte gern noch gehört, wie es bei euch weitergeht. Aber Du ärgerst Dich hier zusätzlich zu all den Sorgen, die Du sowieso schon hast. Da verstehe ich, wenn Du nicht mehr magst. Schade. Mach´s gut!

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Mit ihrer Geschäftspolitik haben die Organisationen Schüleraustausch immerhin so erhalten, wie es mal gedacht war. Nämlich als Kulturaustausch, sich gegenseitig kennenlernen, Verständnis und Toleranz üben.
Ich wäre nicht zufrieden, wenn Schüleraustausch zu einer Art Schülerurlaub verkommen würde in dem Shopping, Party, Reisen an erster Stellle stehen.
Die autoritäre Art hat also was für sich. Auf der anderen Seite bin ich im Zwiespalt. Die Bedürfnisse mancher ATS bleiben leider dann und wann auf der Strecke. Wo ist der Mittelweg?

Der Grund warum die Organisationen nicht zur Zufriedenheit der Kunden handeln ist, weil man ja nur einmal im Leben einen Austausch macht hat man schlechte Erfahrungen gemacht, so wie wir mit DFSR, so wird man diese Organisation niemals mehr nehmen. Das juckt die aber nicht, es gibt immer welche die Glück gehabt haben und mit denen sie dann Werbung machen. Die anderen sind selber schuld!